late night with jimmy fallon (vom 9. juni 2016)

felix schwenzel, , in gesehen    

auf facebook habe ich dieses video von barack obamas musikalischem promo-auftritt zigmal geteilt gesehen, meist enthielten die kommentare zum geteilten video die worte „cool“, „unfassbar super“, „hammer“, „coole socke“, „wow“, „lässig“ oder ähnliche lobpreisungen. und natürlich zu recht; obamas auftritt ist witzig, nicht die spur selbstverliebt und lässig. vor allem nicht peinlich.

aber natürlich ist es (politische) werbung, für TTIP TPP etwas arg platt, etwas geschickter für hillary clinton und gegen donald trump.

youtube-video
youtube

dieses slow-jam-the-news-dings hat jimmy fallon natürlich nicht zum ersten mal gemacht. vor ein paar monaten hat er das mit jeb bush gemacht, als der sich noch um das amt des präsidenten bemüht hat. ausserdem mit brian williams oder mit mitt romney.

* * *

ich habe mir dann noch den rest der sendung angesehen, das slow-jam-the-news-dings war am anfang der sendung, danach unterhielten sich obama und fallon noch auf dem sofa und später trat madonna auf.

ich fand das gespräch der beiden auf der couch dann (natürlich) sehr viel aufschlussreicher, als das slow-jam-the-news-dings. obama zeigte auf der couch dann nämlich seine eigentliche superkraft. die ist eben nicht (nur) lässigkeit oder coolness, sondern dass er es tatsächlich versteht, spontane witzigkeit und lässigkeit, mit dem ernst seines amtes zu verbinden. als fallon obama fragte, ob er glaube, dass die republikaner glücklich mit ihrem künftigen präsidentschaftskandidaten trump seien, antwortete er zuerst „well, we are“ und erntete eine runde lacher — um gleich danach hinterherzuschieben: „that was too easy“ und die sache etwas ernsthafter zu differenzieren.

fallon hat seinen job als witziger stichwortgeber ziemlich gut gemacht. weil er weiss, dass er obama nicht journalistisch oder thematisch konfrontieren kann, konfrontierte er ihn mit witzvorlagen. aber fallon war auch gut vorbereitet und kramte ein zitat von obama raus, das der bei einer abschlussrede auf der howard university gesagt hatte:

Democracy requires compromise, even when you are 100 percent right.

das zitat gefällt mir sehr und es fasst auch ganz gut die politische linie zusammen, die obama in letzter zeit verstärkt nach aussen kommuniziert: in einer demokratie müssen wir miteinander reden und uns verständigen, politische überzeugungen, seien sie (vermeintlich) noch so richtig, lassen sich nicht übers knie brechen, erfordern langwieriges aushandeln und abwägen und kompromisse:

And finally, change requires more than just speaking out -- it requires listening, as well. In particular, it requires listening to those with whom you disagree, and being prepared to compromise.

* * *

was ich unterm strich ein bisschen witzig fand: obama kritisierte donald trump indirekt (und natürlich zu recht) als unseriösen reality-tv honk, dem die ernsthaftigkeit und fähigkeiten präsident zu sein fehlten — in einer zotenreissenden, grösstenteils gescripteten unterhaltungsshow. obama:

the main role i’m going to be playing in [the process of the presidential election], is to remind the american people, that this is a serious job. this is not reality-tv, i have seen the decisions that have to be made and the work that has to be done.

jimmy fallon und barack obama

am ende von obamas auftritt, schrieben er und jimmy fallon gemeinsam thank-you-notes. das ist einer meiner lieblingsteile der sendung und auch diesmal ganz witzig. am ende trug fallon für meinen geschmack aber einen ticken zu dick auf, als er obama, ganz unironisch, in den himmel lobte:

thank you, president obama, for serving our nation with dignity, class, patience, eloquence, optimism and integrity. thus marking the first time, anyone has sincerly said, thanks obama.

aber OK. jimmy fallon darf das.

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nach obama trat madonna auf und sang, von den roots begleitet, borderline. ich fands schrecklich und mir fiel auf, dass madonna auf mich wirkt, wie eine weibliche version von karl lagerfeld. witzig fand ich, dass madonna sich am ende ihres auftritts auf den boden fallen liess.

gewölbe aus unbewehrtem kalkstein

felix schwenzel, , in artikel    

gewölbe aus unbewehrtem kalkstein © ETH-zürich / iwan baan

die „block research group“ der ETH-zürich hat in venedig, auf der architekturbiennale, ein gewölbe gebaut, das aus sandsteinblöcken besteht, die einfach aneinander gefügt sind — ohne kleber, mörtel oder irgendwelche befestigungsmechanismen oder bewehrung. ich habe das projekt zuerst in der wired gesehen, aber es gibt bei der ETH auch eine deutschsprachige pressemitteilung und einen englischen factsheet zum projekt.

ich habe oft probleme mit moderner, computergestützter architektur, weil sie sich oft vom baumaterial entfernt und materie in (eigentlich) unmögliche formen zwängt. computergestützt können sich architekten jede beliebige form aus dem hintern ziehen und dann computergestützt umsetzen. das sieht dann oft beeindruckend aus, wenn die schwerkraft und die physik (scheinbar) ausser kraft gesetzt sind. ich mag frank gehrys bauten, die er sich scheinbar oft mit computerhilfe aus dem hintern zieht meist nicht. das guggenheim-museum in bilbao von gehry, mag ich zum beispiel nur so halb. um die vermeintlich leichten aussenformen des museums hinzubekommen, musste gehry komplizierte stahlkonstruktionen bauen, die das ganze zusammenhalten. wenn ich solche blder sehe, habe ich das gefühl, dass gehry hier gebogen und gedrückt hat, bis es passt. leicht, natürlich oder materialgerecht ist da nichts — es soll nur so wirken. im grund ist das eine mogelpakung.

das ETH-gewölbe aus unbewehrtem kalkstein hingegen fühlt sich materialgerecht an. zwar wurden die kalksteine gewaltsam aus der erde geschnitten und anschliessend mit brutalen maschinen zersägt, aber die konstruktion fügt sich der physik, ohne sich ihr zu ergeben. die konstruktion wehrt sich nicht gegen die schwerkraft, wie viele von gehrys bauten, sie spielt mit der schwerkraft, so wie wir es bei jedem schritt tun, den wir gehen. gehen, habe ich mal gelesen und danach auch beobachtet, ist eigentlich kontrolliertes, rhytmisches fallen. wir ergeben uns kurz der schwerkraft, fangen uns dann und kommen so voran. ein spiel mit der schwerkraft, wie das ballspielen.

wie kompliziert die konstruktion ist, sieht man ansatzweise in diesem promotionsvideo der ETH-projektgruppe.

vimeo-video
vimeo

auch wenn die konstruktion an sich kompliziert ist, das ergebnis wirkt leicht, auch wenn es 16 tonnen wiegt. ich bin jedenfalls sehr beindruckt von dem ding und der ausführung. 

moskau 3/5 — grosser moskauer staatszirkus

felix schwenzel, , in gesehen    

am zweiten oder dritten tag unseres moskau aufenthaltes haben uns freunde meines schwagers in den moskauer staatszirkus eingeladen. da die moskauer freunde meines schwagers mit kindern unterwegs waren, war das folgerichtig. ich mag zirkus aber auch sehr gerne. mein erster berufswunsch war — natürlich — clown, auch wenn die clowns mich bei meinem meiner ersten zirkusbesuche zum weinen gebracht haben.

nach einem picknick im freien sind wir hin zum riesigen betonzelt. die wikipedia sagt, dass betonzelt sei anfang der siebziger jahre erbaut worden. das kommt definitiv hin, die eingangsbereiche und die fassade sehen eindeutig nach siebziger-jahre aus.

eingangssitiation zum russischen staatszirkus
pausenbereich, erster stock, im russischen staatszirkus

insgesamt scheint das gebäude in gutem schuss zu sein und vor allem der eigentliche theater-/vorstellungsraum scheint vor zehn oder zwanzig jahren kräftig modernisiert worden zu sein. oben, über den rängen ist eine durchgehende LED-wand angebracht, die zwar niedrig-auflösend ist, aber während der vorstellung für video-einspielungen oder stimmungslicht benutzt wird. die sitze auf den rängen sind relativ eng, zumindets da wo wir sassen, aber insgesamt ist die sitzsituation ziemlich geschickt gemacht. die zuschauer sitzen im prinzip im kreis, lediglich unterbrochen von publikums- und artisteneingängen

die sitzsituation im russischen staatszirkus
sitzaufteilung greatcircus.ru

im klassischen zirkuszelt ist die sitzsituation ja eher U-förmig, der manegeneingang, und das orchester darüber, nehmen da ziemlich viel platz weg und machen die plätze neben dem manegeneingang eher billig. im moskauer staatszirkus wirkte das geschickter aufgeteilt, zumal die eingangsfluchten mehrere etagen hatten, oben fürs publikum, unten für künstler und techniker und tiere.

russischer staatszirkus von innen
russischer staatszirkus von innen. gegenüber, was aussieht wie ein bungalow, sitzt (und steht) das orchester

die magie vom theater, ebenso wie vom zirkus, wird ja meist durch geschickt gesetztes licht erzeugt. das funktionierte hier zunächst ganz hervorragend. zu beginn der vorstellung (zumindets in meiner erinnerung) wurde es stockdunkel, bis ein spot eine kleine, minimalistische szene in der manege beleuchtete: ein kinderbett. ein starkes, minimalistisch inszeniertes bild, das aber nach kurzer zeit von einer alt-männer-phantasie zerstört wurde, denn herein kam ein kind und eine frau, wie sich der regisseur oder produzent der aktuellen schau, wohl mütter nach ein paar wodka vorstellen: schlank, jung, adrett, perfekt frisiert und in ein leichtes kleidchen gehüllt. als die mutter das kind ins bett gebracht hat ging erneut das licht aus — und dann wieder an. der kuschelbär war zwischenzeitlich zum leben erwacht, von der decke seilte sich ein weissgekleideter hiphop-engel ab, dann fiel eine weisse feder von der decke und es zeigte sich, dass der russische staatszirkus keine berührungsängste mit kitsch und pathos hat. es wurde hemmungslos in jede klischeeschublade gegriffen, die gerade offenstand. immerhin technisch perfekt.

zirkus ist ja immer (ein bisschen) pathetisch, und das ist auch völlig OK und gehört dazu, aber wie immer, macht hier die dosis das vergnügen. für mich war die pathos- und kitschdosis eine spur zu hoch.

wie das ungefähr aussieht, zeigt dieser trailer zu der schow die wir gesehen haben (messenger, altersfreigabe 0 jahre).

youtube-video
youtube

was man im trailer auch sieht: in der show treten auch wilde tiere auf (aber auch ein paar domestizierte). wildkatzen, krokodile, schlangen und seeelefanten. mein erster gedanke war dann nicht mal unbedingt: „das ist aber nicht besonders tiergerecht“ sondern: „hm, das ist ganz schön langweilig und sinnbefreit“. bei den schlangen und den krokodilen war das besonders auffällig: erst wurden die krokodile in die manege geschaufelt, ein paar tänzer tänzelten um sie rum und riefen wahrscheinlich auf russisch: „guckt mal, wir haben krokodile!“ — und dann wurden sie wieder aus der manege geschauffelt. gleiches spiel mit ein paar schlangen: schlanke frauen trugen sie in die manege, tänzelten ein bisschen — und dann wieder raus. der leopard an der leine: rein, in einem körbchen durch die mange geschwenkt, wieder raus. bei den löwen war das ein bisschen aufwändiger, kam aber aufs gleiche raus: rein, hoppedihopp, wieder raus.

seeelefanten im russischen staatszirkus

die einzige tiernummer die unterhaltsam war, war die mit den seeelefanten. dort sah ich zwar das, was ich schon unzählige male vorher gesehen hatte, aber es war unterhaltsam, lustig und gut inszeniert. allerdings blieb mir schön während der seelenaten-nummer das lachen im halse stecken, weil ich mir krassen anthropomorphismus diagnostizierte und mich plötzlich unsympathisch und naiv fand. muss ich wirklich lachen, wenn abgerichtete, eingesperrte tiere sachen machen, und durch geschickte narative menschliche eigenschaften auf sich projizieren lassen? ja, musste ich wohl, ich war ja im zirkus.

seiltänzer im russischen staatszirkus

wirklich gut waren sämtliche artisten, auch wenn sie im rahmen der inszenierung in teilweise enorm peinliche kostüme gezwängt wurden. auch hier war die technische umsetzung einwandfrei; die seile der seiltänzer wurden unbemerkt gespannt und umgespannt, die artisten zogen ihre nummern fehlerfrei durch und brachten ihre teils beachtlichen kraft- und geschicklichkeitsübungen mit scheinbarer leichtigkeit rüber. aber bei all der professionalität und perfektion, spürte ich — oder bildete mir ein — dass die arbeit in der manage den darstellern nicht besonders viel freude bereitet. unter all dem kitsch, dem perfekt gesetzten licht, trotz des grandiosen live-orchesters, lag ein dicker schleier traurigkeit und zwang.

kann natürlich auch sein, dass ich traurigkeit nicht mehr von effekt-nebel unterscheiden kann, aber irgendwie war ich froh, als das alles vorbei war, auch wenn am ende nochmal kräftig auf die kitschtube gedrückt wurde.

schlussszene im russischen staatszirkus

es gibt neben der messenger-show, die wir sahen, wohl noch andere aufführungen im russischen staatszirkus, aber die promotionbilder suggerieren alle eine sehr grosse affinität zum kitsch.

promobild messenger
promobild messenger
promobild emotions
promobild emotions
promobild idol
promobild idol

immerhin erfreulich, dass die werbung gegen zirkusse, wie den russischen staatszirkus, in deutschland auch kaum einen deut besser ist.

werbung gegen wildtiere im zirkus
werbung gegen wildtiere im zirkus

* * *

ich hoffe mein eindruck vom russischen staatszirkus klang jetzt nicht zu negativ. ich fürchte ein bisschen, dass ich aus dem zirkus-alter vielleicht einfach ein raus bin — und das muss gar nicht mal mit meinem alter zusammenhängen. ich glaube mein geschmack hat sich einfach gewandelt. als ich jünger war, dachte ich die affektierte, theatralische art kunststücke im zirkus zu präsentieren, sei eben die art, wie man kunstücke präsentiert. mittlerweile halte ich genau dieses theatralische moment nicht mehr so gut aus. ich probiere es trotzdem immer wieder gerne aus, zuletzt vor drei oder vier jahren imn berlin, im roncalli winterzirkus, auch im betonzelt, im tempodrom. den winterzirkus fand ich unterm strich eher enttäuschend, obwohl der zirkus roncalli vor 25 jahren eine offenbarung für mich war. in den letzten jahren habe ich einfach das gefühl, im zirkus einfach nichts neues mehr zu sehen und das alte kann ich noch nicht wieder schätzen. obwohl, wenn ich recht nachdenke, bin ich auch vom neuen teilweise genervt. vor 20 jahren war der cirque du soleil ja auch noch neu und als ich die show damals in den USA sah, war ich auch eher underwhelmed und overkitsched.

aber das betonzelt ist wirklich schön und enorm funktional.

russischer staatszirkus im sonnenuntergang

 

mehr blogs lesen

felix schwenzel, , in artikel    

Read more blogs“ sagt seth godin, mehr blogs zu lesen sei der beste weg schlauer, effektiver und besser informiert zu sein. wer mag da widersprechen?

seth godin empfiehlt möglichst viele blogs mit feedly.com zu abonnieren. feedly funktioniert wirklich gut, feedly hat einen anständigen web-reader, mit dem man die abonnierten blogs per browser lesen kann, ne eigene app und lässt sich vor allem mit meiner lieblings feed-lese-app reeder auf dem handy anzeigen.

dieser link öffnet feedly mit meinem RSS-feed, mit dem angebot wirres.net zu folgen. danach muss man sich (natürlich) auch noch anmelden, falls man noch kein feedly-konto hat (oder es mit seinem facebook- oder google-konto verknüpft hat). und danach kann man sich auf feedly sehr einfach weitere blog-abos zusammenklicken.

follow wirres.net

ich hoste mir mein feedly seit vielen jahren selbst, mit fever°. das ist etwas komplizierter, kommt aber aufs gleiche raus: mit fever verwalte ich meine abos, so wie das mit feedly auch geht, mit dem reeder lese ich die abos.

* * *

RSS funktioniert übrigens wirklich gut. gestern früh habe ich einen artikel gepostet. am abend hatte der artikel ungefähr 10 bis 30 views über die webseite und ungefähr 400 über RSS-reader. für mich bedeutet das — neben der vermutung dass offenbar niemand den artikel interessant fand — dass es darum geht in die informationsströme der potenziellen leser zu gelangen. über twitter und facebook funktioniert das in der regel ganz gut, aber eben auch per RSS. feedly macht die benutzung von RSS sehr einfach — und RSS ost immer noch einer der beliebten wege, sich seine informationsströme selbst zu organisieren — abseits und unabhängig von den grossen plattformen (auch wenn feedly eine grosse plattform ist).  

webseiten mit GPRS-geschwindigkeit laden

felix schwenzel, , in artikel    

das mit der geschwindigkeit von webseiten, AMP, instant articles, dieser webseite und so, hat mich in den letzten tagen nochmal interessiert. ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was das google page speed tool eigentlich von mir will. ich glaube ich habe es jetzt ein bisschen besser verstanden und ich habe einen weg gefunden, das relativ gut nachvollziehbar zu machen. google chrome bietet mit seinen entwicklertools (chrome menue → weitere Tools → Entwicklertools) einen netzwerk-reiter an, mit dem man einerseits sehen kann was der browser lädt, aber auch wie schnell und wann. und das tool bietet einen drosselungsmodus an, das heisst man kann verschiedene netzwerkgeschwindigkeiten testen. von offline, GPRS, 2G, 3G, 4G, wifi und DSL ist alles dabei. lädt man eine seite mit aktivierter GPRS-drosselung, kann man genau sehen, was der browser beim laden einer seite macht — und in welcher reihenfolge. webseiten-laden in zeitlupe sozusagen.

wirres.net startseite, geladen am 30. mai mit GPRS
wirres.net startseite, geladen am 30. mai mit GPRS

man sieht relativ gut, dass es einen entscheidenden zeitpunkt gibt, nämlich der, an dem der browser anfängt die seite anzuzeigen (rendering). das ist meist der zeitpunkt den der browser mit DOM content loaded angibt. eine ausnahme ist möglich: falls noch fonts geladen werden, die für das rendering benötigt werden, wartet der browser ca. drei sekunden mit der anzeige der schrift, auch wenn der DOM-inhalt bereits in weniger als 3 sekunden geladen sein sollte. dauert das laden der fonts länger, wird die schrift in einer vorhandenen (system-) schriftart angezeigt und später mit dem nachgeladenen font angezeigt.

wirres.net einzelartikel beim laden unter GPRS
wirres.net einzelartikel beim laden unter GPRS, man sieht die brevia-schrift ist noch nicht da und das bild lädt auch noch

nach dem laden des DOM-inhalts und dem redering der seite, werden dann noch weitere resourcen nachgeladen: bilder, javascripte, CSS-dateien, noch mehr schriften, etc. genau das ist der entscheidende zweite punkt: je weniger CSS-dateien und scripte für das rendern der seite geladen werden müssen, umso besser (schneller) lädt die seite. und das ist bereits das erste problem: es galt und gilt als gute praxis, CSS und javascript im kopf des HTML-dokuments unterzubringen. damit geht der browser in der regel aber davon aus, dass sie so wichtig sind, dass sie erst geladen werden müssen, bevor der browser die seite rendert. deshalb sollte man alle CSS-dateien und javascripte die nicht entscheidend wichtig sind, asynchron oder so spät wie möglich laden.

das ist auch der trick von AMP: die konzentration darauf, den ersten teil der seite so schnell wie möglich zu laden, den rest später.

das was später geladen wird, sollte natürlich auch so optimiert wie möglich sein: möglichst komprimiert, möglichst einfach, mit möglichst wenig ladevorgängen. und mit den entwicklertools und der drosselung kann man dann gut beobachten, wo es möglicherweise klemmt oder was beim laden passiert.

über GPRS lädt die startseite von wirres.net komplett in etwas über vier minuten. vier minuten um eine seite zu laden ist natürlich irre und eigentlich unakzepttabel. aber immerhin zeigt sich die seite bereits nach knapp 10 sekunden, wenn auch ohne bilder und ohne die brevia schrift.

ich wollte natürlich wissen, wie meine seite so im vergleich zu meinen lieblingswebseiten steht und habe die auch mal gemessen. einmal im chrome normal geladen, dann auf GPRS gedrosselt und dann nochmal normal. das sind die ergebnisse:

site dom (s) load (s) finish (s) grösse (mb)
wirres.net GPRS 9,82 252,00 252,00 1,50
wirres.net DSL 1,33 3,09 3,51 1,50
daringfireball.net GPRS 10,18 22,34 24,90 0,13
daringfireball.net DSL 1,80 3,53 3,95 0,13
m.spiegel.de GPRS 25,88 114,00 114,00 0,65
m.spiegel.de DSL 1,10 1,41 1,32 0,65
knuspermagier.de GPRS 15,68 378,00 378,00 2,30
knuspermagier.de DSL 1,02 1,85 1,85 2,90
nerdcore.de GPRS 17,18 +600,00 +600,00 4,00
nerdcore.de DSL 2,58 10,25 10,26 6,80
uebermedien.de GPRS 42,91 +702,00 +702,00 4,20
uebermedien.de DSL 2,54 3,95 5,27 5,20
anmutunddemut.de GPRS 21,50 +600,00 +600,00 3,90
anmutunddemut.de DSL 2,10 4,28 4,39 3,70
olereissmann.de GPRS 20,63 228,00 228,00 1,40
olereissmann.de DSL 1,41 2,21 2,56 1,40

 
daringfireball ist die kleinste seite (in kilobyte) und lädt deshalb auch am schnellsten unter GPRS. erstaunlich schlecht unoptimiert ist die ladezeit des DOMS. bei daring fireball stecken die scripte und stile offenbar noch alle im kopf. das ist in diesem fall OK, weil die seite einerseits so klein ist und andererseits der server von daringfireball immer sehr, sehr schnell antwortet.

der spiegel hat seine mobiel seite kilobyte-mässig auch sehr gut optimiert, aber das DOM zu laden dauert unnötig lange.

die startseiten von nerdcore und uebermedien sind jeweils über 5 megabyte gross. damit laden sie ewig. ich habe das jeweils nach ungefähr 10 minuten abgebrochen. viel optimierungsspielraum besteht beim laden des DOM bei uebermedien. das ist noch schlechter als bei spiegel-online.

was mich wundert ist die performance von anmut und demut. die seite sieht eigentlich sehr schlank und minimalistisch aus, aber das DOM lädt nicht in guter geschwindigkeit und die bilder scheinen extrem unoptimiert zu sein. ole reissmann’s blog lädt mit schneller netzverbindung vorbildlich, lediglich mit langsamer netzwerkverbindung klemmt es ein bisschen.

das gilt eigentlich für alle webseiten: fast alle laden unter normalen bedingungen komplett in unter drei sekunden, der rest ist spätestens nach 5 sekdunen komplett da. nerdcore lädt zwar 10 sekudnen lang, fühlt sich aber nicht so an.

* * *

ich weiss dass der test alles andere als professionell und genau ist. um zuverlässige werte zu bekommen, müsste man ganze testreihen durchführen und die werte mitteln. das ist mir aber zu aufwändig. wie schrottig unterschiedlich die werte ausfallen, sieht man auch an den screenshots oben. einmal lädt das DOM von wirres.net mit GPRS unter 10 sekunden, auf dem zweiten screenshot hats 14 sekunden gedauert.

weitere verzerrungen der messergebnisse können durch das aktivierte ghostery kommen. ghostery blockiert ein paar werbescripte und tracker, das heisst ohne ghostery könnten manche der seiten oben in der tabelle schlechter abschneiden. 

philips hue

felix schwenzel, , in artikel    

vor einer weile ist das leuchtmittel der schreibtischlampe der beifahrerin kaputtgegangen. das leuchtmittel war son halogenstab, mit einigen hundert watt und der schlechtesten energieeffizienzklasse die es gibt: E. dafür wollten wir keinen ersatz mehr kaufen — also musste eine neue leuchte her. weil die beifahrerin die leuchte vor allem zum fernsehen und sofasitzen benutzt, sollte sie dimmbar sein.

dimmbare leuchten zu finden ist schwieriger als man denkt. bei ikea gibt’s derzeit gar keine dimmbaren leuchten. gestern, um ein last-minute-geschenk für die beifahrerin zu kaufen, hab ich auch bei habitat nach dimmbaren leuchten geschaut und dort gibt’s nur zwei modelle mit halogenen, proprietären, eigentümlichen leuchtmitteln, die sich per berührung in 4 helligkeitsstufen schalten lassen. jetzt gibt’s bei ikea und vielen anderen händlern fast nur noch LED-leuchtmittel — aber nichts um LED zu dimmen.

im saturn fiel mein auge dann auf das philips-hue-system. das hatte ich vor ner weile bereits auf meinen amazon-wunschzettel gesetzt. leider ist das schweineteuer, erlaubt aber die enthaltenen LED-leuchtmittel beliebig zu dimmen. neben dem preis, sind die angebotenen sockel ein wermutstropfen: die gibt’s nur mit der dicken fassung (E27) — und die passt in die wenigsten tischlampen.

zuerst dachte ich, dass ich der beifahrerin als ersatz für ihre schreibtischlampe das philips hue go kaufen würde, eine unfassbar hässliche halbkreisschale aus semi-transparentem plastik, die komplett dimmbar ist und in sehr vielen farben leuchten kann. ausserdem enthält sie einen akku, der sie auch für 3 stunden ohne kabel nutzbar macht. allerdings hatte ich den verdacht, dass weder das leuchtmittel, noch der akku austauschbar sind und liess wieder von dem teil ab.

am ende entschied ich mich für ein starter-set mit zwei regulären birnen mit e27 sockel, einem separaten, echten (dimm-) schalter und der obligatorischen hue-bridge, die das ganze system vernetzt: [-werbelink] philips hue white ambiance starter set.

philips hue white ambiance starter set

bei amazon kostet das 133 euro, bei saturn habe ich 139 euro bezahlt, aber aus unerfindlichen gründen noch einen elf-euro-rabatt-gutschein bekommen. die gesparten elf euro habe ich dann für einen sockel mit kabel und schalter bei butlers ausgegeben, damit die beifahrerin die hue-birne auf den schreibtisch stellen kann.

butlers tischleuchte schwarz

* * *

zum glück hat sich die beifahrerin darüber gefreut, dass ich ihr etwas geschenkt habe, was ich eigentlich selbst haben wollte. sie gibt ihr geld auch gerne für technik-spielereien aus, zumal das in diesem fall wirklich nützlich war: endlich wieder dimmbares licht, mit guter energieeffizienz auf dem schreibtisch.

die installation der zwei LED-leuchtmittel, der bridge und des tasters war wirklich einfach: bridge per kabel an den router, birnen einschrauben — fertig. funktionierte auf anhieb. die philips hue-app für das iphone hat irre schlechte bewertungen, funktioniert aber fürs erste sehr gut. mit der bridge bekannt macht man die app per tastendruck auf die bridge, danach kann man die leuchten mit dem mitgelieferten taster oder per app steuern, dimmen oder die leuchtfarbe anpassen. das white ambiance starterkit hat, wie es auch im namen steckt, lediglich verschiedene weisstöne im angebot, von bläulichem weiss, über rötlich-gelbes, hin zu gelblichem weiss, wie man es von den guten alten glühbirnen kennt. für farbeffekte müssten wir nachrüsten, die birnen, die „millionen“ farben können, kosten [-werbelink] um die 60 euro, die [-werbelink] bunten leuchtstreifen sind für 2 meter nochmal nen ticken teurer.

so einfach die grundeinrichtung war, kompliziert wird’s, wenn man die app für geo-fencing einrichten möchte, also dafür sorgen, dass die leuchten angehen wenn man nach sonnenuntergang nach hause kommt, oder ausgehen, wenn man das haus verlässt. dafür braucht man (logischerweise) ein hue-konto, was sich auch mit ein paar klicks einrichten lässt, wenn man die richtigen buttons, in der richtigen reihenfolge drückt. das war insgesamt so blödsinnig gemacht, dass die beifahrerin nach 10 minuten entnervt aufgab und mir das handy zuwarf um die anmeldung abzuschliessen. noch komplizierter ist die einrichtung des hue-systems für das apple home-kit. dafür muss man sich ein drittes mal authentifizieren, diesmal allerdings nicht an der bridge, sondern per code. dieser homekitcode ist in der verpackung des starter-sets versteckt und lässt sich scannen oder manuell eingeben. danach kann man die leuchten auch per siri-sprachkommando steuern. einmal eingerichtet klappt das erstaunlich gut, aber kompliziert wird’s, wenn man das auf mehreren iphones machen will. hier musste ich zum ersten mal im einrichtungsprozess googeln, um zu lesen, dass man das hue system nur einmal mit homekit verbinden kann, die berechtigungen aber teilen könne. irgendwo in der app sei ein teilen-symbol, mit dem man dann familienmitglieder einladen könne das gerade eingerichtete system mitzunutzen — sofern man deren icloud-email-adresse kennt. interessant, dass der einrichtungsprozess genau dann kompliziert und unverständlich wird, sobald apple ins spiel kommt. früher war das umgekehrt.

trotzdem, dank homekit lassen sich wohl auch andere systeme integrieren, bzw, andere apps nutzen. die beifahrerin und ich sind gespannt, was sich mit dem system so alles machen lässt. aber das wichtigste ist: wir haben endlich dimmbare, energieeffiziente LED leuchten und das in einem hoffentlich gut erweiterbaren system integriert.

* * *

wir finden das hue system soweit sehr super. abzüge in der wertung gebe ich für die irren preise und die unübersichtliche anmeldeprozedur für ein hue-konto. das reicht aber immer noch für vier punkte. 

einkaufswanderung

felix schwenzel, , in artikel    

musste heute einkaufen gehen, weil die beifahrerin morgen geburtstag hat und ich nicht bei bei amazon bestellen konnte. einerseits weil ich nicht sicher war, was ich kaufen wollte, andererseits, weil ich dem am-gleichen-tag-lieferdings von amazon nicht traue. ein bisschen zu recht, wie sich in einem paralellen realitätstrang zeigte: da hatte sich die beifahrerin nämlich selbst was bei amazon bestellt (einen sonnenschirm für den laptop!), was für fünf euro lieferkosten (die gleichzeitig per gutschein erstattet wurden) heute geliefert werden sollte. das hat amazon aber nicht geschafft und liefert das dann montag, wie sich die beifahrerin um 20 uhr von der amazon webseite sagen liess.

ich also in die stadt. das gute an berlin ist ja bekanntlich, dass man schon in der stadt ist, aber der wedding ist eher für alltagseinkäufe geeignet. also erstmal in den prenzlauer berg. dort wurde, während ich in einem geschäft war, eine ampel an einer hauptverkehrsstrasse abgeschaltet. bevor ich ins geschäft ging floss der verkehr dort, als ich wieder rauskam, war das chaos ausgebrochen. berliner an hauptverkehrsstrassenkreuzungen heizen sich emotional sehr schnell auf. um das anzugaffen, blieb ich eine weile dort stehen. plötzlich kamen polizeimotorräder, die die strasse sperrten. das sieht man in mitte öfter, meistens für limosinen von staatsgästen, die zum auswärtigen amt fahren oder von dort wieder flüchten. ich schaue mir das motorradpolizistenballet immer sehr gerne an. drei bis vier fahren vor, stellen sich dem verkehr in den weg, halten den verkehr auf, warten bis weitere polizeimotorräder kommen, lassen sich von denen ablösen und preschen weiter vor, um die nächste und die übernächste kreuzung zu sperren.

der witz war, dass die polizeimotorräder die strasse für andere motorräder sperrten. hunderte, ziemlich aggressiv aussehende motorradfahrer, auf sich ziemlich aggressiv anhörenden motorrädern fuhren an mir vorbei. wie ich eben nachschlug, taten sie das, um gegen gewalt zu demonstrieren. weiter, mit der ubahn, an den potsdamer platz.

in der ubahn sah ich einen jungen mit einem t-shirt, auf dem stand: klingeln ist silber, vibrieren ist gold. das bezog sich hoffentlich auf mobiltelefone und nicht auf irgendwelche sexualpraktiken. wenn es sich auf mobiltelefone bezog, möchte ich ergänzen, dass blinken dann platin ist. mein telefon habe ich vor einem jahr vom vibrieren aufs blinken umgestellt. unter anderem, weil ich am ganzen körper phantomvibrieren hatte und ständig glaubte mein telefon zu spüren — ausser wenn es tatsächlich vibrierte. seitdem blitzt der blitz bei benachrichtigungen dreimal, bei anrufen ständig. erstaunlicherweise funktioniert das wirklich gut, auch wenn es meine mitmenschen sehr stark irritiert.

am potsdamer platz ging ich kurz zu habitat um dort nach ██████ oder █████████ zu gucken. gleich am eingang begrüsste mich ein mitarbeiter etwas zu überschwänglich mit „guten tag!“. später fragte er mich freundlich, ob er mir zwei fragen stellen könne. er stellte mir dann zwar drei, war aber sehr freundlich und kennt jetzt meine postleitzahl.

habitat hat den ruf, ikea in teuer und etwas besserer qualität zu sein. das habitat das aber so offensichtlich macht, wunderte mich dann aber doch:

level-regale von habitat, die teure variante der lack-regale von ikea
level-regale von habitat, die teure variante der lack-regale von ikea

lack-regal, die bei ikea 10 euro kosten, heissen bei habitat level und kosten um die 100 euro. sie sind aufwändiger und dicker lackiert, bzw. beschichtet und fühlen sich schwerer an — und wahrscheinlich ist auch der befestigungsmechanismus etwas stabiler, als der von lack. ob das den preisunterschied von 90 euro rechtfertig, will ich mich gar nicht erst fragen.

(in meiner schreinerlehre hab ich solche regale öfter selbst gemacht und verdeckt mit massiven, riesigen ringschrauben montiert. die dinger hingen dann meist so fest an der wand, dass man sich draufsetzen konnte.)

auf dem weg zum ██████ sah ich wieder den motarradkorso gegen gewalt. die am weiterfahren gehinderten autofahrer machten einen aggressiven eindruck. ich fuhr, nachdem ich im ██████ nichts gefunden hatte, mit der ubahn weiter zum alexanderplatz. dort war volksfest und alles voll. in der galeriea kaufhof zeigte sich, dass darth vader auch eins von diesen plastiklichtschwertern benutzt wie das kind es früher tat.

darth vader in der galeria kaufhof am alexanderplatz
darth vader in der galeria kaufhof am alexanderplatz

auch der motorradkorso war schon da:

motorradkorso gegen gewalt
motorradkorso gegen gewalt

im tunnel unter dem alexanderplatz veranstalteten die motorradfahrer einen höllenlärm mit ihren motorrädern, alles um gegen gewalt zu demonstrieren.

im ██████ am alexanderplatz konnte ich mich dann endlich entscheiden, was ich der beifahrerin schenken würde und wie ich mich dafür rechtfertigen würde. trotzdem lief ich noch vom alexanderplatz zum hackeschen markt, um dort noch nach █████████ oder ████████████ zu sehen, die das geschenk ergänzen würden.

unterwegs sah ich (offenbar) baugruben-kunst:

baugruben-kunst

früher gab es um den hackeschen markt herum teilweise noch ganz nützliche geschäfte, mittlerweile sind die fast komplett mit mode, beauty oder bio-health-lifestyle-läden ersetzt worden. trotzdem fand ich, was ich suchte. jetzt, beschloss ich, hätte ich mir ein eis verdient. an der neuen ice-robot eisdiele (eigenwerbung: „die wahrscheinlich modernsten Eisdiele Deutschlands“) musste ich vorbeigehen, weil dort lautstark like ice in the sunshine rausplärrte. die anderen läden waren von langen (menschen) schlangen blockiert. also weiter, zu fuss, zur invalidenstrasse, zu yoli, einen etwas sauren gefrorenen jogurt essen. dort sind nie schlangen.

yoli frozen yogurt

danach sollte ich im real im wedding noch sprudelwasser kaufen, auf dem weg nach oben, fuhr ein sehr grosser, hellhäutiger und weiss gekleideter mann an mir auf der rolltreppe vorbei, mit einem riesigen paket weisser riese in der rechten hand.

(10,3 kilometer fussweg, knapp 12tausend schritte heute)

* * *

[nachtrag 29.05.2016]

was ich wo gekauft habe, steht jetzt hier.  

fernsehen im märz, april und mai

felix schwenzel, , in artikel    

person of interest, ehemals eine meiner liebsten mittelguten fernsehserien, ist nicht mehr mittelgut, eher schlecht. ich sehe mir die folgen an, um zu erfahren wie es weitergeht, und werde von den serienmachern entlang stumpfsinniger dialoge und inszenierungen in die irre geführt. die folgen ziehen sich ins unendliche und sind meisten entweder langweilig oder stumpfsinnig. die letzte folge (s05e07) warf immerhin ein paar interessante fragen zum thema freien willen und zu den überlegungen, welchen preis wir für sicherheit zu zahlen bereit sind. aber ich bin kurz davor, die abschlussstaffel nicht zuende zu gucken.

the good wife hat zu einem guten ende geführt. ich habe mich dann aber irgendwie nicht bemüssigt gefühlt noch eine abschlusskritik zu schreiben, das ist was ich mir nach dem ansehen der letzten folge notiert habe:

gutes ende. nicht versöhnlich, nicht besonders happy, offen, aber nicht unentschlossen. ein ende nach dem motto: das leben geht weiter, auch wenn man nicht genau weiss wie. so war die serie auch über 7 staffeln: sie hat einen unspektakulär begleitet, das zeitgeschehen reflektiert und analysiert, manchmal ein bisschen dramtischer, meisten eher undramatisch, so wie das leben eben.

etwas ausführlicher und angemessen euphorisch, schreibt das nuf über die serie.

deutschland 83 zuende geguckt. nach den ersten drei folgen war ich mässig begeistert und noch etwas kritisch. oder genauer, immer noch relativ uninteressiert und unengagiert. dann bekam ich die grippe und habe die restlichen folgen mehr oder weniger im fieberwahn weggeatmet. das funktionierte ganz gut und vor allem hat es das geschafft, mich dann doch ein bisschen für die serie zu begeistern. ich fand insbesondere die detailliebe der kulissen und requisiten sehr, sehr toll und auch die inszenierung und dramatisierung der geschichte sehr OK. was mich am anfang etwas genervt hat, hat mich am ende hoch erfreut: das abdudeln sämtlicher achtziger-jahre-hits, an die ich mich erinnere. man könnte deutschland 83 in einem satz zusammenfassen: actionreiche und dramatisierte achtzigerjahre nostalgie, mit interessanten spannungselementen.

die zweite staffel wayward pines ist gerade angelaufen. ich fand die erste staffel so mittel, habe sie aber interessiert weggeguckt. eigentlich hatte die erste staffel ein ganz gutes ende und schloss die geschchite eigentlich befriedigend ab, die zweite staffel scheint so eine art reboot zu sein. bin mässig interessiert, werde aber wohl mal reinschaun.

graham nortons sendung schaue ich immer wieder gerne an und sie erfüllt gleich mehrere zwecke: sie langweilt mich fast nie, schafft gute laune und hält einen auf dem laufenden in sachen film- und fernsehserienstarts. ausserdem erzählen die gäste mit vorliebe fäkalwitze.

game of thrones bereitet mir weiterhin grosses vergnügen. ich mag die erzählwendungen und die erzählart, auch wenn das alles eigentlich völlig blödsinnig ist, was die serie einem auftischt. aber die blödsinnigkeit ist so geschickt verpackt und erzählt, dass alles in sich völlig logisch erscheint, wenn man die serie schaut.

der pilot von preacher baut die kommende serienadaption in eine ähnlich blödsinnige richtung auf. einerseits ein klassisches western-thema, wie im grandiosen justified, mit einer priese banshee, andererseits ein bisschen übernatürliches mystery- und verschwörungsgedöns um der serie pfeffer in den arsch zu blasen. mal schauen ob das klappt, der pilot hat mir zumindest ganz gut gefallen, auch wenn es teilweise zu dick aufgetragen war.

ganz grandios finde ich die aktuelle staffel silicon valley. im gegenteil zu den vorherigen staffeln, geht noch mehr den bach hinunter und die protagonisten stellen sich noch dümmer an, als in den vergangenen jahren. aber zuverlässig unterhaltsam und ein exzellentes ensemble.

peaky blinders gefällt mir, egal ob ich der handlung folgen kann oder nicht. gerade gelesen, dass die serie um staffel 4 und 5 verlängert worden ist, was ein bisschen die spannung rausnimmt, aber eigentlich hocherfreulich ist.

modern family ist nach wie vor in jeder folge ein grosses vergnügen, ebenso die sendung mit der maus, die am sonntag erklärte, wie man aus erde eisen gewinnt, bzw. in der eisenzeit gewonnen hat. bedauerlich finde ich, dass limitless nicht fortgesetzt wird.

serien die mir zu blöd geworden sind und die ich nicht mehr gucke: big bang theory (phantasieloses, klischeebehaftetes rumgedruckse), bones (war das immer schon so schlecht und ist mir das erst in diesem jahr aufgefallen?), blindspot, marvels agents of shield, lucifer (nach drei folgen beendet).

serien die ich demnächst weitersehen möchte: the americans (nach der zweiten staffel pausiert, fand die serie aber ziemlich gut und spannend), vikings (auch nach der zweiten staffel pausiert, auch weil mir die geschichte etwas zu viele wilde wendungen genommen hat).

was ich mir demnächst noch ansehen möchte: empire.

und ihr so?

Learn, teach, repeat

felix schwenzel, , in artikel    

Für mich sind Bildung, Wissen und Lernen wie Bergbau. Man kann tief oder oberflächlich graben, man kann immer weiter graben, es gibt härtere Schichten und Schichten durch die man leicht kommt — aber es gibt kaum Grenzen. Von der Oberfläche erschliesst sich der Sinn des Bergbaus nicht ohne Weiteres. Sich zu überwinden, überhaupt mit dem Bergbau zu beginnen, ist bereits eine der grossen Hürden. Man muss jahrelang den Umgang mit Bergbaumaschinen lernen und scheinbar unsinnige Sachen einüben, um die oberen Schichten des Bergbaus betreten zu können.

So sehr dieser Vergleich auch hinkt, er beschreibt relativ gut mein Verhältnis zur Bildung. Ich begriff die Schule in meiner Jugend nicht als Grundausbildung, die mir Kompetenz und Handwerkszeug für die Navigation der Welt beibringen sollte, sondern als unsinnige Pflicht. Bis ich verstand, dass Lernen, Lesen und Schreiben nicht nur mühsam sind, sondern mir nie gesehene Welten und Galaxien erschliessen können, musste ich dreimal sitzenbleiben und von unzähligen Leuten an die Hand genommen werden und zur Schule und zum Lernen gezerrt werden.

Das Problem mit Bildung ist gar nicht mal so sehr die Bildung an sich, sondern überhaupt Interesse an ihr zu entwickeln. Was mir half Bildungshunger zu entwickeln, waren Vorbilder, Menschen die mir zeigten, was man mit Bildung anfangen konnte. Leute wie Hoimar von Ditfurth, den ich zuerst im Fernsehen und dann in seinen Büchern kennen lernte, und der in mir eine flammende Neugier auf die Welt weckte. So absurd es klingen mag, aber das verpönte Fernsehen weckte in mir intellektuelle und wissenschaftliche Neugier und später Neugier auf Bücher, immer mehr Bücher.

So wie das Fernsehen, dient auch das Internet zum großen Teil der Zerstreuung und hat unter vielen Intellektuellen, wie das Fernsehen, den Ruf Menschen zu verblöden. Aber es hat auch das Potenzial Neugier zu wecken. Die Möglichkeiten auch völlig unwahrscheinliche Interessen und Leidenschaften zu entwickeln, Wissen zu erwerben oder zu vertiefen, sind dank des Netzes um ein vielfaches gewachsen — und vor allem: um ein Vielfaches einfacher zugänglich als je zuvor.

Allein dafür, dass mir das Netz erlaubt, etwas über die Herstellung glänzender Lehmkugeln oder weichem Rührei zu erfahren, dass ich sehen kann wie man effektiv Zwiebeln schneidet oder wie man einen funktionierenden Sechzylindermotor herstellt, bin ich dem Netz unendlich dankbar. Noch dankbarer sollte man Menschen sein, die sich die Mühe machen komplizierte Dinge einfach zu erklären, detailliert aus ihrem Berufsleben berichten, egal ob auf Facebook, in Blogs oder auf Youtube. Gerade im Softwarebereich erlebe ich immer wieder unglaublich hilfreiche Menschen, die nicht nur quelloffene Software schreiben, sondern auch bis zur Belastungsgrenze willens sind, ihr Wissen zu teilen und zu erklären und zu dokumentieren.

Dank des Internets sind die oberen Schichten des Bergbaus schon ganz gut beleuchtet, der Weg in die Tiefe ist zwar immer noch mühsam — aber ich glaube, es war nie einfacher zu lernen und sich von der Lust am Lernen, am Wissen anstecken zu lassen. Ich bedaure es nur wenig, dass diese großartige Reizüberflutung nicht schon zu meiner Jugendzeit auf mich einprasselte, denn sie prasselt jetzt ja auf mich ein. Nie in meinem Leben habe ich so viel gelernt, wie in den letzten 20 jahren im Netz; mir haben die modernen, vernetzen Medien nicht nur 15 Minuten Ruhm gebracht, sondern auch 20 Jahre leidenschaftliches, stetiges (dazu-)lernen.

Um diese Reiz- und Wissensvielfalt am Leben zu erhalten, sollten wir uns nicht nur auf kommerzielle Anbieter verlassen, sondern, pflichtbewusst und stetig, unser Wissen teilen, dokumentieren, aufschreiben, verfilmen, vortragen. Und, mindestens genauso wichtig: die vorhanden Perlen sortieren, aufbereiten, zugänglich machen und andere mit Wissensdurst anstecken.

Deshalb: Frage nicht, was das Netz für dich tun kann, frage was du für das Netz tun kannst.

(die kolumne ist zuerst auf t3n.de erschienen.)

nachrichten sind flüsse, keine seen

felix schwenzel, , in artikel    

vor drei jahren habe ich mir das gewünscht, was facebook instant article jetzt liefert:

mir ist tatsächlich egal ob mein artikel im google reader, auf flipboard oder sonstwo gelesen wird. ich hätte auch nichts dagegen, wenn meine artikel im volltext auf facebook oder twitter oder eben da eingebettet würden, wo sie sich optimal lesen lassen und zum leser kommen, statt vom leser zu verlangen, dass er zu einem kommt. solange alle basisinformationen wie mein name, ein link zum original, das veröffentlichungsdatum bestehen bleiben und der volltext und die anhänge korrekt dargestellt werden. gut wäre auch, wenn sich änderungen am original auch am eingebetteten text auswirken würden. mit RSS funktioniert das ja seit jahren prima. aber vielleicht kann das auch noch besser funktionieren?

(von dort habe ich mir auch die überschrift geliehen.)

ich bin übrigens nach wie vor begeistert von den instant articles. sie werden gut angenommen, insbesondere (natürlich) wenn sie viel auf facebook weitergeteilt werden. mein letzter öfter (dreimal auf facebook, achtmal auf twitter) geteilter artikel hat dementsprechend auch eine ganz gute verbreitung gefunden. so sieht das aus:

besucherzahlen des artikels „gedenkblog“
950 reguläre pageviews, 371 instant article pageviews, 940 RSS pageviews

in der regel werden meine artikel am meisten über RSS gelesen, auf wirres.net kommen die meisten besucher über twitter.com — wenn ich artikel dort anteasere. böte twitter ein natives werkzeug an, mit dem die artikel auf twitter.com gelesen werden könnten, hatte ich auch nichts dagegegen, jedenfalls, wenn es so reibungslos funktionieren würde, wie die facebook instant articles. interessant finde ich übrigens, dass durch die implementierung der instant articles und die anforderungen von facebook, auch kleine verbesserungen und anpassungen zurück in die website geflossen sind.

auch wenn ich das mantraartig wiederhole: es geht meiner meinung nach bei der zukunft des publizierens nicht darum webseiten abzuschaffen und nur noch auf facebook zu publizieren, sondern darum, in die informationsströme der nutzer zu gelangen. die sind immer noch vielfältiger als viele denken, auch wenn facebook sich dank überlegener technologie mehr und mehr vom kuchen einverleibt. es geht darum dort zu publizieren, wo die leser sind und so technisch zu publizieren, dass es mit den lesegewohnheiten der leser übereinstimmt. bei volltext-RSS haben sich verleger lange gegen diese idee gewehrt, dank AMP und facebook instant articles hat sich diese abwehrhaltung in den letzten monaten (j sei dank) abgeschwächt. auch das widerhole ich ständig seit fast einem jahrzehnt: suchmaschinen- und socialmedia-optimierung sollte sich immer an den bedürfnissen der leser orientieren. technische schlupflöcher auszunutzen lohnt sich gelegentlich kurzfristig, langsfristig lohnt sich nur ein: texte und artikel gut zugänglich (auch schnell) auszuliefern, mehrwert für leser schaffen (qualität, was auch immer das konkret für einzelne zielgruppen heisst) und den lesegewohnheiten der leser entgegenkommen (gut lesbare und bedienbare mobile ansicht, leser nicht übermässig verwirren oder mit neuen/kreativen bedienkonzepten überfordern).