offside, wedding

felix schwenzel, , in wirres.net    

offside, wedding

das offside nennt sich selbst eine „pub & whisky bar“ und hat, in der tat, die beste whisky-auswahl, die ich jemals irgendwo gesehen habe. da ich allerdings noch nicht viele whisky-bars von innen gesehen habe, möchte ich nicht ausschliessen, dass es anderswo eine noch bessere auswahl gibt. wenn man sich jedoch die whisky-karte ansieht, ist es schwer vorstellbar, dass es irgendwo eine bessere auswahl gibt. selbst aus der mittlerweile geschlossenen caperdonich destillery, von der ich zu weihnachten eine 19jährige fassabfüllung probiert habe, hat das offside eine reiche auswahl.

ich habe zuerst den 16 jahre alten lagavulin probiert, der, glaube ich, als ein klassischer, rauchiger islay-whisky gilt. mein erster gedanke war: „aha, lecker u-boot-treibstoff“ was daran liegen kann dass es einfach der erste whisky-schluck des tages war, oder weil er tatsächlich leichte spiritus-noten hat. die folgenden schlücke zeigten dann aber ein sehr ausgeglichenes, harmonisches geschmacksbild, ohne ausgeprägte eigene charakteristik. bei islay-whiskys bleiben meine sympathien vorerst wohl bei laphroaig und bunnahabhain.

den bunnahabhain hatte ich ja vor einer weile in einer hotelbar in der provinz entdeckt und wollte im offside überprüfen, ob meine begeisterung von damals berechtigt war. war sie. die komplexität und die subtilen fruchtnoten des 18 jährigen bunnahabhain haben mich wieder sehr begeistert.

ebenfalls aus erinnerungsgründen nahm ich danach ein glas des 10 jährigen talisker. kein talisker sky, kein storm, den ganz normalen, der den ruf hat, sehr teerige noten zu haben. der 10 jährige talisker war der erste whisky den ich auf unserer schottlandreise vor 5 monaten probiert hatte (auf skye). die teer-noten sind unverkennbar, wirken aber erst im abgang und gestern fand ich sie sehr subtil und angenehm. aus den storm- und sky-varianten ist der teer ja ganz gut weggemixt und auch wenn ich den talisker storm für einen guten whisky halte, wird die nächste flasche talisker definitiv wieder ein 10 jähriger sein. obwohl ich vor dem nächsten talisker-kauf vielleicht nochmal den 18 jährigen oder den talisker dark storm probiere.

zum abschluss wollte ich gerne den glen moray nochmal probieren, den ich bei unserem besuch dort mal probiert hatte. es gab dort eine besonders stark getorfte spezial-edition, die angeblich auch nur in schottland vertrieben würde. damals habe ich nur einen kitzekleinen schluck davon probiert, weil ich noch fahren musste, aber er war mir stark in erinnerung geblieben. im offside merkte die bedienung zu recht an, dass die whiskys aus der gegend eher weniger getorft seien, bzw. dass sie eben von glen moray keine getorfte variante hätte (obwohl es wohl auch einen klassischen glen moray in peated gibt).

jedenfalls empfahl er mir einen ben riach 17 years septendecim. die ben riach destillerie ist auch in der speyside-region, wie der glen moray oder der glenfiddich, und er schmeckte mir aussergewöhnlich gut. er ist sehr hell und nach angaben der destillerie weder gefärbt noch kaltgefiltert. ich hätte mir den ben riach liebend gerne im whisky-store gekauft, auch wenn er dort ziemlich rot aussieht, aber bei amazon bekomme ich ihn 17 euro günstiger und ohne die 6 euro versandkosten, die mich der versand der 79,90€-flasche bei whisky.de kosten würde. auch wenn mir die youtube-verkostungen von horst lüning immer grosses vergnügen bereiten, 23 euro extra sind mir dann doch zu viel.

ich habe beim schreiben des artikels den falschen whisky gefunden. der benriach septendecim bei whisky.de kostet tatsächlich (gerade) 5 euro weniger als bei amazon. auch wenn ich etwas mehr für den versand bezahle, werde ich dann wohl doch mal bei whisky.de bestellen.

die bedienung im offside hatte ich eben ja schonmal kurz am rande erwähnt, sie verdienen aber alle eine besondere erwähnung. ich war sehr beeindruckt von der effizienz, aufmerksamkeit und der kompetenz der bedienungen dort. die bestellungen waren schneller auf dem tischen als das whisky-getrübte auge folgen kann, mehrfache platzwechsel konnten unsere bedienung nicht mal im ansatz irritieren und freundlich waren sowieso alle. ich glaube ich habe am ende 20% trinkgeld gegeben.

im offside gibt’s auch kleinigkeiten zu essen, darauf habe ich gestern verzichtet, aber der käse, der dort serviert wird, hat mich laut auflachen lassen. wer möchte, kann im offside ein stück camembert bekommen, das so gross ist wie eine viertel torte. ich habe auch teller gesehen auf denen drei grosse würste waren, zwei fleischfarbene und eine grüne, die sich bei näherer betrachtung als gigantische saure gurke herausstellte.

gäste im offside werden, wie die whiskys die ich gerne mag, stark geräuchert. ich war glaube ich seit 20 jahren nicht mehr in einer kneipe in der so kräftig geraucht wurde. ein gast paffte sogar an einer zigarre. um 20 uhr war der laden zum bersten voll, mit menschen und mit rauch. das entspannte sich alles im laufe des abends, aber ich kam am abend als räuchermännchen nachhause.

offside
jülicher straße 4
13357 berlin
offsidewedding.de