* perlentaucher.de: 9punkt - Die Debattenrundschau - 26.08.2015
perlentaucher:

Die radikale Tierschutzorganisation PETA vergleicht Tiere mit geistig behinderten Menschen, hat Wheelcome, das „Blog einer jungen Pariserin im Rollstuhl“, herausgefunden. Laut Libération hat sich die Organisation inzwischen entschuldigt - ohne das Zitat bisher zu verändern. Das Zitat findet sich auch auf der deutschen Seite von PETA und zwar in der Antwort auf die erste der FAQ:

Menschen, die die Rechte der Tiere unterstützen, sind der Ansicht, dass wir als Menschen kein Recht haben, Tiere für Nahrung, Kleidung, Unterhaltung, Versuche oder andere Zwecke zu benutzen, und dass Tiere eine Berücksichtigung ihrer ureigensten Interessen verdienen, egal, ob sie niedlich oder für den Menschen nützlich sind, eine gefährdete Art darstellen oder irgendeinem Menschen überhaupt etwas an ihnen liegt (so wie ein geistig behinderter Mensch Rechte hat, selbst dann, wenn er oder sie nicht niedlich oder nützlich ist und keiner ihn oder sie mag.)

mangelnde logik ist eine sache, aber wenn einem vor lauter ideologischem furor das gefühl für menschlichkeit und jedes mass verloren geht, dann ist das eine andere sache.

* spreeblick.com: Entscheide dich endlich, Deutschland [Update]

johnny haeusler hat eine wunderbare wutrede geschrieben, in der er des braunen dumpf einordnet, von dem wir in den letzten monaten so viel aus den medien erfahren:

Aber: Man muss Respekt, Verständnis und Solidarität auch selbst erfahren, um diese Tugenden teilen zu können. Der von der Politik geförderte Neoliberalismus, das Hofieren der Wirtschaft, das Drängen der Schulen auf eine Individualkarriere, Kürzungen bei Sozialleistungen sind Teil der Saat, die wir ernten. Eine Gesellschaft, die sozialdemokratischen Werte missachtet, Schwächere auslacht und als Verlierer hinterlässt, muss sich nicht wundern, wenn sich diese an noch Schwächeren vergehen und vermeintlich Stärkeren hinterherlaufen, weil sie vorgeben, ihnen zuzuhören, sie zu verstehen und Lösungen für ihre Misere zu haben.

einen ganz wichtigen aspekt betont er mehrfach: rechtsextremismus, gewalttätigen fremdenhass oder rechte gewalt können wir nicht nur bekämpfen, indem wir uns als gesellschaft klar dagegen positionieren, sondern hier ist vor allem der staat mit seinem gewaltmonopol gefragt. aber dass sich in den letzten jahrzehnten der eindruck verfestigt, dass die verantwortlichen immer wieder rechte gewalt tolerieren oder für deren motive verständnis aufbringen, ist der eigentliche skandal — auch das arbeitet johnny haeusler sehr nachvollziehbar aus.

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festhalten möchte ich noch: wütend und gleichzeitig differenziert schreiben können nicht viele. johnny haeusler schon.

textqualität bei blendle

felix schwenzel, , in notiert

.@blendlede hat leider ein auffälliges qualitätsproblem. offenbar werden viele texte per OCR oder anderen 80erjahre-technologien eingelesen und mangelhaft oder gar nicht nachbearbeitet. worte werden von erratischen trennzeichen zerfetzt, in interviews sind die fragen oft nicht von den antworten zu unterscheiden, in manchen texten fehlen absätze oder satzteile.

da blendle die texte verkauft, halte ich das für ein ernstes problem, auch wenn man das geld zurückgeben kann. ich habe jetzt relativ viele texte auf blendle gelesen und viele dieser texte sind absolut OK und fehlerfrei. aber die texte die fehlerhaft sind, zerstören den guten eindruck relativ schnell wieder, vor allem weil man fehler nicht einfach melden kann, bzw. das gefühl bekommt, blendle sind fehlerhafte texte egal. man kann texte teilen und empfehlen, aber nicht auf fehler hinweisen.

viele der probleme können auch mit exhaltierten print-layouts zu tun haben, die sich nicht ohne weiteres auf das online-layout übertragen lassen (einschübe, schmuckbuchstaben am absatzanfang, infokästen, zwischenüberschriften), aber mein eindruck ist auch, dass niemand die importierten texte prüft. genau das ist ein eindruck, der ein grosses potenzial für imageschäden birgt. die freude auf den zugriff auf ein grosses, kostenpflichtiges archiv von texten verfliegt schnell, wenn dieses archiv einen qualitativ minderwertigen eindruck macht.

und wo ich gerade am meckern bin: meta-angaben wie das artikel-datum oder die autorin gehören in den teaser. ich sehe zwar ein datum wenn ich den artikel (kostenpflichtig) lese, aber im teaser ist das publikationsdatum grundsätzlich nicht vermerkt. die autorennamen tauchen mal in einer autorenzeile, mal im anreisser, aber manchmal auch nur am artikelende auf — und gelegentlich nirgendwo. warum werden diese informationen nicht grundsätzlich immer angezeigt?

letzte frage: bei den artikelempfehlungen werden mir bei „trending heute“ oder auch in „mein blendle“ oft meine eigenen empfehlungstexte angezeigt, obwohl es auch viele andere empfehlungstexte gibt. warum? ich weiss doch was ich geschrieben habe und von dem artikel halte.

einen noch: eigenwerbung ist ja OK. aber wenn eine firma behauptet alle zu „mögen“, dann hat das immer etwas leicht fischiges (screenshot):

Felix, lade dein Guthaben jetzt auf und wir schenken dir zusätzlich 2,50 €! (Wir mögen dich.)

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[nachtrag]
stefan niggemeier hat mich (zu recht) gefragt, warum ich so unkonkret in meiner kritik bin und keine beispiele, bzw. links setze. bei der antwort ist mir ein noch grösserer bug wieder eingefallen, auf den mich ein paar kommentatoren unter meinem letzten blendle-artikel hingewiesen haben:

angemeldete blendle-benutzer zahlen für blendle-artikel auf die ich linke (wenn sie drauf klicken).

ein klick auf https://blendle.com/i/zeit/es-knattern-die-tastaturen/bnl-zeit-20150813-68696_es_knattern_die_tastaturen/r/sh-tw kostet angemeldete blendle-benutzer ein paar cent und blendle bedankt sich nach dem klick wie folgt:

Du hast gerade den ersten Artikel für € 0,45 gekauft. Dieser Betrag wurde von den 2,50 € abgezogen, die wir dir bei deiner Anmeldung geschenkt haben

(der link ist der twitter-link, den blendle einsetzen würde, wenn ich den artikel per twitter empfehlen würde. und ja, man kann das geld von blendle mit einem weiteren klick am artikelende zurückfordern.)

und der link ist auch einer der links auf einen text, die ich als unlesbar bezeichnen würde. vermutlich fehlen dort ein paar überschriften oder absätze. im zweiten teil des textes geht es offensichtlich um die AMC-serie „Halt and Catch Fire“ — nur steht genau das nirgendwo im text. irgendetwas fehlt — was ist nicht zu erkennen.

ein anderes beispiel ist ein unsagbar doofes interview von matthias matusek mit peter sloterdijk. dort kann man zwischen fragen und antworten nicht unterscheiden (screenshot) und der text hat gleich am anfang an prominenter stelle ein überflüssiges trennzeichen („Glückslä- cheln“). diese offenbar vom original übernommenen trennzeichen, sind mir immer wieder auf blendle aufgefallen, aber die verlink ich jetzt nicht alle.

letztes beispiel kommt von josef joffe. der text enthält, wie alle joffe-artikel, eine grosse menge unsinn und klugscheisserei — und auf blendle zusätzlich noch typografische löcher; copy und paste von blendle:

Hat der Staat nicht das Recht, seine Geheimnisse zu schützen?
Die ffäre II ist das nicht. Die Ermittlung gegen wurde gestoppt, Range verjagt. Redakteure wurden nicht verhaftet, Räume nicht durchsucht.

das sollte wahrscheinlich heissen:

Hat der Staat nicht das Recht, seine Geheimnisse zu schützen?
Die Spiegel-Äffäre II ist das nicht. Die Ermittlung gegen netzpolitik.org wurde gestoppt, Range verjagt.

möglicherweise werden links beim einlesen von blendle einfach ausgelassen. wenn das so wäre, wäre das eindeutig ein kapitaler bock — und kein bug.