9live

felix schwenzel, , in wirres.net    

alida kurras „moderiert“:

ich weiss das das anstrengend ist, aber sie schaffen das. was steht denn da? […]

500 €. zackig! 01379444111. was kommt raus? sehr leicht! da darf ihnen kein fehler passieren. wir haben nicht mehr so viel zeit, aber wir schaffen das noch. ran an das telefon. ihre chance. jetzt dabeisein. greifen sie zum hörer. unglaublich. schon sehr viel geld rausgegagngen. hier bei der quiznight bei sat1. […] ganz schnell. […] auf gehts. ran ans telefon, also bei 500 € kann ich nicht mehr viel sagen […] auf gehts. wann haben sie das letzte mal so viel geld nachts um 2 uhr verdient?

[…] 1000 €. auf gehts […] was machen sie denn? warum haben sie denn da angst? […] 1000 € gibt es jetzt zu gewinnen. ran ans telefon. ich warte. […] hörne se mal. 500 € einfach ausschlagen. ich hab sie atmen gehört. […] kommen sie. ganz schnelll. sie haben doch die lösung! 01379444111 […] kommen sie. endspurt angesagt. bisschen luft ham wa noch, aber nicht mehr viel. sie müssen schon zugreifen. das was wir suchen, liebe zuschauer, das machen sie morgens beim bäcker […] ihr geld, absolut steuierfrei! […] 1000 € jetzt. 01379444111. liebe östereicher, liebe schweizer […] auf gehts. […] auf gehts. […] ganz schnell. […] ganz schnell, [geflüstert] ran ans telefon. es geht nur noch darum erster zu sein, jetzt gehts nur noch darum schnell am telefon zu sein. das ist ihre chance. jede sekunde kann es jetzt klingeln. es wird auch klingeln. ich weiss auch nicht wann es klingelt. aber für 1000 € kann man es schonmal probieren. 01379444111. [pause] aber hallo. schnell zum telefon. die zeit tickt. immer noch niemand bei mir. was soll denn das? 9 buchstaben. [pause, es piept] es hat noch nicht geklingelt! 01379444111. ich komm mir hier ziemlich verlassen vor.

[…] sie sind dabei. sie holen sich das geld. ganz schnell. ich warte. noch ist niemand ausgewählt. … das ist ihre chance 26000 € zu besitzen! die rausschmeisser musik. dei sendung neigt sich dem ende. wenn sie jetzt noch dabei sein wollen. kommen sie. ganz, ganz schnell. erzählen sie mir nicht, dass sie keine wünsche hätten die sich nicht mit 26000 euro umsetzen liessen […] ihre chance. [guckt blöd] 01379444111. es muss jetzt hier jede sekunde klingeln.

[bildquelle]

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fuck brainpool

felix schwenzel, , in wirres.net    

dumm

eben war ich mit meiner schwester bei der aufzeichnung von anke late night.

ich weiss jetzt warum anke late night nicht aus den puschen kommt. weil brainpool ein scheiss-laden ist. zumindest zwängt siche einem dieser eindruck auf, wenn man sich drauf einlässt einen nachmittag als claqueur und lachvieh bei der aufzeichnung von anke late night zu opfern.

„Ankunft bis 16:30 Uhr“ stand auf dem zettel. pünktlich, wie es unsere art ist, schlugen meine schwester und ich um punkt 16:30 bei brainpool auf. dort drückte uns eine patzige, demnächstwerdichgrossrauskommen-tussi einen zettel in die hand in den ich brainpool zum dritten mal alle meine kontakt- und adressdaten mitteilte. eine noch stumpfere tussi, deren arroganz wahrscheinlich auf ihrem zukünftigen grossen erfolg in der medienbranche fusste, nahm die ausgefüllten zettel engegen, verglich sie mit unseren personalausweisen und klärte uns dann nuschelnd, gelangweilt und die nägel polierend auf, dass handys, taschen und alle jacken an der garderobe abzugeben seien. sonst nix reinkommen. um 17:15 sollten wir uns an der glastüre einfinden. um 17:15? es war jetzt 16:35 und wir hatten uns den arsch aufgerissen um wie verlangt pünktlich vor ort zu sein.

wir sind ja leidensfähig und es gab ja eine getränketheke. für meine schwester nen prosecco, ich ein kölsch. die flasche prosecco musste ich selbst aufmachen, die lebenserfahrung der 19jährigen bedienung hatte den prosecco und korkenzieher-horizont noch nicht überschritten. den prosecco und das kölsch tranken wir freiluftig auf der repräsentativen brainpool-eingangstreppe in der schanzenstrasse bis uns der portier verscheuchte, weil das nicht ginge, das gelte auch für uns. wir wollten mit dem pförtner nicht streiten und gingen in den starbucks im brainpool-foyer um nen cookie zu kaufen und zu essen. im hintergrund lief an die wand gebeamt und völlig verrauscht VIVA 2 oder plus oder XXL oder so. nach 20 minuten wars dann auch schon 17:15 uhr.

an der glastüre standen 100 hausfrauen aus heinsberg, bergisch-gladbach und irgendwo. des weiteren opel-fahrendes, antike beckham-frisuren-tragendes jungvolk. alle wartend.

gegen 17:45 ging die tür auf.
gegen 18:15 waren wir durch die glastür.
um ca. 18:25 sassen wir auf unseren plätzen.
bis kurz vor sieben haben wir uns irgendein konzert von robbie wiliams auf den studio-monitoren angucken müssen. dann kamen 10 minuten ladykracher-konserven. ich war kurz davor zu kotzen. meine schwester realisierte, dass sie wohl nicht mehr zum einkaufen im DM-markt kommen würde. eine hausfrau fing angesichts der ladykracher-konserven hysterisch zu kreischen an. die stimmung drohte zu kippen. revolution lag in der luft (14. juli!). dann kam die rettung. der warmup-mann hatte keinen bock auf warmup und kündigte anke engelke an.

sie kam rein und schaffte das unmögliche. ein von sackgesichtigen möchtegern-medientussis, pförtnern und security personal gequältes, von der aufnahmeleitung 40 minuten deutsche-bahn-mässig-geparktes studiopublikum das echt angepisst war, dieses publikum verwandelte anke engelke in ein höflich applaudierendes und lachendes publikum. wendig, sympathisch, selbstironisch wuselte sie sich auf 20 cm hohen stöckelschuhen das publikum zurecht. ihre erste handlung als sie auf die bühne kam war übrigens neben dem üblichen rumgehampel erstmal das mikro an die achsel zu halten und sich dann heftig vorzubeugen um sich in den schritt zu gucken, wohl um zu checken ob alles fit sei oder ein faden irgendwo raushing. was weiss ich denn.

15 minuten nahm sie sich zeit das publikum aufzuwärmen, alles zu erklären, allen honig ums maul schmieren. meine schwester rief die ganze zeit prosecco! niemand erhörte ihr flehen. neben dem publikum wärmte sich anke engelke auch selbst ganz gehörig auf. schweissfleckchen bildeten sich bereits unter ihren achseln.

die kameras, die band, die wichtigtuer und alle waren auch schon da, auch die passmalaufichkommganzgrossraus-denjobmachichhiernurzumeinstieg-ekeltussi (ich sage hier ganz bewusst nicht fotze) stellte sich auch an den bühnenrand. dort blieb sie wie angewurzelt stehen, ich vermute um für die karriereförderung entweder entdeckt oder gedeckt zu werden.

etwas über zwei stunden waren bis jetzt vergangen. nix passiert.

als die show anfing, verwandelte sich die spontane, lustige, wie ein tasmanischer tiger wirbelnde anke engelke in eine langweilige, fussballwitze aufsagende stehaufkomikerin. erstaunliche verwandlung. die frau kann echt was, es strömt aus allen ihren ritzen, aber ihre standups, ihr witzeaufsagen ist so schlecht, das es einem die tränen in die augen treibt. ja, ich weinte innerlich. die show nahm ihren lauf. zuhause hätte ich jetzt socken gefaltet, wäre aufs klo oder nen bierchen kaufen gegangen, c't gelesen oder ausversehen zu den tittenmäuschen auf eurosport umgeschaltet. ging im studio natürlich nicht. anke engelke las witzchen vor, schnitt käse, sprach mit einer wand, kündigte werbung an, plauderte mit dem pseudo-sidekick (der der die text-schilder vor sie hin hält) beim gag in der mitte. ein zweimal musste ich lachen. gruppenzwand wahrscheinlich.

dann kam dominic raacke. tatort komissar, schauspieler, und angekündigt als der drehbuchautor der musterknaben. dummdidel dumm dumm dumm. der typ war dumm. unwitzig. profilneurotisch. altklug. langweilig. lächerlich. supernervös. der soll das drehbuch für einen der besten deutschen krimis geschrieben haben? glob ick net. der hatte nen ghostwriter...

aha. anke engelke hat überrieben. er war nicht autor, google verrät er war „co-autor“, er hat also wahrscheinlich ein paar dialoge überarbeitet.

das beruhigt mich jetzt dass der nicht der „autor“ der musterknaben ist.

der rest ist nicht berichtenswert. vielleicht noch, dass die kameraleute den grossteil der sendung auf ihren knien verbringen, weil der schreibtisch so verdammt niedrig ist. die band ist scheisse meint meine schwester. sex mit klaus fischer, meinte meine schwester, „ist nicht“.

aber die anke engelke... die kann was. aber, aber, aber... ach egal..

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petri heil

felix schwenzel, in wirres.net    

notiz an mich selbst: witzigkeit kann wehtun. sehr.

laut tagesspiegel wurde ein 27jähriger der auf „sieg heil“ rufe zweier arschlöcher mit „petri heil“ antwortete übel zugerichtet. furchtbare geschichte, besonders traurig finde ich aber das der arme kerl für so einen klasse witz so leiden muss.

ich kann mich an einen ähnlichen zwischenfall erinnern bei dem ich zum glück eine auto-seitenscheibe zwischen mir und dem humor-resistenten arschloch hatte. in stuttgart fuhr ich vor einigen jahren mit meinem kumpel peter am steuer durch die nacht. eine laue sommernacht. fenster offen. an einer strassenecke standen 4 oder 5 proleten rum und schrieen sich gegenseitig an. wie immer bei proleten, ohne ersichtlichen grund. ich nahm die brüllerei zum anlass meine fähigkeiten als stimmen-imitator zu üben und zugleich in der praxis anzuwenden; ich schrie wirres zeug aus dem seitenfenster, ohne worte, aber den tonfall und die intonation der proleten aufs beste imitierend.

damit zog ich die aufmerksamkeit der proleten auf mich. sie verstummten. ich drehte noch ein bisschen auf: „ALKAZBRA! BLAHRABURI! KAROTITHEK! ...“ rief ich im vorbeifahren. als die proleten aus meinem sichtfeld verschwanden (wir waren ja in einem fahrenden auto) lehnte ich mich zufrieden zurück. kumpel peter merkte kurz darauf an, dass er im rückspiegel sähe, dass 4 oder 5 proleten hinter dem auto herliefen. ich drehte mich um und konnte seine beobachtung bestätigen und nahm das zum anlass das seitenfenster heraufzuschrauben, einerseits als allgemeine sicherheitsvorkehrung, andererseits, weil wir uns einer roten ampel näherten.

an der roten ampel an der der sehr pflichtbewusste peter trotz der 4 bis 5 köpfigen heranziehenden gefahr ordnungsgemäss hielt, holten uns die proleten ein. ihr wortführer begann sogleich das seitenfenster hinter dem ich sass kung-fu-mässig mit dem fuss zu bearbeiten. ich kurbelte das fenster ein ganz kleines stück herunter um ihn freundlich zu fragen ob ich ihm helfen könne. er antwortete mit seiner erstaunlich kleinen faust die er durch den sehr kleinen fensterspalt in mein gesicht manövrierte. ganz dumm war er auch nicht, denn als ich das fenster wieder hochkurbelte hatte er seine faust auch schon wieder draussen, so dass ich sie nicht einklemmen konnte.

peter entschloss sich die rote ampel zu ignorieren und loszufahren, da der fäustling wieder begann das seitenfenster mit dem fuss zu bearbeiten. wir haben dann noch irgendwo ein bierchen getrunken.

paraarchitektur

felix schwenzel, , in wirres.net    

seit wochen versuche ich einen text über einen film zu schreiben der mir sehr am herzen liegt und demnächst auf DVD rauskommt. ich frage mich wie weit darf man ausholen um dann das wesentliche in vier absätzen abzuhandeln? elf absätze lang habe ich ausgeholt. eigentlich scheisse. aber muss ja keiner lesen. dient eh nur der privaten erinnerung. oder so.

alles lesen...

fleisch

felix schwenzel, in wirres.net    

heiner lernte ich beim zivildienst kennen. ein mann mit warmen, freundlichen augen und damals schon graumeliertem vollbart. er war zwar nicht offiziell der chef der holzwerkastatt in der ich während des zivildienstes arbeitete, aber praktisch schon. er hielt den laden, die maschinen und die arbeitsabläufe am laufen. er brachte mir den respekt vor den maschinen, der kreissäge, dem bandschleifer und der schleifscheibe bei. mit ihm fuhr ich einen so hoffnungslos überladenen pferdeanhänger voller spanplatten durch die gegend, dass wir berge ausschliesslich im ersten gang hochfahren konnten. von ihm lernte ich die liebe zum holz. genug pathos, aber ich lernte wirklich viel von ihm. und wir wurden gute freunde, auch wenn er ein paar jahre älter als ich war. heiner lebte (und lebt) in einem dorf bei fulda mit höchstens 80 bewohnern, gichenbach, ein richtiges kaff. selbst die nächste „gross“-stadt, fulda, ist ja bekanntermassen ein kaff, mit anderen worten, heiner lebt am arsch der welt.

ente, huhn, wollschwein

neben seiner arbeit bei den antroposophen in der holzwerkstatt, hielt heiner ein paar tiere: ein paar rhönschaafe, ein paar ungarische wollschweine (sehr robuste schweine die man selbst im winter draussen stehen lassen kann), hühner, gänse und laufenten. die rhönschaafe wurden quasi vermietet, um weiden ökologisch wertvoll zu mähen, die gänse starben nach einem schönen, aufregenden und freilaufenden leben auf der wiese massenhaft im november um sich in weihnachtsbraten zu verwandeln, die schweine gruben wiesen um und leben AFAIK noch immer, die laufenten teilten alle paar jahre das schicksal der gänse und die hühner waren zum eierlegen verdammt. kurz, eine politisch korrekte idyle. ich liebe sie noch heute.

hauseingang am arsch der welt

kleine ärsche der welt haben den vorteil, dass sich alle kennen. heiner kennt den förster des dorfes ganz gut. der lässt ihn bei sich zuhause ab & zu fernsehen gucken und im wald rehe abschiessen. so kam ich nicht nur ab und an in den genuss einer köstlichen, muskulösen, nicht-fetten weihnachtsgans, sondern manchmal auch in den genuss eines frischen rehs. heiner brachte mir bei was man mit so einem toten vieh macht: erst mal 2-4 tage koppfüber abhängen lassen, dann „aus dem fell schlagen“ und zerlegen. danach kann man es essen oder einfrieren. „aus dem fell schlagen“ heisst nichts anderes als das fell vom körper ziehen. das erfordert einerseits einiges an geschick, aber auch teilweise enorme kraft. das fell ist ziemlich gut an so einem reh festgewachsen. aber mit der richtigen technik kann man die haut recht gut vom fleisch lösen, erst mit einer stochernden, flachen hand das gewebe von der haut trennen, danach mehr oder weniger nach unten abreissen, immer wieder mit der hand gewebe trennend.

ich lernte diese technik ganz gut und wenn ich ein reh „aus dem fell schlug“ musste ich immer wieder darüber staunen, wie archaisch dieser akt war, auch wie brutal. im nachhinein glaube ich, mir damit die berechtigung erarbeitet zu haben hamburger zu essen. ich hatte damals die weltverbesserliche vorstelllung, dass jeder der fleisch essen möchte, auch mal ein tier selbst zerlegen sollte. allerdings habe ich bisher darauf verzichtet ein reh „aufzubrechen“ oder zeuge davon zu sein. ein reh „aufbrechen“ bedeutet dem reh die innereien, die gedärme zu entnehmen nachdem das reh erschossen wurde. das geschieht meist im noch-warmen-zustand des toten tieres. sehr brutal.

warum ich das alles schreibe? die bild-„zeitung“ hat mich drauf gebracht.

symbolbild

gestern gab es eine bild-schlagzeile die besagte, dass im deutschen fernsehen angeblich das „letzte tabu“ gebrochen worden sei: eine brust vergrösserungs-op live im fernsehen. ich habe das nicht gesehen und ehrlichgesagt auch nicht viel interesse das zu sehen. ich habe es nämlich schon mal gesehen. um zu erklären wo ich es gesehen habe muss ich nochmal einen kleinen bogen schlagen: mein vater ist arzt. frauenarzt. als frauenarzt führt er ab und zu auch brust-ops (mammaplastik, mammaneoplastik) durch, allerdings nicht aus kosmetischen gründen, sondern meist aus rekonstruktiven gründen, nach brustkrebs zum beispiel. da er aber im umgang mit technischen geräten ziemlich unbegabt ist, musste ich ihm oft bei der bedienung des videorekorders assistieren. zum beispiel beim einlegen und abspielen von brust-op-fortbildungs-videos. so kam ich bereits in jungen jahren dazu einer brust op am fernsehschirm beizuwohnen. was mich überraschte war die brutalität mit der der chirurg bei der op vorging. um ein silikonkissen in die brust einzuführen muss natürlich erst das brust-gewebe gelöst werden, damit genug platz für das kissen vorhanden ist. überraschend für mich war, dass die handbewegungen die gleichen waren wie die, die mir heiner zum reh-fell-lösen beigebracht hatte. mit der hand voll rein, zack, zack.

eigentlich logisch, dass jeder chirurgische eingriff eine verletzung des körpers bedeutet, auch das brust-aufpumpen. man hält sich das nur nie so recht vor augen. was wollte ich nochmal sagen?