automatischer vorhang

felix schwenzel, , in artikel    

einkäufe bei aliexpress, also direkt in china, sind eigentlich gar nicht aufregend. dieses mal war ich aber ziemlich aufgeregt. ich habe zum ersten mal etwas bestellt was teurer als 15 euro war, nämlich einen gardinenmotor. ich kann mich zwar nicht erinnern, jemals mit einer aliexpress-bestellung oder lieferung unzufrieden gewesen sein, aber diese bestellung hatte das potenzial dass einiges schief hätte laufen können, hat die laufschiene die richtge länge? funktioniert der motor mit 230 volt? kommt es heile an, ist es zu laut, kommt es durch den zoll?

um es vorwegzunehmen; die aufregung war unnötig, die lieferung hat wunderbar geklappt, der motor funktioniert wie erwartet, die schiene passt, alles liess sich an einem abend montieren.

hier erzähle ich im detail, wie ich die schiene bestellt habe, warum ich jetzt eine eori-nummer habe und wie sich der neue vorhang in meine haussteuerung einbinden liess.

die auswahl bei aliexpress an motorisierten gardinen ist riesig. bei amazon findet man auch ein paar angebote und ein paar deutschsprachige angebote habe ich auch gefunden. hier rangierten die preise für 3,50 meter länge von 480 bis 1100 euro, bei aliexpress war der preisbereich zwischen 120 und 300 euro. die motoren von dooya machten einen guten eindruck und schienen ein etabliertes produkt zu sein, das auch in europa unter verschiedenen markennamen (gowe, somfy) verkauft wird. der dt52e-motor schien mir die richtigen features zu haben, einen 433 MHZ funkempfänger, autokalibrierung und ein „light touch“ feature, mit dem man den vorhang durch leichten zug öffnen oder schliessen kann.

ich entschied mich am ende für dieses angebot, bei dem der preis für 3,50 meter länge allerdings nicht ganz klar war. also bat ich den händler per chat um ein angebot. das angebot was mir zhiwei ren machte hörte sich gut an:

Hello
friend
Your package includes a 3.49-meter curtain track, a DT52E curtain track motor for $ 155 USD to ship your package via Hong Kong Federation IE

ungefähr 130 euro, inklusive versand fand ich super. für die bezahlung schickte mir der händler einen anderen link, wo das produkt mit versand etwas teurer war, ich solle aber dort bestellen und dann die zahlung zurückhalten. nachdem ich dem händler die bestellnummer durchgab, senkte er den preis auf 155 dollar und ich bezahlte.

ein paar stunden später war ich dann fast wieder so weit, die bestellung zu canceln, der händler wollte eine eori-nummer von mir haben. eine kurz-recherche im netz ergab, das ist eine internationale zoll-nummer, mit der importeure die zollabfertigung vereinfachen können. das netz und die zoll-FAQs sagten, dass privatpersonen die eigentlich nicht benötigten. der händler meinte aber, dass er den versand ohne diese nummer nicht einleiten könne. nach einer eori-nummer hatte mich bisher noch nie ein aliexpress-händler gefragt, also musste ich mich wohl ins behörden-deutsch einlesen. tatsächlich war das aber relativ einfach und auch für privatpersonen möglich. der zoll erklärt:

Als förmlicher Antrag ist der Internetbeteiligtenantrag (IBA) oder das Formular 0870 "Beteiligte - Stammdaten - EORI-Nummer" zu verwenden. Dieser Antrag ist rechtsverbindlich zu unterschreiben und mit den erforderlichen Unterlagen per E-Mail (als PDF-Dokument), schriftlich oder per Fax der GZD - DO Dresden - Stammdatenmanagement zu übersenden.

auf deutsch heisst das alle pflichtfelder dieses formulars auszufüllen und den unterschriebenen ausdruck an den zoll zu faxen. das habe ich gemacht und bekam 5 tage später tatsächlich einen brief (per post) vom zoll mit meiner eori-nummer.

nachdem ich dem aliexpress-händler die eori-nummer schickte, konnte der die lieferung mit fedex klarmachen („Hong Kong Federation IE“ ist fedex, wusste ich auch nicht). das war insofern toll, weil ich jetzt die erste aliexpress-bestellung hatte, bei der ich den exakten verlauf des pakets verfolgen konnte. nach zwischenstops in hong-kong, neu dehli, dubai und paris, lag das paket dann ein wochenende im kölner luftfrachtflughafen und kam am montag zu mir ins büro.

durch die zollabfertigung kam es ohne zollgebühren, weil der händler den warenwert (ungefragt) mit 30 euro angegeben hatte.

* * *

die gardinenschiene war vormontiert, allerdings für den transport in 1 meter lange stücke zerschnitten. mit ein paar montageplatten liess sich die schiene wieder zusammensetzen.

einzelteile des automatischen vorhangs
mechanik des automatischen vorhangs

der transportgurt war auf die richtige länge vorgeschnitten, die rollen waren an der richtigen stelle, ich musste nur noch den zweiten transportwagen mit ein paar schrauben und halteplatten fixieren. und auch die länge der schiene war genauso wie bestellt und passte zwischen die wände. puh. der rest der montage war dann klassische wandmontage: anzeichnen, bohren dübeln, schrauben. nach ein paar stunden hing die stange.

schiene des automatischen vorhangs

der motor kam leider ohne fernbedienung. aber der witz mit dem vorhang, wie mit allen anderen haushaltsgeräten, ist ja nicht, dass er fernbedienbar ist, sondern dass ich ihn automatisieren kann, bzw. irgendwie in meine heimsteuerungszentrale homeassistant bekomme. dort kann ich regeln für den vorhang definieren, die dann, je nach komplkexität, auch ansatzweise intelligent wirken. zum beispiel öffnen und schliessen nach tageslichtbedingungen, wenn niemand da ist, bzw. keine gäste oder das kind nicht zu besuch ist. oder die überbrückung vom homeassistant in die home-app von apple, damit ich, beispielsweise, auf dem klo sitzend meiner uhr sagen kann: „vorhang schliessen“.

jedenfalls war die steuerung des motors dank meines in homeassistant angebundenen 433 MHZ senders/empfängers kein problem. in diesem diskussionsstrang hatte ich mich bereits vorab eingelesen und auch die rfxtrx-anleitung verliert worte dazu. einfach einen code ausdenken, motor darauf trainieren, fertig. ein bisschen komplizierter wird’s nur deshalb, weil man zum trainieren den rfxtrx eigenen manager, ein windows-programm wie aus den 80ern, nutzen muss. aber dank virtual box geht das heutzutage ja auch mal eben.

die einbindung in homeassistant und homebridge ist eigentlich trivial, aber dann im detail doch nochmal ein bisschen kompliziert. der vorhang versteht nur drei befehle, öffnen, schliessen, stoppen. feedback zur position liefert er nicht, auch nicht wenn er manuell bewegt wird (man kann den vorhang auch durch leichtes zerren am vorhang öffnen oder schliessen; das startet den motor). die home-app von apple möchte aber einen rückgabewert des öffnungszustands haben. weil der vorhang sich mit 20 cm pro sekunde bewegt, lässt sich die position aber leicht ausrechnen und als fake-sensor einbinden.

* * *

ich bin sehr angetan von diesem motorisierten vorhang. die beifahrerin nur so mittel, sie findet die schiene eher hässlich. und die öffnung zu den seiten unpraktisch, weil ein kleiner teil des rechten, geöffneten vorhangs noch das fenster verdeckt. da werde ich irgendwann nochmal eine baustelle aufmachen müssen, die schiene mit einer blende verstecken, in der sich eventuell auch eine beleuchtung untzerbringen liesse und die öffnungsgeometrie von links/recht zur mitte ändern in links/mitte nach rechts. die mechanik der schiene müsste das hergeben, ich glaube das lässt sich umbauen.

die grundidee, nicht mehr morgens und abends an zwei tüchern die vor dem fenster hängen selbst ziehen zu müssen, ist grossartig. dass sich die vorhänge zur strassenseite hin auch bei abwesenheit öffnen und schliessen lassen ist balsam auf die leicht paranoide seele der beifahrerin und tut den pflanzen im kinderzimmer auch gut. das handling des vorhangs auch mit konsvervativen methoden (zerren) entspricht meiner lieblingsphilosophie beim heimautomatisieren: optimalerweise sollte alles so funktionieren wie vorher, plus passgenaue automatisierung wo es sinnvoll ist — und bei internet- oder stromausfall sollte möglichst viel weiter funktionieren.

der chinesische händler war zwar der meinung, dass zu meiner bestellung keine fernbedienung gehörte, entscheid sich aber, nachdem ich ihn auf unsere chatprotokolle hinwies, in denen ich den eindruck bekommen hatte dass sie dabei sei, für eine nachlieferung. ich kann den händler deshalb vorbehaltslos weiterempfehlen (das ist ein link auf seinen shop), das handling der bestellung, der lieferung und der konfektionierung war tadellos. dass der händler eine eori-nummer haben wollte hat mich kurz echauffiert, aber es zeigte sich, dass es sich lohnte, den die lieferung per fedex war die bisher schnellste und lückenlosest dokumentierte bestellung die ich jemals in china getätigt habe.

die mechanik dser schiene und des antriebs ist ziemlich ausgefeilt und flexibel und soweit ich sehe, kann man die laufrichtungen auch selbst anpassen. der motor ist relativ leise und arbeitet bisher tadellos.nur eins hat mich bei aller ausgefeiltheit der mechanik gewundert: hängt man den vorhang einfach an die laufrollen und lässt ihn motorisiert schliessen, zieht der motor die vorhänge ohne raffung, ohne faltenwurf zu.

automatischer vorhangs ohne raffung

die vorhänge hängen dann wie tücher vorm fenster. das liess sich mit schnürchen, mit denen ich die laufrollen in geringerem abstand zusammenband beseitigen, irritierte mich aber angesichts der ausgefeiltheit der restlichen mechanik.

automatischer vorhangs mit raffung

eventuell lässt sich das auch durch gechicktere befestigung des stoffs beseitigen, aber ins fachgebiet dekoration wollte ich mich nicht auch noch einarbeiten. ich bin auch so sehr, sehr zufrieden.

differenzierter ressentimieren mit dem tagesspiegel

felix schwenzel, , in artikel    

wie sicher fühlen sie sich? / warum vitamin b12 wichtig ist!

frank bachner fragt im tagesspiegel: „Wird Berlin zum Angstraum?“. als einstieg in seinen artikel wählt er den von populisten bereits gut ausgebauten pfad der emotion und rezitiert drei vorfälle, in denen „arabischstämmigen junge Männer“ auffielen oder pöbelten. damit man als leser nicht den fehler macht, einzelfälle als einzelfälle abzutun, betont er: „Es gibt viele dieser Einzelfälle in der Stadt.“

hörte man nach den ersten paar absäzen auf zu lesen, könnte man glauben, dass der tagesspiegel hier einem moderaten AFDler eine meinungsplattform bietet. aber nach der grossen, emotionalen einstiegsgeste, macht frank bachner einen kleinen schwenker, zitiert die rückläufige kriminalitätsstatistik, die dem sicherheitsgefühl „der Menschen“ widerspräche. berlin sei schon immer von sozialen spannungen geplagt gewesen, nie ein „reiner Wohlfühlort“ gewesen.

weil ich ja nicht nach ein paar absätzen aufgehört habe zu lesen, wird mir langsam klar, worauf frank bachner hinaus will. die „Einzelfälle“ summieren sich zu einem von vielen gespürtem gefühl: angst. und deshalb, schreibt er, „verschwindet bei vielen Menschen zunehmend die Bereitschaft zum differenzierten Blick“. diesen differenzierten blick versucht frank bachner dann auch im laufe seines artikels schweifen zu lassen; er weist auf die überlastete justiz, den schwindenden respekt gegenüber der polizei hin, er identifiziert problem-bezirke (hermannplatz) und bereiche in denen konfliktbewältigungsstrategien gut funktionieren (fussballturniere, schulen).

ich bin ein grosser fan der differenzierung, auch wenn es mir nicht immer gelingt ausreichend zu differenzieren oder das grössere ganze zu sehen. aber genau so, wie es wichtig ist probleme zu erkennen (und zu benennen), ist es wichtig haltung zu bewahren und die verschiedenen möglichen blickwinkel nicht aus den augen zu verlieren. wer jemals ein bisschen in geschichtsbüchern (oder der GEO-epoche) geblättert hat, erinnert sich, dass es unzählige situationen gab, in den neuankömmlinge von den früher angekommenen als bedrohung angesehen wurden. die iren in den usa („When America Despised the Irish: The 19th Century’s Refugee Crisis“) oder die polen im ruhrgebiet (die im 19ten jahrhundert parallelgesellschaften bildeten). das muster ist immer das gleiche: die neuangekommenen werden als bedrohung angesehen, es gibt unzählige konflikte und spannungen, aber nach zwei, drei generationen wirkt der name schimanski plötzlich deutsch und die saint-patricks-parade in new-york ur-amerikanisch. irgendwann ist die integration derjenigen, die noch vor ein paar generationen für „angstträume“ sorgten, so gut gelungen, dass sie selbst gegen neuankömmlinge agitieren.

man darf von einem artikel von einem lokalredakteur in einer lokalzeitung natürlich nicht zu viel erwarten, aber denoch haben mir historischen perspektiven in diesem artikel gefehlt, aber auch die ganz konkreten perspektiven, zum beispiel die sicht der neuangekommenen.

der deutschlandfunk zitiert den historiker philipp ther zu angela merkels wir-schaffen-das-satz wie folgt:

Wir? Wer ist hier wir? Eigentlich sind es sie, die es schaffen, also die Flüchtlinge. Vielleicht wäre es auch wichtig, denen eine Stimme in der gegenwärtigen Debatte zu geben.

natürlich ist es auch wichtig den unzufriedenen, den angstträumenden, denjenigen, die dazu neigen einzelfälle zu verallgemeinern, zuzuhören, aber genauso wichtig ist es eben auch — immer wieder — auf das grosse ganze, auf die grossartige idee des rechtsstaats hinzuweisen. in diesem rechtsstaat sitzen üblicherweise eben nicht die betroffenen über täter zu gericht, sondern richter, die (im idealfall) nicht von emotionen, ängsten oder resentiments getrieben sind. emotionen und recht führen, wie emotionen in der politik, nicht unbedingt zu gerechtigkeit.

zur differnzierung gehört auch ein hinweis darauf, dass kriminalität, gewalt oder pöbelei eben nicht nur ein problem mit „arabischstämmigen jungen männern“ ist, sondern ein problem mit fast allen jungen männern — und oft auch mit älteren.
die aggressivität (nicht nur) im strassenverkehr ist ein problem, das genau wie die aktuellen spannungen und probleme um flüchtlinge ein anlass sein könnte, justiz und polizei zu stärken und besser auszustatten. das argument für die stärkung des rechtsstaats sollte aber lauten, dass sich alle an recht und gesetz und anstand halten müssen und nicht nur eine bestimmte gruppe. oder differenziert ausgedrückt: arschlochverhalten (nach dem gesetz) muss sanktioniert werden, egal von wem es verübt wird.

auch robert ide versucht im heutigen checkpoint zu unterstreichen, dass frank bachner mit seinem artikel nicht nur emotionen und ängste schüren möchte, oder potenziellen afd-wähler mit verständnis überschütten möchte, sondern dass er differenzieren möchte:

mir fällt es schwer insgesamt schwer hier diesen differenzierungswillen zu erkennen, insbesondere aber angesichts dieses schlusssatzes, der den leser ohne weitere einordnung zu grosser sorge auffordert:

Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass eine neue Welle von Gewalt auf uns zukommt.

ich glaube wir müssen uns auf einen rechtsdrallige boulevardisierung des tagesspiegel vorbereiten (wird der tagesspiegel zum boulevardblatt?) und ich sehe eine medien-welle von AFD-umfeld-verständnisbekundungen auf uns zukommen.

pax plus

felix schwenzel, , in wirres.net    

vor ein paar jahren haben wir einen pax-kleiderschrank für unser schlafzimmer gekauft. unsere räume sind etwas über drei meter hoch und der pax nur knapp zwei meter vierzig. um mehr stauraum zu haben, wollten wir den schrank nach oben erweitern. solche aufsätze gabs wohl mal von ikea, zumindest auf ebay hatte ich ein paar solcher schränke mal gesehen. aufs selber machen hatte ich keine lust, nicht nur weil ich keine plattensäge, nut-fräse, topf-bohrer hatte, sondern vor allem weil ich keine geduld hatte mir im baumarkt platten zuschneiden zu lassen, an den richtigen stellen löcher zu bohren und kunststoffkanten mit einem bügeleisen anzuleimen.

im internet gibt es ein paar anbieter bei denen man sich schränke massschneidern lassen kann. deinschrank.de, meine-moebelmanufaktur.de, schrankwerk.de, schrankplaner.de. schrankplaner und dein schrank boten keine schränke ohne sockel an (oder ich hab die option nicht gefunden). meine möbelmanufaktur war etwas günstiger als schrankwerk, also entscheiden wir uns, den aufsatzschrank testweise dort zu bestellen — auch wenn die investition, ca. 860 euro in etwa mit dem anschaffungspreis der paxschränke drunter vergleichbar war. ausschlaggebend war auch, dass die möbelmanufaktur kostenlose materialproben verschickt, die zwar nur so mittel aussagekräftig sind, aber promt verschickt wurden.

pax vorher

* * *

die planungswerkzeuge, also die webapps, mit denen man den schrank konfiguriert, sind im gegenteil zu einer handzeichnung ziemlich komfortabel, haben aber in sachen bedienungsfreundlichkeit durchaus noch luft nach oben. der online-planer von der möbelmanufaktur war ok, aber auch nicht 100 prozent überzeugend. immerhin kann man (offenbar) seine entwürfe dauerhaft dort speichern, das ist unserer. die aufteilung der einzelnen elemente erfordert immer noch einiges an rechnerei und aufregend war das auch irgendwie. was wenn ich mich vertan habe? hab ich wirklich alles bedacht?

nach dem die bestellung abgeschickt ist, dauert es ein paar tage und man bekommt eine konstruktionszeichnung des schranks zugeschickt, die man nochmal freigeben muss, bevor der schrank in produktion geht. am 23. januar ging der schrank in produktion und am 14. februar schrieb die möbelmanufaktur:

Ihre Maßmöbel wurden an unseren Logistikpartner (DHL) übergeben. Die Lieferung erfolgt in der Regel in den nächsten 3- 5 Werktagen.
Anbei erhalten Sie die Rechnung Ihrer Bestellung als PDF.

Vor der Lieferung stimmt unser Logistikpartner den Liefertermin mit Ihnen ab, dies geschieht üblicherweise telefonisch in Einzelfällen auch schriftlich. Ihre Sendung wird per 2-Mann-Handling geliefert, d.h. die Pakete werden direkt in die Wohnung getragen, auch in den 4. Stock.

das erstaunliche an dieser aussage: sie stimmte vorne und hinten! freitag rief ein sehr freundlicher disponent von dhl an, fragte ob ein lieferfenster am montag zwischen 7 und 11 uhr in ordnung sei und um 10 standen zwei männer mit unseren paketen vor der tür. die pakete waren ordentlich schwer, ordentlich verpackt und obwohl ein paket beim umdrehen gleich aufplatzte, kamen alle teile unversehrt bei uns an.

pakete von meine-moebelmanufaktur.de

am montag abend fing ich an das teil zusammenzubauen. ich baue möbel, auch von ikea, wirklich gerne zusammen, auch wenn ich dabei ziemlich schnell anfange zu schwitzen und danach meistens tierischen muskelkater habe. vor allem baue ich schränke gerne alleine auf, auch wenn die ikea-aufbauanleitungen meist ausdrücklich davor warnen. ausserdem diktiert mir meine arroganz, die anleitungen lediglich zu überfliegen, statt sie sorgfältig zu studieren. oft rächt sich das und ich komme noch mehr ins schwitzen.

in meiner (schreiner-) ausbildung habe ich die erste regel der möbelmontage gelernt. sie lautet: ausrichten. wenn der schrank nicht 100% gerade steht, kann man das später nicht mehr — oder kaum — korrigieren. wegen unseres leicht abschüssigen dielenboden hängt unser pax auf der einen seite auch ziemlich in der luft, so weit, dass die stellfüsse im pax-sockel nicht mehr ganz ausreichten.

pax einigermassen ausgerichtet

weil das ausrichten so wichtig ist, habe ich die ausrichtung unseren bestehenden pax als erstes nochmal ein bisschen korrigiert. der rest der montage war eigentlich wie bei ikea: die schrankseiten und deckel werden mit stiften, dübeln und excenterschrauben verbunden, rückwand rein, türen dran, fertig. eigentlich.

in der praxis wars dann doch ein bisschen komplizierter, weil ich mich (doch) bei der planung ein bisschen vertan hatte und ich zwei zwischenwände falschrum montiert hatte, was wegen der (leicht) asymetrischen lochbohrung doof war. so hingen die türen an zwei zwischenwänden 5 mm zu hoch. das musste ich nach dem zusammenbau nochmal ändern und den halben schrank wieder demontieren.

die ersten beiden teile des neuen (aufsatz-) schranks

der planungsfehler war, dass der schrank eine seitenwand in der mitte eines ein-meter-pax gehabt hätte und so sein gewicht und seine füllung auf einer (knapp) 19 mm dicken spanplatte abgetragen hätte und nicht über eine pax-seitenwand. das liess ich aber korrigieren, indem ich den schmalen schrankteil, der für die mitte geplant war, einfach an den anfang versetzte.

der korpus steht

die mitgelieferten türbänder waren ordentlich (von blum), witzigerweise die selbe marke die in ikea-küchen verbaut wird, zumindest als wir unsere ikea-küche gekauft haben. ein bissche aufgeregt habe ich mich, dass die bänder keine schliessfeder hatten, also nicht automatisch zufielen. ich wurde schon ein bisschen pampig, bis ich bemerkte, dass die drucköffner kleine magneten hatten, mit denen sie die türen zuhielten. das gefiel mir nach der montage tatsächlich besser als die ikea-besta lösung, wo die türen (gedämpft) zugezogen werden, dann aber auf den gefederten drucköffnern hin und her springen.

der neuen (aufsatz-) schrank, fertig montiert

bis auf eine ausnahme sind ich und die beifahrerin super zufrieden mit dem schrank. das plattenmaterial ist einen hauch dicker als die platten des pax schranks (die scheinen eher 17 millimeter statt 19 zu sein), der schrank passte an allen ecken und kanten gut zusammen, die länge und tiefe stimmt auf den millimeter, die türen liessen sich super einfach montieren (und ausrichten) und der schrank sieht gut aus. bis auf die türen, die zugegebenermassen die günstigsten waren (spanplatte weiss mit kunststoff umleimer): die verarbeitung der tür-kanten ist aber leider eher so mittel (beim korpus gabs keinen grund zur klage).

kantenverarbetung der türen — naja

dass der heisskleber beim kantenaufleimen etwas rausquillt ist normal, aber mit einem scharfen stecheisen, kann man das in der regel einfach säubern. bei einem schrank für knapp 900 euro, kann man meiner meinung nach auch bei den günstigeren türen, etwas mehr erwarten. lackierte türen hätten etwa 250 euro aufpreis gekostet, aber das war es uns dann für einen schrank der in zwei meter vierzig höhe sitzt uns eher selten betrachtet wird nicht wert.

im wohnzimmer wollen wir demnächst eventuell einen lagerschrank für die bilder der beifahrerin bauen und nach diesem testlauf mit meine-moebelmanufaktur.de ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass wir den auch wieder dort bestellen.

CO₂-sensor und -indikator

felix schwenzel, , in artikel    

vor ein paar wochen las ich hier, dass der MH-Z19 CO₂-sensor ganz zuverlässig arbeite. vorher hatte ich von gas-sensoren gehört, die heizspulen haben und beim aufwärmen komisch riechen. der MHZ-19 misst mit laserlicht, kostet dafür aber ein bisschen mehr. bei aliexpres ca. 15 euro. letzte woche kamen die beiden sensoren an, die ich dort gekauft habe.

ich wollte gerne einen sensor haben, der seine daten in meinen wohnungscontroller schreibt und loggt, die messdaten aber auch visualisiert, am besten mit einer LED-anzeige. vor allem sollte das ding aber auch alleine funktionieren, also ohne wlan und ohne mqtt-verbindung seine werte anzeigen. mit den lösungen die ich zuhause einsetze, fürchtete ich, könnte das problematisch sein. viele meiner sensoren basieren auf esp-easy, was in der regel wirklich einfach einzurichten und zu verwalten ist, aber eben auf einer wlan und mqtt-verbindung basiert. ohne wlan oder verbindung zum mqtt-server streiken die esp-easys. bei homie, auf dessen basis ich auch ein paar sensoren und aktoren betreibe, gibt’s wohl technische möglichkeiten für einen verbindungs-losen betrieb, aber das schien mir zu kompliziert.

weil ich seit ein paar monaten erfolgreich und befriedigend mit der mysensors-plattform experimentiere, hab ich mich entschieden die CO₂-sensoren als mysensors zu bauen. das konzept von mysensors zu verstehen fiel mir anfangs etwas schwer, weil sich auf der website ein wildes durcheinander findet, von how-tos, bastelanleitungen, forumsbeiträgen und hardware-bauvorschlägen, -werbung, -showcases. irgendwann habe ich dann herausgefunden, dass die leute die die software-bibliothek schreiben und pflegen, eben auch die openhardware.io-plattform betreiben und dass dort, eben deshalb, auch besonders viele leute ihre mysensor-projekte vorstellen (und zum teil verkaufen).

seitdem ich einen funktionierenden mysensors-gateway an den homeassistant angeschlossen habe, ist das hinzufügen (und bauen) von sensoren (und aktoren) auch wirklich einfach.

den MH-Z19 habe ich an einen arduino nano (ca. 2,50 euro/stück) angeschlossen und an den nano eine NRF24L01 sender/empfänger. im prinzip wars das schon, einen arduino-sketch habe ich hier gefunden.

leider war das noch ein bisschen fummelei, bzw. debugging. der MH-Z19 kommuniziert über eine serielle schnittstelle mit dem arduino und sendet auf anfrage eine sequenz von 9 byte. die beiden ersten zeigen den status an, die folgenden beiden den gemessenen CO₂-gehalt in ppm und das fünfte byte die temepratur. der arduino sketch erwartet in etwa diese sequenz:

0xFF 0x86 0x3 0x95 0x42 0x0 0x0 0x0 0xa0

der arduino las aber für die ersten beiden und manchmal auch das dritte byte folgendes aus:

0xFFFFFFFF 0xFFFFFF86 0x3 0xFFFFFF95 0x42 0x0 0x0 0x0 0xFFFFFFA0

theoretisch könnte man hier die hex-werte in strings umwandeln, die FFFFFF-sequenz wegkürzen und wieder zurück in einen integer oder den ursprünglichen zahlenwert umrechnen. das ist in c+ aber leider (für mich zumindest) furchtbar kompliziert. nach einer weile bemerkte ich: der sketch wandelt die falschen hex-werte auch in zahlen um, allerdings negative. in diesem beispiel byte 3 (0x3) in 3 und 0xffffff95 in -107. 0x95 ist im dezimalsystem eine 149. 149 + 107 = 256, die differenz betrug immer 256, wenn die messwerte mit vorangestelltem FFFFFF ausgelesen wurden. damit war die korrektur einfach: wenn eine negativ dezimalzahl rauskommt, addiere 256. mit diesem hack kamen die messwerte dann stabil raus, vorher gabs schwankungen um 256 ppm. das problem tritt bei beiden MH-Z19 auf, wahrscheinlich liegts am zusammenspiel des arduino mit den sensor und der softserial bibliothek. ist mir aber egal, läuft ja. mein angpasster sketch liegt hier: gist.github.com/diplix/9b…

die messwerte die der sensor ausspuckt sind ziemlich flott, die anwesenheit eine sauerstoff-atmers ist mit 1-2 minuten verzögerung deutchlich messbar. auf diesem bild sieht man deutlich, dass ich gegen ein uhr ins bett gegangen bin und das bett gegen halb sieben wieder verlassen habe. die offene tür sorgt für einen rapiden abfall des CO₂-gehalts, der sich allerdings nach ein paar minuten fängt und abflacht. um viertel nach neun sieht man deutlich, dass in beiden zimmern für 10 minuten gelüftet wurde.

messdaten von zwei MH-Z19

einen der beiden sensoren habe ich mit zwei LEDs ausgestattet, die grüne LED leuchtet bis ca. 1500 ppm, ab 1000 ppm schaltet sich die rote LED dazu. damit erkennt man, dass bei 1000 ppm die luft noch in ordnung ist und es so ab 1500 eigentlich zeit wird zu lüften. die LEDs lassen sich auch per mysensor-funk abschalten und der trick, um den sensor auch ohne mysensors-netzwerk funktionieren zu lassen, ohne durch wiederholte verbindungsversuche blockiert zu werden, ist diese zeile:

#define MY_TRANSPORT_WAIT_READY_MS 3000

bei amazon habe ich für einen der sensoren, auf gut glück, eine dose gekauft, in die zufällig alles, inklusive kabellage, reinpasst.

ein MH-Z19, ein arduino nano, ein NRF24L01 funkmodul, zwei LEDs und einige kabel in einer dose

der andere sensor macht es sich derweil in einem plastikbecher gemütlich.

ein MH-Z19, ein arduino nano, ein NRF24L01 funkmodul, zwei LEDs und einige kabel in einem becher

* * *

gekostet hat mich jeder der beiden sensoren ungefähr 20 euro.

  • MH-Z19: 15,00 €
  • NRF24L01 sender: 1,20 €
  • arduino: 2,50 €
  • dose: 1,76 €
  • schrumpfschlauch und LEDs lagen hier noch rum

kommerzielle alternativen, wie der Elgato Eve Room oder der Netatmo Healthy Home Coach, kosten 70 bis 100 euro, können dafür aber auch flüchtige organische verbindungen (VOC, sprich, zum beispiel, darmgase) messen. sensoren dafür gibt’s auch einige, MP901, GM502B oder der BME680 jeweils für ca. 15 euro oder, auch vielversprechend, aber sackteuer, der iAQ-core C.

mir genügt erstmal der MH-Z19 und ich bin gespannt was er misst, wenn ich ihn mal in den besprechungsraum auf der arbeit mitnehme.

black mirror, nerdcore

felix schwenzel, , in artikel    

ich mag black mirror nicht. mir missfällt das sadistische element, dass in jeder einzelnen folge den protagonisten, den menschen, der menschheit angedichtet wird. jede einzelne episode folgt diesem rezept, indem sie mindestens einen protagonisten zeigt, der vergnügen daran findet, andere menschen zu quälen, zu entwürdigen, zu entmenschlichen. aus jeder folge quillt menschenhass. das geht jetzt schon vier staffeln so, dass die serie sadisten nicht als einzelphänomene, psychische deformationen zeigt, sondern suggeriert, dass menschen zum sadismus, zur grausamkeit, zur empathielosigkeit neigen, sobald sie macht bekommen. wie in schlechten filmen wird da nicht differenziert, analysiert, versucht zu verstehen, sondern brutal, splattermässig draufgehalten, zugespitzt und implizit vor dem bösen im menschen gewarnt. in der welt, die black mirror zeichnet, ist kein platz für humanität und mitgefühl, menschlichkeit und wärme, liebe und zärtlichkeit. black mirror ist misantropen-porno. die ausnahme, das abnorme, die psychische deformation wird dystopisch als normal dargestellt, menschlichkeit, wärme, mitgefühl als die ausnahme.

black mirror ist nicht dumm, im gegenteil, aber misantrop, anthropophob, frustriert und sarkastisch. liebe steckt bei black mirror lediglich in der produktion. die ist enorm aufwändig und detailverliebt; für jede einzelne folge werden plakatmotive produziert, dutzende anspielungen ins drehbuch und die kulissen gedrechselt und die besetzung ist stets a-list. black mirror ist eigentlich die perfekte serie, konsequent von vorne bis hinten durchdacht, voller grandioser kleiner (und grosser) ideen, perfekt inszeniert und produziert — aber sie glaubt nicht an das gute im menschen.

vor einem jahr, nach einer folge der dritten staffel hatte ich schon keine lust mehr weiterzugucken. die vierte staffel, die gerade bei netflix angelaufen ist, wollte ich ebenso wegignorieren. gestern überflog ich dann diesen artikel von rené walter, in dem er alle sechs aktuellen folgen von black mirror rezensiert.

ich entschloss mich dann doch mal die erste folge zu sehen. die fängt auch grandios an, mit einer ziemlich passgenauen, aber trotzdem leicht irritierenden, star-trek-parodie. die weitere handlung ist fesselnd, die inszenierung und das schauspiel makellos, liesse sich aber auch in einem satz zusammenfassen: arschloch rächt sich an anderem arschloch und schiesst dabei, mit konsequenter grausamkeit und megaarschlochigkeit, weit übers eigentliche ziel (genugtuung) hinaus.

ich bin mir nicht sicher, ob ich die verbliebenen fünf folgen noch sehen werde. ich vermute sie sind genauso sorgfältig und intelligent erzählt, aber ich ertrage das pessimistische welt- und menschenbild, dieses arschlochuniversum, nur schwer. der pornovergleich passt übrigens gut. black mirror zeigt konsequent nur dunkle stellen des menschen, vergrössert diese in absurde dimensionen, hält voll drauf und blendet alles andere konsequent aus. menschlichkeit, mitgefühl, humanität werden marginalisiert dargestellt oder grotesk verzerrt oder veralbert.

was ich aber gut finde und mir auch in zukunft jede folge ansehen werde, ist das was rené walter auf nerdcore schreibt. seine rezension der ersten black mirror folge der vierten staffel (USS CALLISTER) ist auf den punkt und versorgt den leser mit kontext. ich schriebs erst vor ein paar artikeln, nerdcore gehört zu meinen lieblingsblogs und ich finde rené ist derzeit in höchstform. und er braucht unterstützung. die möchte ich ihm gerne geben, indem ich nerdcore, neben übermedien, zum zweiten blog mache, dem ich bei steady einen monatlichen, bescheidenen beitrag zahle. ich möchte gerne, dass rené weiter vollzeit ins internet schreibt.

Das war bis vor wenigen Jahren noch über Bannerwerbung finanzierbar, mit dem Siegeszug von Clickbait und Facebook allerdings sind die Werbe-Einnahmen nahezu komplett zusammengebrochen. NERDCORE finanziert sich nun schon seit mehreren Jahren über meine eigenen privaten Reserven und diese sind nun erschöpft.

hier geht’s zur kasse.

was ich in den letzten wochen automatisiert habe

felix schwenzel, in wirres.net    

das hier ist eine art öffentlich geführte todo-liste mit artikeln die ich schreiben möchte (oder bereits geschrieben habe) um dinge die ich zuhause automatisiert oder gebaut habe zu dokumentieren. mittlerweile hat die automatisierung unserer wohnung einen stand erreicht mit dem ich ganz zufrieden bin und der nicht nur meinen spiel- und probiertrieb befriedigt, sondern sich teilweise auch als ganz praktisch und nützlich erweist.

ein paar der sachen die ich gebaut oder konfiguriert habe, schreibe ich (auf englisch) ins home-assistantz-forum (derzeit leider von regelmässigen serverausfällen geplagt) und verlinke sie hier. andere dinge die ich gerne dokumentieren möchte schiebe ich manchmal wochen oder monatelang vor mir her. ich hoffe wenn ich sie hier in die liste schreibe, dass mich das ein bisschen motiviert sie dann mal irgendwann detailiert aufzuschreiben.

DIY LED-neon-schild

felix schwenzel, , in artikel    

als wir im november in venedig waren, haben wir auf der biennale ziemlich lange in einer schlange vor dem deutschen pavillon gestanden. im deutschen pavillon sollte eine performance stattfinden, die angeblich sehenswert wäre und die die beifahrerin deshalb auf keinen fall verpassen wollte. also liefen wir kurz nachdem die bienale eröffnete schnurstracks zum deutschen pavillon und stellten uns dort in die sich bereits formende schlange.

neben der schlange, bzw. neben dem deutschen pavillion, stand der koreanische pavillon.

koreanischer pavillon auf der biennale 2017 in venedig

in der zeit, in der wir in der warteschlange standen dachte ich: neon, das muss ich auch mal machen. noch in der schlange fing ich an nach LED neon zu googeln. echte neon-röhren sind zwar toll, kommen aber wohl zum selbstmachen nicht in frage, einerseits weil meine glasblasfähigkeiten minimal sind und ich auch nicht genau weiss, wie man neon-gas verarbeitet. heutzutage ist ja alles LED und die suchergebnisse sahen vielversprechend aus. es sah so aus, als gäbe es LED-lichtschläuche die echten neon-beleuchtungen recht ähnlich sehen. die meisten LED-schläuche die ich fand waren jedoch rechteckig, bzw. rechteckig mit einem runden teil oben und damit eher einem abstrahlwinkel von weniger als 270°. es gab aber auch richtig runde schläuche wie diese hier für ca. 50 euro für 2 meter.

zuhause entschied ich mich dann, zwei mal zwei meter in rot und blau testweise in china zu kaufen. dieser händler bot die LED-schläuche für 20 euro à zwei meter an. auf den bildern sehen die chinesischen LED-schläuche exakt so aus, wie die von ledika (firmensitz in valencia, spanien, berliner rufnummer).

der vorteil von bestellungen in china ist, neben dem günstigen preis, dass man viel zeit zum nachdenken hat. fünf bis sechs wochen dauert es meist, bis die bestellungen da sind. der nachteil ist, dass sich die bestellungen im steurechtlichen graubereich bewegen. so richtig verstehe ich das nicht, wann pakete mit warenlieferungen aus dem ausland beim zoll landen und wann nicht. bestellungen aus amerika muss ich fast immer beim zoll abholen (und umsatz-/einfuhrsteuer zahlen), bestellungen aus chinesischen online-shops hingegen fast nie. es ist kompliziert.

nach sechs wochen kamen die LED-schläuche und statt drüber nachzudenken was ich bauen würde, hatte ich die dinger ganz vergessen. das ist übrigens das tolle an sechs plus x wochen lieferzeit. nach der bestellung vergesse ich die bestellung gerne und freue mich bei der lieferung über die überraschung, fast wie zu weihnachten.

led-neon-schläuche

jetzt hatte ich vier meter led-leuchtschlauch, aber keine ahnung was ich damit machen würde. ich hing einen der schläuche erstmal an die wand. das licht gefiel mir sehr. die schläuche hatten tatsächlich, wie erhofft einen 360° abstrahlwinkel, auch wenn eine seite des schlauchs ein bisschen weniger intensiv leuchtete. die schläuche wirkten ziemlich flexibel, aber radien von weniger als 3-4 zentimetern schienen nicht möglich. ich überlegte die schläuche mal testweise auf einem brett zu verlegen, übereinander zu schlingen und stellen die nicht leuchten sollten mit schwarzem gaffa-tape abzukleben, so wie das auch bei neon-reklame gemacht wird.

in unserer kammer fand ich ein altes, ungenutztes baumarkt-kiefern-regalbrett von 80 mal 20 zentimetern. beim nachdenken über die konstruktion fiel mir dann irgendwann die idee ein, den schlauch durch löcher im brett von hinten nach vorne zu führen. als motiv fiel mir „KOTZ“ ein, weil sich das kind gerade selbst „KOTZ“ aufs schienenbein tätowiert hatte (es ist eine art familieninterner gag „kotz“ bei jeder gelegenheit zu sagen, „kotz“ aufs schienenbein zu tätowieren allerdings eher nicht). ich skizzierte die worte und löcher, überschlug die benötigte schlauchlänge und kam zu dem schluss das könnte klappen.

die schläuche die ich gekauft hatte haben einen ø von 14 mm, in einer kiste fand ich einen 15 mm fostnerbohrer und fing an das brett zu bohren. nach einer stunde war der prototyp fertig.

erster prototyp
erster prototyp (von hinten)
erster prototyp in betrieb

für die endgültige version vermutete ich, würde schwarzes, unbehandeltes MDF gut passen.

tatsächlich liess sich das MDF gut bohren und auf der rückseite liessen sich die losen enden der schläuche und die elektrokabel gut mit kabelschellen verschrauben und befestigen.

15 mm löcher in schwarz durchgefärbtem MDF
KOT

auch das reflektionsverhalten des schwarzen MDF fand ich befriedigend.

zweiter prototyp in betrieb
zweiter prototyp in betrieb

an die rückseite schraubte ich noch ein paar winkel, damit das schild auf dem boden stehen könnte oder mit haken, mit abstand, an der wand zu befestigen war. ausserdem kaufte ich noch einen euro-mehrfachstecker und eine verlängerungsschnur. damit lagen am ende die materialkosten, mit all den zusätzlichen kleinteilen, so um die 60 euro (4 meter leuchtschlauch 40 euro, verlängerungsschnur und mehrfachstecker 8 euro, kabelschellen, winkel und haken 4 euro und eine fernsteuerbare steckdose 8 euro).

die schläuche werden mit 220 volt betrieben, erwärmen sich im betrieb leicht und verbrauchen 7,2 watt pro meter, also in dieser ausführung knapp 30 watt. ich mag die kombination von rot und blau sehr gerne und das emitierte licht finde ich sehr angenehm. das licht ist flimmerfrei und die schläuche brummen nicht.

Gekommen um zu bleiben (t3n 50)

felix schwenzel, , in artikel    

Die Warnungen vor dem Bitcoin sind zahlreich. Der wegen Wertpapierbetrügereien und Geldwäsche verurteilte Jordan „The Wolf of Wall Street“ Belfort meint beispielsweise, dass Kryptowährungen ein Tummelplatz für Betrüger und Nepper seien. Der Hype um Kryptowährungen und Initial Coin Offerings (ICOs) sei „der größte Betrug aller Zeiten“.

In das gleiche Horn bläst Jamie Dimon, dem Chef von J.P. Morgan. Er findet der Bitcoin sei reiner „Betrug“ und der Handel damit „dumm“.

Der Vorstand einer Bank, die die Süddeutsche Zeitung vor einem Jahr als „die gefährlichste Bank für die Finanzwirtschaft“ bezeichnete und ein verurteilter Schaumschläger warnen vor Gier und Betrug; es zeigt sich einmal mehr, dass die schärfsten Kritiker der Elche oft selber welche sind.

Allerdings kann Kritik an Elchen durchaus legitim sein, auch wenn sie von Ex-Elchen kommt. Selbst wenn man sich nur oberflächlich mit dem Geschehen um Kryptowährungen beschäftigt, erkennt man, dass es in den Bitcoinmärkten an dubiosen Anbietern, windigen Angeboten und vor allem schlechtem Rat wimmelt. Der Witz ist, damit unterscheidet sich der Markt der Kryptowährungen nicht vom übrigen globalen Finanzmarkt, der zwar stärker reguliert und kontrolliert wird, aber ebenso ein Spielfeld für einzelne oder institutionelle Betrüger und halbseidene Akteure bietet.

Ganz allgemein dürfte es ein guter Rat sein, Geld nicht in Anlagen oder Systeme zu investieren, die man nicht ganz versteht, auch — oder gerade — wenn er von Elchen kommt. Und ein besonders guter Rat dürfte es sein gerade dann Zurückhaltung zu üben, wenn einem plötzlich ganz viele Experten riesige Renditen in Aussicht stellen, sei es über Fontsbeteiligungen, Aktienkäufe oder eben Geldanlage in Bitcoins.

Trotzdem lohnt sich meiner Meinung nach ein genauerer Blick auf Kryptowährungen und vor allem die dahinterliegende Technologie der Blockchain. Das Potenzial dieser Technologie ist faszinierend, weil sie, wie das hinter dem Internet stehende TCP/IP-Protokoll, ein entscheidendes Versprechen gibt: Dezentralität.

Diese Eigenschaft ist genau die, die das Internet groß und relevant gemacht hat: Informationsvermittlung die auch ohne zentrale Instanzen funktioniert. Dezentralität hat bei der Informationsvermittlung die alten Gatekeeper weggefegt und Machtverschiebungen verursacht, die nahezu jeden Lebensbereich berühren. Das gleiche verspricht nun die Blockchain im Bereich von abgesicherten Transaktionen: Verbindlichkeit ohne zentrale Instanzen.

So wie das Internet in den ersten Jahren vor allem ein Tummelplatz für Technikfreaks, Nerds und Pornoanbieter war, war es im letzten Jahrzehnt auch der Bitcoin und die Blockchain. Diese ersten Jahre haben gezeigt, dass die Technologie hinter dem Bitcoin grundsätzlich funktioniert und an sich hinreichend sicher ist — und vor allem interessant genug ist, um ständig kollaborativ weiterentwickelt und geforkt zu werden. Dieses Potenzial erkennen auch mehr und mehr Unternehmen, auch die J.P. Morgan Bank, deren Chef ja erklärtermassen kein großer Fan des Bitcoin ist. So bietet J.P. Morgan bereits ein auf der Blockchain, bzw. Ethereum basierendes Produkt zur Vertrags- und Transaktionsabwicklung an.

Die Potenziale die sich aus der Blockchaintechnologie ergeben sind so groß (und spannend), dass es fahrlässig wäre sich mit dieser Technologie und deren möglichen Folgen nicht tief gehend auseinanderzusetzen. Die technischen Hintergründe der Blockchaintechnologie sind komplex (einen guten Einstieg bietet dieses Video), die gesellschaftlichen Folgen dürften noch komplizierter, ähnlich tiefgreifend und in weiten Teilen ebenso unvorhersehbar sein, wie die, die uns das Internet bis heute beschert hat.

Die Blockchain plagen noch von vielen Kinderkrankheiten wie Skalierbarkeit und Transaktionsgeschwindigkeit. Die nötigen technischen Anpassungen (Forks) dürften dafür sorgen, dass Kryptowährungen und andere auf der Blockchain aufbauende Dienstleistungen auf absehbare Zeit instabil und volatil sein werden. Auch deshalb sollte man sich nicht blind von der Euphorie und der Goldgräberstimmung mitreissen lassen und mit Bitcoins spekulieren, ohne sich über die zahlreichen ungeklärten Fragen und Risiken im klaren zu sein.

Aber auch wenn die ersten Bitcoinblasen platzen, Sicherheitslücken Wallet-Besitzer plagen oder wenn die Blockchainweiterentwicklung stockt: so wie das Internet nicht mehr weggehen wird, wird auch die Blockchain bleiben. Die Technologie hinter dem Bitcoin wird die Welt und die Wirtschaft genauso tiefgreifend verändern wie es das Internet getan hat. Egal ob wir das wollen oder nicht.

(auf t3n lesen)

innr küchenschrankbeleuchtung UC 110

felix schwenzel, , in artikel    

vorher: küchenschrankbeleuchtung mit ikea grundtal

unsere alten halogen-birnen in den grundtal-leuchten unter dem küchenschrank frassen strom und gingen ständig kaputt. mittlerweile ist die ganze wohnung auf LED umgestellt, nur in der küche brummten (im sinne von geräusche machen) noch die alten ikea-leuchten. dass die dinger weg mussten war schon länger klar, die alternativen von ikea, die man unter einen küchenschrank schrauben konnte waren aber alle unbefriedigend und schlecht fernzusteuern. die tradfri-lampen von ikea sind toll und günstig, aber für die küche hat ikea noch keine tradfris rausgebracht.

kürzlich gerieten mir die innr-lampen wieder in den blick. innr stellt hue-kompatible lampen her, unter anderem auch eine küchenoberschrankbeleuchtung. ich gab mir trotz des stolzen preises von 100 euro für einen meter leuchtstreifen einen ruck und bestellte ein set [-werbelink] bei amazon.

die verpackung war kompakt und klapperte. kein wunder, die teile lagen alle lose in der verpackung, deren inhalt ganz offensichtlich in china hergestellt wurde.

innr verpackung: alles lose

die streifen wirkten ein bisschen billig, das netzteil wie die übliche china-ware, aber die mitgelieferten kabel waren schön lang und dünn. bevor ich die lampen montierte, habe ich sie mit der hue-app verpaart. das klappte fast auf anhieb. wichtig ist wohl die suche in der app zuerst zu starten und dann erst den leuchtstreifen einzuschalten, weil der nur ein paar sekunden nach dem booten seine paarungsbereitschaft signalisiert. danach (und einem lampenreboot) liess sich der leuchtstreifen tatsächlich mit der hue-app dimmen und schalten. erster pluspunkt: der leuchtstreifen lässt sich bis fast auf null runterdimmen. das können die tradfris nicht, bei ca. 15-20 prozent ist bei denen schluss. prima.

die montage war ein bisschen frickelig und eklig. immer wenn man an küchenmöbeln arbeitet, merkt man was für ein fett-dreck in jeder ritze steckt. die versteckte stromzuführung für die grundtals liess sich auch prima für die innr-lichter benutzen. nach der montage musste ich weiter putzen, weil ich plötzlich überall schmodder sah. auch wenn der leuchtstreifen wunderbares licht absonderte, richtig toll sah er fertig montiert nicht aus: die befestigung mit blechlaschen lässt den leuchtstreifen ein paar millimeter schweben und die stosskanten der leuchtelemente emitieren licht. insgesamt wirkt das ganze ein bisschen kleinteilig und gusslos. aber das licht ist prima.

innr-licht in der küche
innr-licht in der küche

über die hue-komponente des home-assistant liess sich der leuchtstreifen dann auch problemlos automatisieren, in alexa und homekit integrieren und an die lichtstimmungen der tradfri-beleuchtung koppeln. per button oder „alexa, licht an!“ wird der flutlichtmodus eingeschaltet, per lichtschalter oder „alexa, gemütlich an!“ der etwas entapnntere lichtmodus. es gab nur einen stolperstein, der sich aber per steuerungslogik umschiffen liess: immer wenn man den innr-leuchtstreifen einschaltet, geht er auf 100% helligkeit — egal ob per hue-app, homekit oder home-assistant.

was ich grossartig finde: der innr-leuchtstreufen dimmt sanft, mit ca. 2 sekunden transitionszeit. wenn das licht per bewegungsmelder geschaltet wird, dimmt das licht beinahe magisch ein. bisher hat es immer einmal klack gemacht, bevor das licht anging.

99 euro finde ich einen stolzen preis für china-ware im geschätzten warenwert von 10 euro. aber die hue- und hausautomations-integration ist (relativ) problemlos, das dimmen flüssig und das licht angenehm. kann ich mindestens so lange empfehlen, wie ikea oder philips nicht selbst eine ordentliche küchenschranklösung anbieten.

humorkritik

felix schwenzel, , in artikel    

es ist jetzt so weit, auch linke bezeichnen jetzt humor oder witze, die ihnen nicht gefallen, als fake-news:

abgesehen davon, dass ich konkret den humor dieser die-partei-aktion nicht teile und generell den humor der partei weder unterhaltsam noch wählbar finde, sollte man sich davor hüten satire ernst zu nehmen und zu politisieren.

das spiel treibt die titanic seit jahrzehnten erfolgreich mit selbstverliebten egozentrikern, politikern, bild-zeitungs-lesern: mal mit klugem, mal mit üblen witzen provozieren und darauf hoffen, dass die witze, die satire so gut sitzt, dass die ziele der humorattacke den witz ernst nehmen. dann nämlich gibt’s aufmerksamkeit und neuen satire-stoff, indem man die reaktionen wieder in die satire einarbeitet. insofern ist die vorgehensweise der titanic und der partei deckungsgleich (kein wunder, sie kommen ja aus dem gleichen stall): sie ernähren sich beide von aufmerksamkeit, die sie mit mehr oder weniger witzigen provokationen erzeugen.

dass diese strategie mittlerweile von politisch rechten, konservativen und nazis um ein vielfaches erfolgreicher angewandt wird (provokation, aufmerksamkeit, abgrenzung von den anderen, aktivierung der eigenen basis) ist bedauerlich, aber kein grund satire, titanic, AFD oder trump in einen topf zu werfen. der entscheidende unterschied ist nämlich, dass die rechten es ernst meinen und es entsprechend verdienen ernstgenommen zu werden, die satire-blatt oder satire-partei-macher aber nur darauf hoffen ernst genommen zu werden.

jetzt kann man natürlich noch einen schritt weitergehen und humor und unterhaltung (oder satire) in diesen schweren zeiten als gefährlich oder subversiv zu sehen. man könnte der meinung sein, dass es demokratieverwässernd sei, politische deppen auf die bühne zu zerren und sich über sie lustig zu machen (oder sie über sich selbst lustig machen zu lassen).

nachdem stephen colbert den ehemaligen pressesprecher von donald trump bei der emmy-verleihung auf der bühne die gelegenheit gab sich über sich selbst lustig zu machen und sich „melissa mccarthy“ nennen zu lassen und ich den schlussgag als witzig einstufte, fand der surfguard, dass das nicht witzig sei, weil es eine „Normalisierung und Ironisierung einer politischen Perversion“ sei.

macht humor das, normalisiert humor den schrecken, humanisiert humor despoten und ihre helfershelfer? sind satiriker die steigbügelhalter der neuen rechten? diesen eindruck kann man in der endphase des bundestagswahlkampfes durchaus bekommen, in der kluge menschen allen ernstes die existenz und die ernstnehmung der satire-partei die partei für ein erstarken der AFD verantwortlich machen (oder zumindest die potenziellen wähler der partei für mögliche mandatszuwächse der AFD im bundestag verantwortlich machen).

ich glaube — im fall der partei — dass das womöglich sogar stimmt. satire (humor) gewinnt, wenn sie es schafft den gegner dazu zu bringen die ridikülisierung ernst zu nehmen. das stärkt dann den zusammenhalt derjenigen, die den witz verstehen und der unterhaltungswert steigt, je humorbefreiter (ernster) die reaktionen sind. der witz an satire ist, dass die gegner sie ernst nehmen und das publikum, die eigentliche zielgruppe den witz (vermeintlich) versteht. kai diekmann finde ich doof, aber er hat das mit der satire letztendlich, nach ein paar fehlversuchen, verstanden. als sich die taz vor vielen, vielen jahren mal über seinen penis lustig machte, verlor dieckman zunächst. er nahm die satire erst und behandlete die wie „fake-news“: er klagte dagegegen. irgendwann merkte er, dass er doch noch gewinnen könnte, wenn er die klage zurückzieht und den witz zurückspielt — indem er selbst zum satiriker wurde. er entzauberte den witz, indem er ihn nicht mehr ernst nahm und so die eigentliche intention der taz, diekmann-hass, offenlegte. bevor sich diekmann selbst über seinen penis lustigmachte, wirkten diekmann-penis-witze witzig, danach verbissen.

die politik und das establishment reagieren momentan so wie dieckmann anfänglich auf die taz-satire reagierte: mit heiligem ernst und staatstragender wehleidigkeit. aus genau diesem grund funktioniert die partei (noch). sie funktioniert auch, weil viele wähler schwere humorstörungen haben und die partei (allen ernstes) als eine wählbare alternative (und nicht einen bierseligen männerwitz) wahrnehmen. viele nehmen die witze, die satire der partei so ernst, dass sie ihr nicht nur aufmerksamkeit schenken wollen, sondern sogar eine stimme bei der bundestagswahl.

der witz ist: wer die partei wählt (oder mit heiligem ernst bekämpft) ist das eigentliche ziel (und opfer) ihrer satire.