kriegs-direktor soziale medien bei scholz und freunde

felix schwenzel, in wirres.net    

bei mir wirkt die benutzung von englischen buzzwords und firmenbezeichnungen dazu, dass ich englische worte sehe. also lese ich diese bauchbinde auch auf englisch:

nico lumma: kriegs-direktor soziale medien bei scholz und freunde

natürlich ist nico lumma nicht kriegs-direktor soziale medien bei scholz und freunde sondern er war mal direktor bei scholz und freunde.

gefunden hab ich das bei nico lumma und der sagt, dass er in diesem video „kompetente Fragen von Cherno Jobatey“ beantwortet und dass cherno jobatey „übrigens ein total feiner bengel“ sei. na dann guck ich mir das heute abend mal an.

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jakob augstein hat das verkaufen verlernt

felix schwenzel, in wirres.net    

jakob augstein meint, dass leser ohne journalisten und verlage verdummen:

Wenn Journalismus eine Zukunft haben soll, muss der Leser zahlen. Aber der Leser hat im Netz das Zahlen für Inhalte verlernt. Inhalte sind der freiverfügbare Rohstoff der Online-Welt. Ungeachtet ihrer Qualität. Das ist gefährlich. Die Verlage werden ihren Lesern den Unterschied zwischen Qualität und Quantität wieder beibringen müssen.

vor begeisterung für sich selbst und andere menschen die in deutschland mit der staatstragenden rolle der „Herrschaftskontrolle“ betraut sind, übersieht jakob augstein einen wichtigen aspekt: leser zahlen bereitwillig für inhalte wenn das möglich, einfach und nicht völlig überteuert ist.

amazon verkauft 54 schrillionen* ebooks jährlich, apple wahrscheinlich etwas weniger (vermutlich 20 schrillionen*). dafür verkauft apple mehr „Inhalte“ die man nicht nur lesen kann, sondern auch ansehen. marco arment hat gerade sein profitables magazin verkauft, für das anfang des jahres bereits 25tausend leser $1,99 pro monat bezahlten. auch für die inhalte von spielen zahlen die leute wie bekloppt. ich könnte mit 10 minuten recherche mindestens 156* beispiele finden, die belegen wie geil die leute darauf sind, online für inhalte geld zu bezahlen — und es auch tun.

nein, das problem sind nicht die leser die ohne die anleitung von journalistischen wegweisern verblöden und verlernen für qualität zu zahlen. das problem sind die verlage die für einzelartikel im online-einzelverkauf meinen mehrere euro abrufen zu können, die selten faire und niedrigschwellige abo-pakete anbieten und oft die gleichen absurden kündigungsfristen und abo-bedingungen anbieten wie bei ihren print-pendants.

das problem sind nicht leser die etwas verlernen, sondern leute wie jakob augstein, die keine attraktiven angebote gebacken bekommen. mich erinnert das ein wenig an die betreiber von elektro-kaufhäusern, die sich darüber beklagen, dass ihre scheiss-werbung nicht mehr funktioniert und die kunden bei der günstigeren und bequemeren konkurrenz kaufen. ich weiss auch nicht warum augstein und andere leute die auf ihren produkten sitzen bleiben so selten das eigene versagen thematisieren und stattdessen glauben, dass die fliehenden kunden erzogen werden müssten. ist das arroganz oder dummheit — oder etwas ganz anderes?

*) ausgedachte zahlen

* * *

christian stöcker auf spiegel online über den hamburger mediendialog:

Optimismus, was die mediale Zukunft angeht, kam in Hamburg übrigens von unerwarteter Seite. Musik-Lobbyist und Urheberrechtsvorkämpfer Dieter Gorny etwa rief den zweifelnden Verlagsmanagern im Saal zu: "Die Leute kaufen!" Bezahlmodelle im Internet könnten also durchaus funktionieren, das habe seine eigene Branche mittlerweile festgestellt. Später sekundierte Joachim Birr vom Bundesverband Audiovisuelle Medien: "Der Kunde ist bereit, für Content zu zahlen."

* * *

stadt-bremerhaven.de: Musik: Illegales Laden schadet der Branche nicht; ich weiss zwar nicht warum man studien durchführen muss die zeigen, dass legale angebote genutzt werden wenn sie vorhanden sind und das sie nicht genutzt werden, wenn sie nicht vorhanden sind — aber solche untersuchungen zeigen immer wieder, dass jakob augstein irrt.

* * *

stefan niggemeier schreibt heute (2. juni) in der FAS über springers digital-strategie und jakob augsteins irrige annahme, dass die zukunft des spriner-verlages und der „bild“-zeitung im netz irgendetwas mit der zukunft des journalismus und der demokratie zu tun habe:

Es ist ein rührend naiver Glaube, dass die „Bild“-Zeitung, weil sie diese Riesenreichweite hat, einen Kulturwechsel auslösen könnte, der die Menschen mit einem Mal sagen lässt: Ja, ach so, Journalismus stimmt, dafür sollten wir auch online zahlen; besser ist das, für uns, den Journalismus, die Demokratie, dann hol ich mir zum „Bild“-Digitalabo jetzt auch das „Freitag“-Digitalabo. Jedes Medium wird eigene Modelle finden müssen, sich in der digitalen Welt zu finanzieren, eigene Argumente und Angebote, wenn es seine Leser überzeugen will, dafür zu zahlen.

online ist davon noch nichts zu sehen, auf papier ist es aber soweit ich weiss an jeder hausecke zu bekommen. seit montag auch online.

glorifizierte führer

felix schwenzel, in wirres.net    

jason kottke:

This is possibly the best three-minute demonstration of anything I've ever seen. Derek Sivers takes a shaky video of a lone dancing guy at a music festival and turns it into a lesson about leadership.

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derek sivers:

Leadership is over-glorified.
Yes it started with the shirtless guy, and he'll get all the credit, but you saw what really happened:
It was the first follower that transformed a lone nut into a leader.
There is no movement without the first follower.

ich habe adgefiltert

felix schwenzel, in wirres.net    

frank patalong hat mal wieder ins internet geweint. zuletzt hat er das, soweit ich das mitbekommen habe, 2010 auf spiegel online. damals sprach er noch von einem „16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern“ der angeblich lautete:

Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.

ich habe damals leicht polemisch, aber mit nach wie vor gültigen argumenten geantwortet. damals wunderte ich mich vor allem darüber, dass der deal mit mir gar nicht geschlossen wurde. im gegenteil, den deal den ich gerne mit online-medien abschliessen würde lautet:

wen du willst dass deine leser dich ernstnehmen und unterstützen, musst du sie auch ernst nehmen.

das habe ich, wie gesagt, 2010 geschrieben und ich glaube das mit dem ernstnehmen ist nach wie vor ein problem. alles was patalong zur adblocker diskussion, damals wie heute, einfällt ist publikumsbeschimpfung:

  • die leser ignorieren die wirklichkeit (die der verlage, vermute ich mal)
  • die leser sind nicht bereit dauerhaft im netz zu zahlen
  • die leser sind auch am kiosk nicht mehr bereit zu zahlen
  • die leser ertragen noch nichtmal ein „wenig Bling-Bling“
  • leser, die fordern werbung weniger störend zu gestalten, sind bescheuert und begriffstutzig
  • viele „vor sich hinsalbadernde“ leser waren 1994 noch nicht mal im netz und wagen es jetzt eine institution die es seit 1994 ist, zu kritisieren
  • die leser machen alles kaputt

immerhin hat patalong in der aktuellen publikumsbeschimpfung nicht wieder die olle deal-kamelle aufgewärmt. jetzt ist apokalypse angesagt. wie 1983 im spiegel beim waldsterben. da war es zwar ein hiroshima das den deutschen wäldern wegen saurem regen bevorstand, jetzt ist es die apokalypse die den deutschen online-medien (oder wie patalong es ausdrückt: „populären Webseiten“) bevorsteht, wegen werbefiltern.

* * *

kurz ein wort zu werbefiltern. ich benutze zwar auch einen werbefilter, aber viele „populäre Webseiten“ sind dadrin auf einer weissen liste. trotzdem sehe ich — auch bei komplett deaktiviertem werbefilter — fast keine werbung. aus dem einfachen grund, dass ich zusätzlich noch ghostery benutze. ghostery filtert anfragen dritter auf webseiten weg. das heisst zum beispiel, dass die facebook- und twitter-buttons die viele betreiber „populärer Webseiten“ in ihre seiten einbauen damit einfach weggefiltert werden. so können weder twitter, noch facebook, aber auch unzählige andere dienste nicht mehr meine wege im netz und mein surf- und klickverhalten verfolgen und auf ihren servern protokollieren.

in einem normalen browserfenster bin ich stets bei facebook, twitter, aber auch, besipielsweise, amazon, pinterest und hinz und kunz angemeldet. das finde ich angenehm, denn so kann ich ohne weitere anmeldung direkt mein facebook, mein amazon oder mein twitter aufrufen, wenn mir danach ist. wonach mir allerdings nicht ist, ist hinz und kunz ohne mein zutun zu erzählen wo ich mich im netz rumtreibe. ich möchte selbst bestimmen wer etwas über mich erfährt und wer nicht. ich bin mit meinen daten überaus grosszügig, was der spiegel im übrigen immer wieder in ellenlangen tiraden anprangert und als extrem dumm darstellt, aber ich möchte die kontrolle behalten. ich möchte die kontrolle nicht an die werbeabteilung oder die vermarkter von „populären Webseiten“ abgeben.

also habe ich ghostery recht undurchlässig konfiguriert. das führt bei manchen amerikanischen oder britischen webseiten dazu, dass auch die anzeige von inhalten nicht mehr funktioniert, weil die betreiber mancher „populärer Webseiten“ nicht nur die auslieferung von werbung an dritte ausgelagert haben, sondern auch die auslieferung von inhalten. in solchen fällen wechsle ich dann in den anonymen browsermodus (im übrigen eine der grossartigsten erfindungen von chrome), in dem weder ghostery, ein adblocker, noch irgendein anderer plugin aktiv ist. aber ich bin im anonymen browserfenster eben auch nicht bei facebook, twitter oder amazon angemeldet.

* * *

der spiegelverlag (bzw. einer seiner tochterverlage) war übrigens vor etwa 15 jahren der meinung, dass man mit einem ordentlich gemachten wirtschaftsmagazin kein geld verdienen kann. nach nur drei ausgaben stoppte der spiegelverlag das projekt econy. mittlerweile ist das nachfolgemagazin „brandeins“ auch wirtschaftlich ein knaller. so was fällt mir immer ein, wenn leute andere als ahnungslos, salbadernd oder kurzsichtig argumentierend beschimpfen um ihren vor weisheit strotzenden und innovation berstenden arbeitgeber zu verteidigen.

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offensichtlich funktioniert der werbeblocker-sniffer der zeit nicht so toll.

offensichtlich funktioniert der werbeblocker-sniffer der zeit nicht so toll

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Mit Mutter telefoniert. Sie wollte lernen, wie man #AdBlocker installiert. Hat sie auf Spon gelesen. Gut gemacht @!
@tristessedeluxe
Tillmann Allmer

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nochmal zurück zu ghostery, bzw. zum thema, dass die adblocker-diskussion auch eine bugblocker, flashblocker oder sogar javascript-blocker diskussion sein sollte, bzw. eine um datenkraken (übrigens eins der lieblingsthemen des gedruckten spiegels, zumindest wenn es sich um kraken anderer handelt). wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat lediglich die süddeutsche in ihrem bitte-machen-sie-eine-blockierausnahme-für-uns-text auf die tracker-problematik hingewiesen. stefan plöchinger:

Wir haben außerdem in unseren Datenschutzregeln erklärt, wie Sie personalisierte Werbung aussteuern können, falls Sie sich daran stören - auch dies im Sinne von Ihnen, unseren Nutzern.

in den datenschutzregeln der süddeutschen, die ich im übrigen ziemlich beispielhaft finde, wird dann auch tatsächlich in allgemeinverständlichem deutsch auf die tracker-problematik hingewiesen:

Die Kehrseite dieses Vorgehens ist, dass die sozialen Netzwerke faktisch auch Ihr Leseverhalten auf unserer Seite analysieren können - wie auch Ihr Verhalten auf vielen anderen Seiten, denn das Vorgehen ist Marktstandard. Wenn Sie dieses sogenannte Tracking verhindern wollen, müssen Sie sich entweder auf den Plattformen wie Facebook und Google abmelden, wenn Sie unbeobachtet durch das Internet surfen wollen, oder in den Privatmodus Ihres Browsers wechseln.

na gut, dass der hinweis auf blocker wie ghostery fehlt, kann ich nachvollziehen, da ghostery auch den ganzen anderen scheiss blockiert. wie man den ganzen anderen scheiss die webtracker, bugs, cookies ausoptiert, wird über viele absätze hinweg, mit grosser detailliebe in der sz-datenschutzerklärung erklärt:

Mehr Informationen zu nutzungsbasierter Online-Werbung: www.meine-cookies.org. Wenn Sie sie deaktivieren wollen: www.youronlinechoices.com. […] mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Facebook. […] Genauere Informationen zu Art, Zweck und Umfang sowie der weiteren Nutzung Ihrer Daten durch Twitter, mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Twitter. […] Genauere Informationen zu Art, Zweck und Umfang sowie der weiteren Nutzung Ihrer Daten durch Google, mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Google. […] Wenn Sie die Datenanalyse verhindern wollen, können Sie dieses Browser-Plugin herunterladen und installieren oder die Speicherung von Cookies in Ihrem Browser generell deaktivieren. […] Detaillierte Informationen zum Datenschutz der Firma Comscore finden Sie auf dieser Seite. […] Detaillierte Informationen zum Datenschutz bei Chartbeat finden Sie auf dieser Seite. […] Details zum Datenschutz finden Sie bei der Firma Infonline, die für das SZM zuständig ist, und der Datenschutzwebsite der IVW. Sie können die Datenverarbeitung auf dieser Seite unterbinden. Die Reichweiten-Statistiken sind öffentlich hier einsehbar. […] Auch [bei der VG Wort] werden IP-Adressen nur anonymisiert verarbeitet und keine personenbezogenen Daten gespeichert, ein Unterbinden ist derzeit nicht möglich. […]

es folgen noch hinweise zum datenschutz und zur deaktivierung von trackern bei der AGOF, iq digital, google adsense, nugg.ad, und plista. man könnte also, wenn man als nutzer zwei bis drei stunden zeit investiert durchaus viele der tracker die einen auf süddeutsche.de verfolgen und beobachten deaktivieren oder entschärfen. das geht indem man sich die datenschutzbestimmungen der sz und ihrer 15 partner durchliest und dann ebensoviele konfigurationsseiten besucht, die einen cookie setzen und hoch und heilig versprechen, einen nicht mehr zu beobachten. das gleiche kann man dann noch für die anderen „populäre Webseiten“ machen und in zwei bis drei tagen hat man alles hinkonfiguriert.

dass die verlage ghostery nicht erwähnen kann ich nachvollziehen. neben ghostery gibt es noch eine weitere alternative, auf die keine der „populären Webseiten“ die sich an der adblocker-ausnahme-kampagne beteiligt haben hinweist; nämlich auf eine unterstützung der „do not track“ anweisung. das liegt natürlich daran, dass die vielen hundert werbepartner, also datensammler und auswerter mit denen viele „populäre Webseiten“ zusammenarbeiten, diese anweisung offenbar nicht beachten. ich glaube, dass das ein schlüssel sein könnte: weniger, angenehmere und (auf wunsch) die privatsphäre respektierende werbung. adblockplus sieht das in seinen hinweisen auf kriterien akzeptabler werbung“ auch so:

Diese Kriterien sind noch nicht final, wir arbeiten an ihrer Verbesserung. Insbesondere wollen wir vorraussetzen, dass die Privatsphäre der Nutzer respektiert wird (verpflichtende Unterstützung von Do Not Track).

* * *

die verachtung die patalong einem teil seiner leser an den kopf wirft ist nicht nur für ihn typisch. was die leser wollen, entscheidet im verlagswesen immer noch der gesetzgeber und die verlagsleitung. keiner der beteiligten verlage hat meines wissen jemals bei seinen lesern nachgefragt welche art von werbung sie aktzeptabel finden. ausser der taz bittet kein verlag um spenden oder finanzielle unterstützung. kein verlag bietet eine werbe- und trackerfreie webversion seiner seiten für abonnenten oder unterstützer.

obwohl: im grunde genommen befragen die verlage ihre nutzer. mit analysesoftware und trackern. so erkennen sie, was ihre leser besonders oft anklicken, was nicht, welche überschriften funktionieren, welche nicht. und sie erkennen, dass die leser so genervt von der geschalteten werbung sind, dass sie sie ausfiltern. redaktionell reagieren die „populären Webseiten“ auf das nutzerverhalten indem sie entsprechende inhaltliche schwerpunkte setzen, kompakter schreiben oder an den überschriften feilen. konsequenzen aus der popularität von werbefiltern sind nicht etwa versuche die werbung akzeptabler zu gestalten, sondern aufrufe die werbung so wie sie ist zu akzeptieren. was akzeptabel ist, bestimmt hier nicht der benutzer, sondern der vermarkter.

ich glaube nicht dass diese haltung langfristig zum erfolg führt.

* * *

echtes netz

felix schwenzel, in wirres.net    

wenn ich es richtig verstanden habe, ist diese kampage das erste mal, dass die digitalegesellschaft.de und d-64.org etwas zusammen machen:

echtesnetz.de-kampagne motiv bildung

die website, die auf den (wie ich finde) völlig missratenen kampagnen-motiven beworben wird, echtesnetz.de, trägt allerding nur das digiges-siegel. aber ich muss ja nicht alles verstehen. auch wenn mathias richel, der die motive entworfen hat, mir die motive als „Türöffner“ zu erklären versucht hat.

abgesehen davon gibt es morgen in köln eine demo gegen die telekom-pläne, hier die facebook-veranstaltungsseite.

siehe auch:

[nachtrag 17:30h]
die digitale gesellschaft hat einen demo-aufruf online mit kampagnenmotiven die mir viel besser gefallen:

deutsche telekom drosseln! netzneutralität ins gesetz!

das ist wasser

felix schwenzel, in wirres.net    

david foster wallace hat 2005 vor einer abschlussklasse des kenyon college eine rede gehalten, die einen sehr wichtigen weg die welt zu verbessern aufzeigt: sensibilisierung. sehr, sehr grossartig, obwohl es von the glossary stark pathetisiert wurde:

vimeo-video
vimeo

the glossary:

In 2005, author David Foster Wallace was asked to give the commencement address to the 2005 graduating class of Kenyon College. However, the resulting speech didn’t become widely known until 3 years later, after his tragic death. It is, without a doubt, some of the best life advice we’ve ever come across, and perhaps the most simple and elegant explanation of the real value of education.

We made this video, built around an abridged version of the original audio recording, with the hopes that the core message of the speech could reach a wider audience who might not have otherwise been interested.

/daringfirball.net

wie ix ins internet schreibe

felix schwenzel, in wirres.net    

Bloggerinnen-Typ:
witzelsüchtig. oder differenzierter ausgedrückt, ich möchte nicht langweilen. das gelingt mir wahrscheinlich nicht immer, aber ich versuche es.

Gerätschaften digital:
macbook pro, iphone 4S.

Gerätschaften analog:
ein tisch, manchmal ein notizblock. bier.

Arbeitsweise:
chaotisch und impulsiv, aber mit langem atem.

Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?
hier läuft nach wie vor meine über 10 jahre alte ezpublish 2.x version die ich mit allerlei helferchen erweitert habe. vor dem bloggen steht das lesen, viel lesen, wovon ich das meiste im reeder auf dem telefon weglese. bis vor kurzem synchronisierte sich der reeder mit dem google-reader, seit neuestem — und zu meiner vollen zufriedenheit — synchronisiert der jetzt mit fever. im reeder, aber auch im desktop-browser, werfe ich alles was mir interessant vorkommt in pinboard. im reeder nativ mit der bookmarkfunktion, auf dem desktop per bookmarklet. ein paar mal pro tag räume ich die bookmarks auf und verschlagworte und kommentiere sie für die weiterverarbeitung. ein teil taucht später automatisch in meiner linkliste im blog auf, der andere verbleibt in pinboard und wird dort alt.

für recherche ist meine standard-suchmaschinen-einstellung nach wie vor duckduckgo, aber gerade für bildrecherche lande ich auch immer wieder auf google.

ich schreibe alle meine notizen, aber auch alle blogeinträge, in yojimbo. eigentlich landet da seit vier jahren alles drin. beim schreiben hilft mir ausserdem typinator, der tippfehler wie „udn“ automatisch zu „und“ macht und mir beim markup zum verlinken, zitieren, fetten und so weiter hilft. auf eine automatische rechtschreibkontrolle verzichte ich zum kummer vieler leser, aber erstens funktioniert das nur wenn man auch mal grossbuchstaben zu nutzen bereit ist und zweitens wird rechtschreibung eh überbewertet.

Wo sammelst du deine Blogideen?
im internet, auf veranstaltungen, beim duschen. ich notiere mir viele ideen in yojimbo, blogge aber auch spontan los, wenn ich mich über irgendetwas aufrege.

Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?
der beste trick zeit im internet zu sparen ist nicht zu bloggen. ich habe mal ein video von „wetten, dass…?“ zusammengeschnitten, das nur aus den lachern von michelle hunziker bestand. das schneiden hat mich 1-2 stunden gekostet. das feedback auf das video war zum grossen teil: wo nimmst du die zeit her, so einen scheiss zu machen? dabei ist das schreiben von artikeln um ein vielfaches aufwändiger als video-schneiden. aber solange das keiner merkt, ist das auch nicht schlecht.

ansonsten emfinde ich das kommentieren von links als relativ zeitsparend. es kommt mir jedenfalls, auch wenn die kommenatre hin und wieder umfangreicher werden, so vor als sei es weniger mühevoll schnell was zu einem link zu schreiben, als einen ganzen artikel zu schreiben.

Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?
ich finde die ins ios und osx eingebaute erinnerungen.app von apple sehr angenehm. ich habe alle erinnerungen auf dem handy und dem desktop synchronisiert, kann sie mit der beifahrerin teilen (für die einkaufsliste beispielsweise) und erinnerungen lassen sich genialerweise auch mit orten verknüpfen. ich kann auch emails in die app ziehen und sie macht daraus eine erinnerung mit link zurück zur email.

Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät ohne das du nicht leben kannst?
mein macbook. ich könnte eigentlich auf alles andere verzichten solange ich mein macbook und internet habe.

Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
nein. meine stärkte ist, glaube ich, dass ich alles ein bisschen kann und nichts richtig.

Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
nichts. ich hasse musik. beim arbeiten.

Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?
beides. ich liebe den frühen morgen und stehe fast immer vor der beifahrerin auf. und meistens bleibe ich auch lange wach, weil ich die ruhe der nacht sehr mag. was fehlt ist ein bett im büro für 10 minuten mittagsschlaf. ich sollte wieder öfter homeoffice machen.

Eher introvertiert oder extrovertiert?
ich weiss nicht. eher introvertiert, aber auch ein bisschen extrovertiert.

Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
angela merkel, peer steinbrück und jan böhmermann.

Der beste Rat den du je bekommen hast?
alles was schnellgehen muss ist scheisse. und der beste rat den ich mir mal selbst gegeben habe: mach nur das, was du gerne machst, aber achte darauf, dass du vieles gerne machst.

Noch irgendwas wichtiges?
verzeifelung ist kein guter ratgeber, zweifel schon.

andere, die diese frage beantwortet haben.

rp13 rückschau

felix schwenzel, in wirres.net    

es gibt eine konstante seit 7 jahren republica, die mir jedes jahr auffällt. es wird immer wieder versucht den eindruck zu erwecken, dass die leute die zur republica gehen eine homogene masse seien. „die szene“ sei dies, die netzgemeinde wolle das, die community beschäftige sich dieses jahr mit jenem. auch sätze wie „die republca [ist|war|sollte|hätte] …“ konnte ich mir eben in 5 minütiger recherche googelei zu hunderten zusammensuchen.

dabei ist das alles quatsch. die republica ist eigentlich wie twitter. je nachdem welche timeline man sich zusammengeklickt hat, hat jeder sein eigenes, individuelles twitter. die stimmen einiger grosstwitterer werden zwar regelmässig — ob man will oder nicht — in die timeline gespült, aber nirgendwo spielt die gleiche musik. ausser bei der verabschiedung.

[nach dem schreiben gemerkt, dass meine idee oben gar nicht meine ist, sondern ein mem dass sich aus einem tweet von kathrin passig in mein unterbewusstsein gewunden hat.]

* * *

meine republica war ein bisschen wie die von anne wizorek:

Es klingt immer so schlimm wichtigpopichtig wenn man sagt, dass man von der re:publica nicht so viel mitbekommen habe, weil man selbst einen Vortrag halten musste. Aber nun ja, ich habe leider längst nicht so viel von der #rp13 mitnehmen können, wie ich gerne gewollt hätte, weil da eben dieser Talk war. Ich war zumindest am Montag unfassbar neidisch auf alle, die es schon hinter sich hatten […].

am montag war ich nicht nur verzweifelt, weil ich übers ganze wochenende meinen vortrag konzeptionell nicht in den griff bekommen hatte, sondern auch noch von einem tödlichen männerschnupfen angeschlagen. der schnupfen hatte am wochenende meinen kopf mit grossen mengen antimaterie gefüllt. ich hatte anfangs versucht die erkrankung vor mir und der beifahrerin geheimzuhalten, aber am sonntag brachen dann meine nasendämme.

am montag versuchte ich meinem körper dann wieder normalität vorzugaukeln, verzichtete aber — auf empfehlung der beifahrerin — darauf freunden und bekannten die hand zu geben. erfreulicherweise habe ich viele freunde und bekannte, die mir auch gar nicht die hand geben möchten. es ist auch gut möglich, dass ich den einen oder anderen gar nicht grüsste, das aber nicht aus gründen der hygiene, sondern weil ich am montag noch sehr verpeilt war.

der erste tag der republica half dann aber super meine verzweiflung zu überwinden. die (wenigen) sessions die ich mir ansah (dueck, passig, 20 minuten lineham (video mittlerweile gesperrt), lobo) und die paar gespräche die ich führte (unter anderem passig, richel, dentaku, pritlove, krell, winde) halfen mir zumindest meinen kopf wieder in gang zu kriegen.

trotz der permanenten angespanntheit bin ich froh jedesmal auf der republica erst am letzten tag gesprochen zu haben. dadurch konnte ich immer gags anderer klauen mich immer inspirieren lassen und auf sachen, die in den vorherigen tagen gesagt wurden, eingehen. sollte ich nochmal auf der republica sprechen, würde ich das wieder gerne am dritten tag tun. möglicherweise ist die republica ohne eine solche anspannung auch langweilig. obwohl das ist quatsch. dann würde ich wahrscheinlich die ganze zeit ins internet schreiben, statt an meinem vortrag.

* * *

dieses (und letztes) jahr habe ich, entgegen meiner gewohnheit, nicht meinen eigenen rechner für die präsentation benutzt, sondern den des veranstalters. was mich dieses und letztes jahr gewundert hat war, dass vor mir offenbar niemand die moderationsnotizen von keynote benutzt hat. der keynote „moderatormonitor“ des stage-2-rechners war am dritten tag noch jungfräulich auf standardeinstellung, ohne notizen. so sieht die aus:

standard moderatormonitor

ich weiss gar nicht wie man eine präsentation ohne moderatornotizen halten kann. obwohl doch: ich habe leute gesehen (doctorow) die ihre notizen auf papier hatten (doctorow hat entweder ein drittes auge oder nie auf die notizen geblickt) oder auf nem ipad (casasola merkle & lison).

ich schreibe alles in die moderator-notizen, so dass ichs als stichworgeber nutzen kann oder mich zur not vorlesend daran entlanghangeln zu können. seit einem veritablen blackout vor sechs jahren, wirken meine vorträge nur schlecht vorbereitet, sind es aber nicht. so sieht mein moderatormonitor aus:

mein moderatormonitor

was mich auch wunderte, wie viele ihre präsentationen auf den bühnen eins bis drei (oder gar vier?) im 4:3-format ablieferten (statt 16:9).

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tanja haeusler meint hier im gespräch mit philip banse einen neuen trend auf der republica festgestellt zu haben: den talk vor dem talk fertigzustellen. ich glaube der trend ist gar nicht mal so neu.

youtube-video
youtube

das interview hab ich schon nach 4 minuten gemocht. tolle tanja, tolles interview. der rant zum gleichen thema war nicht so mein ding, was aber eher an der form, als am inhalt lag.

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ich las in vielen republica-rückblicken, dass sich die republica sehr professionalisiert habe. fand ich auch. es fiel auf, dass das wlan fast durchgängig funktionierte und dass die videos der sessions teilweise schon 30 bis 40 minuten nach der veranstaltung sauber verschlagwortet und beschrieben auf youtube lagen. sehr respektabel. keine ahnung ob es auch ausdruck dieser professionalisierung war, dass die leitfarbe der republica 2013 die der next-konferenz war.

auffällig ist aber auch die professionalisierung der besucher. michael kreil hat beispielsweise eine geniale visualisierung der der session-videos gebaut:
michaelkreil.github.io/republicavideos

johannes mirus hat sich für seine republica rückschau die mühe gemacht jede session die er gesehen hat zu kommentieren und zu videolinken. sehr beispielhaft.

das kotzende einhorn hat beim musikexpress nachlese betrieben, aber dafür eine rückschau auf viele andere rückschauen. ralf graf hat auch sehr fleissig artikel über die rp13 gesammelt.

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ich habe auf der republica keine einziges vine-video gedreht, ungefähr acht oder neun fotos gemacht (davon drei instagramme, 1, 2, 3) und nicht mehr als 10 tweets gefunkt.

blick von stage 2
blick von stage 2

vielen dank übrigens für das ziemlich überwältigende feedback zu meinem vortrag. wenns um lob geht, finde ich pauschalisieren übrigens total töffte. kritik wünsch ix mir immer voll differenziert, aber das ist leider ein frommer wunsch (beweisstück 1).

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sehr beeindruckt hat mich übrigens die gefasstheit von anne wizorek. anders beeindruckt hat mich jan-uwe fitz (der vergrämer). bei kate darlings vortrag fiel mir auf, dass englisch, zumindest wenns muttersprachlich und amerikanisch gefärbt ist, eine angenehmere vortragssprache als deutsch sein könnte. ganz grandios johnny als interviewer von 3 menschen, die auf youtube extrem erfolgreich sachen machen. sehr tolle fotos von teymur madjderey auf dickehipster.de (via). (wird fortgesetzt …)

reclaim social media

felix schwenzel, in wirres.net    

ich werde in den nächsten zwei tagen wahrscheinlich nicht dazu kommen, mehr über das reclaim-social-media projekt von sascha und mir zu schreiben. ein paar absätze und ein paar downloads habe ich heute mittag zusammengeschrieben. leider ist die einrichtung noch nicht ganz trivial. dazu dann mehr nach der republica.

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links: