iphone

felix schwenzel, , in wirres.net    

och

seit drei wochen habe ich ein iphone. zum palm pre, mit dem ich die letzten zwei jahre eigentlich ziemlich zufireden war, kann ich keine abstriche feststellen. mit meinen handys telefoniere ich eh nicht allzuviel, schicke hin und wieder eine SMS, benutze sie aber vorwiegend um meinen google-reader leerzulesen und mir zuhause in berlin internet auf den laptop zu hieven.

das hat der pre zwei jahre lang ziemlich stoisch und zuverlässig erledigt. das tolle am pre waren die multitasking-fähigkeiten. man konnte theoretisch beliebig viele programme öffnen, ohne, dank der wunderbaren karten-methaper der benutzeroberfläche, den überblick zu verlieren. praktisch kam der pre nach drei bis vier geöffneten browser- oder programmfenstern aber so ins schwitzen, dass er sich introvertierte und die interaktion mit mir, dem benutzer, einstellte. hochtakten half ein bisschen, aber RAM hatte mein pre (er war einer der ersten generation) definitiv zu wenig.

kurz: der pre war eine lahme krücke.

für foursquare check-ins brauchte ich mit dem pre 2-3 minuten, wenn mich die positionsbestimmung nach florida verlegte, was nicht selten passierte, noch etwas länger. reboots dauerten solange wie ich dusche (ungefähr fünf minuten). google maps aufzurufen war ein glücksspiel, das manchmal 3 bis 4 minuten dauerte, bis es einen GPS-fix fand oder eben manchmal einfach aufgab und mir phantasievolle fehlermeldungen präsentierte.

beim iphone ist das alles anders. das ding weiss immer wo ich bin, foursquare checkins absolviere ich in weniger als 10 sekunden, verzögerungen bei der eingabe habe ich nur an einer einzigen stelle beobachtet (wenn ich eine URL in safari eingebe). das iphone bootet in weniger als 5 sekunden und davon dass das iphone nicht besonders viel RAM hat, merke ich nichts. der zustand der apps, ist meistens auch nach einem reboot der gleiche wie vor dem reboot, der adressbuch- und kalenderabgleich funktioniert mit icloud mit lediglich ein bis zwei sekunden verzögerung.

die hardware-tastatur des pre vermisse ich ganz klein wenig, wenn ich mit dem pre etwas suchen wollte, konnte ich es einfach tippen und der pre bot mir suchergebnisse aus dem adressbuch, dem kalender, den installierten apps an oder bot mir, wenn ich wollte, websuchmaschinen zur auswahl an. beim iphone muss ich wischen oder zwei bis dreimal auf die home-taste drücken, um die iphone-suche, die wie die pre-suche funktioniert, aufzurufen.

aber das iphone hat auch einen shortcut, der ähnlich abkürzend wie die hardwaretatstatur des pre funktioniert: siri.

wenn ich etwas über „schwarzwälder schinken“ wissen möchte sage ich siri einfach: „wikipedia schwarzwälder schinken“. ein tastendruck, drei gesprochene worte und die seite öffnet sich in safari. mit dem pre wären das 33 tastaturanschläge gewesen. einen timer stelle ich mit den worten „Timer 45 Minuten“. auf dem pre war das auch nicht so schwer, erforderte aber das entriegeln (telefon aufschieben), aufrufen der uhrzeit-app, 3-5 sekunden warten, auswahl des weckers (2. klick), auswahl eines vorhandenen oder neuen alarms (3. klick) ausrechnen und einstellen der weckzeit (4. bis 5. klick). objektive zeitersparnis: 10-20 sekunden. subjektive zeitersparnis: stunden.

war sprachsteuerung noch bis vor kurzem ein spielzeug für technikaffine spielkinder, vereinfacht sprachsteuerung mit dem iphone 4S erstmals wirklich die bedienung.

wirklich beeindruckend ist hier vor allem die tiefe integration von siri in das betriebsystem des iphones: wenn mich das telefon dazu auffordert text einzugeben, kann ich, statt auf der virtuellen tastatur des iphones zu tippen, das telefon einfach ans ohr halten. das iphone erkennt meinen wunsch zu sprechen und lässt sich text diktieren.

die diktierfunktion funktioniert irre gut, ist allerdings gar nicht von apple, sondern von nuance, die auch dragon dictate vertreiben. ich glaube das gibts sogar im app-store zu kaufen. nur, ob sich das auch so tief ins betriebsystem eingräbt wage ich zu bezweifeln. testen will ich das auch nicht, ich habs ja schon.

einziger wermutstropfen: siri und die spracherkennung funktionieren nur über das internet — und alles, die spracherkennung, siris analyse von dem was ich gesagt habe, findet alles auf apples servern statt.

das, und warum ich glaube, dass siri das nächste grosse ding werden kann irre viel potenzial hat und dass dieses potenzial nichts mit spracherkennung zu tun hat, sondern mit vereinfachung, habe ich auf zeit online geschrieben: „Siri könnte die mobile Welt verändern