Der ZDF-Korrespondent beschreibt nicht, was — für jeden sichtbar — vor Ort passiert, weil es seiner Interpretation der Realität widerspricht. Er hat die Komplexität dessen, was in Griechenland passiert, soweit reduziert (mutmaßlich damit sie auch die Bauern irgendwo in Rheinland-Pfalz besser verstehen), dass sie mit den Bildern hinter ihm nicht mehr in Einklang zu bringen ist.
Und das ZDF meint, das mit einer läppischen, kryptischen „Korrektur“-Bemerkung angemessen berichtigt zu haben, und sein Intendant behauptet auch noch, das sei ein wichtiges, vorbildliches Mittel, um das Vertrauen in das ZDF wiederherzustellen?
Nein, das ZDF hat diese Korrektur-Ecke nicht, um sich zu berichtigen und kritisch mit der eigenen Berichterstattung auseinanderzusetzen. Sondern um auf Podien und in Gastbeiträgen in Zeitungen behaupten zu können, dass man das jetzt täte.
ich glaube eines der vielen ungelösten probleme des journalismus ist das finden der richtigen dosis demut. natürlich wissen alle medienmacher (bzw. jede die etwas herstellt oder eine dienstleistung anbietet) dass fehler, übersehungen oder auslassungen nahezu unvermeidbar sind — aber die wenigsten möchten andere an diesem wissen und daraus folgenden zweifeln teilhaben lassen.
es gilt immer noch als allgemein verkaufs- und vertrauensfödernd öffentlich ein hundertprozentiges selbstvertrauen und zweifelsfreies gut-finden der eigenen leistung zu demonstrieren. je arroganter und selbstbewusster man auftritt, je überzeugender die darstellerische leistung ist, desto vertrauenswürdiger glaubt man zu sein. aber leider ist meistens das gegenteil der fall.
ich finde ja, dass gerade die dokumentation von nichtwissen oder wissenslücken, von unsicherheiten oder schwächen der glaubwürdigkeit hilft — vorausgesetzt es besteht ein mindestmass an substanz. weniger aalglattes popanzgehabe, weniger professorale phrasendrescherei, weniger darstellung von selbstbewusstsein und sich selbst geilfinden. dann könnte das mit dem vertrauen in die medien auch wieder klappen.
nachtrag/ergänzung zum bob-ross-link von gestern. hier schreibt austin kleon über die rivalität, bzw. den streit zwischen bob ross und seinem mentor bill alexander. (via)
und — weils geht — hier noch ein video von bill alexander wie er malt und in bestem denglisch sachen erzählt.
langes lesestück über den autor roberto saviano, der seit 9 jahren versteckt und von der polizei bewacht lebt, weil er [-werbelink] einen bestseller über die neapolitanische mafia geschrieben hat.
patrick beuth über die unfreiwillige offenlegung der geschäftsunterlagen des italienischen spionage- und einbruchs-software-herstellers hacking team. beim spiegel gibt’s auch nen artikel dazu, aber insgesamt finde ich die berichterstattung der deutschen medien dazu etwas mau.
Hacking Team asked its customers to shut down operations, but according to one of the leaked files, as part of Hacking Team’s “crisis procedure,” it could have killed their operations remotely. The company, in fact, has “a backdoor” into every customer’s software, giving it ability to suspend it or shut it down—something that even customers aren’t told about.
To make matters worse, every copy of Hacking Team’s Galileo software is watermarked, according to the source, which means Hacking Team, and now everyone with access to this data dump, can find out who operates it and who they’re targeting with it.
diejenigen die das internet nach hintertüren, lücken und schwachstellen absuchen um sie für einbrüche und spionage auszunutzen, sind diesen hintertüren, lücken und schwachstellen eben auch ausgesetzt. wenn das alles nicht so traurig wäre, wäre das sehr witzig.
.@dasnuf hat mich gebeten in meinem profil zu vermerken, dass man über mich gerne kontakt zu ihr aufnehmen kann. tz. pfft. klar.
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(sorry für den link hierher im tweet, das war keine absicht, sondern automatik).
@dasnuf hat übrigens sein twitter-konto vor ein paar tagen gelöscht. aus total bekloppten gründen. aber ich glaube sie reaktiviert das demnächst auch wieder. ansonsten ist das tatsächlich so. tweets an mich die an sie gerichtet sind lese ich ihr jeden einzelnen (gerne) vor …
Viele begeistern sich in Deutschland über den Mut der Griechen und den von Syriza. Es ist eine billige Begeisterung, weil sie keine Konsequenzen haben wird. Noch der glühendste Revolutionär in Deutschland weiß, dass die Banken morgen geöffnet haben werden, das Gehalt oder die Staatsknete pünktlich auf dem Konto sein wird, ein Arzt ihn behandeln wird und die Regale in den Geschäften gut gefüllt sein werden. Die Griechen haben diese Gewissheit nicht.
so gesehen ist das natürlich billige kritik, wenn stefan laurin, eingebettet in wohlstand (den andere als erarbeitet haben) und stabilität „eine radikale Entschlackung des [griechischen] Staates“ fordert oder das ergebnis der volksbefragung als „eine große, romantische Geste […], aber vor allem [eine] Dummheit“ bezeichnet.
nach zwei tagen auf dem digital bauhaus summit (eindrücke vom ersten und zweiten tag) bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob romantik und idealismus unbedingt etwas schlechtes sein müssen — zumindest wenn eine mehrheit der bevölkerung offensichtlich etwas geändert sehen möchte.