martina effenberg telefoniert mit ihrem mann

felix schwenzel, , in geschrieben    

am 08.03.2004 auf hoeflichepaparazzi.de gepostet.

es ist schon ziemlich lange her, irgendwann anfang der neunziger jahre, da sollte ich in mönchengladbach, bei den effenbergs im keller, eine decke abhängen. ich liess mich damals zum schreiner ausbilden und eine meiner hauptbeschäfftigungen war neben dem möbel-fahren und dem möbel-schleppen decken abzuhängen. eigentlich ist die bezeichnung "decke abhängen" nicht ganz korrekt, der grossteil aller bekannten decken hängt ja bereits. täten sie es nicht, würden sie boden oder wand heissen. eine decke "abzuhängen" bedeutet eigentlich die decke weiter abzuhängen um leuchtkörper, lüftungsrohre, kabel und anderes gesocks zu verdecken.

wegen dem gesocks fuhr ich also mit einem bereits ausgebildeten kollegen nach mönchengladbach. die effenbergs wohnten dort in einem ganz normalen, tendenziell spiessigen, verklinkertem reihenhaus. warum weiss ich auch nicht. stefan effenberg spielte damals nämlich nicht in mönchengladbach, sondern in italien fussball. vielleicht steht der grund dafür ja in seinem buch, in dem er, glaube ich, schreibt wie er es allen gezeigt hat. das reihenhaus sollte mit hilfe des möbelhauses für das ich arbeitete, zu einer art pracht-reihenvilla getuned werden. zu diesem zweck benutzen viele neureiche ein übermass an messing und glasperlen. messing wahrscheinlich deshalb, weil die farbe an gold erinnert und assoziationen an überfluss weckt. sehr wichtig für diesen zweck ist neben holz und leder auch halogenlicht, ganz viel und überall, vorzugsweise im messigfarbener fassung, alles dimbar. für die sportliche note der reihenvilla sollte ein whirlpool im keller sorgen. der war so gross, dass für den transport des pools in den keller extra die treppe ausgebaut werden musste. die montage des whirlpools war bereits abgeschlossen, wir sollten, wie gesagt, nur die decke über dem pool abhängen, so dass dort ganz viele messinggefasste leuchtkörper eingebaut werden konnten.

meine erinnerungen verblassen bereits ein wenig, so dass ich nicht schlüssig erklären kann wie es dazu kam, aber irgendwann waren wir in eine art gespräch mit martina effenberg verstrickt, das nichts mit unserer arbeit zu tun hatte. wahrscheinlich begann der smalltalk mit der klassischen einleitung die leute die handwerker im haus haben gerne benutzen, ob wir etwas trinken wollten. mein bereits ausgebildeter kollege kümmerte sich um den verlauf des gesprächs, während ich den an der wand hängenden bang & olufsen CD-player betrachtete. der war damals relativ neu und übte eine ungeheure faszination auf mich aus, vor allem weil sich die CD beim abspielen sichtbar hinter einer glasschiebetür drehen konnte. fasziniert drückte ich mehrfach den knopf der die glasschiebetür auf und zugehen liess und lenkte damit die aufmerksamkeit der smalltalkenden auf mich.

irgendwie aufdringlich fraternalisierend und duzend fragte uns martina effenberg ob wir musik hören wollten. wir nahmen ein paar CDs in augenschein, unter anderem lag dort eine CD auf der die deutsche fussball nationalmannschaft mit offenem mund, also vermutlich singend, abgebildet war. damals muss stefan effenberg also noch stinkefingerloser nationalspieler gewesen sein, sonst hätte er sicher nicht die CD zuhause gehabt. das, sagten wir völlig ohne hintergedanken, wollten wir jetzt nicht hören und legten irgendwas anderes ein. der smalltalk verebbte nun entweder dadurch, dass martina effenberg wieder anfing mit ihrem mann zu telefonieren (was sie im übrigen die ganze zeit tat), weil wir weiter abhängen mussten oder beidem.

die musik, die meisterlich abgehängte decke, auch die etwas dumpfbackige art mit der martina effenberg ständig und leicht weinerlich "gen italien" telefonierte, all das hätte ich sicherlich vergessen, wenn ich nicht eine woche später von meinem chef die anweisung bekommen hätte, dass ich mich nicht über kunden lustig machen solle. martina effenberg hätte sich über uns beschwert und gesagt wir hätten behauptet ihr mann könne nicht singen.

ganz ernst nahm unser chef die effenberg wohl nicht, er wusste, dass seine kundschaft teilweise etwas speziell war. kurz zuvor hatte sich eine kundin über uns beschwert, weil wir ihr die (grosse schwarze) mülltonne verschmutzt hätten. wir hatten dort ca. 100 gramm sägemehl eingefüllt, das wir kurz vorher in ihrer garage produziert hatten. aber wenigstens tat die tonnen-fetischistin vorher nicht auch noch kumpelhaft, sie liess sich auf den ersten blick als gestört erkennen.