german inhalte alliance

felix schwenzel, , in wirres.net    

als ich heute früh diese pressemitteilung der „deutschen content allianz“ (warum eigentlich nicht „german inhalte alliance“?) überflog, blieb ich an diesen andertalb sätzen hängen:

Es seien jetzt eindeutige Signale notwendig, die Reform anpacken und durchsetzen zu wollen, da sonst die Gefahr einer Kluft zwischen der deutschen Kreativwirtschaft und den Gruppen unserer Gesellschaft, die den Schutz des geistigen Eigentums als einen Angriff auf die Freiheit im Internet diskreditierten, bestehe. Diese Freiheit sei ein hohes, unbestrittenes Gut, solange sie nicht als Rechtlosigkeit interpretiert werde.

freiheit ist eine interpretationssache? oder wer seine rechte nicht anspruch nimmt, verwandelt seine freiheit in ein bestreitbares gut? natürlich meint der 13jährige schülerpraktikant der diese pressemitteilung verfasst hat, dass man seine freiheit verlieren kann, wenn man recht und gesetz nicht respektiert. oder vielleicht auch (aber das weiss man halt wegen der ungelenken sprache nicht so genau), dass man seine freiheit verlieren sollte, wenn man gegen nutzungs-lizenzen verstösst.

das waren nur so andertalb gedanken, die mir beim ersten überfliegen in den sinn kamen. dann bin ich zu ikea und aldi gefahren und hab vergessen mich über die pressemitteilung aufzuregen. stefan niggemeier hat sich aber j sei dank so über den text aufgeregt, dass er ihn nach allen regeln der kunst zerlegt hat.

der text von stefan niggemeier ist übrigens ein exemplarisches beispiel dafür, was man machen muss, um in diesem internet lawinenartig verlinkt zu werden:

  • am anfang ein twitterbares kurzzitat zur einleitung:
    In der »Deutschen Content Allianz« haben sich die Dieter Gornys dieses Landes zusammengeschlossen. Sie versuchen, sich vor dem Ertrinken zu bewahren, indem sie sich gegenseitig umklammern und das Wasser beschimpfen.

  • am ende ein absatz, den blogger zitieren können, wenn sie den artikel verlinken:
    Diese Erklärung ist ein aufschlussreiches Dokument. Es macht anschaulich, in welchem Maße ein Verein, der behauptet, für die Existenz hochwertiger Inhalte zu stehen, nicht einmal in der Lage ist, selbst einen Inhalt zu formulieren, der verständlich, sprachlich richtig und inhaltlich korrekt ist. Die Presseerklärung ist mit all ihrem Sprachmüll und ihrer Gedankenlosigkeit ein Dokument der Hilflosigkeit.

  • einen gegner, der sich selbst als „content-irgendwas“ bezeichnet
  • ein zitat von sascha lobo:
    Inhalte nennt man in Deutschland immer dann ›Content‹, wenn jemand damit Geld verdienen will.