schulz und böhmermann s01e04

felix schwenzel, , in gesehen    

(mit kat kaufmann, gheiath hobi, sophie hunger und nikolaus blome)

gute sendung. habe nichts auszusetzen, noch nicht mal an jan böhmermanns schnäutzer. der nicht nur schlechten geschmack zeigt (wie böhmermann selbst sagte), sondern, unter anderem, weil er böhmermann erwachsen aussehen lässt. wie einen bescheuerten erwachsenen zwar, aber auch das passt, weil er ja nicht bescheuert ist.

das geheimnis der sendung war möglicherweise, dass die ganze zeit gegessen wurde. ich glaube das hat alle beteiligten etwas aufgelockert, zumindest aber die moderatoren. die beifahrerin teilte mir mit, dass die beiden das auch bei sanft und sorgfältig machen: „die essen die ganze zeit!“

die moderatoren hatten in dieser sendung ausnahmsweise keine angst etwas falsch zu machen. das ist deshalb bemerkenswert, weil böhmermann in der zweiten sendung absichtlich und platt versuchte die grenzen des guten geschmacks zu überscheiten und zu provozieren — und dann in der dritten sendung vor samuel koch den schwanz einzog, aus angst etwas falsches zu sagen oder grenzen des guten geschmacks oder humors zu überschreiten.

in dieser sendung war das alles wie weggeblasen. böhmermann war es sogar egal, dem muslimischen gast blutwurst ans herz zu legen, die bekanntlich aus schweineblut (und speck) hergestellt wird.

der muslimische gast, gheiath hobi, der aus syrien geflüchtet ist und nach 5 monaten erstaunlich gut deutsch spricht, war aber sowieso nicht aus der ruhe zu bringen und feuerte zur mitte sendung auch den zweitbesten gag der sendung ab, als böhmermann ihn fragte, ob er schonmal drogen genommen habe: naja, sagte er, es gab mal eine zeit, da habe er in der medienbranche gearbeitet. (der beste witz der sendung erntete keine lacher, war aber ein typischer, genialer schulz. er wolle, sagte olli schulz, wenn er sterbe, „urne“ aber ohne verbrennung. sollten die mal gucken, wie die das hinbekommen.)

das thema tod brachte sophie hunger auf, als sie olli schulz’ frage, ob sie gut mit geld umgehen könne, damit konterte, dass sie jetzt lieber über das sterben reden wolle. diese antwort zeigte, abgesehen davon dass sie brilliant war, dass sophie hunger in einer anderen welt wohnt, was in der sendung aber wie etwas gutes erschien. sibylle berg, die ein grosser hunger-fan zu sein scheint, drückte das folgendermassen aus:

Sophie Hunger ist Walzer für niemand. Gebrochen und traurig und laut und traurig und wahnsinnig. Ihr Verstand lebt auf einem Planeten, auf dem es angenehmer ist, ihre Feuchtausstattung kämpft hier unten noch ein bisschen gegen Idiotie. Frau Hunger, deren Mutter wirklich so heißt, wuchs an 229 verschiedenen Orten der Welt auf, deren Eingeborenensprachen sie beherrscht, sie komponiert, textet, beherrscht seltsame Geräte, ist Chefin und die neue Generation von Musiksuperheros.

(hier sind alle texte von sibylle berg über die gäste zu finden)

nikolaus blohme fand ich vor der sendung, dank meiner vorurteile, unsympathisch, und nach der sendung auch. gar nicht mal so sehr wegen dem was er sagte, sondern wegen dem wie er es sagte. er wirkt klug, aber eben auch ein bisschen oberlehrerhaft und äusserst eitel. dass er die ganze zeit über sich und seine arbeitgeber redete, war allerdings nicht seine schuld, sondern die der moderatoren, vor allem böhmermann, die ihn die ganze zeit danach fragten. immerhin wich er wenig aus und bezog meist klar stellung auch bei unpopulären positionen. so verteidigte er kurz politiker, die er zur grossen mehrheit sehr intelligent fände, und stefan niggemeier, von dem man keinesfalls sagen könne, dass er beim spiegel gescheitert sei.

meine lieblingssituation in der sendung war, als sophie hunger den moderatoren wieder das themenruder aus der hand nahm und gheiath hobi fragte, was er gelernt habe, bzw. welchen beruf er habe. böhmermann eschauffiert sich darüber künstlich, weil das thema doch schon längst abgehandelt gewesen sei, worauf hin gheiath hobi einsprang mit einem coolen: „jaja, alles gut. beruhig dich.“ dieses zusammenspiel der gäste mit den moderatoren war in dieser sendung wirklich bemerkenswert und erinnerte mich beinahe daran, wie das regelmässig in graham norton’s sendung klappt.

wie gesagt, ich habe an der sendung nichts auszusetzen. das beste zeichen war, dass die 57 minuten sendezeit wie im fluge vorbeigingen, obwohl es keinen musikalischen auftritt gab, bei dem ich vorspulen hätte können. die zwei interessierten sich ausnahmsweise für alle gäste, stellten erstaunlich gute und manchmal auch spitze fragen und schafften es, das gespräch in gang zu halten.

abgesehen davon waren die idee mit den übersetzungs-telefonhörern und die idee in der sendung ein acht-gänge-menü zu servieren, genial. am ende der sendung, in der schlussbesprechung, meinte olli schulz, dass viele leute von der sendung entäuscht sein würden. bei mir ist es das gegenteil: meine erwartungen wurden in den letzten sendungen so weit runtergeschraubt, dass ich von dieser sendung beinahe begeistert war.

schulz und böhmermann s01e04

(in der ZDF-mediathek gesehen)

horace and pete s01e01

felix schwenzel, , in gesehen    

louis c.k. hat ziemlich überraschend eine sitcom gemacht und verkauft sie online auf seiner webseite, für 5 dollar pro folge. die sitcom wird offenbar relativ nah am veröffentlichungsdatum gedreht, unter anderem wird auch kurz auf donald trump bezug genommen — und dass er die republikanische präsidentschaftsdebatte auf fox boykottiere. die debatte war letzte woche donnerstag, die show dürfte also letzte woche gedreht worden sein — und das merkt man ihr auch an. textschwächen, verhaspler oder mikrofon-anstupser bleiben einfach drin, viele dialoge sind holprig. diese imperfektion stört mich nicht, im gegenteil, das wirkt eher erfrischend. ich fand die sendung aber trotzdem scheisse.

ich mag louis c.k. und bin beeindruckt, dass er so eine sendung (offenbar) selbst produziert hat und auf seiner webseite vertreibt — ohne grosses studio im rücken oder bewährte vertriebswege. aber louis c.k.’s humor ist nicht immer meine sache (manchmal aber schon) und die ersten 32 minuten der sendung waren das deprmierenste, was ich seit langem gesehen habe. ich will nicht ausschliessen, dass es menschen gibt, denen es grosses vergnügen bereitet, anderen dabei zuzusehen, wie sie ihre neurosen ausleben oder ihre unfähigkeit zu kommunizieren wortarm unter beweis stellen. ich gehöre jedenfalls nicht dazu.

horace und pete gehört eine kneipe in brooklyn und horace and pete hat mir nochmal deutlich vor augen geführt, warum ich noch nie gerne in kneipen gegangen bin: die gespräche von besoffenen sind meist noch nichtmal besoffen auszuhalten. in der ersten häfte der sendung war das ganz besonders unerträglich. obwohl sich die kneipe ziemlich schnell füllte, herrschte dort eine dermassene ruhe, dass man ständig das brummen der beleuchtung hörte. unterhielten sich zwei gäste, einer der petes (es gibt pete und uncle pete) oder horace mit irgendwem, schwiegen alle anderen und fingen an leer in die gegend zu starren.

ich bekam beim zusehen wirklich schlechte laune: gespräche, die auf jeder ebene scheitern, in absoluter stille, in einer vollen kneipe. das, was man in dieser sendung sieht, kann man auch nicht mehr „schauspielen“ nennen, das ist schaudeprimieren. und schaufluchen. ich hatte kurz den verdacht, dass louis c.k. die sendung vor allem deshalb gemacht hat, damit er seinen enkeln später mal erzählen kann, dass in seiner sendung mal jemand öffentlich hillary clinton eine fotze (cunt) genannt hat und, dass er es noch 2016 geschafft habe, eine sendung zu machen, in der ein alter weisser mann mehrfach das n-wort benutzt. wenn man nicht fürs fernsehen arbeitet, kann man sowas machen, auch wenn es nur mässig witzig ist. andererseits, es gibt bestimmt auch leute, die sich darüber krumm lachen können, wenn jemand anderen leuten ins gesicht pupst.

nach 32 minuten gab es für das publikum eine wohlverdiente pause (der erste gelungene gag). ich habe lange überlegt (33 sekunden), ob ich mir den zweiten teil auch noch ansehen sollte. ich habs dann gemacht, weil ich dachte noch schlechtere laune wird mir der zweite teil schon nicht machen, was aber ein irrtum war. immerhin ging es schauspielerisch ein bisschen bergauf. alan alda fing an die show eigenhändig zu tragen, steve buscemi, der sich im ersten teil der sendung in einen enorm schlechten schauspieler verwandelt hatte, wachte nach 55 minuten auf und liess ein bisschen was von seinem können durchblitzen. auch erfrischend: wie im ersten teil, spielten nicht nur menschen mit, die den gängigen schönheitsidealen entsprechen. es spielte allerdings niemand mit, dessen teint dunkler als der von louis c.k. war.

im zweiten teil, nach der pause, gerieten die story und die dialoge dann auch ein bisschen in fahrt. das war immer noch alles sehr deprimierend und unlustig, aber immerhin wurden die schweigenden, unheimlichen gäste rausgeschmissen und durchgehend geredet und positionen bezogen, die über kneipengeschwätz hinausgingen.

wie gesagt, ich fand die sendung sehr unwitzig, deprimierend und konsequent grässlich. aber weil der zweite teil etwas anzog, weil es eine pause gab und weil es einen witz gab, über den ich herzlich lachen konnte, gebe ich doch einen punkt mehr als für die the ridiculous 6.

was ich wirklich witzig fand: nachdem die beiden vormittags, so gegen viertel vor eins, die öffnung des ladens vorbereitet hatten (kehren, aneinender vorbeireden, deprimiert gucken, stühle aufstellen), tranken horace und pete erstmal ne tasse kaffee vom vortag. der kaffee auf der wärmplatte musste vom vortag sein, denn die kaffeemaschine hatte noch keiner der beiden bedient. horace und pete tranken die plörre, ohne eine miene zu verziehen.

* * *

schulz und böhmermann s01e03

felix schwenzel, , in gesehen    

(mit axel petermann, samuel koch, katrin bauerfeind, dem langen tünn (anton claaßen), micaela schäfer, oli p., willi herren und nem kölner hai)

am anfang dachte ich: super, endlich mal sowas wie das bemühen um gesprächsführung, übergänge, konzentration, ein paar versuche nicht nur fragen zu stellen, sondern auch antworten auszuhalten. im laufe der sendung ging das dann aber leider wieder im metaebenengequatsche der moderatoren unter. besonders krass fiel das beim umgang mit samuel koch auf. bevor er etwas länger zu wort kommen durfte, fühlten sich olli schulz und jan böhmermann bemüssigt, erst mal darüber zu referieren, wie schwer es doch für sie sei, sich für ein gespräch mit ihm, samuel koch, „frei zu machen“ und nicht in die „lanz-falle“ zu tappen.

hi samuel, schön dass du da bist, leider fürchten wir, dass wir uns nicht frei machen können von dieser „betroffenheitsebene“ und einfach ein „cooles gespräch“ mit dir führen können. wir haben da intern sehr intensiv drüber geredet … — so, jetzt erzähl du mal was lustiges!

dieses metaebenen-gedöns liegt wie ein schleier auf der ganzen sendung — was einerseits ja auch die qualität von allem was böhmermann und schulz tun ausmacht, aber bei überdosierung unerträglich wird.

wirklich ärgerlich fand ich einen späteren einwurf von katrin bauerfeind, in dem sie samuel koch die schuld für die verklemmte gesprächsführung in die schuhe schieben wollte. sinngemäss sagte sie: die behinderten, die sie kennt, würden auch mal witzchen über sich selbst machen, um es ihrem gegenüber leichter zu machen mit ihnen umzugehen. was für ein blödsinn. als katrin bauerfeind ihr fernseh-praktikum bei tim mälzer machte hat der es ihr auch nicht leicht gemacht, im gegenteil, da stand sie kurz vor ihrem rauswurf, weil sie die ihr gestellten aufgaben nicht ernst nahm und mälzer davon tierisch genervt war. mit mälzers aktiv-aggressiver art konnte sie als moderatorin richtig umgehen (indem sie sich stärker anstrengte). einer eher passiv-aggressiven art, meint sie offensichtlich, müssten nicht etwa die moderatoren gewachsen sein, sondern der interviewte solle sich doch bitteschön zurücknehmen oder entgegenkommen zeigen.

was ich übrigens an katrin bauerfeind ganz grossartig finde: ich kann sie in einem moment total scheisse finden und im nächsten moment, oder eher, in der nächsten sendung, wieder ganz grossartig. obwohl das eventuell weniger mit ihr zu tun hat, als mit meiner rezeption. in die gleiche kategorie fällt übrigens sibylle berg. vieles von dem was sie schreibt, finde ich totalen mumpitz, manches finde ich ausgezeichnet — und als ich ihren text über den ex-zuhälter „de lange tünn“ (anton claaßen) hörte, wollte ich eine ode auf sie und ihre grossartigkeit verfassen. aber statt die grossartigkeit ihrer kleinen texte über die gäste der sendung zu besingen, lass ich sibylle bergs worte über herrn tünn für sich sprechen (youtube-version):

Bevor es den Rap gab, also damals™, führte der Weg aus dem Elend junge, von der Welt gekränkte Männer, ins Rotlichtmilieu. Mit anderen geilen Typen raufen, viel Geld, schnelle Autos, Bodybuilding, Goldketten und die Frauen hatten ihren Platz: an der Bar und nackig an Kletterstangen, als Schlampen oder herzensgute Huren. Heute hat Herr Tünn, der sehr drollig einen Dialekt nachahmt, der vermutlich Friesisch ist, sich von diesem Leben verabschiedet, in einen anderen Bereich, der Männern ohne Eigenschaften Heimat ist, den Fußball. Vielleicht als Kommentator, oder Trainer, oder, pfft, egal, denn es geht die Legende, dass Herr Tünn Legenden aus seinen Lebensgeschichten macht, was wieder sehr sympathisch ist — man kann nicht genug lügen in diesem kurzen Leben. Und bestimmt ist er ein netter Kerl, denn nett sind sie ja alle, im Fernsehen.

die texte von berg sind nicht immer auf den punkt, aber immer präzise und aufs wesentliche kondensiert. das ist ein sehr schöner kontrast zu den relativ unkondensierten plauderwellen, die aus den beiden moderatoren herausbrechen.

nett war herr tünn dann zwar nicht, wohl aber nervig. aber nervig sind sie ja auch irgendwie alle, im fernsehen. obwohl eigentlich war nicht der herr tünn/claaßen nervig, sondern die redezeit, die ihm gewährt wurde und die vielen fragen die an ihn gerichtet wurden. bei deren beantwortung konnte er dann sein leben, seine zuhälterei und gewalt in schönsten relativierendem kölsch weisswaschen. über seinen umgang mit den frauen, die für ihn anschaffen gingen, sagte er zum beispiel sinngemäss:

jeschlagen hab isch die fast nie, jedroht fast jeden tag.
wenn se jelaufen sind, dann gabs aber rambazamba! die gehn ja nich weg um abzuhauen, die gehen weg, wenn se nen anderen typen kennenjelernt haben. die müssen dann aber abstand bezahlen!

und zack, bin ix in die schulz-und-böhmermann-falle getappt! ich habe dem typen redezeit gegeben. jetzt entziehe ich ihm das wort und vor allem, ich vergesse ihn wieder.

eine ganz besondere fähigkeit hatte der kriminalist axel petermann, der ein bisschen wie werner herzog redet und wie bernhard paul aussieht: er schaffte es mehrfach in der sendung, dass sowohl olli schulz als auch jan böhmermann sehr ernst guckten und länger als 30 sekunden schwiegen. ausserdem konnte axel petermann ironie, was jan böhmermann völlig aus dem konzept brachte und seine ironiedetektoren deaktivierte. der platz auf dem axel petermann sass, vom zuschauer aus vorne links, ist jetzt schon in der zweiten sendung in folge der platz, auf dem jemand sitzt, der länger hätte reden sollen. witzigerweise ist das nicht nur meine ansicht, sondern auch das was olli schulz und jan böhmermann in ihrer nachbesprechung sagten.

die nachbesprechung, wenn gäste und publikum gegangen sind, wurde in dieser sendung von larissa rieß verwässert. sie ist im abspann als „assistenz“ gelistet und sonst offenbar radiomoderatorin. auch larissa rieß schloss sich der moderatoren-protektion von katrin bauerfeind an, als sie jan böhmermann’s klage, dass samuel koch ihn auflaufen liess, assistierte (sic!) und sagte: „das ist auch gemein, weil er wusste, dass du nicht zurückschiessen kannst.“

immerhin ein gutes hat diese absurde böhmermann-verteidigung: in dieser sendung hat jan böhmermann mehr mitleid abbekommen, als samuel koch.

olli schulz wird übrigens immer besser. er greift böhmermann in schwachen momenten gnadenlos an, kann mit einer winzigen geste, ohne worte, ohne rumgekasper grossartige witze machen (siehe oben, in der sendung bei minute 53:39) und er bezieht deutlich stellung, wenn er es für nötig hält. zweimal brachte er seine ansichten über die relativierung und mythologisierung des rotlichtmilieus deutlich und ohne ironiesicherheitsnetz zur sprache.

in der sendung gabs übrigens noch 4 extra-gäste (micaela schäfer, oli p., willi herren und nen kölner hai). die idee finde ich gut, micaela schäfer durfte einen brust-witz machen („ich verkaufe nicht mein gesicht in mallorca, ich verkaufe meine brüste!“), aber ich finde in der durchführung sollte man mehr konsequnz und härte zeigen und den ersatz-gästen nur dann mehr als 3 minuten geben, wenn ein anderer gast dann auch endgültig gehen muss. oder anders gesagt: statt nach der sendung respektlos über die gäste her zu ziehen, lieber gleich in der sendung haltung zeigen und gäste oder moderatoren, die nerven, einfach austauschen.

(in der zdf-mediathek gesehen, .mp4-datei und hier noch ein teaser zur sendung)

the graham norton show s18e15

felix schwenzel, , in gesehen    

(mit ice cube, kevin hart, hugh laurie, olivia colman, sir david attenborough und elle king)

man vergisst ja immer wieder, dass talk-sendungen, oder wie graham norton das sagt, „chat shows“, immer in erster linie werbesendungen sind. werbesendungen deren deal lautet, dass stars in die sendung kommen und dafür ihren neuesten film, ihr neuestes buch, platte, sendung oder was auch immer sie gerade gemacht haben, promoten. das war in dieser sendung natürlich nicht anders, aber dieses mal recht angenehm, weil ausschliesslich für sachen werbung gemacht wurde, die mir gut gefallen würden. eine echte verbraucherinformationssendung sozusagen. ha, wäre verbraucherinformationssendung nicht ein guter eingedeutschter name für talkshows?

[wie kommt das eigentlich, dass wir nach so vielen jahren deutschen fernsehens immer noch keine guten, eingedeutschten namen für talkshow haben? schon klar, dass redesendung nicht schön ist. hätten die fernsehmacher in den 50er jahren solche sendungen plauderschau genannt, hätten wir uns vielleicht an das wort gewöhnt, so wie wir uns mittlerweile an tagesschau (aka daily show) gewöhnt haben.]

olivia colman (die eine alte, goldene quarzuhr zu tragen schien) und hugh laurie kamen, um werbung für die BBC miniserie the night manager zu machen. das ist die verfilmung eines john le carré romans und könnte allein schon wegen des ensembles sehenswert sein. der trailer sieht jedenfalls ganz vielversprechend und gut produziert aus (auch wenn er etwas dick aufträgt). olivia colman und hugh laurie sind auf dem sofa einer plauderschau aber sehr unterhaltsam und alles andere als dick auftragend.

genau wie ice cube und kevin hart, die allerdings auf eine amerikanischere art unterhaltsam sind (lauter, sehr viel lauter). die beiden promoteten ihren neuen ride along 2-film (trailer), in dem auch ken jeong mitspielt, der mir bei der letzten jimmy fallon plauderschau sehr positiv auffiel. nebenbei sagte ice cube noch ein paar worte über die jüngste oscar-diskussion, als ihn norton danach fragte, ob er die auch boykottieren wolle. sinngemäss sagte ice cube, dass er nichts boykottieren könne wo er eh nicht hingehe und dass preise und auszeichnungen zwar nett seien, aber man shows und filme ja für das publikum und nicht für gutachter mache.

was ich nie verstehen werde, ist die auftrittsreihenfolge und paarungspolitik auf dem sofa von graham norton. mal kommen zwei gäste, die dann verschwinden wenn die nächsten zwei kommen, mal kommen alle gemeinsam aufs sofa. andererseits: wozu soll ich etwas verstehen wollen, was immer ausnehmend gut funktioniert? in dieser sendung kam nach 20 minuten sir david attenborough dazu. der wird demnächst 90 und ist für seine fast 90 jahre erstaunlich mobil, witzig und schlagfertig. und interessant sowieso. solche menschen möchte ich übrigens viel öfter im fernsehen sehen. sie helfen einem ungemein, die angst vorm altern zu überwinden.

die musikalischen auftritte schalt ich bei graham norton eigentlich immer weg, bzw. überspringe sie. die youtubeversion der sendung erledigt das meisten gleich für mich mit, weil die uploader die musik rausschneiden, vermutlich aus angst vor youtube’s content-id-mechanik, die die musik identifizieren könnte und die musikverlage dann zum löschen des videos inspirieren könnte.

in dieser sendung habe ich ausversehen die musik weiterlaufen lassen — und mir gefiel was ich da hörte. graham norton gefiel das (natürlich, wie immer) auch: „i love that song“. das lied (ex’s & oh’s) war von elle king, die ihre platte nach einem sex-shop in florida benannt hat: lovestuff.

(hier das offizielle video von ex’s and oh’s)

nach ihrem auftritt durfte elle king auch nochmal auf dem sofa platz nehmen und komplimentierte gleich ice cube („big fan!“), was deshalb witzig war, weil kevin hart so tat als sei das kompliment für ihn gedacht. elle king inspirierte david attenborough dann noch dazu, von einer begegnung mit einer ratte auf einem indischen klo zu erzählen und, was mich sehr beruhigte, ellen king verstand, wie ich, kein wort der geschichte des kandidaten auf dem roten schleuderstuhl.

(auch auf youtube)

schulz und böhmermann s01e02

felix schwenzel, , in gesehen    

ich mag es eigentlich ganz gerne, wenn sendungen eskalieren und aus der kontrolle geraten. aber wenn die eskalation von den moderatoren ausgeht, die zappeln, schreien, schimpfen oder drohen lebende goldfische zu pürieren und sich weder das publikum, noch die gäste mitreissen lassen, dann wirkt das gewollt und öde. in dieser sendung hat sich jan böhmermann bemüht, seine provokationen auf dem niveau des sendungsthemas (kindergeburtstag) zu halten. das war sehr schade und sehr flach.

dass in der sendung niemand jemals zuende sprechen konnte, entweder, weil einem der moderatoren gerade ein witz einfiel, er etwas wichtiges los werden wollte, oder er aus dem off kleine anweisungszettel bekam, zerhackte den fluss der sendung unangenehm. als einzigen liessen schulz und böhmermann einmal paul ronzheimer ausprechen — aber auch nur weil er weinerlich darauf bestand, auch mal was zuende sagen zu dürfen. das was er sagte, war, wie alles andere was er sagte, völlig uninteressant und irrelevant.

die meiste zeit schrien schulz und böhmermann rum oder fielen von ihren stühlen. so könnte ich die zweite folge der sendung eigentlich umfassend beschreiben und mit der rezension aufhören. allerdings waren die sachen die olli schulz schrie teilweise sehr witzig, vor allem zum ende der sendung hin, als er bereits gut mit whisky geladen war. da kamen plötzlich gute fragen aus ihm gekrochen und sätze wie:

was der internetpornografie fehlt, sind typen wie ich.

ich möchte paul ronzheimer lieber in pornos sehen, als in krisengebieten.

ansonsten würde ich vorschlagen mal til schweiger in die sendung einzuladen, weil die beiden wirklich jeden gast, der schonmal mit ihm gearbeitet hat, nach ihm ausfragen. dieses mal war nora tschirner dran, nachdem in der letzten sendung anika decker nach schweiger ausgefragt wurde.

egal wie sehr eine sendung aus dem ruder läuft, eines ist für gute unterhaltung unerlässlich: moderatoren (oder gäste) die hellwach sind und die auf feinste zwischentöne oder andeutungen der anderen anwesenden reagieren, vorzugsweise witzig oder klug. jan böhmermann war in dieser sendung so sehr mit seinen eigenen problemen beschäftigt, dass er zwar noch auf die erste frage von katrin göring-eckardt nach den komischen steinen auf dem tisch reagierte („das sind whiskykühlsteine, die hab ich aus amerika mitgebracht“), danach aber jede nachfrage, ob sie davon welche in ihr glas haben könnte, überhörte. ein moderator der seine gäste nicht hört, sollte in der tat, wie oliver schulz in der sendung mehrfach vorschlug, lieber trockene orgasmen üben, als zu moderieren. vielleicht kann das ZDF einen ersatzmoderator für jan böhmermann besorgen, falls der an bestimmten tagen mit kinderpflege und privaten problemen überfordert ist.

nora tschirner erzählte in der sendung irgendwas über das journalismus crowdfundingprojekt perspective-daily.de. sie nannte das, was dort geplant ist, mehrfach „ganzheitlichen journalismus“ und verwandelte sich von einer sympathischen, witzigen person, kurzzeitig in eine floskelauswurfmaschine, als sie das projekt beschrieb. j sei dank kommt das wort „ganzheitlich“ nicht einmal auf perspective-daily.de vor. einziges highlight der sendung waren übrigens ann-marlene henning (die viel zu wenig zu wort kam) und katrin göring-eckardt, die es schaffte all die negativen konnotationen abzuschütteln, die ich ihr in einer knapp fünfjährigen vorurteilsaufbauphase angehängt habe. sie kam als eine grüne, konservative religionstussi in die sendung und ging als sympathische, schlagfertige und uneitle frau hinaus.

(in der zdf mediathek)

the tonight show starring jimmy fallon vom 11. januar 2016

felix schwenzel, , in gesehen    

(mit donald trump, ken jeong und cam)

ich frage mich, warum ich mir immer wieder sendungen mit donald trump ansehe. ich glaube es ist das bedürfnis zu verstehen. zu verstehen wer das eigentlich ist und was er will und wie er arbeitet. wie er (rhetorisch) arbeitet, hat nerdwriter1 kürzlich auf youtube gezeigt (hier verlinkt). und, wenig überraschend, trump hielt sich an seine bewährte strategie:

Trump's answers consist mainly of one-syllable words, and are at a forth grade reading level. He structures his sentences with a powerfully rhythmic cadence, and ends them on a strong word.

und: wiederholungen, wiederholungen und wiederholungen. eigentlich redet er auch nur stuss, aber eben mit einem ernsten gesicht vorgetragen und mit gelegentlicher, defensiver selbstironie ergänzt („i’m a very good looking guy“).

trump kann man nicht verstehen, weil er für nichts steht, ausser für floskeln, mit denen er ein einziges produkt verkauft: sich selbst. persil wäscht porentief, trump macht amerika wieder gross und bedeutend, colgate schützt gegen karies. alles ganz einfach.

faszinierend ist die orange hautfarbe von trump. aus seinem orangenen gesicht quellen zwei reinweisse augen heraus. obwohl: faszinierend ist nicht das richtge wort: beunruhigend passt hier besser.

ken jeong kam tanzend auf die bühne und sprangg dann auch die ganze sendung weiter herum wie ein quirliger gummiball. obwohl er ziemlich laut und eben quirlig war, wirkte er total ruhig, so wie er auch tanzt: der oberkörper verbleibt unbewegt, während die beine sich unten rhytmisch bewegen.

youtube-video
youtube
youtube-video
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sehr schön auch, dass ken jeong auch irgendwann bezug auf trump nahm, ohne ihn direkt zu nennen:

what makes america great is diversity.
— ken jeong

nachdem jimmy fallon trump im gespräch kein einziges mal unter druck setzte, widersprach oder sich über ihn lustig machte, war das sehr wohltuend.

musikalischer gast war die coutry-sängerin cam. ich mag country-musik ja gelegentlich, aber mit so einer theatralischen, aufgedonnerten stimme wie „cam“ das in dieser sendung vorführte, ist das leider auch nichts anderes als müllpop. country sollte, finde ich, mit gebrochenen stimmen — oder der fieps-stimme von dolly parton, vorgetragen werden. dann geht’s, so nicht.

weil der standup am anfang so schwach war und fallon trump nicht mal ansatzweise versuchte einzufangen nur 2 punkte.

kabarettistischer jahresrückblick 2015

felix schwenzel, , in gesehen    

seit 1997 treten bov bjerg, horst evers, manfred maurenbrecher, christoph jungmann und hannes heesch wochenlang auf, um 2 stunden vor publikum auf das vergangene jahr zurückzublicken. seit sechs oder sieben jahren schauen wir uns das im januar an. normalerweise, bzw. das jahr über, habe ich wenig interesse an kabarett oder veranstaltungen auf denen menschen singen und tanzen, aber diese veranstaltung schaue ich mir jedes jahr aufs neue gerne an. auch weil der ablauf jedes jahr gleich ist:

christoph jungmann und hannes heesch plaudern als angela merkel und franz münteferig, peer steinbrück oder (dieses jahr) als wolfgang schäuble ein bisschen über das vergangene jahr, dann gibt es einzelauftritte von bov bjerg und horst evers in denen sie meistens relativ witzige texte vortragen, ein oder zwei einzelauftritte von manfred maurenbrecher, in denen er meistens relativ emotionale texte am klavier vorträgt, mindestens einen auftritt von hannes heesch in dem er einen politiker parodiert und relativ witzig aufs jahr zurückblicken lässt und ein, zwei oder gar drei gemeinsame auftritte, in denen gesungen wird.

würde man mich unter aufzählung dieser veranstaltungsvektoren fragen, ob ich mir eine solche veranstaltung ansehen wollte, würde ich spontan immer eindeutig nein sagen. weil bov bjerg uns aber jedes jahr unverdrossen und freundlich zu dieser veranstaltung einlädt, gehe ich jedes jahr aufs neue mit der beifahrerin hin, ein paar jahre lang sogar in hamburg. ich habe es nie bereut und war jedes mal hoch amüsiert und bestens unterhalten — etwas das ich mir in der theorie nie vorstellen häte können.

angenehm ist neben den reizenden (und lustigen) darstellern, vor allem die berechenbarkeit des formats. maurenbrecher erzählt jedes jahr (am klavier) ein weiteres kapitel seiner geschichte, bov bjerg trägt jedes jahr eine gut gedrechselte, angenhem distanzierte und nie zu konkrete tirade vor, die auch in seinem blog stehen könnte und horst evers plaudert, genauso witzig wie in seinen büchern, über seinen alltag und wie er die welt sieht. dabei tut er immer ein bisschen naiv, nicht nur weil es seine masche ist, sondern weil es so doppelbödig witzig und subtil hinterfotzig wirkt. dieses jahr hat er angenehm absurd abstrahierend über den berliner flughafen geplaudert und, dass er das publikum, trotz der abgenudeltheit des themas, zu lachtiraden inspirierte, ist ein kleines kunststück.

bovs auftritt als yanis varoufakis war ebenso grandios, vor allem wegen seines phantasiegriechisch und seiner perfekten varoufakisfrisur. die ersten paar sekunden war ich beeindruck von der perfekten maske — ich brauchte ein paar minuten um zu merken, dass bov die haare jetzt auch sonst so trägt.

manfred maurenbrecher wich dieses jahr ein bisschen von seiner routine ab und erzählte seine geschichte (quasi) im duett mit helmut schmidt. ich mag maurenbrechers lieder sehr gerne, obwohl (auch) das in der theorie eher unwahrscheinlich ist. aber jedes jahr berührt mich maurenbrecher erneut auf irgendeiner ungeschützten emotionalen ebene — dieses jahr waren mir seine lieder aber, glaube ich, zu konkret, um mich emotional zu berühren. nächstes jahr dann wieder.

wie jedes jahr, war ich von der wandlungsfähigkeit von hannes heesch beeindruckt, der dieses jahr, glaube ich, gleich zwei neue, perfekte parodien spielte. ich kann mich bisher jedenfalls nicht an ihn als schäuble oder seehofer erinnern, die er beide auf den punkt imitierte, bzw. auf ihre kernmerkmale runterkochte. christoph jungmanns darstellung von angela merkel ist übrigens jedes jahr erneut tief beeindruckend, vor allem weil er nichts, wirklich nichts tut um sie zu imitieren. er ist wahrscheinlich nur er selbst, mit einer perücke und einem bunten kostüm. das meiste was er dann als angela merkel sagt, wirkt improvisiert und vor allem, als ob ihm das allergrösstes vergnügen bereiten würde. wie die echte merkel, ist er in dieser rolle ungreifbar, über den dingen schwebend. eine eigenschaft die offenbar optimal zur moderation oder kanzlerschaft qualifiziert.

horst evers als xavier naidoo beim kabarettistischen jahresrückblick

horst evers als xavier naidoo beim jahresrückblick.

apropos improvisation. in der pause konnte das publikum wunschthemen für ein lied einreichen, was dazu führte, dass es zu einer uraufführung eines lieds über WLAN in der bahn kam, in dem auch die einkommenssituation von psychoanalytikern thematisiert wurde. auch das hört sich in der theorie alles andere als unterhaltsam an, war in der praxis aber grandios.

ich glaube so kann man den kabarettistischen jahresrückblick auch gut zusammenfassen: in der theorie eher unwahrscheinlich, in der praxis aber höchst unterhaltsam und angenehm. nächstes jahr gerne wieder.

(titelfoto von david baltzer, agentur zenit, rückblicke noch bis zum 17. januar in der komödie am kurfürstendamm)

schulz und böhmermann s01e01

felix schwenzel, , in gesehen    

gleich am anfang eskaliert die sendung. pampige, aggressive antworten von gert postel, der sich über doofe fragen und insinuierungen ärgert, die technik streikt bei den einspielern von sibylle bergs bildlos gesprochenen kurzportraits (die erstaunlicherweise gar nicht schlecht sind und ein gutes mass an beleidigungen und komplimenten enthalten) und jan böhmermann fällt mehrfach beinahe hinten vom stuhl, als er sich fallon-mässig über doofe witzchen euphorisiert. wenn die sendung ausser kontrolle gerät, macht sie am meisten spass. und ausser kontrolle (der beiden moderatoren) schien sie durchgehend zu sein. und das ist auch gut so.

alles was ich an roche und böhmermann mochte ist auch im neuen schulz und böhmermann vorhanden. alles was ich weniger mochte fehlt. ich mag das licht, die musik, das bühnenbild (sogar die kameralinsenkästen sind schwarz furniert und ständig absichtlich im kamerabild), ich mag die rauchschwaden, den whisky auf dem tisch, aber vor allem mag ich die bereitschaft der moderatoren auch das eigene scheitern zuzulassen und im fernsehen zu zeigen.

die chemie zwsichen schulz und böhmermann und ihren gästen stimmte vorne und hinten nicht. im prinzip gab es nur ein einziges gespräch auf augenhöhe, zwischen felix „kollegah“ blume und oliver schulz. alle anderen gesprächspartner waren entweder gerade in anderen sphären (gert postel, jörg kachelmann) oder interessierten die moderatoren kaum (anika decker, die vor allem nach til schweiger gefragt wurde). aber auch das war ok, weil die wortwechsel immer noch als stichwortgeber für witzchen und spontane wortspielchen dienen konnte.

warum jörg kachelmann in der sendung einen schal trug ist genau unerklärlich, wie sein hang alles mindestens sechsmal zu wiederholen.
warum gert postel in eine talksendung geht, obwohl er gar keine lust hat fragen zu beantworten ist weniger ein rätsel: er erhofft sich offenbar anerkennung für seine hochstaplerleistungen, die er geschickt hinter seiner alibimotivation versteckt, angeblich mit seinem hochstapeln die schwachsinnigkeit der psychiatrie zu entlarven.
kollegah blume hat magische fähigkeiten, er kann nämlich sympathisch und smart wirken und zur gleichen zeit unsympathisch und doof. das ist eine seltene begabung. kann aber auch sein, dass es sich hier nicht um zauberei handelt, sondern um mein privates problem mit asi-rappern wie ihm. die will ich unter keinen umständen sympathisch finden, aber im laufe einer solchen sendung, kriecht dann doch plötzlich sympathie in mir hoch, die ich gar nicht haben will.

meine lieblingsrubrik bei roche und böhmermann hat es auch zu schulz und böhmermann geschafft: die gäste gehen, das publikum geht und die beiden moderatoren bleiben und sprechen noch 2, 3 minuten über die sendung, kommentieren sich selbst kritisch oder leise lobend. das wirkte schon bei roche und böhmermann eigentümlich echt und aufrichtig — und jetzt auch zwischen schulz und böhmermann.

guck ich mir gerne wieder an.

(zdf-mediathek)

berliner fischmarkt

felix schwenzel, , in artikel    

berliner fischmarkt

heute Abend wollen wir, wie zu jedem jahreswechsel, entspannt zuhause sitzen und früh ins bett. und sushi soll ich heute abend machen. auch wenn der frische lachs von aldi bereits ein paar mal in unser selbstgemachtes sushi gewandert ist und wir den gut vertragen haben, wollten wir den diesmal etwas frischer kaufen. die beifahrerin hat recherchiert wo es in berlin guten fisch gibt und ist auf den berliner fischmarkt gekommen. da sind wir heute hingefahren und haben nicht besonders günstigen fisch gekauft und eine ziemlich günstige und gute fischsuppe im bistro gegessen. allein wegen der fischsuppe lohnt sich die fahrt zum berliner fischmarkt.

fischsuppe im berliner fischmarkt
fischsuppe im berliner fischmarkt — ich hatte schon davon gegessen, bevor ich das foto schoss.

aber auch aus einem anderen grund lohnt die fahrt: wegen der klobude des fischmarkts. die ist offenbar noch aus der zeit von vor 1989, also waschecht DDR — und riecht auch so. also nicht nur nach fäkalien, sondern vor allem nach DDR lösungsmitteln oder plaste-weichmachern. ein geruch wie ich ihn zuletzt im kino international vor 10 jahren gerochen habe.

klohäuschen am berliner fischmarkt

the ridiculous 6

felix schwenzel, , in artikel    

das ist glaube ich der schlechteste film, den ich seit 20 jahren zu ende gesehen habe. der film wird zusammengehalten von überdehnten kacka-, pipi- und pimmelwitzen. ich bin ja ein grosser fan von absurden geschichten und von fäkalhumor. aber gerade fäkalhumor sollte ein bisschen halt haben, oder ein paar gegengewichte. in the ridiculous 6 hängen die witze meisten einfach in der luft oder kommen aus dem nichts.

der film ist auch nur auf den ersten blick absurd. in wahrheit haben die drehbuchautoren tim herlihy und adam sandler einfach nur ein paar genreregeln, western-stereotypen, kacka-, pipi- und analhumor in eine kiste geworfen, wild geschüttelt und die bruchstücke in der kiste dann verfilmt.

erstaunlich ist die teilweise hochkarätige besetzung in den nebenrollen: ein erstaunlich frischer harvey keitel, ein aufgedunsener, zungengelähmter nick nolte und ein lustlos ass-to-mouth-gags runterspielender steve buscemi.

die einzige verteidigungslinie die mir für den film einfällt wäre ironie-trash. das funktioniert aber nicht, weil gags, ironie und trash nicht mit faul hingeworfenen bruchstücken funktionieren, sondern mühsam zusammengepuzzelt und in einen kontext gehängt werden müssen. der einzige kontext in the ridiculous 6 waren blödsinnige western-klischees.

um in die ehrenvolle kategorie des trashs gehoben zu werden, fehlt dem film die sorgfalt und ernsthaftigkeit, die guten trash ausmacht.

aber immerhin ein gutes hat der film. man erkennt, dass die beteuerungen von netflix, ihren künstlern, produzenten oder drehbuchautoren nicht in ihre arbeit zu pfuschen, wahr sind. einmal unter vertrag, scheinen filmemacher in der tat machen zu können, was sie wollen.

bei rotten tomatoes hat der film von den kritiker nur verrisse geerntet, unverständliche 33% der zuschauer mochten den film. zu sehen ist der film bei netflix. ich würde das aber niemandem empfehlen.