photochrome

felix schwenzel, , in artikel    

schöne fotos von „um 1900“ auf eines tages: Als Deutschland Farbe bekam

die fotos sind aus aus der privatsammlung des grafikers marc walter, der laut taschen-werbung „eine der größten Sammlungen [von] Reisefotografien, vor allem Photochrome“ besitzt. offenbar sind viele der bilder postkarten von „um 1900“, die damals millionenfach gedruckt wurden.

da das 19te jahrhundert jetzt schon ein paar jahre her ist, ist auf den meisten (allen?) dieser bilder auch der urheberschutz abgelaufen. aufgefallen ist mit das vor ein paar wochen, als philipp jahner einige genau der bilder die auch bei eines tages zu sehen sind für buzzfeed aufarbeitete. als lizenz-/quellenangabe hat philipp jahner bei den meisten bildern ein flickr-account angegeben, dass die bilder aus der wikipedia zu flickr importiert hat. leider ist die suchfunktion von flickr total kaputt, so dass ein klick auf einzelne schlagworte, zum beispiel dieses bildes, ins leere führt (nachtrag: funktioniert jetzt).

google findet einige der bilder, aber in diesem fall scheint mir die wikipedia am besten sortiert: die kategorie „19th century photochrome prints of Germany“ ist prall gefüllt mit über 2000 dateien (von denen allerdings viele gedoppelt sind). dort zu blättern macht bestimmt auch spass und man spart sich die 150 euro für das buch. und die bilder aus der wikipedia kann man im gegenteil zu denen aus dem buch leicht teilen, verlinken oder kopieren.

die wissower klinken auf rügen

die wissower klinken auf rügen

der kölner hauptbahnhof

der kölner hauptbahnhof

der kölner dom

der kölner dom

der aachener dom

der aachener dom

schiffe im hamburger hafen

schiffe im hamburger hafen

noch mehr schiffe im hamburger hafen

noch mehr schiffe im hamburger hafen

blick auf aachen

blick auf aachen

elisenbrunnen in aachen

elisenbrunnen in aachen

erste erfahrungen mit apple news

felix schwenzel, , in wirres.net    

in einem wort: örgs.

meine apple-news-abos

vor etwa einem monat habe ich mich über den news publisher auf icloud.com für die teilnahme beworben. ich habe dafür einen englischen kanal angemeldet und ein logo nach den strengen apple-richtlinien gebaut. am montag, also nach ca. 30 tagen, wurde mein kanal freigeschaltet.

nach der freischaltung war mein kanal (link funktioniert nur auf ios und apple news lässt sich nur benutzen, wenn man die region auf dem ios-gerät auf USA eingestellt hat) erstmal leer, obwohl der RSS feed für die englischen news-items bereits mit ein paar artikeln gefüllt war.

nach ein oder zwei stunden wurde dann der RSS-feed abgerufen und der kanal füllte sich. was mir auffiel:

  • die artikel waren nicht umgekehrt chronologisch nach dem veröffentlichungsdatum sortiert, sondern nach offenbar nach gutdünken.
  • ein eingebettetes video (in diesem artikel) lässt die news-app abstürzen
  • der RSS-feed wird nicht besonders oft aktualiisiert, das letzte update brauchte andertalb stunden bis es in der app auftauchte.
  • die artikel werden nicht aktualisiert. vor zwei tagen haben ich diesen artikel leicht verändert, die änderungen sind in der apple-news-app noch immer nicht sichtbar.
  • der letzte artikel wird in der apple-news-app angezeigt, aber ohne bild. das scheint erratisch, da es mit diesem bild kein problem gab.
  • einen zugang zur apple-news-api habe ich noch nicht bekommen, kann also auch noch nicht aber mit meiner channel-id und der news-preview-app kann ich bereits mit dem apple-news-format experimentieren.
  • der vorhandene wordpress-plugin für apple news funktioniert im moment, mit verlaub, miserabel.
  • für das apple-news-format hat sich apple etwas ganz besonderes einfallen lassen. kein html, alle styling-informationen und inhalte möchte apple per json geliefert bekommen, die inhalte können aber mit markdown formatiert werden. insgesamt kommt mir das alles furchtbar kompliziert vor.
  • die suche in apple-news funktioniert derzeit nicht, weder auf dem telefon, noch im ios-simulator.

technisch finde ich die ansätze der facebook-instant-articles und amp sehr viel interessanter, allerdings scheinen alle drei ansätze eines gemeinsam zu haben: sie scheinen alle noch sehr beta, wenn nicht sogar alpha zu sein. was wohl auch der grund dafür ist, dass der zugang zu ihnen noch so eingeschränkt gewährt wird. um damit zu experimentieren, muss man sehr, sehr geduldig und gleichmütig sein. immerhin wurde mein bug report sehr freundlich von einem menschen beantwortet: „We appreciate your patience.“

mangel als geschäftsidee

felix schwenzel, , in artikel    

timotheus höttges, vorstandsvorsitzender deutsche telekom, in einer pressemitteilung zur netzneutralität (via):

Gegner von Spezialdiensten behaupten, kleine Anbieter könnten sich diese nicht leisten. Das Gegenteil ist richtig: Gerade Start-Ups brauchen Spezialdienste, um mit den großen Internetanbietern überhaupt mithalten zu können. Google und Co. können sich weltweite Serverparks leisten, damit die Inhalte näher zu den Kunden bringen und die Qualität ihrer Dienste so verbessern. Das können sich Kleine nicht leisten. Wollen sie Dienste auf den Markt bringen, bei denen eine gute Übertragungsqualität garantiert sein muss, brauchen gerade sie Spezialdienste. Nach unseren Vorstellungen bezahlen sie dafür im Rahmen einer Umsatzbeteiligung von ein paar Prozent. Das wäre ein fairer Beitrag für die Nutzung der Infrastruktur. Und es sorgt für mehr Wettbewerb im Netz.

till faida, geschäftsführer der eyeo gmbh, in einem interview über die ziele seines produkts adblock plus:

Wir haben sehr gute und erfolgreiche Ideen, wie Online-Werbung besser und nachhaltiger werden kann. Das können wir allerdings nicht alleine umsetzen, weil wir selbst keine Werbung gestalten, suchen daher nach Partnern, um mit ihnen an der Zukunft der Online-Werbung zu arbeiten. Dazu zählt jeder Vermarkter, jedes Werbenetzwerk, große Publisher und jeder Marktteilnehmer, der die Möglichkeit hat, Werbeformen zu bestimmen und an neuen und altenativen Produkten zu arbeiten.

erstaunlich wie ähnlich beide aussagen klingen. man könnte den eindruck gewinnen, faida und höttges arbeiteten für hilfsorganisationen oder beratungsunternehmen, der eine für verlage, der andere für „startups“.

über die aussagen von faida sagt ursula scheer in der faz:

Mafiamethoden? Wegelagerei? […] Wie anders soll man das Geschäftsmodell seiner Firma Eyeo beschreiben?

Faida würde niemals von Erpressung sprechen. Er nennt es „Zusammenarbeit mit Partnern“ und formuliert Sätze wie: „Wir schaffen Lösungen für Publisher.“ Lösungen für ein Problem allerdings, das Eyeo selbst mit seinem Produkt allein zu dem Zweck schafft, um es für zahlende Kunden wieder aus der Welt zu räumen.

über die suchfunktion der faz findet man die worte „mafiamethoden“, „wegelagerei“ oder „erpressung“ im zusammenhang mit der telekom in der faz nicht. dabei liegt die assoziation nicht weit entfernt:

die grundsätzliche geschäftsidee hinter adblocker-geschäft von eyeo und dem internet-zugangsgeschäft der telekom ähnelt sich erstaunlich. eigentlich steckt dahinter eine uralte idee: aktiv die verknappung von resourcen vorantreiben und die knapp gewordenen resourcen für gutes geld an resourcen-abhängige verkaufen.

eyeo limitiert die auslieferung von anzeigen sehr erfolgreich, so erfolgreich, dass es sich für die durchleitung von „akzeptablen“ anzeigen sehr gut bezahlen lassen kann.

die telekom (und mehr oder weniger alle deutschen telekommunikationsanbieter) limitieren und verteuern den internetzugang seit jahren so erfolgreich, dass deutschland neben ungarn offiziell das teuerste mobile internet in europa hat und man sich jetzt, mit gesetzlicher flankierung, für die „ungestörte“ durchleitung von inhalten bezahlen lassen kann.

wobei die telekom dieses prinzip nicht nur gegenüber kunden praktiziert, sondern das auch schon länger gegenüber ihren „partnern“ aus der wirtschaft durchzusetzen probiert. so teaserte golem vor über zwei jahren:

Wenn Unternehmen wie Googles Youtube an die Deutsche Telekom zahlen, würde ihr Angebot „nicht das Datenvolumen der Nutzer verbrauchen“ und sei nicht von der Drosselung betroffen, sagt die Telekom.

fürs internet sollen alle zahlen, die kunden an den endgeräten, die grossen plattformen, kleine startups und natürlich sollen auch steuergelder in den breitbandausbau fliessen.

magel schaffen und dann kassieren, das scheint das grundprinzip erfolgreichen wirtschaftens im innovationsmüden deutschland zu sein.

* * *

wobei der begriff der erpressung mittlerweile in der wirtschaftsberichterstattng inflationär benutzt wird. verlage beklagen sich, dass amazon sie erpresse, gewerkschaften, bzw. journalisenverbände beklagen sich, dass verlage ihre freien autoren erpressen, die verleger fühlen sich von google erpresst, wirtschaftlich stärkere länder erpressen schwächere länder gewohnheitsmässig (oder umgekehrt), mit TTIP angeblich bald noch effektiver. überall erpressung? oder bedeutet der begriff einfach nur „harte verhandlungen“? oder rücksichtslosigkeit?

twitter und instagram widgets

felix schwenzel, in über wirres    

ich versuche auf wirres.net so wenig tracker wie möglich einzubauen. standardmässig sollte hier beispielsweise von ghostery nur mein piwik und typekit gemeldet werden. von typekit lade ich die brevia, auf die ich nicht verzichten möchte und deren anderen lizensierungen mir zu teuer oder unbequem sind. ansonsten sollten in der regel keine tracker geladen werden. ausnahmen bestätigen die regel, wie zum beispiel dieser artikel in dem (zur demonstration der neuen twitter „kuratierungs“-funktion) javascript von twitter nachgeladen wird. damit erhält twitter theoretisch einiges an browser-informationen und setzt wohl auch cookies, die aber, sagt twitter, nach 10 tagen gelöscht oder anonymisiert werden. whatever. ich versuche diese dritt-scripte so gut es geht zu vermeiden.

wenn ich einen tweet einbette, mache ich das ohne javascript, nur mit html. das hat den vorteil, dass es auch im RSS funktioniert (allerdings lade ich eventuell im tweet eingebettete bilder nach wie vor von twitter):

das gleiche gilt für instagram einbettungen, bei denen ich das bild durch ein bisschen zauberei allerdings selbst ausliefere:

Last night was fun!

#angeflixt #breakingbad #narcos

Maria (@mariaplays) 30.10.2015 12:02

eigentlich ist das so nicht vorgesehen. twitter (und instagram) möchten, dass man eingebettete tweets mit solchen javascripten versieht:


<script async src="//platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>


<script async defer src="//platform.instagram.com/en_US/embeds.js"></script>

mit dem widget.js oder embed.js scripten werden dann aus meinen html-embeds aufgehübschte twitter-tweets (oder instgram embeds):

html vs. javascript tweet embed
html vs. javascript instagram embed

ok, ok, das ist jetzt nicht soo ein grosser unterschied, ausser eben, dass man mit der rechten variante ein paar kilogramm extra code lädt und sich ein bisschen mehr tracken lässt.

* * *

weshalb ich das alles aufschreibe; wenn einem die native, die twitter- oder instagram-javascript-variante besser gefällt, kann man sich den jeweiligen javascript-code jetzt permanent aktivieren, so dass meine twitter- und instagram-embeds so aussehen, wie sie auch überall sonst aussehen. das hier ist der schalter:

das gleiche funktioniert für instagram embeds, wer die nativ, so wie instagram sich das vorstellt sehen möchte, kann sie sich hier ebenfalls aktivieren. die einstellung oben wird mit einem cookie permanent gespeichert, standardmässig sind die widgets (natürlich) weiterhin deaktiviert. die einstellung lässt sich auch in den einstellungen vornehmen.

mf2 geotagging mashup

felix schwenzel, , in artikel    

seit einiger zeit geotagge ich einige der fotos die hier auf wirres.net erscheinen. anfangs habe ich die geodaten, also den ort an dem das bild aufgenommen wurde, nur ausgelesen und gespeichert, wenn ich das foto per email veröffentlicht habe („moblog“), seit einiger zeit, wenn ich bilder über instagramm, bzw. ownyourgram veröffentliche, sind sie auch geogetagged. hier die liste von artikeln und bildern mit angehängten ortsdaten. dieser artikel ist auch mit ortsdaten versehen, wobei das natürlich nur so mittel-sinnvoll ist.

ausserdem habe ich, seit ich das indieweb ansatzweise verstanden habe, meine übersichts- und artikelseiten mit microformaten formatiert, dass heisst sie sind maschinenlesbar, bzw. lassen sich mit einem microformat-parser lesen. zum beispiel meine startseite, so sieht sie aus sicht eines mf2-parsers aus.

in den auslesbaren daten stecken (natürlich) auch die geodaten. also hab ich mir gedacht, wenn mein HTML meine API ist (frei nach aaron parecki), kann ich doch auch mal einen mashup machen. also hab ich mir an zwei abenden dieses script programmiert zusammengesucht: mf2-to-gmap.php es hat keine abhängigkeiten, ausser einer javascript-erweiterung für google maps, „Overlapping Marker Spiderfier for Google Maps“ von george mackerron.

das script funktioniert in etwa so:

  • zuerst werden die microformate der zielseite ausgelesen und
  • die relevanten daten in einen array geschrieben,
  • der als json-datei zwischengespeichert wird.
  • die json-daten werden von einem javascript eingelesen und
  • mit der standard-google-maps-API als markierungen auf einer karte dargestellt.

das ist alles sehr unspektakulär und eigentlich die grundübung für die google-maps-API benutzung. allerdings überlagern sich natürlich viele marker. in der übersicht sieht man ein riesiges cluster in berlin, wo ich natürlich die meisten bilder und artikel erstelle, aber auch ein riesiges cluster in schottland, wo wir in diesem sommer eine fotosafari gemacht haben.

übersichtskarte einiger meiner bilder

aber selbst wenn man die karte ganz nah ran zoomt, gibt es orte, an denen besonders viele markierungen liegen, teilweise auf exakt dem gleichen punkt. google bietet für seine maps zwar diverse cluster-funktionen an, aber die räumen das bild lediglich ein bisschen auf und lösen das problem der übereinanderliegenden markierungen nicht. mit dem „Overlapping Marker Spiderfier“ lässt sich das problem aber lösen:

das vorläufige ergebnis sieht so aus: eine karte aller geogetaggten bilder seit ca. 24 monaten oder eine karte aller geogetaggten artikel die auf der startseite gelistet sind.

besonders praktisch ist aber, dass die microformate nicht nur die geo-daten leicht auslesbar machen, sondern auch die inhalte. so kann ich direkt auf der karte auch gleich die bilder, mitsamt den anmerkungen anzeigen:

artikel in der karte anzeigen

natürlich funktioniert das ganze auch bei anderen seiten die ihre daten mit microformaten markieren und auslesbar machen, zum beispiel mit einer karte von aaron pareckis reise-seite.

ausser meiner seite und der von aaron parecki habe ich allerdings keine seite mit eingebetteten mf2 geodaten gefunden. falls es noch andere gibt, über http://wirres.net/widgets/geo/?url=[hier url eingeben] könnte man die daten dann visualisieren.

sind adblock-benutzer „pack“?

felix schwenzel, , in artikel    

adblocker symbolbild

ich finde es völlig OK benutzer von adblockern auf werbefinanzierten seiten auszuschliessen. zumindest ist das blockieren von adblockern folgerichtig, wenn man sich als autor oder inhalte-produzent von adblock-nutzern „beklaut“ fühlt. so wie stephan goldmann:

Das Miese an Adblockern ist aus meiner Sicht, dass sie dem Leser erlauben, dass er meine Dienste (Inhalte) in Anspruch nimmt, ohne mir dabei eine Finanzierung dieser Inhalte zu ermöglichen.

Kurz: Alles nehmen, nichts da lassen – eine solche Haltung bezeichnete Kollege Jan Gleitsmann wiederholt als asozial.

ich finde es eine faire lösung technische massnahmen zu treffen um inhaltsbetrachtung nur gegen das annehmen von trackern und werbung zu ermöglichen.

die folge davon ist dann genau die, die sich die seitenbetreiber wünschen: leute die keine werbung sehen möchten, besuchen die seite dann nicht mehr. laut einer untersuchung von goldmedia verlässt die mehrheit der adblock-nutzer abblock-geblockte seiten wieder (via).

jetzt könnten eigentlich alle zufrieden sein. ausser stephan goldmann vielleicht, der es dann vielleicht auch wieder „mies“ findet, dass plötzlich weniger leute seine dienste in anspruch nehmen und es ihm damit schwer machen, seine inhalte zu finanzieren.

nochmal stephan goldmann:

Finden Sie es richtig, eine Leistung in Anspruch zu nehmen, ohne dem Dienstleister etwas dazulassen?

keine scherzfrage: hat schonmal jemand darüber nachgedacht, für aufmerksamkeit zu bezahlen? die werbetreibenden machen das. sie zahlen viel geld dafür, um an aufmerksamkeit zu kommen, sie kennen den wert von aufmerksamkeit. bisher zahlen sie eher aufmerksamkeitserreger, als aufmerksamkeitsgeber. aber aufmerksamkeit zu geben, sich zeit und konzentration aus dem alltag abzuzwacken, um sie jemandem zu geben, ist doch auch eine leistung die medienschaffende in anspruch nehmen. ok, ok, sie geben dafür etwas: unterhaltung, oder, wie constantin seibt das nennt: komprimierte zeit:

Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.

zugegeben: die aufmerksamkeit der leser/nutzer wird also in einigen fällen grosszügig kompensiert, durch komprimierte zeit oder unterhaltung, für deren erstellung der hersteller entlohnt werden möchten, zum beispiel per aufmerksamkeitsabzwackung durch werbung.

also ein fairer deal?

james williams findet das nicht. er warnt in einem etwas abenteuerlichen artikel davor, die systematische ausrichtung von vielen webseiten auf werbung und aufmerksamkeitserregung als gegeben hinzunehmen.

Think about the websites, apps, or communications platforms you use most. What behavioral metric do you think they’re trying to maximize in their design of your attentional environment? I mean, what do you think is actually on the dashboards in their weekly product design meetings?

Whatever metric you think they’re nudging you toward—how do you know? Wouldn’t you like to know? Why shouldn’t you know? Isn’t there an entire realm of transparency and corporate responsibility going undemanded here?

I’ll give you a hint, though: it’s probably not any of the goals you have for yourself. Your goals are things like “spend more time with the kids,” “learn to play the zither,” “lose twenty pounds by summer,” “finish my degree,” etc. Your time is scarce, and you know it.

Your technologies, on the other hand, are trying to maximize goals like “Time on Site,” “Number of Video Views,” “Number of Pageviews,” and so on. Hence clickbait, hence auto-playing videos, hence avalanches of notifications. Your time is scarce, and your technologies know it.

But these design goals are petty and perverse. They don’t recognize our humanity because they don’t bother to ask about it in the first place. In fact, these goals often clash with the mission statements and marketing claims that technology companies craft for themselves.

gerade die ziele der grossen webseiten und plattformen richten sich im kern nicht nach menschlichen bedürfnissen, sondern nach der logik der aufmerksamkeitsvermarktung. james williams sieht werbung nicht als ornament oder übergestülpte monetarisierungsform, sondern als treibende und manipulative kraft hinter den inhalten. abenteuerlich bis gewöhnungsbedürftig ist sein begriff der aufmerksamkeitsfreiheit (freedom of attention), den man sicherlich noch bekloppter als attentionale selbstbestimmung übersetzen könnte. seine schlussfolgerung lautet, dass man sich nicht nur fragen sollte, ob es in ordnung sei werbung zu blockieren, sondern ob es nicht auch eine moralische pflicht sei.

Given all this, the question should not be whether ad blocking is ethical, but whether it is a moral obligation. The burden of proof falls squarely on advertising to justify its intrusions into users’ attentional spaces—not on users to justify exercising their freedom of attention.

ganz so absurd wie sich james williams these denkaufforderung auf den ersten blick anhört, ist sie aber vielleicht doch nicht. gerade die grossen plattformen tun wirklich alles um ihre benutzer solange wie möglich auf der plattform zu halten. vordergründig, indem sie menschliche bedürfnisse, vor allem das nach kommunikation und austausch mit freunden und bekannten ermöglichen. im hintergrund und als gestaltungs-maxime der plattformen gilt aber die steuerung, maximierung und ausbeutung der aufmerksamkeit.

aber auch die grossen plattformen bieten, wie kleinere werbefinanzierte inhalteproduzenten, einen deal an: unterhaltung, optimierte kommunikation über die ganze welt, bewegte bilder, emotionen und emoticons oder „komprimierte zeit“ gegen aufmerksamkeit.

ob der deal wirklich so gut ist, ob wir einen angemessenen preis für unsere aufmerksamkeit zurückbekommen, darüber sollten wir alle mal nachdenken. ich glaube ja, aber ich irre mich gerne.

* * *

nochmal zurück zu stephan goldmann, der behauptet, adblock-benutzer würden „Alles nehmen, nichts da lassen“. ist das wirklich so? erstmal lassen goldmanns leser, egal ob mit oder ohne adblocker, zeit zurück. viel zeit. manche hinterlassen auch kommentare, anregungen, fragen, wofür sie nicht bezahlt werden, aber goldmann als seitenbeschreiber und -betreiber sich auch nichts kaufen kann. aber was ist, wenn ein adblock-benutzer eine seite von stephan goldmann seinen freunden und bekannten empfiehlt? per email oder auf einer (social media) plattform? oder per link in einem blog, wie hier. was ist mit google, das die webseite indexiert und in seinen suchergebnissen auflistet ohne den seitenbetreiber dafür zur kasse zu bitten? was ist mit den lesern, die zwar anzeigen und tracker blocken, aber goldmanns vg-wort-pixel durchlassen? nicht nur seinen vg-wort-zähler inkrementieren adblock-nutzer, sie tauchen auch in der benutzerzählung auf, mit der es unter umständen einfacher wird, neue werbekunden zu akquirieren. selbst „asoziale“ adblock-nutzer hinterlassen also durchaus etwas.

es ist übrigens auch bei journalisten gang und gäbe, zu nehmen ohne dafür eine gegenleistung zu geben. in interviews mit fachleuten wird deren wissen und expertise abgesaugt, ein bisschen aufbereitet und dann monetarisiert. journalisten nehmen alles, lassen dem interviewpartner aber nie etwas da, ausser ein paar krümelchen aufmerksamkeit, von dem sich ein interviewter aber ebenfalls nichts kaufen kann.

ich will hier natürlich nicht vorschlagen, dass interviews bezahlt werden müssten, es ist nur faszinierend zu beobachten, wie journalisten pampig werden, wenn sie sich mit aufmerksamkeit abspeisen lassen sollen und ihre anzeigen geblockt werden, bei anderen aber darauf bestehen, sich doch bitte aus gründen™ mit ein bisschen aufmerksamkeit zufrieden zu geben. ich will auch nicht behaupten, dass anzeigen-blockierung eine moralische verpflichtung sei, aber genauso wenig kann ich eine moralische verpflichtung sehen, sich den scheiss anzugucken.

wenn man seine texte und bilder schützt, kann man interessierten regeln vorschreiben: einen kaufpreis, abogebühren, werbung, eine bestimmte körperhaltung beim lesen, whatever. wenn man sein werk aber frei zugänglich und maschinenlesbar in die öffentlichkeit stellt, sollte man damit leben können, dass die leute es ignorieren, blockieren, lesen wie und wo sie es lesen möchten, es teilen, kommentieren, es nach belieben umformatieren, indexieren, durchsuchbar machen, verlinken oder es gar ausdrucken und abheften.

waldorf und statler thomas stadler weist übrigens nochmal darauf hin, dass die diskussion für oder gegen werbeausblendung rechtlich völlig unerhebich ist. niemand kann per gesetz dazu gezwungen werden sich frei zugängliche webseiten nur mit einer bestimmten technischen konfiguration anzusehen. wem das nicht passt, kann ebenfalls nicht daran gehindert werden technische (oder absurde juristische) gegenmassnahmen einzuleiten, wenn er das für richtig hält.

worauf ich aber unbedingt noch hinweisen wollte: das geben und nehmen im netz, wie in der welt, ist etwas komplexer als „etwas da lassen“, indem man sich werbung ansieht. das erzeugen und lenken von aufmerksamkeit ist tief in unserer gesellschaft verankert und werbung reitet da lediglich parasitär mit. wie weit wir diesem aufmerksamkeitsparasiten gestaltungshoheit über die welt geben wollen, sollten wir uns eventuell öfter fragen.

und: wer den charakter von menschen danach beurteilt, ob sie bereit sind sich werbung anzusehen, dürfte noch ganz andere probleme als die finanzierung seiner webseite haben.

* * *

ich benutze keinen adblocker. bis vor ein paar monaten habe ich ghostery benutzt (artikel dazu von vor zwei jahren), das tracker deaktiviert und damit auch diverse werbeformate ausblendet, vor allem die, die von dritten ausgeliefert werden. für recherchezwecke und aus neugier, habe ich den blocker seit ein paar wochen deaktiviert — und sehe nun mehr von allem — und bin gleichzeitig besser sichtbar. hier auf wirres.net blende ich gelegentlich auch werbung ein, die ich als wenig störend empfinde, aber deren blockierung mir auch ziemlich egal ist. ich biete meinen lesern bereits seit 10 jahren die möglichkeit, diese gelegentlich eingeblendete werbung dauerhaft auszublenden. ich finde das ausblenden auch nicht „asozial“, sondern freue mich über jeden der mir oder meinen texten aufmerksamkeit schenkt.

* andreasvongunten.com: Die bardgeldlose Gesellschaft und ihr totalitäres Potenzial

ich glaube auch, wie andreas von gunten, dass es keine gute idee ist, das bargeld abzuschaffen.

bargeld

aber … andreas von gunten sagt:

In einer bargeldlosen Gesellschaft mit staatlicher digitaler Währung wäre es jederzeit möglich – per Knopfdruck quasi – einem Bürger oder einer Bürgerin das Bezahlen zu verunmöglichen, oder die Geldmittel zu konfiszieren.

so wie ich das verstehe, ist das jetzt schon sehr einfach möglich jedem per knopfdruck das bezahlen zu „verunmöglichen“. ausser man hat ein paar tausend euro bargeld irgendwo unauffindbar versteckt, ist man mit der pfändung seines kontos im prinzip zahlungsunfähig. oder andersrum, jedem dem in deutschland die teilnahme an bargeldlosen zahlungsverfahren verweigert wird, jedem dem ein girokonto verweigert wird, ist ein normales leben so gut wie unmöglich. gehälter werden in deutschland schon lange nur noch in absoluten ausnahmefällen in bar ausgezahlt, mieten nimmt kaum noch ein vermieter in bar an. im netz, in das sich unser leben mehr und mehr verlagert, funktioniert bargeld auch eher schlecht.

ich glaube, wir haben uns in der westlichen welt schon sehr, sehr weit vom bargeld entfernt — weiter als andreas von gunten es offensichtlich wahr haben will. ich weiss zwar, dass es auch andere möglichkeiten gibt an bargeld zu kommen, ausser es am geldautomaten zu kaufen, aber soweit ich das verstehe ist es zum beispiel bereits heute (in deutschland) so, dass man grössere mengen bargeld kaum unbemerkt durch die gegend schleppen kann, geschweige denn über landesgrenzen bringen kann. es ist bereits heute so, dass jede versicherung, jede bank, aber auch rechtanwälte, notare oder wirtschaftprüfer die hohe bargeldeinzahlungen entgegennehmen, eine verdachtsanzeige wegen geldwäsche aufgeben müssen.

[W]enn finanzielle Transaktionen nur noch innerhalb eines digitalen und überwachten Systems stattfinden können, ist eine elementare Grundlage für eine totalitäre Gesellschaft gelegt.

so argumentieren übrigens auch die befürworter des zweiten zusatz zur US-verfassung. wenn den bürger das recht genommen wird waffen zu tragen, wie sollen sie sich dann gegen eine totalitäre regierung wehren?

unser wohlergehen ist, ob wir das wollen oder nicht, sehr eng mit staatlichem handeln verknüpft. im laufe der letzten jahrhunderte haben wir unzählige freiheitsrechte an den staat abgetreten, in der (berechtigten) hoffnung, dass sie dort besser aufgehoben sind und zu mehr gerechtigkeit führen. streitigkeiten können wir nicht mehr mit gewalt oder nach stärke oder gutdünkten beenden, wir können nicht einfach entscheiden unsere kinder nicht zur schule zu schicken, wir müssen unser gesamtes einkommen dem staat offenlegen und einen erheblichen teil davon abegeben. wir können noch nichtmal einfach so ein haus bauen oder einen baum pflazen ohne die entsprechenden genehmigungen dafür einzuholen. selbst die heizung muss jedes jahr einmal von einem staatlich geprüften schornsteinfeger geprüft werden, der für diesen zweck, staatlich legitimiert, unsere wohnung betreten darf.

andreas von gunten macht wikileaks, bzw. die wikileaks „banking-blockade“, zum kronzeugen für seine these, dass ohne bargeld alle freiheit den bach runtergeht:

Die US-Behörden haben sofort mit massivem Druck reagiert und haben innert weniger Tage erreicht, dass die Geldflüsse von und zu Wikileaks unterbrochen wurden. Paypal, Visa, Mastercard und in der Schweiz die Postfinance haben damals kurzerhand entschieden, keine Zahlungen mehr an Wikileaks anzunehmen oder haben zum Teil sogar die Vermögenswerte eingefroren, ohne dass eine Verurteilung durch ein Gericht, ja nicht einmal eine formale Anklage vorhanden war. Diese Banking-Blockade, wie Wikileaks sie nennt, gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was uns blüht, sollte das Bargeld dereinst wirklich abgeschafft bzw. verboten werden.

der witz ist allerdings, dass wikileaks auf seiner spendenseite keine bargeldzahlungen vorsieht. dort sind lediglich bargeldlose zahlungsverfahren vorgesehen.

bargeld

ich bin gerne dabei, beim freiheitskampf kampf gegen die bargeldabschaffung, wichtiger ist es meiner meinung nach aber sich für den due process, für die rechtstaatlichkeit beim einfrieren von vermögenswerten einzusetzen. dass wir uns dafür einsetzen, dass bei der verbrechensbekämpfung nicht alle rechtstaatlichen grundsätze über bord geworfen werden, nur weil es „organisiertes verbrechen“ oder „terrorismus“ gibt. auch wenn es kaum noch jemand glaubt, der staat sind nicht „die da oben“, sondern wir alle. wir müssen und können der angstmache der rechten law-und-order-fraktionen etwas entgegensetzen, aber bitte keine angstmache, auch wenn sie dem guten zweck dient.

* * *

ich habe vor einer weile geschrieben, dass bargeld nervt, womit ich mich möglicherweise indirekt als bargeld-abschaffungs-„Befürworter aus der Tech-Szene“ qualifiziere. ich würde mir die hose in dieser form allerdings nicht anziehen wollen.

(bildquelle: friedrich.kromberg potograpo: w.j.pilsak [GFDL, CC-BY-SA-3.0])

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hier geht’s weiter …

to go or to stay?

felix schwenzel, , in artikel    

kafeesmiley

sitzen ein paar leute im café und unterhalten sich. irgendwann kommen ein paar werber, journalisten und verleger rein und fragen, ob sie sich mit an den tisch setzen können. können sie. die gespräche am tisch gehen weiter, die verleger, werber und die journalisten beteiligen sich an den gesprächen, komischerweise stören sie gar nicht, das kann aber auch daran liegen, dass sie sich mühe geben eher interessante geschichten und witze zu erzählen und sich ein bisschen zurücknehmen und mühe geben, den passenden ton zu treffen.

man könnte denken: das ist doch perfekt. ein café, ein ort an dem sich leute mit freunden treffen und austauschen können und fremden auf gleicher aufgenhöhe und mit neugier begenet wird, wenn sie interessantes beizutragen haben. der laden könnte für alle zum stammladen werden.

die werber, die verleger und ein paar journalisten betreiben aber auch selbst cafés oder sind dort angestellt. diese cafés sind nicht so gross und nicht so gut zu erreichen. und alle wissen: dort läuft komische musik und der der kaffee schmeckt nicht ganz so lecker. vor allem kann man sich dort nicht so gut mit vielen unterschiedlichen leuten unterhalten. man lernt dort auch meistens keine neuen leute kennen und die bedienungen sind auch oft komisch.

irgendwann fangen die werber und die journalisten am tisch zu drängeln an. hier im café sei es zwar ganz schön, aber, fragen sie, „wollt ihr nicht mal mitkommen in unseren laden?“ der sei auch gerade umgebaut worden und auch voll schick. ist nur ein paar schritte entfernt. „hört mal auf zu quatschen hier und kommt einfach mal mit!“

jetzt fragt man sich natürlich, warum sollten café-betreiber zuerst in anderen läden laufen und dort die gäste unterhalten, mit ihnen reden, ihnen geschichten erzählen und sich geschichten von ihnen erzählen lassen, wenn sie eigentlich nur werbung für ihre eigenen läden machen wollen? klar sie müssen auch geld verdienen und ihre miete bezahlen. sie wollen vor allem auch bestimmen, welche musik gespielt wird und ihr selbstgebrautes verkaufen. aber wenn der laden, wo sich gerade alle mit ihren freunden und bekannten treffen, gerade besser läuft, sollte man das dann nicht einfach als chance begreifen nette, interessante leute kennenzulernen, statt zu versuchen sie aus dem laden zu locken? sollte man sich nicht darüber freuen, hier von leuten auf augenhöhe angenommen zu werden und aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen?

sollte man seinen eigenen laden nicht einfach schliessen, wenn er nicht läuft? oder sollte man investieren und den eigenen laden renovieren und besser als den derzeigiten in-laden aufziehen? oder sollte man das ordnungsamt anrufen und darauf hinweisen, dass der laden, in den alle rennen, schmutzige toiletten und dunkle ecken hat?

* * *

das ist keine antwort auf diesen facebook-eintrag von mathias richel, sondern der versuch die gleichen gedanken wie er, anders zu formulieren. ich finde café-metaphern funktionieren fast immer super, bzw. ich habe immer die hoffnung, dass man aus solchen metaphern vielleicht etwas lernen könnte. keine ahnung ob das hier funktioniert, aber ich finde es ungeheuer wichtig, insbesondere für leute die von aufmerksamkeit leben, sich zu fragen ob es sinnvoll ist dort hin zu gehen wo die menschen sind, oder was eigenes zu machen. vor allem: wie kann das funktionieren? was funktioniert nicht?

fernsehen im september und oktober

felix schwenzel, , in artikel    

testbild

stephen colbert in der late show nervt unfassbar. leider und für mich unerwartet. ein paar der gespräche die er führt sind sehenswert, ganz grässlich sind der standup und die witze nach dem standup.

ganz grandios ist dagegen john stewarts nachfolger trevor noah in der daily show. gutes timing, gute texte, gute gespräche und ein unprätentiöser auftritt. sehe ich gerne und muss im gegenteil zu colbert auch ständig kichern.

die fünfte staffel homeland fing okay an, aber schon in der zweiten folge der aktuellen staffel war ich unfassbar genervt. stereotype scheisse bis zum umfallen, grässliches casting. berlin wird als architektonische kulisse genutzt, aber die dialoge der angeblichen berlin-einwohner hören sich an, wie aus alten derrick-folgen aus dem taunus oder aus hintertupfingen. gut in die völlige ahnungslose inszenierung von berlin oder arabischen flüchtlingslagersituationen passt, dass visuelle hacking der homeland kulissen. tut mir ja leid, aber nach 50 folgen muss ich wohl aufhören homeland zu gucken.

ganz grossartig, weiterhin, ist the good wife. im gegenteil zu homeland schaffte es the good wife auch immer aktuelle geschehnisse glaubwürdig in den erzählfluss einzubauen und sich wirklich in jeder staffel neu zu erfinden. den charakteren in der serie folgt man nicht nur weil’s spannenden ist, sondern weil sie wirklich interessant und vielschichtig scheinen.

endlich mal eine folge der late late show mit james corden, dem nachfolger von craig ferguson, gesehen. was mir gefällt ist was er am konzept der sendung verändert hat, die gäste alle zusammen auf ein sofa zu setzen, die band, die einspieler. was ich unerträglich finde ist cordons aufgeregte, aufgekratzte art. all das was bei graham norton sympathisch wirkt, törnt bei cordon total ab. was mir allerdings gefiel, war cordons standup; der war nicht nur gut geschrieben, sondern auch gut vorgetragen.

nach 20 minuten musste ich the bastard executioner von kurt sutter wegen blödsinnigkeit und totaler überbelichtung abbrechen. wer guckt sich so nen scheiss an?

und wer guckt sich heroes reborn an? musste ich auch nach 20 minuten abschalten. immerhin habe ich diesen 20 minuten 40 charaktere oder 26 orte kennengelernt.

schon im september geguckt, alle zwei staffeln: halt and catch fire. wahrscheinlich das beste was ich seit langem gesehen habe. vordergründig geht es um ein paar computer-fuzzis und freaks in den 80er jahren, aber in wirklichkeit ist die serie eine waschechte soap-opera, die ihre charaktere liebevoll hegt und pflegt und entwickelt. obwohl das sicher nicht leicht ist, in einer serie die in den 80zigern spielt, schafft es die serie stereotypen gut zu umschiffen. ganz grosses fernsehen.

bei der zweiten staffel the leftovers kann man auch dieses jahr damon lindelof dabei beobachten, wie er — wohldosiert — mystery-elemente in den amerikanischen alltag einstreut, bei denen man sich nie ganz sicher ist, ob sie nun mystery sind oder nur wahn- oder irrsinn. die beiden ersten folgen der zweiten staffel haben ein paar schwächen, aber was ich sehr mochte war, dass sie beide die gleiche geschichte erzählen, aber aus unterschiedlichen perspektiven. kein weltbewegender erzählkniff, aber sehr angenehm und unlangweilig wegzugucken — auch wenn am ende der s02e02 das mystery-gedöns vieleicht etwas zu dick aufgetragen wird. macht nichts, ich bin gespannt auf den weiteren verlauf.

die gröner fand die erwachsenen muppets ja eher doof. ich sehe mir das gerne an, auch wenn mir kermits mimik in dieser muppets-inkarnation etwas zu expressiv ist, fozzie noch mehr nervt als sonst und das stereotypen-umschiffen an vielen klippen scheitert und zu ständigen möööp-reaktionen beim zusehen führt.

ganz grandios hat, wie erwartet, die zweite staffel fargo angefangen. mir gefällt das setting in den achtzigern (die achtziger haben wirklich ein dermassenes comeback) späten siebzigern, die musik und die absurdität und lakonie die der serie aus allen poren quillt.

Bargeld nervt …

felix schwenzel, , in artikel    

Eigentlich funktioniert Bargeld ja ganz gut. Ausser an Fahrkartenautomaten, die offenbar alle an einer Art Bargeld-Allergie leiden. Und wenn man mit grossen Scheinen bezahlen will, funktioniert Bargeld auch nicht so gut. Ach ja, im Netz kann man auch nicht mit Bargeld bezahlen. Die Banken und der Einzelhandel finden Bargeld übrigens auch doof. Die Banken sprechen davon, dass Bargeld jährlich um die 12 Milliarden Euro Kosten verursacht: Banken müssen Geldautomaten aufstellen und befüllen, das Bargeld muss transportiert und versichert werden.

Genau betrachtet nervt Bargeld eigentlich total. Aber die meisten Alternativen zu Bargeld nerven eben auch. In Deutschland kommt die EC-Karte wohl einer allgemeinen Bargeldalternative am nächsten. Mit der kann ich in fast allen Supermärkten oder Tankstellen bezahlen, in manchen Restaurants, aber dafür in den meisten kleineren Läden oder im Netz nicht. Mit Kreditkarte kann ich fast überall im Netz bezahlen, aber dafür will kaum ein Einzelhändler in Deutschland Zahlungen damit entgegen nehmen.

In Berlin haben wir uns auch mit der Flughafensituation abgefunden, warum sollen wir uns nicht auch mit einem babylonischen Zahlungsgewirr abfinden? So weit ist dieser Vergleich übrigens nicht hergeholt: der Ausbau des Flughafen Schönefeld wurde vor knapp 20 Jahren beschlossen. Genauso lange versuchten Handel, Banken, Mobilfunkunternehmen und verschiedene Startups bedienungsfreundliche, alternative Zahlungssysteme in Deutschland zu etablieren. Die Geschichte dieser Bargeldalternativen lässt sich genauso prägnant zusammenfassen wie die Geschichte des Berlin-Brandenburger Flughafens: zwei Jahrzehnte Murks, Zuständigkeitsgerangel und Intransparenz.

Nach der Ankündigung von Apple künftig in diesem Markt mitmischen zu wollen, scheint endlich ein bisschen Bewegung in die verschlagene verschlafene Branche gekommen zu sein: In Berlin startete vor ein paar Monaten eine Kampagne des mpass-Konsortiums mit dem witzigen Namen zahl einfach mobil. Da die Menschen an den tragbaren Bildschirmen offenbar bis jetzt nichts von der Arbeit des 2008 von O₂ und Vodafone gegründeten Handybezahldienst mitbekommen haben, scheint das Jahr 2015, in dem mit Apple der erste ernstzunehmende Konkurent in Erscheinung tritt, wohl der richtige Zeitpunkt zu sein, um den Stealth-Modus zu verlassen.

Wer jetzt allerdings glaubt dass das mpass-Konsortium, bei dem seit ein paar Jahren auch die Telekom mitmischt, in den letzten sieben Jahren ein überzeugendes Konzept oder kundenfreundliches Zahlungsabwicklungssystem entwickelt hätte, der irrt. Man hat es mit einiger Kraftanstrengung zwar geschafft ein paar tausend Zahlungsterminals zu modernisieren und NFC-fähig zu machen und zudem ein paar grosse Handelsketten überzeugt mitzumachen, aber zu einfach wollte man es potenziellen Kunden dann doch nicht machen.

Um „einfach mobil“, also mit dem Mobiltelefon, bezahlen zu können, muss ich mir nämlich nicht nur einen RFC-Chip aufs Handy kleben, sondern auch ein neues Konto und eine neue Kreditkarte bei einer britischen Bank (Wirecard) beantragen. Das umfasst eine Schufa-Abfrage und das Ausfüllen vieler Formulare mit anschliessenden mehrstufigen und langwierigen Legitimierungsverfahren. Und das, obwohl mein Mobilfunkanbieter, der mir das mobile Bezahlverfahren anbietet, alle diese Daten von mir vorliegen hat und alles über meine Bonität weiss.

An der zahl einfach mobil-Aktion ist — ausser dem Bezahlvorgang selbst — nichts einfach. Es ist kompliziert und langwierig Guthaben auf mein mpass-Konto einzuzahlen, die App die mpass mir empfiehlt um Akzeptanzstellen zu finden spricht nur englisch und sucht bevorzugt in den USA.

Das bargeldlose Bezahlen von Beträgen unter 25 Euro fühlt sich aber tatsächlich sensationell futuristisch und kinderleicht an (Zahlungen über 25 Euro müssen bei mpass mit einer PIN autorisiert werden) — am liebsten würde ich künftig überall mit meinem Telefonaufkleber bezahlen. Ein weiterer Lichtblick: die meisten der aufgerüsteten RFC-fähigen Bezahlterminals sind im Prinzip mit den Bezahlsystemen beliebiger Anbieter — zum Beispiel Apple-Pay — kompatibel. Und seit das EU-Parlament die Transaktionskosten für Kartenbuchungen gedeckelt hat, wächst die Akzeptanz bargeldloser Bezahlverfahren auch bei Einzelhändlern.

Damit ist theoretisch der Weg für neue Bargeldalternativen frei geräumt. Dem Wettbewerb um das am wenigsten nervige Gesamtangebot bei der Zahlungsabwicklung steht fast nichts mehr im Wege — ausser dem offensichtlichen Unwillen der Banken oder Mobilfunkanbieter einfache, kundenorientierte Lösungen anzubieten. Dieses letzte Puzzleteil aufzuheben überlässt man dann wahrscheinlich (wieder mal) Apple.

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anmerkung: das ist der text meiner kolumne im (gedruckten) t3n-magazin nummer 41. in ein paar wochen kommt die neue ausgabe, mit einer neuen kolumne von mir. die taucht dann bei dieser ausgabe auch erstmals online auf t3n.de auf.

weil ich für die kolumne bezahlt werde, enthält sie auch gross- und kleinschreibung.

vorherige kolumnen:

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diesen text habe ich aus redaktionellen gründen aus der kolumne rauskürzen müssen. weil ich ihn relativ witzig — und immer noch aktuell und informativ finde, hänge ich ihn hier an.

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Nachdem ich von der zahl-einfach-mobil.de-Webseite, die von der Beratungsfirma GS1 Germany GmbH betrieben wird, zu der von O₂, der Telekom und Vodafone betriebenen Webseite mpass.de geleitet wurde, sehe ich zunächst, dass mpass.de — trotz des Apple-Weckrufs — sehr stiefmütterlich gepflegt wird. Im Impressum der Webseite ist noch René Obermann als Vertretungsberechtigter der Telekom aufgeführt, obwohl der bereits vor knapp andertalb Jahren seinen Posten bei der Telekom verlassen hat.

rené obermann ist auch jahre später noch im mpass.de-impressum zu finden

Mein Klick auf „Jetzt anmelden“ führt nochmal weiter zu einer Webseite, die von der in Wales ansässigen Firma Wirecard Card Solutions Limited betrieben wird. Weil O₂ lediglich als Vermittler und nicht als Anbieter auftritt, muss ich mich — auch als O₂-Kunde — dort mehrfach „legitimieren“.

Zunächst bekomme ich eine PIN-Nummer aufs Handy geschickt, danach eine PIN (per 1-Cent-Überweisung) auf mein Konto. Nach 4 Tagen — solange dauerte die Überweisung aus Wales — bin ich so halb legitimiert. Ein weiterer Schritt („mpass plus“) steht noch aus, ist aber offenbar für das Geldnachladen per Lastschriftverfahren zwingend erforderlich.

5 Tage nach meiner Anmeldung trifft der erstaunlich dicke NFC-Sticker bei mir ein und auch meine Überweisung von 25 Euro wurde mir nach 5 Tagen auf meinem mpass-Konto gutgeschrieben.

In ein paar Supermarktketten und Tankstellen kann ich jetzt nach knapp einer Woche Vorbereitungszeit „einfach bezahlen“. Ich entscheide mich unseren Wochenendeinkauf bei Aldi mit meinem neuen Handyaufkleber zu bezahlen. Wohin ich am Bezahlterminal mein Handy halten soll ist leider nicht erkennbar. Die Kassiererin weiss es auch nicht. Ich bewege mein Telefon beschwörend um alle Seiten des Bezahl-Terminals, drücke mein Handy gegen das Display und die Seiten des Terminals — nichts passiert. Nachdem die ersten Räusperer aus der Warteschlange hinter mir zu hören sind und ich schon meine EC-Karte zücken will, piepst das Terminal dann doch noch und gibt meine Zahlung frei. Einfach!