nokia sleep

felix schwenzel, , in artikel    

nokia sleep, derzeit ausverkauft (stand 12. mai 2018)

ich habe bisher meinen schlaf mit der apple watch in kombination mit der autosleep-app getrackt. das funktioniert ganz gut, obwohl ich die uhr nachts meistens nicht trage (sondern lade). durch die kombination mit der iphone app weiss autosleep, dass ich wach bin, solange, oder sobald, sich mein iphone bewegt. trägt man die uhr, trackt autosleep auch die schlafherzfrequenz oder schlaftiefe.

vor ein paar wochen hörte ich, dass nokias neuer schlaftracker nokia sleep vorbestellbar sei und mitte april lieferbar sei. mitte april kam das teil dann unter meine matraze, um zu sehen, ob das versprechen nokias erfüllbar ist, dass das teil nicht nur die zeit, die ich im bett bin und schlafe misst, sondern auch die schlaftiefe, meine herzfrequenz und schnarchintervalle.

tatsächlich schien das nokia-sleep-teil das ganz gut hinzubekommen. die auswertung meiner nächtlichen herzfrequenz sah schlüssig aus, der vergleich mit den werten der apple watch zeigte, dass die messung mindestens so akkurat ist, wie die der apple watch. auch die auswertung der schlafftiefe, bestätigte die selbsteinschätzung meines schlafverhaltens. ich schlafe, im vergleich zur beifahrerin, relativ wenig, früher reichten mir unter der woche sechs stunden, mittlerweile reichen mir auch fünfeinhalb oder fünf stunden (am wochenende schlaf ich gerne zusatzlich tagsüber ein oder zwei stunden). meine vermutung war schon länger, dass ich meine erholsamen tiefschlafphasen relativ früh in der nacht, also nach dem einschlafen erledige und so auch bei frühmen aufstehen ziemlich erholt bin. andere, die ihre tefschlafphasen erst später in der nacht haben, tun sich mit frühaufstehen deshalb ein bisschen schwerer.

die auswertung der nokia-sleep-app meckerte zwar über meine niedrige gesamtschlafzeit, attestierte mir aber lange tiefschlafphasen, in der nacht von 20. april, trotz lediglich 5 stunden schlafzeit, immerhin fast 3 stunden tiefschlaf und mehr als eine stunde REM-schlaf.

zwei tage meiner schlafanalyse
zwei tage meiner schlafanalyse

nach zwei wochen habe ich die nokia-sleep-matte unter die matraze der beifahrerin geschoben und konnt bei ihr das gegenteil beobachten. ihre knapp acht stunden schlaf bestanden am 5. mai aus viereinhalb stunden unruhigem, leichten schlaf und nur drei stunden erholungsschlaf (tief und REM).

zwei tage schlafanalyse der beifahrerin
zwei tage schlafanalyse der beifahrerin

nach meiner beobachtung ist REM-schlaf-phasenerkennung nicht ganz akkurat. zumindest wenn ich morgens aus träumen aufwachte, was man ja vor allem in REM-phasen tut, sah mich nokia eher in tief- oder leichtschlaf. die beobachtungen der beifahrerin zeigen das gleiche.

* * *

einer der gründe mir das nicht ganz günstige (110,00 €) nokia-sleep-teil zu kaufen, war etwas was mir bei autosleep fehlte: die anbindung an meine hausautomatisierung.

es gibt keinen weg die daten aus der apple watch oder aus autosleep auszulesen oder auslöser für aktionen zu definieren. die nokia sleep kommt mit einer anbindung an den automatisierungsdienst ifttt. ifttt mag ich eigentlich nur so mittel, einerseits weil die reaktionszeiten von ifttt aus erfahrung eher bescheiden sind und weil ich mich bei hausautomatisierung eher ungerne auf daten aus der cloud verlasse (measure local, act local).

grundsätzlich halten sich meine bedenken, vitaldaten in der cloud zu speichern in grenzen. auf apple-servern dürfte sich da seit jahren einiges angesammelt haben. jetzt liegen vitaldaten von mir (und der beifahrerin) eben auch bei nokia, nachdem ich meine vitaldaten auch dem mittlerweile insolvent gegangenen sen.se für eine weile über deren schlafnuss (sleep-peanut) zugeführt habe. jetzt pumpt eben die (der) nokia-sleep diese daten in die nokia-cloud. was mich am cloud-gedöns eher nervt ist die (oft fehlende) zugänglichkeit der daten. ich möchte die auch selbst auswerten können und in echtzeit darauf zugreifen.

bevor ich mir die nokia sleep gekauft habe, hab ich mir die API von nokia-health angeschaut und das sah eigentlich ganz gut aus. theoretisch gibt es zugriff per API auf alle daten in der cloud, gesichert über oauth2 und token-basierte requests. das sieht in meiner mittelkompetenten einschätzung seriös und ausreichend sicher aus, aber eben auch kompliziert. was gut für die sicherheit und schwierig für die selbstauswertung ist.

da das einzig relevante datum für die heimautomatisierung aber ohnehin der zeitpunkt wann man sich ins bett legt und aufsteht ist, entschied ich mich für den ifttt-weg, statt selbst eine API-anbindung zu basteln (diektzugriff auf das per wlan im heimnetze eingebundene nokia health scheint nicht möglich, das teil scheint keine offenen ports zu haben). ifttt sendet meiner heimautomatisierungszentrale homeassistant eine nachricht, wenn ich mich ins bett lege und wenn ich aufstehe. das funktioniert erstaunlich gut und für ifttt-verhältnisse auch ganz flott. sobald ich 30-60 sekunden im bett liege, schlägt der auslöser bei mir auf. beim aufstehen dauerts gerade mal 2-3 sekunden. das ergebnis ist befriedigend: restlichter im schlafzimmer oder der wohnung kann ich so ausschalten (lassen) sobald ich im bett bin oder wenn ich tagsüber im bett liege, bestimmte mitteilungen an mein handy unterdrücken. weil die daten zuverlässig und zeitnah sind, könnte ich auch einen alarm scharf schalten (hätten wir einen) oder bewegungsmelder oder telefone stummschalten. sobald ich aufstehe, sind die bewegungsmelder wieder aktiv und abhängig von der zeit oder dem schlafzustand der mitbewohner liessen sich vorhänge öffnen. diese präzise und relativ zeitnahe bett-präsenz-erkennung für die heimautomatisierung war, wie gesagt, der hauptgrund mir den (die) nokia-sleep zu kaufen.

vorher hat das zwar auch ganz gut funktioniert, indem ich verschiedene sensordaten über bayesische wahrscheinlichkeitsrechnung zusammenführte (zeit, helligkeit, bewegungsmelderdaten, status meines laptops, an der steckdose gemssener ladestrom der apple watch, co2-gehalt der luft). diese bayesische sensor blieb aber, trotz ständiger optimierung leider eher unscharf, mit zu vielen falschen positiven. in sachen bett-präsenz-erkennung bin ich mit dem nokia-sleep hochzufrieden.

auch die nokia health mate app, bzw. deren schlafauswertung wirkt positiv. die sen.se-app, die die daten die meiner schlafnuss in die cloud pumpte, nervte bereits nach ein paar tagen und wirkte wie unseröser und unzuverlässiger hokus-pokus. dagegen scheint mir die health-mate-auswertung und usability um welten besser. die daten stehen nach dem aufstehen sofort zur verfügung (sen.se rechnete daran teilweise stundenlang rum) und daten sind übersichtlich und schlüssig dargestellt. sogar mit meinen mittagsschläfen kommt die auswertung zurecht und markiert sie als „siestas“. für alle daten (schlaftiefe, einschlafdauer, aufwachdauer, herzfrequenz, etc.) gibt es detailansichten, die angebliche schnarchdauer wird allerdings n ur aggregiert dargestellt.

die c’t kommt in ihrer aktuellen ausgabe zu ähnlichen testergebnissen wie ich, was die zuverlässigkeit der auswertung und ifttt-anbindung anbelangt. ich habe aber auch von mindestens zwei leuten gehört, bei denen die auswertung kompletten quatsch lieferte (30 minuten schlafdauer). ich vermute hier probleme mit der kalibrierung, entweder wegen der matrazen-dicke oder der form des lattenrosts.

weil ich die (das?) nokia-sleep an die beifahrerin weitergegeben habe (als eins der vielen geburtstagsgeschenke, über das sie sich nicht sonderlich freute), habe ich mir ein nokia-sleep selbst gebastelt, für 10 euro, statt 100. (artikel dazu folgt)