informationsdünnschiss (berichten über das berichten)

felix schwenzel, , in wirres.net    

auf der republica treffen sich heute und in den beiden folgenden tagen 900 leute die ins internet schreiben und sprechen oder darin lesen. die veranstalter nennen diese leute „Blogger und andere Netzbewohner“.

was machen diese ganzen menschen hier? manche hören sich vorträge an, manche unterhalten sich aber die meisten werden über die veranstaltung einfach berichten. 900 leute die normalerweise über alles mögliche berichten, berichten von einer veranstaltung von der 900 andere auch berichten.

die ganze veranstaltung wird live gestreamt, es werden in kürze alle panels und workshops als audio- oder video-aufzeichnungen herunter zu laden sein, fast alle bloggen, twittern, flickern, twittern, smsen ihre eindrücke, meinungen, fotos und filmchen ins internet oder sonstwohin. zeitungen berichten im vorfeld und sicher auch im nachhinein, das fernsehen wird berichten, klassisches fernsehen, IPTV, radiosender, podcaster. die 900 die hier sind konsumieren alles auf einmal: sie hören und gucken sich die veranstaltung an, lesen und sehen was andere darüber schreiben oder foto- oder videografieren. wer kein gerät zum publizieren dabei hat, wird hier als behinderter angesehen. publish or stay home. oder so.

und genau diese kommunikationsmetaebene, von einer veranstaltung zu berichten über die fast tausend andere ebenfalls berichten und dabei unmengen an daten zu produzieren, genau das ist hier auf der republica das thema.

es gibt zwar auch ein paar alibithemen, von sozialen netzwerken oder der unleidigen debatte blogger vs. journalisten oder wer bessere qualität produziere, blogger, journalisten, bloggende journlisten oder twitternde blogger oder sonstwas. aber eigentlich geht es nur darum unmengen an meinungen, bildmaterial und daten zu produzieren. und am ende zu gucken wer diese unmengen an daten am besten verträgt, verdaut oder am elegantesten wieder vergisst. oder so. was weiss ich.

ich werde hier auf jeden fall ein wenig darüber berichten wie und was andere hier so berichten. vielleicht gibts auch noch einen zweiten film über die republica bei watchberlin. hier ist der erste.

informationsdünnschiss

video bei watchberlin (flv-direktlink).

video hier ansehen …

twitter

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich finde twitter faszinierend. twitter ist das klassische bespiel dafür, dass manche dinge mehr als die summe der einzelteile sind. denn die einzelteile sind wenig faszinierend: 140-zeichen nachrichten die man nach einer anmeldung auf einer webseite ins internet schreiben kann und wo sie jeder lesen kann. ausserdem kann man auch leuten „folgen“ und bekommt dann deren 140-zeichen-nachrichten angezeigt.

na und?

witzigerweise entwickelt sich aus diesem ziemlich beschränkten rahmen ein ziemlich komplexes gebilde. über 300 leuten dabei zuhören wie sie nichtigkeiten absondern, rumplappern? es ist zumindest nicht langweilig. man verpasst zwar nichts, wenn man da nicht mitliest oder nicht mitmacht, aber umgekehrt verpasst man auch nichts, wenn man da mitmacht und mitliest. als vor einem jahr der grimme-online award seine preisträger vorzeitig ejakulierte, habe ich zuerst davon via twitter davon erfahren. techniknews haben sich früher in etwa so verbreitet: amerikanische blogs, wired.com, deutsche blogs, heise.de und drei wochen später spiegel online. heute erfährt man alles zuerst via twitter. naja. fast alles. vieles.

cem basman hat das faszinierende an twitter kürzlich in drei teilen beschrieben:

mspro ergänzt folgerichtig:

Das blöde ist: Wahrscheinlich werden das wieder nur die kapieren, die eh twittern. Ich hab mich ja daran gewöhnt. Twitter ist so dermaßen banal, unwichtig und irrelevant wie ein Lächeln. Versuch mal jemandem, der noch nie ein Lächeln gesehen hat, zu erklären was daran so toll ist.

am donnerstag abend habe ich sascha lobo gebeten sich mal die haare zu richten, sich vorzustellen und was über twitter zu erzählen. das hatte den vorteil, dass ich nicht so viel sprechen musste und die cutter ihren spass hatten. [herr richel hat auch etwas mehr als 140 zeichen über twitter und das video geschrieben]

whatever.

sascha lobo richtet sich die haare

video bei watchberlin (flv-direktlink).

film hier gucken.

folge-mag.com, ix und watchberlin

felix schwenzel, , in wirres.net    

frerk lintz über watchberlin

am sonntag las ich in der fas einen artikel über frerk lintz und sein ambitioniertes projekt folge-mag.com. gefragt nach anderen webseiten die videos online anbieten, sagte er unter anderem:

„watch berlin?“ besser mal ein gutes video machen als fünf schlechte.

ix fühlte mich direkt angesprochen. „ach du scheisse“ dachte ich und dass ich unbedingt schreiben müsste: „ich dachte das merkt keiner.“ eine astreine verdeidigungsstrategie, defensiv zugeben dass nicht alles was ich selbst und andere auf watchberlin machen super ist und gleichzeitig zwischen der zeile andeuten, dass ja auch durchaus gutes dabei ist. im artikel der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung (leider nicht online, kann sich nur noch um jahre handeln bis auch die faz merkt, dass man mit einem offenen archiv mehr umsätze macht als mit kostenpflichtigen artikeln) wurde lintz projekt enorm gelobt. das „schönste“ und „intelligenteste medienformat“ das im moment in deutschland zu finden sei, „blogger“ überschlügen sich vor begeisterung, „unerreicht im internet“, „erstklassig produziert“. ich entschied mich beim lesen des artikels, das projekt auch toll zufinden.

folge-mag.com

gestern hab ich mir das folge-mag dann mal angeschaut: in der tat, alles ist wunderschön, die site so wie ich es mag, einfach, viel weissraum, ein unprätentiöses layout, alles sehr geschmackvoll und gediegen. ich habe mir dann gestern abend die folgen mit axel prahl und klaus fiehe angeschaut. vielleicht war meine wahl unklug, denn ich fand die beiden filme so überkandidelt und dick aufgetragen, dass ich keinen der beiden bis zum ende ertrug. vielleicht waren die beiden protagonisten auch zu selbtverliebt, der schnitt zu prätentiös und pathetisch und zu gewollt schön — ich ertrug es nicht.

mir kam kurz der gedanke, ob es manchmal nicht besser sei, die dinge einfach hinzurotzen, dinge einfach zu machen, auch wenn man weiss, man könnte es besser, es einfach so lassen wie es kommt. bloggen, ins internet schreiben ist oft so: einen gedanken aussprechen, auch wenn er nicht perfekt ausformuliert ist oder hundertprozentig durchdacht ist. sich auf die idee konzentrieren und nicht auf die form. keinen, ausser den inneren, zwängen nachgeben zu müssen. zu fehlern, zur imperfektion stehen können, sie aushalten. auf rechtschreibung scheissen. nicht alles so lange feilen, bis alle kanten rund sind und alles eins zu eins in ein buch oder eine fernsehsendung oder einen zeitungsartikel übernommen werde könnte. die gedanken die man hat einfach raushauen, obwohl man ahnt, dass man es ein paar monate später bereuen würde. ich mag genau das am internet. man kann den menschen beim wachsen, beim dummheiten begehen, beim zweifeln zuschauen.

und jetzt das: wunderschöne bilder, auf den schnitt passende musik, aufwendigste splitscreens, durchinszeniert bis ins letzte detail und doch nix drin, zumindest für mich.

heute habe ich mir die seite nochmal angeguckt und den film über den berliner koch otto pfeiffer gesehen. ich fand den film gut. kurze, knappe schnitte, keine übertriebene inszenierung, schöne bilder und nicht zu viel brimborium. das 5-minuten-portrait hat mir richtig gut gefallen. ich fürchte die 15-minuten-version nicht zu ertragen, deshalb belasse ich es bei der 5-minuten-version.

ich habe jetzt komplett aus dem auge verloren, was ich eigentlich sagen wollte, wahrscheinlich wollte ich rechtfertigen, dass es auch schlechtes geben muss, dass es durchaus reizvoll sein kann sich in die scheisse zu setzen oder einem dabei zuzusehen. oder dass im internet platz für alles ist, für das inszenierte und hochwertige, aber auch für das schlechte, den müll — und dass eben auch der müll seinen reiz haben kann.

kurz, was ich eigentlich sagen wollte, das beste an diesem watchberlin-film, der am montag bei der vorstellung von zoomer.de entstand, ist die kürze. es dauert nur knapp 3 minuten. ulrich wikert kommt darin vor, man sieht, dass ich fragen stellen kann, aber nicht nachhaken, man sieht wie ich mich nicht entscheiden kann und wie ich stammle. vielleicht muss man einfach fünf schlechte videos machen und dann mal wieder ein gutes?

ix über zoomer.de

video bei watchberlin (flv-direktlink).

film hier gucken.

ix über felix schwenzel

felix schwenzel, , in wirres.net    

peter turi oder „Valley1971“ oder sonstwer der auf turi2 sachen macht, hat heute dieses video auf das turi2 vorprodukt2 gestellt, mit der bitte an den „lieben“ peter s. das video „am Mittwoch, 20.2., um 11.00 Uhr“ auf turi2 „hochzustellen“. bis es da ist kann man mich und meine antworten auf peter turis fragen hier sehen.

ix über felix schwenzel

[mercedes bunz hat die gleichen fragen beantwortet]

turi2 hat das vorprodukt2 gelöscht. aber nicht ganz. den film kann man hier immer noch angucken oder nach dem klick. wer mercedes bunz sehen möchte, sollte das hier können.

[nachtrag 19.02.2008]
dieses video hat nichts mit mir zu tun, könnte man meinen. hat es wirklich nicht. es ist ein igel.

[nachtrag 20.02.2008]
jetzt ist der film auch auf turi2 zu sehen.

[klick]

mein austritt aus der apple-kirche

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich bin noch mitglied in der kirche und zahle kirchensteuer an einen verein den ich eigentlich gar nicht unterstützen möchte. das ist unkonsequent und letztendlich der bequemlichkeit geschuldet. aber selbst wenn ich dem verein was abgewinnen könnte oder irgendeinen blödsinn glauben würde: ich renne nicht mit einem kruzifix am hals durch die gegend.

mit einem kruzifix am hals durch die gegend zu rennen heisst ja letztendlich: ich steh hinter dem symbol, der typ am kreuz bedeutet mir etwas, ich bin christ. auch durch diese diskussion fiel mir auf dass ich zwar ein paar apple-produkte sehr übereugend finde, aber nicht alle was diese firma macht. warum soll ich also so tun, als ob ich es ein streng ergebener jünger steve jobs bin, der jeden mist von apple bedingungslos und fanatisch verteidigt? ich habe mich entschieden nicht mehr mit einem apple logo um den hals am laptop rumzulaufen.

ich mag apple, aber ich bin kein jünger steve jobs. ausführlicher und noch unverständlicher habe ich das in einem watchberlin-film erklärt (siehe auch diesen watchberlin-blog-eintrag von mirko).

mein austritt aus der apple-kirche

video bei watchberlin (flv-direktlink).

* * *

[nachtrag 25.08.2011]
die watch-berlin-filme funktionieren ja schon länger nicht mehr, deshalb habe ich oben mal die links entfernt und durchgestrichen. weil aber tadeusz szewczyk heute in einem interview diesen artikel erwähnt hat und auch verlinkt, habe ich zur feier des tages auch den watchberlin-film von damals reaktiviert. der film ist zwar ziemlich scheisse, hat aber auch irgendwie was aktuelles.

video hier ansehen …

ix, mich anhörend wie ein FDP-arschloch

felix schwenzel, , in wirres.net    

am freitag mittag war es bitterkalt. dafür gab es tageslicht. in der windigen schweinekälte habe ich vorm reichtag ein video für watchberlin aufgenommen.

den text (manuskript nach dem klick) haben ein text von _ben, diese heise-meldung, dieses interview mit julia zeh (mp3 oder flash) und dieser text von sabine leutheusser-schnarrenberger inspiriert (die beiden letzteren via annalist).

ix, mich anhörend wie ein FDP-arschloch

video bei watchberlin (flv-direktlink).

manuskript und video ansehen.

besinnliches beschimpfen für eine bessere welt

felix schwenzel, , in wirres.net    

satire darf alles behauptete kurt tucholski einmal.

warum eigentlich?

bzw. warum eigentlich nur satire? und darf satire wirklich alles?

satire veretzt, verhöhnt, macht lächerlich, stellt bloss.

bei den däischen mohamed-karikaturen ging noch ein seltsamer konsens durch dieses land. natürlich soll man solche karikaturen veröffentlichen dürfen und die aufregung darüber sei falsch. selbst günther beckstein, der eigentlich für einen bessren schutz sogenannter religiöser gefühle ist, fand die veröffentlichung der karikaturen ok — zumindest meinte er, müsse die dänische regierung dafür nicht entschuldigen. wenn es allerdings um die verletzung der eigenen religiösen gefühle gehe, findet beckstein, müssen klare grenzen gezogen werden und plädiert für einen gesetzlichen schutz religiöser gefühle.

als beispielsweise mtv zum start der britischen zeichtrickserie popetown werbung mit einem auf einem sessel sitzenden jesus zeigte der fand lachen sei besser als rumhängen, hagelte es kritik aus politik, bischofskonferenzen und vom deutschen werberat. so eine werbung verletze die religiösen gefühle der christen, sei geschmacklos und gehöre verboten.

nur wenn man das mal ganz genau betrachtet, verletzt jede form von kritik, egal ob sie sich im angeblich gesetzlichen rahmen bewegt, geschmacklos, lustig, bierernst oder satirisch ist. nur wer soll das entscheiden? wer zieht die linien?

wer soll entscheiden was geschmackvoll ist, berechtigte oder unberechtigte kritik beinhaltet oder ob eine verletzung hier ok ist oder da nicht? ein deutscher richter? ein amerikanischer richter? ein iranischer mullah?

wo sollen die grenzen sein?

können wir es uns in der globalisierten welt in der selbst karikaturen aus einem danischen provinzblatt in die welt schwappen allein unseren geschmack, allein unsere masstäbe an die bewertung anzulegen? wie glaubwürdig ist eine gesellschaft die sagt, die beleidigung von mohamed ist ok, die von jesus nicht?

ich sage, man kann meinungsfreiheit nicht abstufen. entweder man will meinungsfreiheit und eine freie gesellschaft oder nicht.

salman rushdie hat das in folgende worte gefasst:

„Die Vorstellung, man könne eine freie Gesellschaft schaffen, in der niemand jemals beleidigt oder gekränkt würde, ist absurd. Dasselbe gilt für die Vorstellung, die Menschen sollten das Recht haben, sich mit rechtlichen Mitteln gegen Kränkungen und Beleidigungen zu wehren. Hier stehen wir vor einer grundlegenden Entscheidung: Wollen wir in einer freien Gesellschaft leben oder nicht?“

das problem wird immer als ein interkulturelles problem dargstellt, dass die moslems nicht wie wir für freie meinungsäusserung seien und das konzept der freien gesellschaft auch gar nicht verstehen würden.

das ist natürlich quatsch. die klagen wegen beleidigung oder persönlichkeitsrechtverletzung in deutschland kann man gar nicht mehr zählen. mir fallen auf anhieb so viele beispiele ein, dass ich daraus einen halbstündigen vortrag machen könnte.

sigmar gabriel möchte sich von lustigen bildchen im internet nicht beleidigen lassen, kurt beck nicht als problembär darstellen lassen, selbst helmut markwort, der grösste verfechter der meinungsfreiheit seit papst pius ging vor jahren gerichtlich gegen eine karikatur vor. veronika ferres, atze schröder, alle sahen ihre persönlichkeitsrechte in den letzten jahren mal verletzt und versuchten grenzen in der meinungsfreiheit auszuloten, telweise erfolgreich und fast immer sehr schmerzhaft für ihre gegner.

das ist sicher eine steile these über die ich auch noch nachdenken muss. aber kann es sein, dass jemand der eine wirkliche persönlichkeit hat, sich gar nicht beleidigen lassen kann? kan es sein, dass man an beleidigungen wachsen kann? helmut markwort behauptet, heute würde er nicht mehr gegen eine beleidigende karikatur vorgehen. vielleicht ist er gewachsen, vielleicht hat er sich eine persönlichkeit zugelegt?

wenn wir in einer freien gesellschaft leben wollen müssen wir es aushalten können beleidigt zu werden. nicht nur kritisiert, sondern auch lächerlich gemacht und blossgestellt zu werden. denn viele beleidigungen haben einen grund über den man nachdenken könnte und dran wachsen kann. zur not härten beleidigungen ab.

ich glaube die welt wird besser wenn sich alle gegenseitig beleidigen.

verbessern sie die welt indem sie zu weihnachten einfach mal ein paar leute öffentlich beleidigen — oder, wenn sie zu feige sind, nennen sie mich in den kommentaren einfach arschloch, wichser, depp oder machen sie ein paar hübsche nazivergleiche. üben sie, lassen sie sich selbst beleidigen und wachsen sie daran.

besinnliches beschimpfen für eine bessere welt

so … und jetzt das ganze nochmal als video bei watchberlin (flv-direktlink).

oder hier als eingebettetes video.

hallo mister sterzinsky!

felix schwenzel, , in wirres.net    

der berliner kardinal georg sterzinsky hat letzte woche einen gastbeitrag für den tagesspiegel verfasst. der titel lautete: „Dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen?“ und der erste satz des artikels ist auch gleich die antwort: „Ja, selbstverständlich dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen.“

mit dieser antwort könnte ich jetzt aufhören und bräuchte mich nicht aufzuregen. die aussage könnte man ausdrucken und neben den ausdruck des grundgestzes abheften.

auch wenn sterzinsky als liberaler kirchenmann gilt, klare, einfache aussagen wie „selbstverständlich dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen“ oder „liebe deinen nächsten wie dich selbst“ oder „wenn dir einer auf die eine Wange schlägt, halt ihm auch die andere hin“ scheinen einem kardinal nicht mehr angemessen zu sein. ein kardinal sieht heutzutage seine aufgabe offenbar darin, andere zu massregeln, zu richten und rumzudifferenzieren.

plötzlich stellt hier ein kirchenmann regeln für den bau von kirchen auf, die er für seine eigene kirche wahrscheinlich empört ablehnen würde.

sterzinsky fragt im text danach ob grosse moscheebauten wie das bauvorhaben in in charlottenburg „wirklich der integration“ dienten. seit wann dienen kirchen der integration? oder seit wann ist integration die bedingung für freie religionsausübung? dienen christliche kirchen der integration? über christliche kirchen in islamischen ländern sagt sterzinsky das zumindest nicht. dort würde der bau „kleiner [christlicher] kirchen“ der möglichkeit dienen „die eigene religion ohne angst vor verfolgung praktizieren zu können“. olla. es riecht nach zweierlei mass.

sterzinsky hat ausserdem angst, dass der bau von moscheen „die tendenz zur abschottung und zu parallelgesellschaften“ verstärke. das sagt ein katholik der sich weigert gesellschaftliche realitäten anzuerkennen und dazu aufruft gegen die gleichbehandlung von homosexuellen oder frauen widerstand zu leisten, weil dererlei dem gesetz gottes widerspreche? das sagt ein mitglied einer kirche dessen mitglieder sich in klostern und palästen abschotten und das sektenähnliche organisationen wie den opus dei hervorgebracht hat? die katholische kirche hat angst vor abschottung? olla.

noch weiter unten in seinem text fragt sterzinsky ob ein Moscheebau so dimensioniert sein müsse, „dass zumindest der Eindruck entstehen kann, eine Machtdemonstration sei beabsichtigt?“ nun gut. die katholischen kirchen hier in berlin sind ein wenig popelig. aber ich wage zu behaupten, dass der grossteil der katholischen kirchen genau aus diesem grunde gebaut wurde: als machtdemonstration. als ein mittel um menschen einzuschüchtern, mit gigantismus und protz die menschen zu demut und furcht zu erziehen.

wenn das nicht so wäre, wäre der kölner dom eine kleine hütte.

abgeshen davon sollte sterzinsky erkennen, dass es nix bringt gigantomanische kirchen zu bauen. zumindest seinem verein laufen die leute weiter in scharen davon, egal wie gross die kirchen sind. ihm scheint es darum zu gehen im chor mit markus söder zu singen. das lied lautet: „Moscheen dürfen nicht größer als Kirchen sein.“

das würde, meint söder, das stadtbild beeinträchtigen. wo kämen wir denn hin, wenn gesellschaftliche realitäten sich im stadtbild abbilden würden?

zu guter letzt zitiert sterzinsky auch noch falsch. er behauptet günter walraff und klaus staeck würden sich gegen den bau „grosser“ moscheen aussprechen. ich konnte nichts dergleichen finden. im gegenteil. wallraff ist dafür „viele moscheen blühen“ zu lassen (meint aber man solle gebau hinsehen was dort geschieht). klaus staeck hingegen analysiert eher sterzinskys motive als sich gegen den bau von moscheen auszusprechen: „die Moscheen-Planung [schaffe] Neid bei den Anhängern anderer Religionen, die immer weniger Menschen anlockten“.

sterzinsky meint, religionsfreiheit sei keine einbahnstrasse. ein ähnlich blöder spruch wie „das internet ist kein rechtfreier raum“ oder „Integration ist keine Einbahnstraße“. aus politikermündern kommen solche sätze immer sehr gerne: „Solidarität ist keine Einbahnstraße“, „Toleranz ist keine Einbahnstraße“. das sind alles ziemliche leerlaufsätze die eigentlich nichts anderes aussagen als: ihr könnt machen was ihr wollt, solange ihr tut was wir wollen.

es ist klar. alle kirchen, alle religionsgemeinschaften haben grenzen. das ist im grundgesetz relativ klar definiert, dort steht, dass religion und staat streng getrennt werden müssten. das hat bisher ganz gut funktioniert und uns vor jeder menge unheil und elend bewahrt.

und genau das würde ich gerne von einem mann wie sterzinsky hören: religion und staat gehören getrennt, extremismus, unmenschlichkeit, verfassungsfeindschaft sind scharf zu ächten und durch den staat und transparenz der kirchen zu bekämpfen.

und da könnte die katholische kirche doch mal mit gutem beispiel vorangehen, statt mit dem finger auf andere zu zeigen. herr sterzinsky, verzichten sie auf ihr fürstliches gehalt das ihnen das land berlin gegen den grundsatz der trennung von kirche und staat überweist, fördern sie die transparenz der katholischen kirche, der vatikanbank beispielsweise und üben sie demut statt auf andere zu zeigen!

hallo mister sterzinsky!

so … und jetzt das ganze nochmal gekürzt, gestammelt und sinnvermindert als video bei watchberlin (flv-direktlink).

oder hier als eingebettetes video.

bin ix energiesparer?

felix schwenzel, , in wirres.net    

ix auf watchberlin über die bekloppte lichtaus.info-aktion von springer/bild, greenpeace und pro7 (siehe auch stefan niggemeiers brief an greenpeace dazu) — diesmal neben rosacea auch noch mit heftigen kompressionsartefakten im gesicht.

ich bin energiesparer

film bei watchberlin gucken.

(flv-direktlink)

[nachtrag 04.12.2007, 20:30]
hübscher artikel inner taz zum thema. am besten selber lesen, dann brauch ich nichts dazu zu schreiben.

film hier gucken.