* netzpolitik.org: Bargeldlose Zukunft

jan girlich über die potenziellen gefahren einer bargeldlosen zukunft. mir ist der text etwas zu FUD, auch wenn er ein paar nachvollziehbare und wichtige argumente aufzählt. aber völlig unverständlich ist mir, warum ein autor auf netzpolitik auf eine pressemitteilung eines herstellers von „sicherheitssoftware“ linkt, um damit nachzuweisen dass bei bargeldlosen bezahlmethoden „der Betrug rasant“ wachse.

ich gebe zu: ich google manchmal auch die thesen über die ich schreben möchte um dann einen passenden artikel zu verlinken, aber von pressemitteilungen mit eindeutigem hintergrund, nehme ich dann schon abstand. und bei netzpolitik oder einem CCC-mitglied erwarte ich schon ein bisschen bessere expertise und quellenkentnis.

[nachtrag 17.11.2015]
auf netzpolitik ist der link auf die pressemitteilung jetzt mit einem link auf eine „unabhängigere Quelle für Betrug mit bargeldlosen Zahlungsmitteln“ ersetzt, einen artikel auf businesswire, dessen zentrale aussage ist, dass man dem betrug mit bargeldlosen zahlungsmitteln vor allem durch den einsatz von EMV-konformen zahlungskarten entgegentreten kann. der artikel plädiert also für chips statt magnetkarten für den bargeldlosen zahlungsverkehr. auch nicht erwähnt wird, dass die verluste durch betrug vor allem von den banken, bzw. zahlungsdienstleistern getragen werden:

Of the total $16.31 billion lost to fraud last year, card issuers worldwide absorbed 62%. Merchants accounted for the other 38%. In the U.S., card issuers lost $4.91 billion and merchants lost $2.95 billion. Those losses do not include related costs issuers and merchants incur.

das widerspricht natürlich der these im netzpolitik-artikel, dass die bargeldlosen zahlungsverfahren von banken vor allem aus profitgier, bzw. aus kostengründen in den markt gedrückt würden. unerwähnt bleibt folglich auch der hinweis bei netzpolitik, dass verluste durch betrügerische aktivitäten fast immer durch die kartenausgeber getragen werden und nicht beim konsumenten landen, eine sicherheit die bargeld in den wenigsten fällen bietet.

echt? so „absolutely“ würde ich die meinung von andrew keen nicht teilen. angelina irinici zitiert eine ältere aussage von andrew keen zu seiner selfie-kritik, die so mehr oder weniger auch in keens buch „the internet is not the answer“ steht und die er heute abend, soweit ich das mitbekommen habe, auch nicht weiter differenziert hat:

Andrew Keen, described [selfies] as an “extreme form of narcissism” and that people who take them are trivializing and embarrassing themselves.

well:

na gut, für eine gute sache, kann man sich dann ja auch mal „trivialisieren“ oder „blamieren“:

und für eine gute sache, kann man selfies dann auch mal so gut finden, dass man sie retweeted:

andrew keen differenziert nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ selfies. er bügelt sie einfach pauschal als narzisstischen blödsinn ab. oder hab ich heute abend was verpasst?