was wo (und warum) sharen?

felix schwenzel, , in wirres.net    

vor ein paar jahren hat mich mal jemand gefragt, wie ich entscheide wo ich etwas poste. wann ich etwas blogge (wenn ja, in welchem blog), wann ich etwas twittere (wenn ja, in welchem account)? wann poste ich etwas in facebook, wann klicke ich den facebook-like-, wann den facebook-share-button, wann den flattr-, wann den +1-button?

die einfache antwort darauf lautet: keine ahnung. nach gefühl halt. wenn ich mich dann so im internt selbst beobachte, sah ich früher, dass ich die meisten ankommenden informationen über den google-reader mehr oder weniger an mir vorbeirauschen liess (tastatur-klick: j j j j j j j j j …), wenn etwas meine aufmerksamkeit erregte, las ich es, wenn es mir gefiel machte ich einen stern dran (tastatur-klick: s) damit ich entweder später ein bookmark oder einen artikel für wirres.net draus machen könnte. wenn es mir sehr gut gefiel, teilte ich es (tastatur-klick: shift-s).

twitter nutze ich nur via @wirresnet als linkschleuder, in @diplix schreibe ich eher dinge die ich für witzig oder besonders zustimmenswert, toll oder hübsch halte. die linksschleuder von @wirresnet wurde früher aus dem RSS-feed von delicious, jetzt vom RSS-feed von pinboard (via twitterfeed.com) und dem wirres.net-RSS-feed gefüttert. die links selbst, fanden wiederum früher via feedburner-linksplicing in den wirres.net-RSS-feed, seit einigen monaten tauchen sie hier auf der site selbst auf, morgens um 5 (meistens).

damit gab und gibt es teilweise noch in etwa folgende hierarchie:

  • das was ich an links für wichtig und (mit)teileswert halte, taucht auf wirres.net und im wirres.net-RSS-feed auf. meisten kurz kommentiert oder angezitatet oder in artikelform.
  • das rohmaterial für das was auf wirres.net auftaucht läuft durch pinboard (früher delicious).
  • dieses rohmaterial, aber alles andere was mir zumindest ansatzweise interessant oder lesenswert vorkam, das aber eine wilkürlich von mir nach tageslaune definierte schwelle nicht übertraf, habe ich mit einem tastendruck im google-reader geshared. meistens kommentarlos.

in facebook, auf mein privatkonto, habe ich meistens weder links noch wirres.net-artikel gedrückt. die wirres.net-page auf facebook wurde allerdings automatisch per RSS mit wirrem vollgepumpt. auf google+ habe ich für eine weile alle meine wirres.net-artikel geteilt und staunend beobachtet wie sie sich dort oft sehr gut weiterverbreiteteten.

ansonsten werfe ich hin und wieder gedanken die mir so in den sinn kommen in facebook, twitter oder google+ — aus denen sich dann manchmal auch blogartikel entwickeln. oder eben nicht. vor allem aber erratisch, nach gefühl, mal hier mal dort.

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seitdem google den google reader kaputt gemacht hat, fehlt mir ein kanal um gute, aber eher achtlos hingeworfene links los zu werden. ich probiere das derzeit noch bei google+ mit den im reader eingebauten sharing funktionen, meistens indem ich diese empfehlungen mit diesen hashtags markiere: #schwenzelshare #reader #shared.

allerdings fühlt sich das alles nicht richtig gut an. ich mülle meine zeitleiste zu, google stellt die geteilten links bescheuert dar und richtig filtern oder unterscheiden zwischen schnell geteilten links, total tollen empfehlungen oder liebevoll und mühsam formulierten einzeleinträgen lässt sich auf google+ nichts.

ausserdem kann ich aus meinem mobilen google reader (reeder) nicht in google+ sharen, so wie das über die mobile google-reader site zwar geht, sich aber auch nicht gut anfühlt. aber auch im desktop-browser-google-reader fühlt sich das teilen mit den dafür vorgesehen buttons nicht (mehr) gut an. zu viele klicks, verwirrender fokus in popupblasen in die man klicken oder schreiben soll, keine ausschliessliche bedienung über tatstaurkurzbefehle (wie früher).

jetzt habe ich mir folgenden link-dump-fluss ausgedacht und ich glaube er könnte funktionieren:

  • was mir im reader lesens-, merkens- oder teilenswert vorkommt schmeisse ich erstmal in einen pinboard-„ordner“ namens „s“ (wie sharen). der „ordner“ ist hier (und eigentlich ein tag): http://pinboard.in/u:diplix/t:s/ (RSS)
  • links die ich entweder gleich oder später kommentiere und in die morgenlinks auf wirres.net fliessen lassen möchte, tagge ich zusätzlich mit „w“ (wie wirres) (ein buchstabe ist auf dem handy einfacher einzugeben als sechs): http://pinboard.in/u:diplix/t:w/ (RSS).
  • @wirresnet bläst auch alle links aus dem ordner „s“ raus.
  • den „s“-RSS-feed, könnte man, wenn man wollte, durch fulltextrssfeed.com (RSS) jagen und abonnieren. finde ich irgendwie noch suboptimal, geht aber zur not (/tnx @hackr).

kompliziert? vielleicht, aber man muss ja nichts von dem nutzen, was ix hier so anbiete. echt nicht. ich hingegen mag zum beispiel den bookmark-feeds einiger leute sehr gerne folgen, elfengleich zum beispiel (RSS) oder thomas pleil (RSS).

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was mir an der pinboard-lösung gefällt ist der kleine schritt weg von google. und die nutzung von RSS, die alles schön transportabel und flexibel macht. und die unterstützung von fast jeder iphone (und android) app für pinboard. die reeder-app, die instapaper-app, die readitlater-app, safari, möglicherweise sogar die feedly-app — sie alle schicken links per knopfdruck (zwei, maximal drei klicks) zu pinboard, wenn ich will mit kommentar — oder eben ohne (die instapaper-app schickt links sogar (quasi) offline zu pinboard). bei pinboard kann ich die links später in ruhe nachbearbeiten, kommentieren, taggen und zum beispiel den morgenlinks zuweisen. alles viel schmerzfreier als bei google+, mit mehr kontrolle, mehr freiheitsgraden und ohne die google-stümperei und -bevormundung.

und per RSS kann es sich jeder den es ausreichend interessiert abgreifen und damit machen was er will.

[meine google rants hören bald auf, keine sorge. ich glaube ich habe mich jetzt durchgehend aufgeregt und rege mich langsam wieder ab.]