sour grapes

felix schwenzel, , in gesehen    

schön arrangierte dokumentation über die idiotie von wein als investitionsobjekt und die honks, die sich einbilden bei weinen, die mehrere tausend dollar kosten, besonderheiten herausschmecken zu können.

besonders gut gefällt mir, dass am ende einer der protagonisten kommentarlos eine flasche bier aufmacht und ganz offensichtlich sehr geniesst. läuft auf netflix, via @holgi.

kurzktik mr. turner

felix schwenzel, , in gesehen    

noch ein film in dem in den ersten 30 minuten so gut wie nichts passiert. das besondere an turner, der verfilmung des lebens von william turner: auch den rest des films passiert nichts.

der film fängt mit einer wunderschönen landschaftseinstellung an, die holländische hügel zeigt und zwei holländerinnen die sich (auf niederländisch) unterhalten und langsam auf die kamera zugehen. als sie nach 3 minuten die kamera erreicht haben und vorbeigehen, schwenkt die kamera auf einen hügel, auf dem man sieht, wie turner landschaftsskizzen zeichnet. nächste einstellung: turner kommt zuhause an. das ist so ungefähr das grundrezept des films: szenen aus turners leben zeigen, teilweise mit schön konstruierten bildern gefilmt, aber immer unprätentios und unpathetisch, und dann ein schnitt, der weitere szenen aus turners leben zeigt, die entweder ein paar sekunden, stunden, tage oder jahre auseinander liegen können.

unerträglich sind die dialoge: die leute unterhalten sich auf unfassbar gestelzte weise, sind steif und in konventionen gefangen. ich gehe davon aus, dass die dialoge einigermassen authentisch zeigen, wie man sich im 19ten jahrhundert unterhalten hat — was die dialoge nicht erträglicher macht, aber immerhin interessanter. mir gefiel das am anfang nicht besonders, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und verfolgte das nicht-geschehen mit wachsendem interesse.

man bekommt einen guten einblick in turners (möglicherweise geführtes) leben und die zeit in der er lebte. man sieht, dass er auf die konventionen nicht viel gibt und statt sich gestelzt zu unterhalten, lieber brummt oder schweigt. man sieht wie er wie am fliessband malt, wie er (und seine haushälterin) von schnitt zu schnitt älter werden und wie er am ende stirbt.

viel mehr als ein turner-portrait, ist der film ein portrait der zeit in der turner lebte und des fortschritts den er miterlebte. es ist die zeit, in der moderne malerei sich langsam entwickelte, unter kräftiger mithilfe von turner selbst, eine zeit in der die ersten eisenbahnen gebaut wurden und die fotografie sich langsam dutrchsetzte — beides von turner interessiert und (verhalten) fasziniert beobachtet. am ende war ich froh den film zuende gesehen zu haben obwohl — oder gerade weil — in dem film nichts passiert sondern einfach nur das eine oder andere gezeigt wird. von mir aus können viel mehr filme so aufgebaut sein.

kurzkritik goliath

felix schwenzel, , in gesehen    

goliath auf amazon geht so los, wie ich mir das von viel mehr fernsehserien wünsche: es passiert erstmal gar nichts (ok, ein boot explodiert, aber sonst passiert wirklich fast nichts).

zu sehen sind: los angeles, ein säufer und raucher und ein paar leute die er trifft. der säufer fährt rauchend in seinem schmutzigen cabrio durch LA, trifft seine tochter, seine ex-frau. LA bei nacht, LA in der sonne, lange, schöne bilder einer stadt die ich mag, weil ich dort keinen heuschnupfen habe und es dort das beste licht der welt gibt. könnte ich mir ewig ansehen, hab ich dann auch eine folge lang. in der zweiten folge passieren dan plötzlich sachen, die meine interessierte aufmerksamkeit erregen. es kristallisiert sich eine underdog-gegen-übermächtige-gegner-geschichte heraus, die jede sekunde lang nachvollziehbar und logisch bleibt und der ich gerne zusehe, weil ich wie alle menschen, gerne underdogs dabei zusehe, wie sie gegen (scheinbar) übermächtige gegner kämpfen.

ich wusste das vorher nicht, aber goliath scheint eine gerichtsserie zu sein, ein genre von dem es bereits 20 schrillionen varianten gibt, mal grandios (wie the good wife oder boston legal), mal weniger. in der zweiten folge scheint es dann auch so, dass die serie das genre schön variiert und es schafft — obwohl weiterhin fast gar nichts passiert — mich alle 10 minuten zu überraschen — und zwar wirklich zu überraschen.

es passiert nicht oft, dass ich nach zwei folgen einer fernsehserie wirklich unbedingt weitersehen möchte. goliath ist aber so ein fall.

fernsehen im september, oktober und november

felix schwenzel, , in gesehen    

die serie, auf deren einzelnen folgen ich mich im oktober und november am meisten freue, ist natürlich westworld. mein erster eindruck hat sich im laufe der ersten sieben folgen voll bestätigt. ein tolles ensemble, interessant verschachtelte erzählstränge, eingepackt in eine aufwändige und sorgfältig die erzählung verschleiernde inszenierung. schade nur, dass die inszenierung so aufwändig ist, dass die produktion der nächsten staffel wohl länger als ein jahr dauern wird. (läuft auf HBO.)

ähnlich aufwändig inszeniert und gut besetzt: the crown, eine serie, in der (auf netflix) die ersten zehn jahre von königin elisabeth erzählt werden. die (natürlich) erfundenen dialoge sind so gut geschrieben, dass ich nach dieser ersten staffel tatsächlich den eindruck hatte, etwas dazugelernt zu haben. im prinzip bewegt sich die serie auf the west wing-niveau. diese art von doku-fiction vermittelt verständnis für politische vorgänge und die mechnismen von macht. viele drehbuchschreiber bekommen das nicht hin. aaron sorkin hat das für west wing geschafft, peter morgan hat das in the queen geschafft und eben auch in the crown. zuerst leicht irritierend, dann im laufe der serie immer überzeugender: der amerikaner john lithgow als winston churchill. selten habe ich einen 71-jährigen einen 80-jährigen so überzeugend spielen gesehen (keine ironie). auch claire foy und matt smith als königin elisabeth und prinz philip spielen mehr als passabel.

die erste folge der dritten staffel black mirror (auf netflix) fand ich furchtbar. zu pastellig, zu dick aufgetragen, grässlich überspielt, unraffiniert, verkacktes ende. auf die zweite folge hatte ich dann gar keine lust mehr und habe über eine woche gebraucht, um mich wieder aufzuraffen um sie zu sehen. die fand ich raffinierter, etwas herausfordernder, aber die hintergedanken, erzählmuster und auflösung am ende kam mir aus dem weihnachtsspecial von vor zwei jahren bekannt und ein bisschen ausgelutscht vor. die idee, zeit im kopf durch technologische manipulation zu stauchen, ist an sich natürlich grandios und auswälzenswert, aber sie verliert dann auch schnell ihren reiz.

ich habe mir dann noch die vierte folge black mirror angesehen, weil ich auf den vorschaubildern gesehen habe, dass dort mackenzie davis mitspielt, die ich in halt and catch fire sehr gerne gesehen habe. im ersten teil der folge entstand der eindruck, dass mackenzie davis in einer art 80ziger jahre besetzungsfalle steckt und verdammt zu sein scheint, bis in alle ewigkeit achtziger-charaktere zu spielen. normalerweiese bin ich kein grosser verteidiger von happy ends, im gegenteil, mich nerven die oft, aber im rahmen einer staffel black mirror, in der nichts und niemand happy endet, war das eine grosse erleichterung. trotzdem noch nicht weitergeguckt als diese drei folgen.

die aktuelle staffel der graham norton show kommt mir gerade etwas saftlos vor. es mangelt (natürlich) nicht an promis, aber in dieser staffel hat die sendung bei mir noch nicht zünden können. in einer der folgen hat robbie williams zwar eine witzige geschichte erzählt und tom cruise die exakt gleiche geschichte wie bei jimmy kimmel — und das wars auch schon so ungefähr, was hängenblieb.

nachdem ich in der ersten staffel nach vier folgen lucifer aufgehört habe die serie zu gucken, dachte ich kürzlich: kann ich ja nochmal reinschauen. nach drei folgen hatte ich die nase dann schon wieder voll. die hauptrollen sind zu schön, oder genauer hollywood-klischeehaft besetzt, die geschichte windet sich am boden, auf der suche nach sinn und gehalt und die drehbücher machen den eindruck als würden sie nicht geschrieben, sondern gekotzt. eigentlich schade, weil die serie ein paar elemente und ideen hat, die eigentlich potenzial hätten.

potenzial hat im prinzip auch lethal wepaon, die serienadaption der filmreihe von damals™ mit mel gibson und danny glover. in den ersten paar folgen konnte man die mühe diese potenziale herauszuarbeiten noch erkennen, nach ungefähr drei folgen hat sich das alles eingeschliffen zu einem grässlichen klischeesalat mit stereotypendressing. furchtbarer höhepunkt ist die moralisierende folge 6 in der meine sämtlichen warnlampen für müll anfingen zu leuchten: schwache frauen die von rauhen helden beschützt werden müssen, pathetische gardinenprdigten für familienwerte, moralvorstellungen aus den 50er jahren, die selfie-postenden kindern, ohne ironischen bruch, an den kopf geschleudert werden und die schenkelklopfende verherrlichung von korruption und polizei-willkür und -gewalt. im prinzip hat die serie jetzt bei mir voll verkackt.

auch grässlich: berlin station, ein geheimdienst-dings des „premium entertainment network“ epix. interessant ist, dass die serie, wie der name nahelegt, komplett in berlin spielt und dementsprechend (leider) eine menge deutscher schauspielkunst offeriert. mir gefiel im piloten der wilde ritt durch berlin und das wiedererkennen von spielorten und dass die hauptfigur der serie bereits nach 10 minuten tot auf potsdamer platz lag. der rest ist leider mies gemachter serientrash. schlimme dialoge, absurde handlungsstränge, zweifelhafte sicherheitsbehörden- und überwachungswahnverherrlichung und stumpfsinnige inszenierungen wie diese hier:

wie der auslandsgeheimdienst der USA neuigkeiten aus der zeitung erfährt: per fernseher

hier sieht man die elite der amerikanischen auslandsgeheimdienste, wie sie auf einen im büro laufenden fernseher starren, in dem ein bericht über eine zeitungsstory (der berliner zeitung) zu sehen ist — und alle scheinen schwer geschockt zu sein. eine serie die suggeriert, dass einer der effektivsten und mächtigsten geheimdienste der welt neuigkeiten, die in einer zeitung stehen, aus dem fernseher erfährt, kann und will ich einfach nicht ernstnehmen. ansonsten der übliche, lieblose inszenierungschrott aus hollywood: computerhacking mit animationen wie aus tron, geheime treffen in den abhöranlagenruinen auf dem teufelsberg und romeo-agenten die jeden und jede, mit dem sie in kontakt treten in null-komma-nix ins bett und treu ergeben bekommen. schreiender unsinn.

im vergleich sehr liebevoll inszeniert hingegen: izombie. eine ganz gut angelegte geschichte mit einer (relativ) starken weiblichen hauptrolle, nachvollziehbaren zombies und kriminalfällen. über den blödsinn, den die story immer wieder verzapft kann ich gut hinwegsehen, weils unterhaltsam und nicht all zu störend stereotyp inszeniert und geschrieben ist. die serie bedient konsequent, aber relativ gekonnt, das lieblingsrezept mittelguter fernsehproduktionen: ein langer roter faden mit entwicklungspotenzial und das tagesgeschäft wird mit folgenlangen kriminalfällen abgehandelt. so lassen sich unaufwändig viele stunden fernsehen machen und zuschauer am roten spannungsfaden halten. ich habe bisher nur zwei oder drei folgen gesehen, werde aber wohl noch ein bisschen weiter gucken.

luke cage (auf netflix) hat mir hingegen richtig gut gefallen. in wenigen tagen weggeguckt und obwohl die produktion teilweise sehr offensichtlich ein sehr sparsames budget hatte, machten das drehbuch und der grossartige mike colter das alles mehr als wett. die handlung und die motive von luke cage blieben in jedem moment der serie nachvollziehbar, die bösewichter kamen beinahe an daredevils wilson fisk heran.

mehr als eine folge von trepalium (auf netflix) habe ich nicht ausgehalten. angenehm fand ich das französisch, schlimm die dämlich und durchsichtig aufgebaute geschichte und die grösstenteils schreckliche schauspielerei. science-fiction wie er mir gestohlen bleiben kann.

die zweite staffel narcos (auf netflix) habe ich mir zwar bis zum ende angesehen, aber es war ein bisschen zäh. die serie ist wirklich gut gemacht, ich habe das gefühl, sie ist zum allergrössten teil akkurat und im historischen rahmen, aber auch ein bisschen eintönig, auch wenn sich buch und regie grosse mühe geben dem wahn von pablo escobar und dem amerikanischen drogenkrieg ein bisschen farbe einzuhauchen. das ist alles lehrbuchmässig inszeniert und dramatisiert und schafft es sogar, wenn man die erzählte geschichte kennt, hier und da überraschungen einzubauen. andererseits ist das alles auch irgendwie abstossend, weil ich mich ständig dabei erwischte, mich mit arschlöchern zu empathisieren. denn, und das ist der eigentliche witz, die serie handelt fast ausschliesslich von arschlöchern, auf allen seiten.

anne will 30.10.2016

felix schwenzel, , in gesehen    

aus irgendeinem grund habe ich mir gestern die ganze sendung von anne will am 30.10 angesehen. ich glaube vor allem habe ich mir das angesehen, weil absehbar war, dass zwei der gäste aneinandergeraten würden: sascha lobo und manfred spitzer. jemand schrieb mir, dass die sendung sehr witzig sei, weil sascha lobo spitzer ständig bretter hinhielte und er jedes einzelne mal spränge.

spitzers punkt sei, legte er in seinem eröffnungsstement ausführlich dar, dass wenn es um kinder und jugendliche gehe, „man“ sich fragen müsse, wie lange „man“ sie „davor“ schützen müsse. mit diesem ominösen „davor“ meint er „digitale medien“. die würden, und das sei total klar, starke risiken und nebenwirkungen haben: angst, aggression, aufmerksamkeitsstärung, depression, demenz, sucht, „diabetes noch dazwischen“, schlafstörungen, schulversagen. darüber habe er „auch noch ein buch geschrieben“ und das sei wichtig und niemand rede darüber. diese warnung wiederholte er im laufe der sendung immer wieder, lediglich unterbrochen mit der aufzählung von „studien“ und regelmässigen zwischenrufen wie „falsch, ganz falsch“.

was dann tatsächlich amüsant war: spitzer dabei zu beobachten wie er alle 10 minuten in rage geriet und seine aggression, aufmerksamkeitsstörung und talkshowversagen nicht mal in ansätzen verhehlen konnte. sascha lobo konnte spitzer tatsächlich immer wieder mit kurzen, prägnanten sätzen und punktgenauen anmerkungen gezielt zur explosion bringen: „sie differenzieren nicht“, „sie wollen bücher verkaufen und schüren dafür gezielt angst“, „sie haben schlechte umgangsformen“. bei jeder einzelnen dieser anmerkungen hatte ich das gefühl, dass manfred spitzer gerne auf sascha lobo losgegangen wäre.

neben ein paar befindlichkeiten und absehbaren statements („ich versuche nicht nach halb sieben einkaufen zu gehen!“ (leni breytmeier), „wir brauchen nicht mehr regulierung und bürokratie!“ (christian lindner), „wir brauchen mehr qualifizierte arbeitskräfte!“ (bernhard rohleder)) wars das im grossen und ganzen auch schon. anne will versuchte heldenhaft ab und zu fragen zu stellen, deren antworten sicher erhellend gewesen wären („was würden sie denn konkret vorschlagen?“), aber es wurde schnell klar: beantworten wollte ihre fragen niemand, nichtmal in ansätzen. stattdessen absehbare statements, forderungen nach mehr und besserer bildung, befindlichkeiten und schreie von spitzer, dass alles falsch sei und alle keine ahnung hätten. gelegentlich versuchte sascha lobo (vergeblich) „pflöcke“ einzuschlagen und die diskussion weg von theoretisch-konstruierten szenarien auf konkrete probleme zu lenken.

zum sendungsthema „Schöne neue Arbeitswelt - Ist der Computer der bessere Mensch?“ habe ich eine stunde vorher sehr viel mehr denkanstösse und stoff zum nachdenken bekommen, als ich mir die fünfte folge westworld angesehen habe.

youtube-video
youtube

the jungle book (2016)

felix schwenzel, , in gesehen    

visuell sehr beeindruckend, die gezeigten absurditäten (sprechende und singende tiere, unberührte natur) werden gekonnt mit der, gar nicht mal so dämlichen, handlung ertränkt.

die beifahrerin war ein bisschen enttäuscht, dass der film nicht, wie der gezeichnete vorgänger, als musical angelegt war, ich war froh, dass nicht bei jeder gelegenheit gesungen wurde. ich hab mir das gerne angesehen, fühlte mich gut unterhalten und ausgereichend gespannt und, wie gesagt, das erstaunlichste war, dass der film es schafft wenig absurd und authentisch zu wirken. noch nicht mal der gelegentlich durchscheinde pathos hat mir das vergnügen vergällt.

suicide squad

felix schwenzel, , in gesehen    

übler, langweiliger, an den haaren herbeigezogener ballerscheiss der alten schule. und alte schule mein ich hier nicht positiv; der film, der plot, die dialoge fühlen sich durch und surch nach 70er und 80er jahre blockbuster an, nur dass die spezialeffekte modern sind.

genau betrachtet ist suicide squad ein remake des ersten ghostbuster-films, nur ohne den kindischen humor und die ohrwurmige musik. in seiner bunten kackigkeit kommt der film übrigens auch beinahe schon an die übelste batman-adaption ran: batman & robin mit schwarzenegger als bösewicht.

kurzkritiken

felix schwenzel, , in gesehen    

mr robot s02: nachdem mir die erste staffel von anfang an (bis zum ende) aussergewöhlich gut gefallen hat, war die zweite staffel eine grosse enttäuschung: blödsinnige, übergeigte story, störende und zu platte amazon-alexa schleichwerbung und überbordende selbstverliebtheit des produzententeams. übergeigt von vorne bis hinten und dazu leider auch noch stinklangweilig.

lethal weapon s01: nach zwei folgen lautet mein urteil: solide mittelgute serienkost. nicht besonders subtil oder elegant, aber unterhaltsam bis es nach wahrscheinlich fünf oder sechs folgen wegen überspannter stereotypen unendlich nervt. aber bis dahin gucke ich gerne weiter.

penn and teller fool us s01 bis s03: penn and teller lassen sich von anderen zauberern zaubertricks vorführen und versuchen diese danach zu erklären ohne zu viel zu verraten. die show hat mir über drei staffeln grosses vergnügen bereitet, einerseits weil zum teil wirklich grossartige magie gezeigt wird und andererseits weil die mischung aus scripting und spontanität im gegenteil zu anderen casting-, panel- oder juryshows sehr ausgewogen und ausreichend authentisch ist. durch und durch unterhaltsam, wenn man hin und wieder den skip-button betätigt.

westworld s01 pilot: die serie zeigt, dass HBO beim fernsehserienproduzieren immer noch die nase weit vorne hat. die ausstattung, produktionsqualität, erzählstruktur — das gesamtpaket — hat eine qualität, die die newcomer netflix oder amazon nur in ausnahmefällen erreichen. im gegenteil zum amerikanischen kabel- oder antennenfernsehen sind HBO-serien in der regel erfrischend subtil und auch im detail erfrischend durchdacht. zuletzt begeisterte mich the leftovers von HBO eindrücklich, ich habe das gefühl, westworld könnte das auch hinbekommen, wenn die showrunner das nicht irgendwann unerwarteter weise verkacken sollten.

einzig das fliegen-thema war so dick aufgetragen, dass die offensichtlich angestrebte subtilität und tiefgründigkeit etwas arg litt. aber insgesamt habe ich bei westworld nach dem piloten ein ziemlich gutes gefühl.

halt and catch fire s03: das beste zum schluss; auch wenn die dritte staffel von halt and catch fire mit einigen längen und etwas zu detailierter charakterstudie anfing und mich über zwei bis drei folgen doch ziemlich langweilte, schaffte die serie es, die qualitäten die sie in den ersten beiden staffeln aufgebaut hatte, in dieser staffel weiter auszubauen. diese qualitäten sind gar nicht so einfach zu umreissen. tatsächlich steckt in vielen serien, die ich in den letzten jahren gesehen habe, ein stückchen dieser halt-and-catch-fire-qualitäten:

  • mr robot war eine der ersten serien die dafür gefeiert wurde (in der ersten staffel zu recht), dass sie das geschehen auf computerbildschiremn einigermassen authentisch darstellte. als die erste staffel von mr robot lief, hatte halt and catch fire das schon zwei staffel lang vorgemacht.
  • stranger things löst ja derzeit sowas wie ein achtzigerjahr revival aus. auch dafür hatte halt and catch fire schon 2014 das potenzial. allerdings wurden bei halt and catch fire nicht einfach nur achtzigerahre-erinnerungen aufgewärmt und wahllos abgefeiert (wie bei stranger things), sondern darauf hin abgeklopft, was sie uns über die gegenwart erzählen oder lehren können. wie halt and catch fire das hinbekommt ist zum teil wirklich kunstvoll. die motive aus den achtzigern werden nicht einfach aufgewärmt und vorgeführt, sondern synthetisiert. die figuren lehnen sich nicht einfach an einen oder zwei charaktere aus den achtzigern an, sie lehnen sich an dutzende personen an, spitzen zu, stellen in frage und regen an.
  • darin ist halt and catch fire auch mad men nicht ganz unähnlich. auch bei mad men wurde passiertes mit fiktion vermischt und aufgemöbelt und interpretiert. aber anders als mad men gibt sich halt and catch fire grössere mühe einen bezug zum jetzt herzustellen.

was ich eigentlich sagen will: wenn man die ersten vier folgen der dritten staffel halt and catch fire überstanden hat, kann man sich weitere vier folgen einer wirklich tollen serie angucken.

river vs. bosch

felix schwenzel, in gesehen    

river (auf netflix) ist kein schlechter krimi. die story ist schön verwoben und john river bohrt sich durch jede einzelne zwiebelhülle bis er in der achten folge im zentrum anlangt. ich hab die serie aber nicht gerne gesehen, jede folge war eine qaual. ich fühlte mich wie im theater. ich habe nichts gegen psychologie oder gegen die filmische aufbereitung von psychischen problemen, aber wie die serie john rivers psychose, bzw. seinen umgang mit den stimmen in seinem kopf auswalzte war mir einfach viel zu langatmig. ja, stellan skarsgård hat ein wunderbares gesicht, aber müssen wir es wirklich jede folge 30 minuten lang in grossaufnahme bewundern? acht folgen lang? so gesehen war die serie ein qual, aber ich war am ende froh, sie durchgestanden zu haben, denn das ende war sehr OK und die serie insgesamt auch.

ich habe jetzt die zweite staffel bosch (auf amazon) angefangen und war erstaunt, was für ein kontrast das ist. die erste staffel bosch fand ich nicht schlecht, aber auch nicht so gut, dass ich mich gleich auf die zweite staffel gestürzt hätte. aber jetzt, nach der river-qual, bin ich erstaunt wie gut verdaulich manche fernsehserien sein können, bzw. bosch ist. zwei folgen habe ich am stück weggesehen und die dritte hätte ich wohl auch gleich noch weggeatmet, wenn ich mich nicht selbst unterbrochen hätte um diesen gedanken aufzuschreiben: man muss im fernsehen einen charakter nicht sezieren um ihm nahezukommen, man muss die welt nicht aus seiner perspektive zeigen, um sein verhalten zu verstehen, man muss nicht jede regung der hauptfigur ausinszenieren und theatralisch überhöhen, um empathie zu einem charakter zu entwickeln. fernsehen funktioniert im kopf des zuschauers. ich möchte nicht alles ausformuliert, garniert und gargekocht serviert bekommen, ich möchte die sätze selbst im kopf zuende führen, ich will die emotionen selbst auf die charaktere projizieren und ab und zu auch was zum kauen haben.

leider ist bosch ein denkbar schlechtes beispiel für exquisite erzählkunst, aber weil bosch eben zufällig gerade auf river folgte, fiel mir der kontrast auf und ich musste ihn mal aufschreiben. aber auch wenn bosch nur eine gut gemachte mittelgute serie ist, bleibt sie doch ein gutes beispiel dafür, das gute erzählungen und interessante charaktere nicht von der serie selbst, ihrer inszenierung oder dem regisseur erschlossen werden müssen, sondern dass man das gut dem zuschauerkopf überlassen kann.

* * *

bosch telefoniert in der ersten folge der zweiten staffel mehrfach mit seiner tochter. das akkustische signal und das eingeblendete logo rechts oben lassen keinen zweifel daran aufkommen, dass microsoft/skype einen gewichtigen teil zum produktionsbudget beigetragen hat. komisch fand ich aber, wie bosch während des telefonats seinen daumen auf sein bild hielt:

bosch skyped mit seiner tochter

und das, obwohl er seinen daumen eigentlich gar nicht auf dem bildschirm hatte.

bosch skyped mit seiner tochter

ich vermute die frontkamera des produkt-platzierten samsung telefons war einfach zu schrottig für eine HD-serie.

* * *

kann auch sein, dass ich bosch lieber gucke, weil ich so unfassbar gerne das gesicht von jamie hector ansehe.

chef’s table

felix schwenzel, , in gesehen    

die erste folge chef’s table hab ich glaube ich vor nem jahr auf netflix gesehen. sie handelte von massimo bottura, einem italienischen koch und seinem restaurant osteria francescana. aber eigentlich handelte sie von etwas ganz anderem, von massimo bottura leben und seiner einstellung zum leben, seinen krisen und seinen erfolgen — aber eben auch über das was er kocht. ich fand diese erste folge sehr beeindruckend und auch ein bisschen bewegend, weil dieses portrait beinahe intim und schön differenziert war. ich erfuhr etwas über den koch selbst, über das was ihn antreibt, und beinahe nebenbei, was er so kocht.

nachdem ich nun die fünf anderen folgen der ersten staffel von chef’s table gesehe habe, wurde klar, dass das die idee hinter der serie ist. es geht nicht um den tisch, sondern den oder die, die den tisch deckt. dass dabei inszenatorische mittel zum einsatz kommen, bei denenn ich bei fiktionalen formaten schreiend weglaufe, also übermässiger einsatz von zeitlupen, emotionsmanipulierende musik, ausufernde landschaftsaufnahmen, störte mich in diesem format fast gar nicht.

tatsächlich kommt diese dokumentationsreihe inhaltlich gut gemachten fiktionalen formaten recht nahe. fast jede ausgabe handelt von einem menschen, der oder die sich auf den weg macht ihren traum zu erfüllen und dabei auf widerstände oder widersacher trifft und sich am ende dann doch durchsetzt. jede folge hat ein happy beginning (ein gut gehendes spitzenrestaurant) und happy end: ein spitzenkoch, von dessen leben man ein bisschen erfahren hat, mit einem, oder mehreren, gut gehenden spitzenrestaurants. aber auf dem weg dahin, erfahrt man, was es bedeutet dort zu landen, welche arbeit und mühe dahinter steckt, welche krisen und welche hindernisse aus dem weg geräumt werden müssen.

die botschaft beinahe jeder einzelen folge lautet: finde zu dir selbst und tue das, was du am besten kannst, auf deine weise und so gut du kannst. also — theoretisch — wie bei jedem actionfilm.

ein paar der köche fand ich wahnsinnig sympatisch, andere unerträglich unsympathisch, einige der köche wirken unglaublich prätentiös, andere geerdet und rustikal. was die serie aber jedes mal mit erstaunlicher leichtigkeit schafft, ist die motive der köche nachvollziehbar zu machen, zu verstehen, warum das, was die köche tun, jeweils folgerichtig ist.

besonders gut hat das bei francis mallmann und magnus nilsson funktioniert. der eine wuchs am südlichen arsch der welt in patagonien auf, der andere am nördliche arsch der welt in schweden. beiden gemein ist die scheinbar widersprüchliche, gleichzeitige misachtung von konventionen und grosser wertschätzung von traditionen. beide haben einen grossen freiheitsdrang und den unbedingten willen, ihren eigenen weg zu gehen. während nilssons detailversessenheit und perfektionsdrang sehr ausgeprägt und augenscheinlich ist, hat mallmann seinen drang zur perfektion (scheinbar) überwunden und kocht eher lakonisch und urig.

wenn köche über ihre philosophie haltung zum kochen, essen oder nahrungsmittel reden, kann das gehörig in die hose gehen. witzigerweise ging das aber bei keinem der portraitierten köche in die hose, im gegenteil. ich fand das nachvollziehbar bis überaschend interessant und klug. was ich faszinierend finde — aber überhaupt nicht nachvollziehbar — ist die detailversessenheit und der perfektionsdrang der portraitierten. ich bin da eher rustikal und dränge aus prinzip nicht nach perfektion. etwas gut bis sehr gut zu machen ist schon anstrengend genug — das dann perfekt zu machen, erfordert dann mindestens nochmal genausoviel bis doppelt so viel aufwand. ich weiss, dass ich es mit dieser haltung nie in die spitze von irgendwas schaffen werde — aber um so faszinierender finde ich es, andere dabei zu beobachten.

chef’s table läuft auf netflix, mittlerweile gibt’s auch schon ne zweite staffel, von der ich erst eine folge gesehen habe, die das niveau der ersten staffel auch nochmal übertrifft.

youtube-video
youtube