house of cards s04e10 bis e13

felix schwenzel, , in gesehen    

house of cards s04

diese staffel house of cards hat mir sehr gut gefallen. nach einem etwas schleppenden anfang, gings es ziemlich schnell los mit dem thema der serie: dem versuch die motive und die charaktere der underwoods zu verstehen und nachvollziehbar zu machen. es geht im grund wirklich um nichts anderes als genau das. das handlung drum herum ist nicht uninteressant, die charaktere sind fast alle auf ihre art interessant, aber sie dienen nur dazu, den underwoods bälle zuzuspielen, auf die sie reagieren können, so dass man sie besser verstehen kann.

ich würde sogar so weit gehen hier beinahe ein neues genre auszurufen. reguläre fernsehserien funktionieren eigentlich ganz anders: jemand sympathisches, ein guter, versucht die problembälle die ihm zugeworfen werden — oder an den kopf geknallt werden — zu lösen und spätestens am ende der folge (oder der darauffolgenden), hat er (oder sie) die probleme gelöst, und wir, die zuschauer, werden in unserem glauben bestärkt, dass das gute am ende gewinnt. nicht die menschen die manipulieren, täuschen oder korrupt sind, sondern immer die, die auf der seite der wahrheit und der gerechtgkeit sind. besonders gute serien zeigen, dass auch die guten ihre schattenseiten haben, aber um sich als guter im fernsehen zu qualifizieren, muss man mindestens ein funktionierendes gewissen haben und seine schattenseiten bereuen.

„manipulation, deception, corruption — that translates to abuse of power and breaking the law“

house of cards zeigt in dieser staffel das gegenteil. durch die beinahe chirurgisch präzise charakterzeichnung der beiden underwoods, besteht kein zweifel, dass sie rücksichtslos und ohne jedes gewissen auf ihr ziel (machterlangung und machterhalt) hinarbeiten und jeden zerstören (oder auf ihre seite ziehen und korrumpieren), der sich sich ihnen in den weg stellt.

in jeder einzelnen folge werden den beiden underwoods problembälle zugeworfen — oder problemknüppel zwischen die beine — und jede folge endet mit einem kleinen happy end für die beiden bösewichter. so wie das sonst nur den guten passiert. am staffelende landet zwar eine ganze lastwagenladung problembälle und -knüppel auf den beiden, aber man sieht es in ihren gesichtern, dass sie sich auf die herausforderung freuen. am ende hört claire underwood sogar, wie frank mit dem publikum redet: „we don’t submit to terror, we make the terror“.

damit wird für die nächste staffel bereits der ton gesetzt, für 13 weitere folgen in denen die bösewichter, die terror- und chaosmacher wieder in jeder folge ein taktisches happy end feiern dürfen.

das kunststück der serie, das ich am meisten bewundere, ist tatsächlich, dass es spätestens am ende dieser staffel jedem klar sein müsste, dass frank und claire underwood riesige und skrupellose arschlöcher sind, man die beiden aber immer noch, auf eine oder zwei arten bewundern und mögen kann — und will. nichts ist schwarz weiss gezeichnet, weder die hauptdarsteller, noch die nebenrollen.

leider, oder zum glück, nimmt die serie keinen direkten bezug auf die derzeitige politische situation in den USA. der fiktive präsidentschaftswahlkampf in house of cards wirkt sehr viel realistischer, als der echte präsidentschaftswahllkampf, der sich sich im moment in den USA abspielt. der populismus der underwoods, aber auch ihres republikanischen gegeners, ist sehr viel subtiler und ziselierter, als der brutale, dummbratzige populismus von donald trump.

und wenn man so will, kann man house of cards als ein plädoyer für abgebrühte, in seilschaften und kumpaneien verstrickte politprofis sehen. für die nixons, chenys oder clintons und gegen die vor emotionen überkochenden und von engstirnigem, ideologischem ehrgeiz getriebenen tea-party vollspacken oder den plumpen trump. wobei house of cards, der einfachheit halber, charismatische, und in der öffentlichen wahrnehmung hinreichend integere, politiker wie john f. kennedy, barack obama oder josiah bartlet, einfach ausblendet. insofern ist house of cards dann eben doch nur fiktion.

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zu allen einzelbesprechungen zur dritten staffel house of cards.