wie war das nochmal mit der transparenz?

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich habe vor ein paar wochen (wie offenbar ein paar andere auch) einen anruf aus london von der agentur oglivy erhalten. es ginge um gebärmutterhalskrebs und um vorsorgeuntersuchungen die tausende von frauen retten könnten. ich habe der dame am telefon gesagt, schicken se mal informationen, was sie dann auch tat. was mich an der mail störte war die auffällig pathetische tränendrüsensprache („Jedes Jahr erkranken in Europa 50 000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs und 25 000 Frauen sterben daran, obwohl entsprechend organisierte Vorbeugungsprogramme fast jeden dieser Fälle verhindern könnte.“) und das völlige fehlen von hintergrundinformationen; wer finanziert die kampagne, was hat oglivy damit zu tun, was habe ich damit zu tun? ich habe ein bisschen auf der angegebenen webseite rumgeklickt, ins impressum geguckt und in den ersten fünf minuten nichts zu den hintergründen gefunden. ich wollte noch einen gynäkologen aus meiner nähren verwandschaft dazu befragen, wie er die europäische gebärmutter-situation einschätzt, habe das dann aber irgendwie vergessen und mich mit ihm über seinen neuen ipod, sein handy und die probleme beim sms-versand unterhalten. recherchefaulheit nennt man das wohl. auf meiner inneren todo-liste notierte ich mir, dass ich dazu irgendwann mal was nachgucken wollte, vergass das aber wie fast alles auf meiner inneren todo-liste bis ich letzte woche irgendetwas über den verdacht auf gesundheitsschädigungen bei impfungen gegen den gebärmutterkrebs las. heute gabs dann einen gastbeitrag von strapato an der blogbar, der meinen verdacht bestätigte, dass irgendwas an der sache faul ist. so faul, dass es komisch zu riechen scheint.

ich hab ja normalerweise nix gegen pr-fuzzis und werbeheinis. gegen den versuch mich für irgendwas zu begeistern oder meine aufmerksamkeit zu erlangen hab ich gar nichts — solange sie ehrlich sind und ihre beweggründe offenlegen. aber mit falschen karten zu spielen, oder nicht alle karten auf den tisch legen ist nicht die geeignete methode mich zum mitspielen zu bewegen. im gegenteil. der versuch leute die ins internet schreiben zu instrumentalisieren indem man sie in nebel hüllt hat jetzt zum gegenteil geführt, die goldenen oglivy regeln zum umgang mit bloggern waren fürn arsch. plötzlich ist nicht die nebel-pr gesprächsthema, sondern die hinergründe, die gefahren, die risiken die oglivy und die pharmalobby doch eigentlich gar nicht so breitgetreten haben wollten.

eigentlich bleibt nur eine frage? gab es, ausser dem werbeblogger, blogger die den film (hab ich noch nicht gesehen, ist der gut?) oder die site die oglivy rumgemailt hat kommentarlos verlinkt haben?

mehr dazu, wie gesagt, an der blogbar, beim werbeblogger und zusammengefasst bei rivva.