die new york times schrob einen wenig schmeichelhaften artikel über das neue tesla-s model, ein elektroauto, mit dem man von a nach b kommt. der gründer von tesla, elon musk, war mit dem testergebnis, oder dem was in dem artikel stand, nicht einverstanden:
NYTimes article about Tesla range in cold is fake. Vehicle logs tell true story that he didn't actually charge to max & took a long detour.
jetzt folgte ein längerer blogartikel in dem elon musk die behauptungen der nyt zu widerlegen versucht.
patrick george ist auf jalopnik.com ein bisschen skeptisch:
Numerical data doesn't always illustrate real-world driving conditions and what actually happens on the road.
darrell etherington ist auf techcrunch weniger skeptisch:
But overall, Musk's evidence is pretty damning, especially backed up as it is by solid data from the Model S itself. He ends by calling for the NYT to launch an investigation into the article and its writing, and after an attack like this, I'd guess the NYT would have to do just that in order to be able to come up with a satisfactory response.
ich finde bemerkenswert, dass tesla jede aktion der autotester aufzeichnet und welches medienecho kritik an kritischen artikeln in etablierten medien heutzutage hervorrufen kann.
der mitgründer von AOL steve case am 13.02.2013 vor einem senats komitee zur us-einwanderungspolitik:
Today, 40 percent of Fortune 500 companies in the United States were started by immigrants or the children of immigrants, employing 10 million people across the globe and doing $4 trillion in revenue. Of the 10 most valuable brands globally, seven of them come from American companies founded by immigrants or their children. In the past 15 years, immigrants founded one quarter of U.S. venture-backed public companies.
History teaches us that the most open and inclusive societies tend to be the most successful: Spain in the early 1400s pioneering navigation and global trade; Italy in the 1500s advancing science and learning. But no country has benefited more from immigration than the United States. We began as a startup founded by immigrant settlers who left a difficult situation to build a better life. What distinguishes us is that we have always been a magnet for risk-taking men and women from across the world hoping to start businesses, innovate, and contribute. That is part of our DNA. It is why in the 20th century we created more wealth, opportunity, and economic growth than any other nation.
das wort „pissflitschen“ war bis heute fast aus meinem wortschatz verschwunden. heute fiel es mir aus unerfindlichen gründen wieder ein, als ich diesen artikel las.
Aber es gibt sehr gute Gründe täglich 10000flies zu lesen. Zum einen ersetzt es für mich (beinahe) die Tageszeitung. Texte zu aktuelle Themen wie aufgebende Päpste, Bildungsministerinnen mit verlorenen Doktoren oder Abstimmungen über die Ehe zwischen Homosexuellen in Frankreich finde ich dort. Meine Tageszeitung ist für gewöhnlich auch einen Tag “zu spät" aber wesentlich unhandlicher als mein iPhone.
Darüber hinaus finde ich es sehr spannend zu sehen, welche Themen, welche Medien, welche Blogs, welche Autoren viele Fliegen haben. Durch 10000flies schaue ich einmal täglich über den Rand meine Filterbubble. Immer wieder bin ich überrascht, was die Leute lesen, was sie spannend finden, sowohl im positiven wie im negativen.
Flattr-Klicks freuen mich ganz besonders, selbst wenn ein Klick nur ein paar Cents ausmacht. Ich finde, das ist ein wenig so, als wäre man digitaler Straßenkünstler und jemand würde, nachdem er hier vorbeikam und ein wenig zugehört hat, beim Weggehen eine Münze in meinen Hut werfen. Das ist doch eine äußerst ehrbare Art, mit einem Text zu Geld zu kommen, ich verstehe gar nicht, wie man das nicht toll finden kann.
der rest des textes geht darum, wie man sein bloggen professionalisieren kann ohne zum arschloch seelenlosen businessblogger zu werden. ich drück die daumen, dass das was die GLS-bank und maximilian buddenbohm probieren gut funktionieren wird.
katia kelm sammelt jetzt gelegentlich links zur kunst in ihrem blog. eine klare leseempfehlung gebe ich für An Open Letter From a Dancer Who Refused to Participate in Marina Abramovic's MOCA Performance, einem offenen brief einer tänzerin der $150 geboten wurden um vier stunden nackt und ohne zu sprechen auf einem sich langsam drehenden tisch zu liegen und dabei jede art von ansprache, berührung oder erniedrigung zu ignorieren, fünzehn stunden proben durchzuführen und ein „Non-Disclosure Agreement“ zu unterschreiben, dass ihr androhte eine million dollar schadensersatz plus anwaltskosten zu zahlen, sollte sie über das casting sprechen.
archeologische haarmode. mit film. nachdem ich den film gesehen habe, glaube ich, dass die kurzhaarfrisur eine der grössten errungenschaften des 20ten jahrhunderts ist.
sehr inspirierende gedankengänge von michail vanis zu unserem verhältnis zur natur:
The ideology that we have created to define nature as human beings actually stops us ethically from experimenting with new technologies. For example, if we collectively agreed to save a species from extinction, maybe we could genetically modify it to survive the new conditions that we have introduced. This seems far from possible at the moment because you have two parallel schools of thought: the scientists and the romanticists. The scientists are prepared to take risks and talk openly about modifying organisms, the climate, the natural world. On the other hand, the romanticists protect the ideological, paradoxical nature that they believe in truly on ethical, emotional and guilt-driven grounds. This disagreement is a huge problem in conservation.
natürlich will niemand die pandas aussterben lassen, aber der gedanke genau daran hilft vielleicht, zu erkennen was für ein verschrobenes bild wir von „natur“ haben.
detlef guertler fragt sich auch, wie der spiegel-dokumentation die mutmasslich völlig quatschige geschichte durchgerutscht sein kann, die ralf hoppe im spiegel erwähnte:
Eigentlich passt es ja nicht zu meinen bisherigen Erfahrungen mit dem Spiegel, dass dort komplett erfundene Geschichten gedruckt werden. Eine reale Geschichte überdreht, oder aufgeblasen, oder missdeutet - das passiert oft genug. Aber eine glatte Erfindung kriegt man doch niemals durch die Dokumentation durch. Den Spiegel-Faktcheckern muss der Redakteur doch irgendeine Quelle vorgelegt haben, irgendetwas, was zumindest so sehr als Beleg gelten kann, dass der Dokumentar seinen Haken dranmachen kann. Wenn hingegen auf die Frage “Woher haben Sie das?" nur ein “Das hab ich mal irgendwo gelesen" kommt, fliegt die entsprechende Passage eben wieder raus. So läuft da meines Wissens das normale Geschäft, und das ist auch gut so. In diesem Fall muss da etwas Anormales passiert sein. Aber was??
stimmt alles, was der kiezneurotiker über den kaisers in der pappelallee schreibt. bis auf die frischtheken. da hab ich in den 10 jahren in denen ich den markt besuchte nicht einmal eingekauft, weil mir sowohl die inhalte der theken, als auch die thekensituation angst machten.
es fehlt auch so einiges. zum beispiel, dass der pfandautomat im pappelalleekaisers wahrscheinlich der am übelsten stinkende im ganzen universum ist oder dass die kassen fast komplett von verhippten studenten betrieben werden, die im schnitt 20 mal langsamer arbeiten als die kollegen von aldi.
ich hab den text nicht kapiert. den letzten satz des tl;dr habe ich nach 15 mal lautem vorlesen entschlüsseln können, aber nicht verstehen:
Burnout ist ein politisches und technosoziales Problem. Die langfristige, gesellschaftliche Lösung heißt wählen, die kurzfristige, persönliche ignorieren lernen.
die langfristige lösung heisst also wählen lernen, die kurzfristige ignorieren lernen. abgesehen davon, dass auch dem ignorieren eine wahl vorausgeht, ist ignorieren lernen und können bereits seit ein paar hunderttausend jahren eine erfolgreich angewandte überlebensstrategie. und ob man probleme bei der informationsverarbeitung nun neurasthenie, burnout, jagdunfall oder hysterie nennt, bei der benennung politischer und gesellschaftlicher probleme hilft einem das nur bedingt.
Es geht abermals um die Geschichte des Redakteurs, der sich im Spiegel beklagt, dass sein Sohn keine Zeitung mehr liest. Ralf Hoppe führt gegen das Internet an, die Isländer hätten die Finanzkrise ihres Landes deshalb nicht verstanden, weil es dort keine guten Journalisten mehr gegeben habe, sondern »Blogs und Volksreporter«.
alexander svensson recherchiert eine geschichte nach, die ralf hoppe zur illustration eines mangels an „guten Journalisten“ in island nutzt. erstaunlicherweise könnte man den eindruck bekommen, dass ralf hoppe sich die geschichte ausgedacht oder aus der P.M. abgeschrieben hat. und ich dachte, die spiegel-dokumentation sei so gut wie unfehlbar?
Von der New York Times über The Telegraph bis hin zur Zeit - alle berichten über die Brüsseler Lobby-Flut gegen die Datenschutzreform. Nach der ersten Abstimmung im EU-Parlament wurde jetzt aufgedeckt, wie sehr die Wünsche der Unternehmen dort auf fruchtbaren Boden fallen.
ich fand den text nicht schlecht, tue mir aber schwer bei themen wie feminismus, urheberrecht, wirtschaftsförderung oder verteidigungspolitik eine klare politsiche meinung zu bilden. ich habe meine eigene persönliche meinung, teilweise detailierte handlungsmaximen und einzelüberzeugungen, aber fast nie ein klares, zusammenhängendes politisches bild. bei allen diesen themen freue ich mich aber immer wieder über texte die unideologisch und nachvollziehbar geschrieben sind, sauber argumentieren und mich so teilweise von meinen alten überzeugungen zu neuen ansichten ziehen. antje schrupp und kathrin passig können solche texte schreiben. vor vielen jahren auch mal harald martenstein. und noch ein paar andere.
wo ich aber eine dezidierte meinung habe ist in sachen RSS. und dass kathrin passig kein RSS auf ihrer seite anbietet finde ich empörend. wie soll ich denn den ganzen tollen sachen die sie dort verlinkt und beschreibt ordentlich folgen? (zum bespiel den lessons learned für vorträge)
die piratebay-doku von simon klose hab ich mir in den letzten beiden tagen genauso wie den letzten james bond (skyfall) gekauft und angesehen. beide boten aussergewöhnlich tolle bilder (besonders beeindruckend bei skyfall: die bilder aus shanghai), aber inhaltlich nicht viel neues. beiden filmen gemeinsam schien mir auch, dass ihr inhaltlicher fokus vornehmlich darauf gerichtet war, auf die fortsetzung neugierig zu machen; nach beiden filmen sitzt man im sessel und denkt: „so — und was nu?“ (siehe auch nerdcore.de)
sehr amüsantes harald martenstein-bashing von heiko werning:
So unterschiedlich diese Diskussionen im Detail auch sind, immer gleich sind die Reaktionen des prototypischen deutschen, weißen Mannes, den wir im Folgenden einfach Max Mustermann nennen wollen. Ach nein, das ist irgendwie zu abgegriffen, also: Nennen wir ihn doch einfach Harald Martenstein.
ich mag martenstein nach wie vor gelegentlich sehr. auch weil er manchmal wunderbar abseitig denkt und schreibt. aber wenn er wütend ist, oder etwas zu doll meint, dass seine überzeugungen den gesunden menschenverstand repräsentierten, wird er leider meist sehr langweilig und zuweilen auch unerträglich.
Zusätzlich, weil keine direkten Geldflüsse zum Endnutzer existieren, wird der Wohlfahrtszuwachs von Wikipedia über Linux bis Google auch nicht im Bruttoinlandsprodukt sichtbar. Deswegen kommen die kulturkonservativen Kräfte von CDU bis Handelsblatt auch mit der Aussage durch, das Internet und seine Ökonomie würden nur zerstören ohne zu schaffen.
traue keiner statistik, die du nicht selbst gefälscht hast bei der du nicht selbst entscheidende parameter übersehen hast.
Umso mehr verblüfft es mich, dass sich jemand die Dissertation dieser Frau vornimmt, einer langjährigen Politikerin, die nunmehr 57 Jahre alt ist und deren Arbeit vor 33 Jahren entstanden ist. Solch eine Arbeit zu prüfen, 35, 40, 50 Jahre alte Literatur zu beschaffen, jede Fußnote zu vergleichen und zusätzlich all jene Textstellen zu kontrollieren, die keine Fußnote haben - das ist ein Vollzeitjob. Für Wochen. Wer macht sowas? Und warum? Cui bono?
Meine Einschätzung zu Herrn Guttenberg war seinerzeit: Jeder, der täuschen möchte und es auch tut, stellt sich, selbst wenn ich ihm wohlwollend an Debilität grenzende Blödheit unterstelle, nicht so dumm an wie Herr zu Guttenberg. Solch ein plumpes Kopieren fabriziert man nicht selbst.
The explanation behind Coke's complicated new orange juice scheme is nothing short of ironic. Basically, all of their customers are realizing the soda is really bad for you, so demand is shifting to healthy -- or at least healthy-seeming -- alternatives like juice. Coke also figured out that people are willing to pay 25 percent more for juice that's not processed, that is, not made from concentrate. Enter Simply Orange. It is indeed just oranges, but boy have those oranges been through hell and back.
In conclusion, if you want that freshly squeezed orange juice experience, buy a juicer.
die hauptthese (alles wird ein strom) von david gelernter halte ich für quark — oder mindestens extrem verwaschen. natürlich ist das leben ein steter strom von ereignissen und damit auch grosse teile des webs. aber der witz im leben ist ja gerade, sich gegen diesen strom zu stemmen, mal innezuhalten, pflöcke einzurammen, bleibendes, grosses, schönes zu schaffen. oder anders gesagt, wer die ganze zeit in einem wildbach stromabwärts rast, sehnt sich nach dem ufer.
trotzdem, diesen absatz mag ich sehr:
Today's operating systems and browsers — and search models — become obsolete, because people no longer want to be connected to computers or “sites” (they probably never did).
One of the things for which Michael Dell will be best remembered is a famous quip he made about Apple back in the 1990s when Apple was struggling to stay alive and Steve Jobs had just returned to turn the place around. Asked what he'd do if he were in Jobs's shoes, Dell said, "I'd shut it down and give the money back to the shareholders." Not long after that, someone at an Apple all-company meeting asked Steve Jobs about that comment, and Jobs delivered one of the best lines in the history of tech: "Fuck Michael Dell."
Yes indeed. Fuck Michael Dell. That was our Steve, and guess what? He was right. Apple's recovery and rise to world dominance has been well chronicled. In all the excitement nobody noticed how Dell was over in the corner, quietly fading away. In the end, nobody needed to fuck Michael Dell, because he fucked himself.
Ich habe nie verstanden was an Fließbandarbeit sonst verächtlich sein soll, ich habe die Horrorbilder auch nie verstanden, wo man Menschenmassen zeigte, wie sie im Akkord Waren von Fließband zu Fließband verschieben. Ich habe nur jene Horrorbilder verstanden, wo ein ganzes Büro voller Menschen am Computerbildschirm sitzen mussten. Ein ganzes Büro voller Menschen am Computerbildschirm, das muss man sich einmal vorstellen.
erik stein in einem interview mit philipp hindahl:
Es ist wie mit dem Fernsehen. Das hat man ja auch irgendwann aufgegeben. Es glaubt ja keiner ernsthaft, dass sich das Programm noch mal bessern wird. Vielleicht ist die Kunst bereits in ein ähnliches Stadium getreten. Aber noch sind wir stur und schreiben dagegen an. Und es gibt ja auch immer wieder mal Überraschungen, wo man denkt: Verdammt, genau das ist es! Dann blitzt es eben doch noch mal auf, das ganze Potential.
annika bender:
Heute missversteht man Kunst oft als etwas, dass es generell zu feiern gelte. Was für ein Unsinn! Kunst ist kein Selbstzweck und schlechte Kunst nicht besser als gar keine. Kunst muss sich ihre gesellschaftliche und ihre ästhetische Bedeutung immer wieder aufs Neue erspielen.
erik stein und annika bender sind die autoren des donnerstag-blogs, einem blog das sich mit zeitgenössischer kunst beschäftigt. mir gefällt der ton fall dort ziemlich gut, vor allem weil man dort nicht zu ängstlich ist, ausstellungen auch ordentlich zu vereissen. erstaunlicherweise ist das etwas, was in der kunstszene eher unüblich ist. in einem blogeinrag über das ausscheiden von florian waldvogel als direktor des kunstvereins hamburg, nennt annika bender die hamburger kunstszene „wie kaum woanders politisiert und integriert“. gut geschmiert, integriert, kompakt, zusammengeschweisst.
Wir zeigen Ihnen jetzt einmal einen Film, damit Sie sehen, was wir für Sie gegooglet haben.
Der Grundfehler aller Talkshows - sie würden sagen, es sei der Grundpfeiler - ist die Idee, alle Meinungen seien vertretbar und gleichberechtigt. (Fair! Not balanced! So sollte Politik gemacht werden bei Politiksendungen, wie man aus The Newsroom weiß.)
wie oft bei malte weldings texten, viel richtiges und noch mehr brilliant formuliertes.
sehr erschütternd; wenn man das liest fühlt man sich furchtbar hilflos, obwohl man serotonic helfen möchte. und dann merkt man, wie unangenehm das alles für serotonic sein muss. nämlich ungefähr immer zehnmal mehr.
super idee, wenn auch etwas unübersichtlich umgesetzt. und noch so ein gedanke: mit fotos klappt die geolocalisierung ja mittlerweile schon ganz gut, entweder weil die fotos von gps-fähigen kameras mit geokoordinaten versehen werden oder weil dienste wie instagramm diese daten noch mit daten von foursquare kombinieren. eigentlich sollte es für sowas doch auch blog-plugins geben, mit denen man artikel geotaggen kann und diese daten suchmaschinen zur verfügung stellen kann. weil wenn ich drüber nachdenke, fast jder blogartikel hat doch mindestens auch einen ort an oder von dem er handelt. /maximilian buddenbohm
Meine Bloggerei ist eine Einladung zum Diskurs. Zum scharfen Gespräch. Zum Austauschen und Lachen. Aber nicht zum Schweigen. Alles was ich tun kann, ist einzuladen, dass Betroffene den Mund aufmachen.
super idee: peer steinbrück hat die direkte kommunikation im netz durch eine von ungenannten geldgebern finanzierte redaktion entdeckt. möglicherweise lässt er sich auch im fernsehduell mit angela merkel von einem redakteur vertreten.
interview aus der neon dezemberausgabe mit jan böhmermann. sehr witzig. guter mann.
Neon: Die Nische hat einen weiteren Vorteil: So ein Skandal wie kürzlich mit Joko und Klaas, die sich entschuldigen mussten, weil sie in einem Einspielfilm einer Frau an die Brust gefasst haben, kann Ihnen nicht passieren, weil Charlotte Roche und Sie eben nicht Sparkassen-Testimonials sind und als »Wetten, dass..?«-Nachfolger gehandelt wurden.
Böhmermann: Finanziell bin ich bestimmt nicht froh, dass das so ist. Inhaltlich will ich mich nicht dazu äußern, das sind ja Kollegen. Außer vielleicht sagen, dass Joko und Klaas zwei perverse Sexgrapscher sind, denen das Handwerk gelegt werden muss und die im Hauptprogramm nichts verloren haben.
Ich glaube, man kann aus den Erfahrungen mit dem #Aufschrei einiges darüber lernen, wie politische Diskurse funktionieren, wenn alle Beteiligten Zugang zur Öffentlichkeit haben. Wie die unterschiedlichsten Blogs das Thema aufgegriffen haben, sich aufeinander bezogen haben oder auch nicht, fand ich atemberaubend, sowohl in der Masse als auch in der Qualität (unter'm Strich). Eklatant war doch auch, wie unglaublich schlecht das Fernsehen im Vergleich zu anderen Plattformen ausgesehen hat - nicht nur dem Internet, sondern auch im Vergleich zu Print und Radio. Vielleicht war das ja ein Vorgeschmack darauf, wie pluralistische politische Aushandlungen unter den Bedingungen des Internet ablaufen werden.
Leider führt die Beobachtung den Spiegel-Autoren aber dann doch zur Generalabrechnung mit »dem Internet«: Soziale Netzwerke und Blogs und »das Medium« werden in einen großen Topf geworfen. Dass Islands Blogger auf dem Höhepunkt der Finanzkrise womöglich auch nicht besser informiert waren als Zeitungen, Radio und Fernsehen, ist für ihn der Beleg, dass es bergab geht.
das wirklich schlimme ist ja nicht die internet-allergie in der spiegel-redaktion, sondern die recherche-allergie.