the newsroom

felix schwenzel, in wirres.net    

eben die erste folge von aaron sorkins neuer HBO-serie „the newsroom“ gesehen. und ix bin begeistert. sorkin ist wieder mindestens so gut wie zu the „west-wing“-zeiten. dialoge, die beides sind, leicht pathetisch und lakonisch. dialoge voller die am besten funktionieren, wenn die protagonisten wie irre durch die gegend laufen, schnell, so geschliffen, dass kein mensch sie sich spontan ausdenken könnte, und doch wahrhaftig und realistisch. sorkins fernsehsendungen sind voll mit überdurchschnittlich intelligenten menschen*, die ständig geschliffene reden halten und doch wirkt jede situation, bis ins letzte augenzwinkern, realistisch.

nachdem ich die erste folge von the newsroom gesehen habe, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als die ganze erste staffel the newsroom als uk-import DVD neben mir liegen zu haben und die nacht über 8 folgen nacheinander sehen zu können. wie das manchmal bei „the west wing“ oder „the wire“ passierte. is aber nicht. auf die DVD müssen wir mindestens ein jahr warten.

amerikaner können sich auf youtube mit der ersten folge anfixen lassen. europäer müssen sich einen VPN-zugang besorgen (affiliate- und rabatt-code PVUVGHT für black VPN) und gut english können um sich anfixen zu lassen.

* * *

dan rather mochte den newsroom:

I'm aware that my musings run counter to some of the more prominent early reviews in high-profile publications such as The New Yorker and the New York Times. But with all due respect (and I have a lot of it for those reviewers), I just don't think they "get it"; they've somehow missed the breadth, depth and "got it right" qualities –- and importance — of Newsroom. Maybe it's because they are print people. Then, too, maybe they're right and I'm wrong. I never rule out the possibility of that. But I've lived in the world of television newsrooms for most of my adult life. I know the people, the venues and the challenges — the satisfactions of success and the heartbreak when things go awry. From where I sit and based on my experience, Sorkin and crew have got it amazingly right, even when they over talk it.

But if you liked the movies Citizen Kane, Network, and Broadcast News, if you liked the television series West Wing, Mad Men, or The Good Wife, you're going to love Newsroom. At least the first installment. And if Sorkin, his writers and their excellent actors can maintain this level, you'll probably like the full run.

It has the potential to become a classic.

* * *

*) jeff daniels wirkt bei seinem auftritt bei craig ferguson nicht überintelligent, aber in der sendung schon. aber ein klasse schauspieler, das ist er durchaus.

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[nachtrag 27.06.2012]
sarah nicole prickett hat mit aaron sorkin gesprochen und die show ganz gut seziert:

Months before seeing the pilot, I read its entire (leaked) script. […] The great American dialectic – optimism and realism, faith and reason – is thrillingly animated onscreen, but hardly moreso than on the page. I had to watch the show twice just to believe (a) how good that script was and (b) how incredibly convinced of its goodness, in every sense of “good,” it was.

How to get under Aaron Sorkin’s skin (and also, how to high-five properly) [/via stefan niggemeier]

denkmäler

felix schwenzel, in wirres.net    

alexandra schade kritisiert heiner geißler, der die siegessäule sprengen möchte:

[Ich halte] das Abreißen von Denkmälern für den falschen Weg, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. So geraten Ereignisse eher in Vergessenheit, als dass sie ins nationale Gedächtnis übergehen und aufgearbeitet werden. Und wer bitte darf entscheiden, welche Denkmäler stehen bleiben dürfen und welche nicht? Wenn man Geißler konsequent weiterdenkt, müsste man auch andere Preußen-Bauten wie Brandenburger Tor, Staatsoper oder Reichstag abreißen.

in dem video, in dem sich geißler für die sprengung ausspricht, nutzt geissler viele worte („unnötig“, „sinnlos“, „dämlich“, „hässlich“, „künstlerisches desaster“) die, würden sie als kultureller massstab genutzt, wohl zur beseitigung oder sprengung der halben republik führen würden. auch wenn geißler die kritik an der siegessäule im februar noch etwas differenzierter formulierte, schrammt er grundsätzlich am kerngedanken von denkmälern vorbei:

denkmäler sollen erinnern, nicht glorifizieren. denkmäler können zum denken anregen, tun sich aber eher schwer damit menschen zu fanatisieren oder „rechtskonservatives und deutschnationales Gedankengut“ zu verbreiten.

mal ernsthaft: ist geißler wirklich so merkbefreit, dass er nicht zu sehen vermag, dass die siegessäule (und unzählige andere denkmäler) in ihrer bedeutung längst umgewidmet wurden? denk ich an die siegessäule, fallen mir zuerst techno-kack und ein schwulen-magazin ein. denk ich an kaiser wilhelm, fällt mir zuerst taubenkacke ein. denkmäler sind lediglich in der theorie und in den köpfen von sehr alten menschen ehrungen.

selbstdemontage mit erklärtexten

felix schwenzel, in wirres.net    

arno frank hat sich eine oder ein paar folgen der doku „Lothar - Immer am Ball“ angesehen und darüber auf spiegel-online geschrieben:
Klug wie ein Kühlschrank

klug wie ein kühlschrank, damit ist lothar matthäus gemeint. arno frank zitiert ausgiebig aus der doku und benutzt wahrscheinlich ziemlich naheliegende worte: „sechsteiliges Schlamassel“, „anrührend“, „bizarr“.

er beklagt sich aber, dass die doku es nicht matthäus selbst überlässt, sich selbst „vorzuführen“:

[…] Dieser Moment wird von hämischer Comedy-Musik und der gehässigen Erzählstimme aus dem Off ruiniert, deren stets maliziöser Ton vorgibt, wie man das alles finden soll: dumm.

gleichzeitig kann es sich aber auch arno frank nicht verkneifen nach einem langen vollzitat von matthäus vorzugeben wie man das alles zu finden hat. nämlich dass matthäus im „Oberstübchen“ nicht ganz in ordnung sei.

eine sich selbst und ihre mittel kritisierende kritik. das ist mal innovativ. /via rivva.de

katzenpisse-geruch und jürgen vogel am hackeschen markt

felix schwenzel, in wirres.net    

am und um den hackeschen markt roch es heute leicht nach katzenpisse. eigenartigerweise mag ich den geruch grundsätzlich, obwohl ich für katzen nicht viel übrig habe (was wohl auf gegenseitigkeit beruht). leichter katzenpisse-geruch erinnernt mich an den dachboden des (ehemaligen) stalls an unserem damaligen haus in aachen. dort hatte ich mich alternativ zu meinem kinderzimmer häuslich eingerichtet. ein tisch, ein stuhl, eine decke und spielzeug nach wahl. einmal haben dirk und ich dort die konsistenz und adhäsionsfähigkeiten von slime getestet. die oberflächenhaftung von slime war in der tat, wie wir erwarteten, recht gering. mit ausnahme der haare, wie wir herausfanden, als ich das zeug in dirks haare goss. als sofortmassnahme gegen die grün verklebten haare überlegten wir uns die sofortige entfernung des slime mittels einer schere. dirk und ich waren mit dem ergebnis zufrieden, die mutter von dirk, die friseurin war, empfahl mir, als sie dirk sah, sehr nachdrücklich einen berufsweg in einer anderen branche als dem friseurhandwerk.

in diesem dachboden roch es immer so, wie es heute am hackeschen markt roch. nach katzenpisse. ob es am hackeschen markt allerdings wirklich nach katzenpisse roch oder ob ich den geruch aus irgendeinem unerfindlichen grund selbst emitierte, weiss ich leider nicht mit gewissheit.

an der sparkasse am hackeschen markt sitzen fast immer um spenden bittende punker. manchmal sitzen die auch in der windfalle der bank und öffnen die türen für die geldautomaten-junkies die rein und rauslaufen. heute sassen die punker vor der bank. als jürgen vogel in die bank lief rief einer der punker laut „ist das der dings?“ was meine und die aufmerksamkeit von jürgen vogel kurz auf den punker lenkte. wir sahen den punker beide kurz an, jürgen vogel im windfang der bank, ich im vorbeilaufen an der bank. als der punker jürgen vogels freundliches gesicht sah, rief er „ja das isser! du bist der beste schauspieler von allen!“

jürgen vogel grinste, ich lief weiter. mir fiel nichts weiter auf, ausser das jürgen vogel genauso klein war, wie ich mir das vorgestellt hatte und dass es leicht nach katzenpisse roch.

„ich hasse pathos“

felix schwenzel, in wirres.net    

sehr schöne dokumentation sendung über herbert feuerstein und bastian pastewka und herbert feuersteins 75ten geburtstag: „Herr Feuerstein wird 75 und Herr Pastewka feiert ihn

eigenartigerweise ist die sendung nicht in der ARD-mediathek, sondern nur von jemandem privat hochgeladen auf youtube. das ist natürlich auch ein weg der web-depublizierung zu entgehen: gar nicht erst im web publizieren.

die sendung habe ich mir angesehen, weil ich diesen ziemlich pathetischen text von stefan kuzmany gelesen habe. schreibt der eigentlich immer mit dieser verkrampften lockerheit, der kuzmany?

ich musste während sendung mehrere male in mich hineinkichern und fand das zusammenspiel von pastewka und feuerstein sehr witzig. auch wenn feuerstein am anfang der sendung sagt, dass er pathos hasse, wird er einmal doch ein bisschen pathetisch und dagt irgendwann mal: „das leben ist ein einziges abschiednehmen.“ vielleicht wollte er aber auch einfach mal wieder was doofes sagen und es rutschte ihm ausversehen pathetisch raus.

spiegel markenkampagne jetzt hinter paywall?

felix schwenzel, in wirres.net    

die etwas peinliche spiegel-„markenkampagne“ die der spiegel mitte mai mit einer pressemitteilung ankündigte („Die Grundidee der Markenkampagne: [blah] Journalisten, die Woche für Woche die Republik mit ihren Artikeln begeistern und dabei nicht nur Politiker in Atem halten.“) und über die ich mich letzten monat köstlich amüsiert habe, ist aus dem download-service der spiegel-gruppe verschwunden.

der alte downloadlink ist jetzt passwortgeschützt (google-cache) und die navigation um einen navigationspunkt („Download-Service Markenkampagne“) ärmer geworden:

spiegel-gruppe download-service navigation vorher und nachher

über den google cache findet man die bildmotive aber nach wie vor:

keine ahnung ob der spiegel die marken-kampagne schon nach 30 tagen eingestampft hat oder hinter einer halbdurchlässigen paywall hat verschwinden lassen. konsequent wäre es ja.

pressefreundlicher keller

felix schwenzel, in wirres.net    

stefan niggemeier ist etwas angesäuert:

Der Entwurf stand am Vormittag, spätestens 10:26 Uhr, im Netz. Seitdem liegt er dem ganzen fucking Internet vor.

»Spiegel Online«, »Zeit Online« und diverse räudige Blogs legen den Entwurf ihren Lesern per Link vor. Die »Süddeutsche Zeitung« teilt ihren Lesern mit, dass ihr der Entwurf vorliegt.

neu ist die linkallergie von grossen medienhäusern und der SZ im speziellen ja nicht gerade. faszinierend finde ich aber, dass blätter wie die süddeutsche ihre peinlichen phrasen wie „[irgendein scheiss] liegt diesem blatt vor“ oder „wie [wir wichtigtuer] aus gut informierten kreisen erfuhren“ einfach nicht mit einer weniger wichtigtuerischen ausdrucksweise ersetzen wollen.

eigentlich wollte ich aber auch nur meine assoziation zu stefan niggemeiers überschrift („Geht sterben (10)“) und dem leistungsschutzrecht (allgemein und speziell) aufschreiben:

ich musste eben auf dem klo auch daran denken was die verleger und die stumpen vom springer verlag eigentlich wollen. es scheint tatsächlich so eine art rückzug in den keller zu sein, aus angst auf der strasse, an der frischen luft, nicht genügend aufmerksamkeit und geld machen zu können. im dunklen keller, der schwer zu finden ist und eintritt kostet, soll das dann mit dem geldverdienen mit journalistischen inhalten besser werden. logisch.

* * *

[nachtrag 15.06.2012, 8:35h]

christoph keese hat gestern natürlich auch etwas zum leistungsschutzrecht geschrieben:

Der Gesetzentwurf des Leistungsschutzrechts für Presseverlage ist in Blogs und Tweets heute lebhaft diskutiert worden. Es überwiegt die Kritik. Das neue Recht werde Bloggern schaden, die Meinungsvielfalt beschränken und das Netz zerstören, heißt es. Unklarheit der Gewerbedefinition führe zu Rechtsunsicherheit, Abmahnwellen und Prozesslawinen. Doch die Sorgen sind übertrieben.

interessant finde ich, dass er keinen der kritischen beiträge in blogs und tweets verlinkt und nicht etwa schreibt „die Sorgen sind unbegründet“, sondern „die Sorgen sind übertrieben“. das lässt wirklich schlimmes befürchten.

auch amüsant, dass er meint private blogger könnten mit dem leistungsschutzrecht geld verdienen, indem sie ihre texte lizensieren. klar, 10 semester jura-studium und jeder blogger ist dank des leistungsschutzrechts in der lage lizenzen zu verhandeln und ab- und anzumahnen. käufmännisches wissen schadet dem privatblogger beim verwalten der einnahmen natürlich auch nicht.

asymmetrie gegen pfeifen

felix schwenzel, in wirres.net    

das neue macbook pro mit besonders hochauflösendem bildschirm hat lüfter mit asymmetrisch angeordneten flügelrädern um den geräuschpegel der lüfter zu senken. oder wie apple das in seinem schlecht übersetzten marketingsprech ausdrückt:

Asymmetrisch platzierte Flügelräder und rück- und seitwärtige Öffnungen für den Luftstrom bewegen besonders viel Luft und reduzieren dabei auch die akustische Beeinträchtigung.

akustische beeinträchtigung. mein lieber scholli. nicht weniger aufgeblasen, aber kürzer auf englisch:

The asymmetrically spaced impeller blades with back and side airflow vents work together to move the maximum amount of air while reducing tonal impact.

davon gehört habe ich zu allererst im macbook-promo-video, in dem jonathan ive das design des neuen laptops als „genuinely new“ bezeichnete.

laufgeräuschfrequenz bei symetrischen ventilator-schaufeln
laufgeräuschfrequenz bei symetrischen ventilator-schaufeln
laufgeräuschfrequenz bei asymetrischen ventilator-schaufeln
laufgeräuschfrequenz bei asymetrischen ventilator-schaufeln

wobei die technik um die geräusche des lüfters leiser erscheinen zu lassen alles andere als neu ist. zuschauer der sendung mit der maus wissen das. in diesem maus-clip wird erklärt (ab ca. minute 2:50), warum die profile von autoreifen asymmetrisch angeordnet sind: symetrische, also gleich grosse profile, würden ein unangenehmes pfeifen auslösen, asymmetrisch angeordnete profile verteilen sich über ein breiteres frequenzspektrum.

sendung mit der maus über reifenprofile

* * *

khoi vinh findet die apple prudukt-promo-videos übrigens etwas aus der zeit gefallen:

Apple’s product videos remain trapped in time, following the same format that their videos from the last decade followed: talking head shots of Apple executives as they wax effusively about whatever new product they’re introducing.

find ich auch. aber wahrscheinlich könnte man aus den promo-videos einen wunderbaren und irre witzigen mashup schneiden.

pressemitteilungen

felix schwenzel, in wirres.net    

das halbe blogdings lacht über blogger oder selbsternannte qualitätsjournalisten die pressemitteilungen einspeicheln, etwas zerkauen und dann veröffentlichen — oft ohne vorher die adjektive zu streichen. aber wenn apple entwickler- und pressemitteilungen auf einer bühne verlautbaren lässt, spitzen alle die bleistifte und schreiben mit und ab. hundertfach liest man dann, dass apple jetzt einen neuen laptop mit einem besonders hochauflösenden bildschirm hat. „hochauflösender bildschirm“ schreibt aber keiner, sondern man zitiert den marketing-bullshit der marketingfuzzis und nennt das ding, wie alle anderen, „retina-display“.

ein erstaunliches schauspiel, bei dem blogger und journalisten sich zu unreflektierten marketingmultiplikatoren machen lassen und die info-häppchen die ihnen von den apple-marketing-fuzzis hingeworfen werden mit einem merkwürdigen stolz wie trophäen oder exklusive neuigkeiten hochhalten. journalisten haben ja noch nie hemmungen gehabt, das was andere bereits tausendfach aufschroben erneut aufzuschreiben. dass sich dieses papierjournalistenverhalten in diesem ausmass ins hyperlink-zeitalter retten würde, ist dann schon ein bisschen überraschend.

was ich mich übrigens frage: kann siri mir demnächst auch endlich in deutschland sagen, wo das nächste kaffee oder bestattungsinstitut ist? das schreibt natürlich keiner von diesen apple-köppen.

fachverlag für bigotterie

felix schwenzel, in wirres.net    

christoph keese: „Piraterie ist nicht nur illegal, sie ist vor allem unfair.“

keese würde das natürlich mit redaktioneller freiheit erklären. aber fairness ist bei springer ja auch keine journalistische kategorie. im gegenteil.

/von @hzulla /via rivva.de und kraftfuttermischwerk.de

[nachtrag 13.06.2012]
christoph keese hat die reaktionen auf die montage die er auf verschiedenen kanälen geäussert hat, nochmal bei sich im blog zusammengefasst.