ich bezweifle, dass du von deinem gehalt lebst. ich glaube du hast jemanden davon überzeugt, dass das was du machst & kannst es wert ist dir geld im austausch für deine zeit zu geben. (und vermutlich hängt das was du machst auch mit deiner fähigkeit zusammen, aufmerksamkeit zu erregen oder zu lenken.) wenn du von deinem gehalt leben würdest, hättest du in deinem lebenslauf sicher gehaltsempfänger, statt copywriter stehen.
am anfang steht immer die aufmerksamkeit und der austausch. was man daraus macht um davon leben zu können (und lattes zu kaufen), ist dann allerdings nicht ganz unwichtig, um nicht zu sagen entscheidend.

eigentlich wäre das ein thema für nen eigenen artikel. nur so viel auf die schnelle:

wenn du bargeld am automaten ziehst, fallen durchaus daten an (summe, ort, zeit), die (mit weiteren daten) zu aussagefähigen profilen verknüpft werden können. auch im geschäft können daten zu deinen einkäufen erfasst oder getrackt werden (kameras, rfid-tags, usw.).

vor allem aber: ich glaube nicht dass bargeld die lösung für datenschutz im zahlungswesen ist. das sollte woanders ansetzen. ein ansatz ist bitcoin, ich bin sicher es gibt viele weitere (technologische oder juristische) lösungsansätze.

und: zumindest im vergleich zu den bisherigen kreditkartenzahlungen (vor allem in den USA, wegen der dort verwendeten antiken technologien), entkoppelt zum beispiel apple pay bestimmte datenerfassungen und bringt in sachen datenschutz durchaus die eine oder andere verbesserung beim zahlungsvorgang.

das ist sogar alles noch viel mehr aufwand als man denkt, denn die paralelle veröffentlichung von wirres.net in die silos lässt grösstenteils sich nur halbautomatisch machen. mit bildern und kurzen statusmitteilungen geht’s ganz gut vollautomatisch, aber alles andere ist zum grossen teil noch immer handarbeit.

gerade der neue notes-editor bietet sich natürlich dafür an, blogposts parallel im blog und auf facebook zu posten. aber da der editor weder formatierungen noch links per copy-paste übernimmt (oder gar ne API hat), muss ich den ganzen artikel in einer note nachberabeiten und -formatieren — oder bei einem status-update überlegen, wie ich die formatierungen und links substituiere.

hoffnung macht, dass facebook angekündigt hat, die instant articles per RSS einlesen zu können. die RSS-geschmacksrichtung muss dafür ein bisschen angepasst werden, bzw. das HTML5 das man facebook liefert, aber das geht eigentlich ganz easy peasy. nur: bis ottonormalblogger die instant articles, oder apple news, nutzen kann, wird noch einiges an zeit vergehen.

aber abgesehen davon ist der entscheidende punkt in der tat: schreibe dort, wo die leute sind, die du erreichen willst.

früher™, als die alternativen noch nicht so weit verbreitet waren, hab ich genau das gemacht: ich habe das programm der privaten genutzt und die werbespots geblockt. die adblocker hiessen damals videorekorder, fernbedienung und pinkelpause.

ganz allgemein gesprochen: wenn redaktionen bilder verwenden würden, die nicht von den firmen, über die sie berichten, gestellt werden, würde das meiner meinung nach journalistisch ein bisschen unabhängiger wirken.

jetzt könnte man natürlich sagen, aus rechtlichen, finanziellen oder organisatorischen gründen sei man auf die zulieferung von bildern von firmen (die zufällig auch potenzielle werbekunden sein könnten) angewiesen, aber das wäre dann gleichzeitig auch ein eingestädnis von abhängigkeit oder zumindest angewiesenheit.

wie weit sich das im rechtlichen rahmen bewegt, einfach selbst screenshots aus dem film zu machen über den man berichtet, weiss ich nicht. ich vermute die firmen werden da schnell kiebig, wenn man text-bebilderung genauso unabhängig angeht, wie die texte selbst.

zur erklärung: ich poste (fast) alles was ich auf facebook (oder twitter) hinterlasse auch in meinem blog. dieser artikel zum beispiel ist hier auf facebook. obwohl, nein das ist ein schlechtes beispiel, weil ich den artikel nicht im volltext auf facebook gepostet habe. aber dieser artikel auf wirres.net ist hier auf facebook.

kommentare unter den facebook-kopien werden zum grossen teil auch auf wirres.net gezogen, ebenso die likes und favs. wie das geht habe ich mal sehr detailreich erklärt.

der entscheidende punkt ist aber, dass ich meine notizen nicht exklusiv auf facebook posten und dort aus den augen und kontrolle verlieren will. so wächst das archiv meine öffentlichen äusserungen eben nicht nur auf facebook, sondern auch bei mir zuhause. das gleiche gilt für instagrambilder und tweets.

da du, Timo, dich aus unerfindlichen gründen weigerst kontext oder argumente zu liefern und den link einfach so hier hin kotzt, übernehme ich die einordnung gerne:

die krautreporter haben angefangen als eine art leserzirkel, der von tausenden unterstützern pauschal finanziert wird, damit sie und andere gut recherchierte geschichten lesen können, wo und wann sie wollen. jetzt finden die krautreporter, dass dieses modell leser davon abhält, zu zahlenden kunden zu werden. und dass es ein trittbrettfahrerproblem gebe: lauter leute die lesen, aber nicht zahlen. also werden alle lesezirkel-leser die noch nicht zahlen am lesen gehindert und müssen beim zahnarzt die sprechstundenhilfe fragen ob man die gala lesen könne. oder freunde bitten einen oder zwei texte mit ihnen zu teilen.

wolltest du das in etwa mit dem link zum ausdruck bringen?

karsten werner:

Etwas unfairer Verriss. Dieses methered Modell, online zwar dicht zu machen, aber die Artikel via SoMe-Links zu "verschenken", fährt die deutsche Wired auch und da regt sich niemand auf. Aus meiner Sicht ist das auch ein sinnvoller Kompromiss und kann mitunter ein guter Nebel sein. Und das Argument von wegen Überzeugung und so: Gerade das halte ich für wohlfeil. Idealismus zählt keine Rechnungen und auf der "Gnade" von Unterstützern, die wie Schwenzel argumentieren, lässt sich kein tragbares Modell aufbauen. Ob es den Supportern nun klar ist oder nicht, de facto handelt es sich hier um ein Abo-Modell und wenn man die Inhalte komplett frei zugänglich lässt, hält man weniger Abonnenten und gewinnt keine neuen. That simple. Wer dieses Projekt also wirklich unterstützt und nicht nur so tut, um sich darüber empören zu können, der sollte den Machern auch mal die vertrieblichen Spielräume und Experimente zugestehen, die woanders auch üblich sind. Alles andere ist "möwig".

woher weisst du denn dass sich mit diesem „metered“ modell ein wirtschaftlich tragbares modell aufbauen lässt?

fällt dir auf, dass du in einem absatz behauptest, idealismus zahle keine rechnungen und im nächsten idealismus und die unterstützung von „vertrieblichen Experimenten“ forderst?

ich wünsche den krautreportern erfolg mit ihrem neuen modell, allerdings konnten mich weder die macher überzeugen warum das funktionieren sollte, noch deine argumente (lieblingsargument: „that simple“, nur noch überbietbar mit „tschaka!“). im studierstübchen eines ökonomen mag das alles sinn ergeben was sebastian esser, philipp schwörbel und du behaupten, aber die praxis zeigt das die okönomische theorie der wirklichkeit und der kundschaft hinterherhinkt. wenn man die kommentare der abonnenten unter der krautreporter-ankündigung liest, inspiriert das neue „konzept“ die abonnenten offenbar eher zum gehen als zum bleiben.

aus meiner sicht stellt sich die neue idee der KR wie folgt dar:

  • man reduziert die leserzahlen (indem man „trittbrettfahrer“ aussperrt)
  • man verliert abonnenten (weil sie das neue modell als dealbreaker sehen)
  • man hofft das die verbliebenen altabonnenten den vertrieb durch artikel-empfehlungen in gang bringen
  • und glaubt so neue abonnenten zu gewinnen

wenn sich mit so einem modell rechnungen bezahlen lassen: toll. aber um das zu glauben braucht man auch ne menge „wohlfeilen“ idealismus.

das was die krautreporter sich da vorstellen ist übrigens auch ein bisschen trittbrettfahrerisch: KR-abonnenten sollen künftig nicht nur zahlen, sondern auch das artikel-marketing übernehmen, mit links die nach 48 stunden faul werden.

ich im letzten jahr habe viele KR-artikel auf meinen kanälen geteilt und tolle inhalte gerne multipliziert. aber mit links, die nach 48 stunden verfaulen, würde ich meine glaubwürdigkeit als artikel-empfehler aufs spiel setzen und mich lächerlich machen. es gibt im netz fast nichts schlimmeres als temporäre links (na gut, clickbait ist noch schlimmer). in aufgeheizten durchlauferhitzern wie twitter oder facebook mag das funktionieren, aber waren die krautreporter nicht genau aus anderen gründen angetreten als durchlauferhitzer-journalismus zu machen?