better call saul s02e04 (gloves off)

felix schwenzel, , in gesehen    

better call saul s02

sehr schöne folge, mit zwei erzählsträngen, beide mit ihren qualitäten, aber der erzählstrang rund um mike’s neuen auftrag, war (natürlich) sechs tacken besser als die jimmy-mcgill-weitererzählung.

mike entschloss sich in der letzten folge, zur finanzierung des umzugs seiner schwiegertochter, jetzt auch nebenjobs anzunehmen, die grössere moralische flexibilität erfordern. er lässt sich auf das geschäft mit nacho ein, der mike jemanden beseitigen lassen will. wie mike das macht, wird über die ganze folge hinweg erzählt und zeigt wieder einmal, warum ich die figur mike ehrmantraut so gerne mag — oder auch, warum ich das werk von vince gilligan so sehr schätze. mike war schon in breaking bad angelegt als james bond in klug, im körper eines alten, stoischen mannes, der eigentlich nur seine ruhe haben will. mike kann, wie james bond, nicht sterben, weil wir ihn alle schon in der zukunft gesehen haben. wir wissen alle, dass er am ende als sieger hervorgehen wird, auch wenn er am ende möglicherweise so kaputt aussieht, wie john mcclane am ende seines arbeitstages.

der erzählstrang rund um jimmy mcgill und seinen bruder chuck ist weniger unterhaltsam, erreicht aber auch einen sehenswerten höhepunkt, als die beiden sich in ein rhetorisches gefecht verwickeln, das die ursachen ihres nun schon 14 folgen dauernden konflikts offenlegt, bzw. zur aussprache bringt. das gespräch ist klug aufgebaut, weil eigentlich beide arschlöcher sind, aber eben aus verschiedenen gründen. gleichzeitig sind beide eben auch keine arschlöcher, sondern auf gewisse weise auch sympathieträger. wir, die zuschauer, kennen mittlerweile ihre probleme und können uns auf gewisse weise mit beiden identifizieren. für den einen ist der weg zum ziel wichtiger, für den anderen das errichen des ziels, egal mit welchen mitteln. der eine kämpft für sein ansehen und das der menschen die er mag, der andere für das ansehen der firma und die einhaltung des rechts.

ich könnte, wenn ich die interpretation überstrapazieren wollte, beide als smybol für die inneren konflikte in uns ansehen; vernunft gegen impuls, empathie gegen konsequenz, pragmatismus gegen prinzipientreue. sehr schön dargestellt fand ich jedenfalls, dass beide in diesem streit teilweise recht hatten und dass beide völlig unfähig sind sich selbst zu reflektieren und konseuqnt intentionen auf den anderen projizieren, die eigentlich ihre eigenen sind.

weil das alles wieder prima geschauspielert und inszeniert war — und ausserdem gleich zwei unterhaltsame, gut gemachte handlungsstränge in die folge passten, gebe ich nach kurzem zögern die volle punktzahl.