torf

felix schwenzel, , in artikel    

das thema unserer diesjährigen schottlandreise war dieses mal der torf. torf ist jedenfalls das, was mir einen tag nach der rückkehr, neben der automiete bei einem schwarzen schaf (dazu in den nächsten tagen mehr) und dem grossartigen schottischen licht und himmel, am meisten im gedächnis geblieben ist — und sich auch prima in die heimat importieren lässt.

torf ist überall in schottland. die grünen hügel und berge in schottland stellen sich bei näherer betrachtung oder dem betreten als feuchte schwämme heraus, die beim betreten nachgeben und die füsse nass werden lassen. unter dem gras und heidekraut befindet sich eine dicke schicht torf, die nach wie vor fast überall abgebaut, bzw. gestochen wird. unser bed and breakfast-gastgeber auf lewis sagte, dass jeder der eine landfläche besitzt, auch das recht habe torf für den eigenbedarf zu stechen. auf den äusseren hebriden sieht man diese abbaustellen überall, meist gesäumt von bunten plasitktüten, in denen der torf nach der trocknung offenbar abtransportiert wird.

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auf lewis haben wir ein rekonstruiertes blackhouse besucht.

blackhouse in arnol auf lewis
blackhouse in arnol auf lewis

in blackhouses haben zumindest die einwohner der inneren und äusseren hebriden jahrhundertelang gewohnt. zu unserer überraschung offenbar auch noch bis ins zwanzigste jahrhundert hinein. auf der schautafel ist eine szene zu sehen, die das leben in einem dieser blackhouses um das jahr 1964 beschreibt. viele schotten haben also noch bis in die 60er/70er jahre in diesen blackhouses gelebt.

schautafel am blackhouse in arnol auf lewis

das rekonstruierte blackhouse wurde, wie damals, von einem torffeuer beheizt. das führte zu einem sehr rauchigen innenraum, der in mir die frage aufkommen liess, ob schotten damals alle an lungenkrebs gestorben sind. für die dauer eines kurzen besuchs war der rauch und der geruch allerdings gar nicht mal unangenehm. im gegenteil: eigentlich ist der geruch von brennendem torf ganz behaglich.

torffeuer im blackhouse in arnol auf lewis

wenn ich das richtig verstanden habe, ist der rauch auch ganz nützlich: er tötet ungeziefer. neben dem torf-beheiztem wohnzhimmer, gab es auch noch ein paar weniger rauchige nebenräume, das schlafzimmer und — unter dem gleichen dach — einen stall.

schlafzimmer im blackhouse in arnol auf lewis

der stall unter dem gleichen dach hatte einen weiteren vorteil (sagten die schautafeln): auch die tiere heizten in den wintermonaten das haus.

torflager am blackhouse in arnol auf lewis

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ein weiterer ausflug führte uns nach bosta, wo archäologen vor ein paar jahren nach einem sturm eine gut erhaltene eisenzeit-siedlung unter dem sand einer bucht fanden. auch hier wurde eines der häuser rekonstruiert und konnte von innen besichtigt werden.

eisenzeithaus in bosta auf lewis

die bauweise war den neuzeitlichen blackhouses nicht ganz unähnlich und beheizt wurden auch sie von einem ständig brennenden torffeuer.

feuerstelle im eisenzeithaus in bosta auf lewis

als wir das rekonstruierte eisenzeithaus besuchten brannte dort zwar gerade kein torffeuer, aber die ganze bude roch (angenehm) geräuchert. die lage der siedlung war übrigens so romatisch, dass ich mir (zum ersten mal in meinem leben) für ein paar minuten vorstellen konnte, auch in der eisenzeit ein angenehmes leben geführt haben zu können. das meer und die bucht haben die bewohner wohl reichhaltig mit nahrung versorgt, neben riesigen austern und muscheln fanden die archäologen auch wild- und viehknochen-reste. dem augenschein nach, könnte das ein ganz angenehmes leben gewesen sein — vor allem wegen der wirklich romantischen lage an einem strand am ende der welt.

strand in bosta auf lewis

ehemalige blackhouses sieht man auf den inseln überall, teilweise werden sie noch als (offene) schuppen oder gehege genutzt.

altes blackhouse in dun carloway
altes blackhouse in dun carloway

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torfrauch wehte auch über das gelände der laphroaig-destillerie. der torfige laphroaig-whisky gehört zu meinen lieblingswhiskys und nach dem besuch dort hat sich meine liebe zu der destillerie noch vertieft. einerseits war laphroaig (neben bunnahabhain) die einzige destillerie die explizit fotos überall erlaubte, andererseits war die führerin unserer destilleriebesichtigung so jung, quirlig, offenherzig und witzig, dass meine sympathie für diese destillerie fast ins unermessliche stieg.

torfrauch über der laphroaig-destillerie
torfrauch über der laphroaig-destillerie

laphroaig nutzt für die whiskyherstellung zwar auch, wie die meisten destillerien, fertig gemalzte und geräucherte gerste, aber 15% des benötigten gerstenmalz stellt laphroaig noch selbst her. nach der wässerung der gerste werden die keimenden gerstenkörner auf vier trocknungsböden noch handgewendet und getrocknet und danach über torffeuern geräuchert.

malztrocknungsboden der laphroaig-destillerie

das feuchte, leicht gekeimte gerstenmalz schmeckt wie müsli …

malzräucherboden der laphroaig-destillerie

der geräucherte malz, hier in der räucherkammer, schmeckt sehr malzig-süss, knusprig und würzig. ich habe einmal in die kammer gegriffen und eine die ganze führung über eine handvoll geräucherten gerstenmalz geknabbert.

um den rauch zu erzeugen, lässt laphroaig den torf nicht so lange trocknen, wie man ihn für die normale verfeuerung trocknen liesse. er ist noch etwas feuchter und raucht dann mehr, als er brennt. unter der räucherkammer sieht’s so aus.

torfrauchofen in der laphroaig-destillerie

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bevor wir islay besuchten, haben wir in glasgow im ox and finch hervorragend zu abend gegessen. die speisekarte besteht aus kleinen köstlichkeiten, die man beliebig kombinieren und teilen kann. nicht teuer, auch nicht super-günstig, aber extrem lecker, alles. wer jemals in glasgow ist, sollte dort mal hingehen. eine vorherige reservierung ist zu empfehlen.

nach dem essen suchte ich mir den rauchigsten whisky der welt aus: den bruichladdich octomore. den whisky gibt’s auch bei whisky.de, für 124 euro. wirklich witzig ist das verkostungs-video von horst lüning, der rauchige whiskys gar nicht mag und sich sehr amüsant durch die verkostung quält. ich mochte den octomore sehr gerne und habe 20 minuten an meinem glas rumgenippt. der octomore ist an sich relativ stark, aber äusserst aromatisch.

whiskykarte im ox and finch in glasgow
whiskykarte im ox and finch in glasgow

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in stornoway habe ich in einem schaufenster dann diese räucherkegel entdeckt. ich fand die idee super, schottischen torfrauch nicht nur in vergeistlichter form von peated whisky nachhause zu holen, sondern auch in form von echtem rauch — und kaufte mir eine dose mit zwanzig räucherkegeln.

peatcense in einem schaufenster in stornoway

tatsächlich funktionieren die räucherkegel sehr gut. mit meinem letzten autofahrer-dram von laphroaig (die anderen habe ich stück für stück abends in unseren bed and breakfast unterkünften weggesüffelt) schaffte ich es zuhause kurz ein bisschen schottischen geist durch die wohnung wehen zu lassen.

torfrauch und laphroaig-dram für zuhause

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