rp19, dritter tag

felix schwenzel, , in artikel    

erste session am letzten tag war die von luca caracciolo (der für meine kolumne im t3n-magazin zuständig ist), dessen vortrag über hypes und das verständnis neuer technologhien ich auch ohne diese soeben offengelegte verbindung zu ihm gut gefunden hätte. denn:

vergessen habe ich im tweet oben noch, dass sein vortrag auch „selbstkritisch“ war. ich weiss wie schwierig das thema ist, weil ich mich auch schon mehrfach daran abzuarbeiten versucht habe, vor vielen jahren mal auf der republica in der kalkscheune. sein vortrag war gut strukturiert, pragmatisch und hilfreich, um künftig hypes und technologien besser einschätzen zu können. das mit dem „mangelnde witz“ fiel dann vor allem im kontrast zum folgenden vortrag von theobald fuchs auf.

der hatte sich auch ein dankbareres thema ausgesucht, nämlich das ridikülisieren von vergangenen zukunftsvisionen. auch wenn das allgemein schon nicht allzu schwer ist — meistens reicht es einfach nur die zukuntsvisonen zu zeigen um lacher zu bekommen — wies er immer wieder gekonnt auf einzelne details hin, die besonders witzig waren. aber details waren auch theobald fuchs selbst nicht so wichtig, weil er wiederholt die doofheit von elon musk herauszuarbeiten versuchte, der seiner meinung bei seinem hyperloop-projekt wichtige pysikalische details ausser acht liess oder zur späteren lösung verschob. das problem ist allerdings, dass elon musk mit der hyperloop-projekt, bzw. dessen umsetzung so gut wie nichts zu tun hat und die illustrationen die fuchs nutzte ein ganz anderes musk-projekt zeigten.

danach kam felix hartenstein 15 minuten zu spät, um über amazons rolle als städtebauer zu reden. darin erfuhr ich zwar nicht viel neues, aber das nachdenken darüber, wie amazon mit seinem vergangenen und aktuellen agieren städte verändert, wie grossunternehmen städte formen, und ob und wie wir das als gesellschaft mitgestalten oder ertragen wollen, scheint mir wichtiger denn je. von daher: inspirierender vortrag.

felix hartenstein

danach ein vortrag, dessen ankündigung („Klein gedruckt und grob gehackt – Worüber sich Verbraucher*innen in der digitalen Welt ärgern“) sich nach einem lustigen screenshot-ritt anhörte, im prinzip aber die vorstellung und „partner“-veranstaltung der „marktwächter“-initiative der verbraucherzentralen entpuppte. die marktwächter machen und kümmern sich durchaus um sinnvolle und wichtige dinge, witzig war der vortrag aber nicht. immerhin kann ich mir vorstellen, den marktwächtern mal das eigenartige verhalten von o₂ beim DSL-anbieterwechsel vorzustellen, dass ärgerlich und systematisch zu sein scheint. und zu dem sich o2 mir gegenüber nicht äussern will.

sven scharioth

nachdem ich 20 minuten lang leute auf dem hof beobachtete, habe ich vergeblich versucht interesse an einem panel zur digitalisierung und wiederbesiedlung brandenburgs zu entwickeln. das funktionierte aber nicht so recht und ich landete im letzten achtel des vortrags von johan rockström: „Safe Future for Humanity on Earth“. das was er zeigte und auch die anschliessende diskussion war sehr interessant und kenntnisreich und ich werde es mir definitiv später auf youtube in gänze ansehen.

johan rockström

danach blieb ich natürlich sitzen, weil danach die frage „Raumfahrt und Gesellschaft – wohin geht die Reise?“ von alexander gerst und seinem chef diskutiert werden sollte. der chef von gerst, jan wörner, der generaldirektor der european space agency, ist eine ziemlich lustige und manchmal ein bisschen nervige rampensau. im kontrast zu gersts tiefenentspannter art und mit den moderationsversuchen von chiara manfletti wurde das aber zu einer sehr unterhaltsamen und bewegenden veranstaltung. fürs bewegen der raumfahrzeuge sind manfletti und wörner zuständig, fürs herz gerst. und wie letztes mal, als er auf der republica sprach, bewegte mich gerst tief. nicht mit den bildern aus dem nahen erdorbit oder aus der saturn-umlaufbahn (auch), sondern mit der art wie er nachwuchsfürderung praktiziert. seine aufgabe sehe er hauptsächlich darin, jungen menschen, jungen mädchen, frauen und kindern (männer sind mitgemeint) klar zu machen: das was der gerst kann, kann ich schon lange oder besser. diese selbstmarginalisierung seiner leistungen fand ich so sympathisch, so beeindruckend, dass mir kurz (beinahe) die tränen kamen.

alexander gerst, jan wörner, chiara manfletti

am ende wurde mir klar, dass das grösste kompliment, was ix der #rp19 machen kann lautet: dass trotz immer grösser, immer mehr, immer prominenter alles wie immer war.

es ist erstaunlich, wie die republica ständig wächst, dieses jahr auch noch die tincon mit aufnahm, immer diverser wird, im publikum wie auf den bühnen und es doch weiter schafft eine art safespace zu sein, in dem sich alle wohl fühlen, respektiert oder geschätzt fühlen. was sich allerdings verändert hat: auf der republica wird nicht mehr nur das wesen ursprünglich digital entstandener blasen und gemeinschaften gesucht, nicht mehr nur die räume des digitalen exploriert oder versucht die grenzen der digitalen räume zu verschieben. auf der republica versuchen die anwesenden, wir, gemeinsamkeiten und verbindendes zu finden, statt unterschiede oder trennendes zu konstruieren. und das über immer mehr gesellschaftsschichten hinweg.

rp19, zweiter tag

felix schwenzel, , in artikel    

anders als gedacht fing das streitgespräch zwischen axel voss und markus beckedahl nicht um 10:15, sondern um 11:15 an. so früh an bühne 2 zu sein war aber sehr gut, einerseits weil ich mir dann ein panel über „made in europe“ ansehen konnte und vor allem weil ix so überhaupt in die voss vs. beckedahl veranstaltung reinkam. die türen wurden nämlich schon kurz nach dem ende des made-in-europe-panels wegen überfüllung verrammelt. aus dem made in europe-panel blieb nicht viel hängen, ausser dass china einen plan hat und europa nicht (felix lee) oder dass man in europa ja (quell) offene, modulare, „nachhaltige“ hardware fördern könnte und damit einen offenbar bestehenden bedarf bedienen könnte (anke domscheid-berg). anke domscheid berg zitierte in anderem zusammenhang auch gregor gysi mit „opposition ist zeitgeist“ (so habe ichs verstanden), meinte aber wahrscheinlich: „In Opposition kann man Zeitgeist verändern.“ wenn ich mir die derzeitige opposition im bundestag so angucke, zumindest die rechts sitzende, hoffe ich doch sehr dass das entweder nicht stimmt oder zeitgeist stärker aus der gesellschaft verändert wird, als aus dem parlament. die vertreterin der telkom auf der bühne, claudia nemat (verantwortet im vorstand der telkom das ressort technologie und innovation), stimmte grundsätzlich allem und jedem zu, sogar zwei kritsch fragenden aus dem publikum. die kunst des lauten „ja“, kombiniert mit einem leisen „aber“ habe ich jetzt schon mehrfach auf der republica beobachtet und sie wird ausschliesslich von frauen beherrscht.

das streitgespräch voss vs. beckedahl begann mit einer dreifach anmoderation; zuerst der bühnen-moderator, dann der gesprächsmoderator jo schück, der erklärte dass das gespräch als zdf-kultur-sendung aufgezichnet würde und dass er gleich, „absurderweise“, nochmal auf die bühne kommen würde, als würde er das zum ersten mal tun. das tat er auch und moderierte das panel dann wirklich brilliant, gut vorbereitet und unterhaltsam durch.

neben mir sass jens schröder und sagte vor dem voss vs. beckedahl-gespräch, dass er ein bisschen angst vor dem gespräch habe. diese angst, dass das publikum all zu höhnisch und unfair mit axel voss umgehen könnte teilte ich mit ihm, es zeigte sich aber, dass sie unbegründet war. bei markus beckedahl brachen zwar ein, zwei mal kurz emotionen und polemische ansätze durch, aber das gespräch empfand ich als zivilisiert und erhellend — und das publikum als fair. anders als erwartet, brabbelte axel voss nicht nur unzusammenhängendes zeug vor sich hin, sondern schaffte es beinahe eine schlüssige argumentation dafür abzuliefern, warum artikel 13 eben so verabschiedet wurde, wie er verabschiedet wurde. der artikel, der das urheberrecht beträfe sei eben nur eine grobe vorgabe (richtline), die, im gegensatz zu verordnungen, eben nicht eins zu eins, sondern mit grossem spielraum national umgesetzt werden könnten. man muss mit dem inhalt und dem geist der richtlinie nicht übereinstimmen, aber dass es spielraum bei der umsetzung gibt ist relativ unbestreitbar. dass auch gut geschriebene gesetze rechtsunsicherheiten schaffen, und nicht nur schlecht geschriebene wie die von ihm begleitete richtlinie, hat er leider nicht gesagt, aber auch das dürfte relativ unbesteritbar sein. ganz abgesehen davon zog markus beckedahls kernargument wesentlich besser, nämlich dass das urheberrecht ganz grundsätzlich an das digitale zeitalter angepasst werden müsste und grosszügigere, explizitere schrankenregelungen umfassen müsste, damit das kreieren, dass publizieren im netz unkomplizierter, verständlicher und nachvollziehbarer wird.

axel voss beharrte im gespräch auch darauf, dass die ausnahmeregelungen die man in der richtlinie festgelegt habe (artikel 5?), auch ausnahmen im zitatrecht von bildern („memes“) beinhalten würde: wenn das nicht so umgesetzt würde, meinte voss zu beckedahl, könne man sich mnochmal zusammensetzen und das dann wieder ändern. das ist aus dem mund von jemandem, der in der zeit behauptete, dass man fremde texte auf privaten homepages in gänze veröffentlichen dürfe (weil „privatkopie“) nicht so irre beruhigend, aber immerhin eine deutliche festlegung. der passend zynische kommentar, der in etwa lautete: „anpassungen lassen sich dann ja problemlos vom europaparlament verabschieden“ kam dann glaube ich von jo schück.

splange das urheberrecht aber kaputt ist, kann man hier bei der bundeszentrale für politische bildung immerhin zwei broschüren mit jeweils ungefähr 400 seiten zur einführung in die thematik runterladen.

danach blieb ich für bernhard pörksen sitzen. eigentlich ertrage ich dessen vortragsstil nicht — auch wenn er den vorteil gegenüber vielen anderen vortragenden hat, dass er sich sorgfältig vorbereitet, bzw. seinen text auswändig lernt.

danach in der mittagspause gesehen wie flexibel werbung sein kann und kai biermann im makerspace getroffen.

flex werbung 1
flex werbung 2
flex werbung 3
flex werbung 4

beim „The Algorithmic Boss“ von alex rosenblat wurde auf eine art davon abgeraten für uber zu fahrenZzu arbeiten, aber das problem, das sie beschrieb, dürfte uns allen noch im alltag begegnen; nicht nur dass wir in der einen oder anderen form anweisungen von algorithmen erhalten werden, sondern eben auch, dass wir künftig hilfestellungen eher von algorithmen als menschen bekommen werden. und wenn wir doch mal an menschen geraten, dürften das meist menschen sein, die sehr weit von uns und unseren problemen sitzen und auch algorithmische chefs haben.

alex rosenblat

bei „Building Joyful Futures“ von alexis hope habe ich dann wieder geschlafen, obwohl das thema eigentlich gut und wichtig ist. nämlich dass apparate, maschinen, hilfsmittel oft von menschen gebaut werden, die sie gar nicht benutzen. diese apparate und maschinen dann gemeinsam selbst zu entwickeln ist auch meiner meinung nach eine der grössten chancen der digitalisierung und weht natürlich auch schon länger unter dem label maker-movement durch das netz, die welt und die republica. letztendlich sehe ich auch das bloggen als ein ergebnis dieser bewegungen. wenn nicht über die welt, die blasen, die gemeinschaften berichtet wird, deren teil man ist, macht man es eben selbst. so ist das bloggen entstanden und diese idee steht eben auch hinter facebook und twitter (wenn man das werbegedöns mal ausblendet).

alexis hope

nach einer weiteren kurzen pause im hinterhof, bzw. der hinteren freifläche, ging ich in christian mio loclairs vortrag artificial vanity. den vortrag hielt er aus gründen der eitelkeit besseren werbewirkung/reichweite auf englisch, obwohl das nicht seine stärkste muttersprache ist.

seine arbeiten und das was sein studio walz binaire macht sind grösstenteils wirklich wunderschön, sehr digital, sehr cutting edge, aber zum teil eben auch sehr inszeniert, leer und willkürlich. was mir aber sehr gefallen hat, war die kurve die er am ende hinbekommen hat. nachdem er zwei drittel seines vortrags damit zugebracht hat zu zeigen, wie maschinen — oder genauer systeme zum maschinellen lernen — offenbar schöpferisch tätig sein können, wie man sie auf bestimmte stile oder ziele trainieren kann — mit teilweise erstaunlichen ergebnissen — zeigte er am ende eben auch die grenzen dieser technologie auf. die waren nämlich genau dann erreicht, als er und sein team versuchten die systeme auf kinderbilder zu trainieren. weil kinder eben keinen stil haben, oder besser, die bilder von kindern eben alles sein können, kinder eben keine lieblingsfarbe haben (sondern alle farben mögen), keine bestimmte art tiere zu malen (sondern alle vorstellbaren und unvorstelbaren arten tiere zu malen nutzen), ist das was aus dem trainingsset von tausenden (millionen?) kinderbildern herauskam einfach nur farb-matsch. diese magie der kindlichen, der menschlichen kreativität, diese potenzielle unberechenbarkeit des menschlichen geistes, die maschinen zur verzeiflung bringen kann und die auch schon charlie chaplin visualisiert hat, waren ein starkes fazit von loclairs vortrag, das jeden vorhergehenden pathos entschuldigt und wett macht. wenn das video online ist: unbedingt nachschauen!

danach torsten kleinz …

… und die podcast-aufzeichnung der lage der nation geschaut. das gespräch mit christina schmidt war super interessant, aber mit jedem weiteren gast wurde ich schläfriger und ging dann, als leonhard dobusch auf die bühne kam.

cory doctorow habe ich mir gespart, auch wenn er sicherlich interessantes gesagt hat und alex matzkeit verspreche ich nachzugucken.

obwohl ich eigentlich zu müde war, hab ich mir zuhause dann noch eine folge killing eve angesehen.

rp19, erster tag

felix schwenzel, , in artikel    

ich war relativ früh auf dem republica gelände, das sich gefühlt mittlerweile über die halbe stadt erstreckt. auf dem hof jens scholz getrofffen, der sich fragte, warum sich überhaupt jemand die rede des bundespräsidenten anschauen wolle. darauf hatte ich auch keine antwort, verabschiedete mich und ging los, um mir den bundespräsidenten anzusehen. der eingang zur bühne 1 war abgesperrt, davor eine ziemlich grosse menschentraube. weil ich mich mittlerweile gerne an langen schlangen anstelle wartete ich. es zeigte sich, dass ich zwar für meine verhältnisse früh war, aber die grosse halle mittlerweile voll war. die menschentraube in der ich wartete wurde dann zur liveübertragung am lokschuppen im park des technikmuseums geleitet. die bestuhlung dort bestand aus (bereits belegten) liegestühlen und bierbänken, aber die idee, mir veranstaltungen der republica im park anzusehen gefiel mir.

die rede von steinmeier war dann ein sehr gute mittelmässige rede. man merkte, dass er und seine redenschreiberïnnen sich mit der materie beschäftigt hatten, er sagte nichts doofes, war entspannt, wich auch mal vom manuskript ab, aber euphorisierend oder mitreissend war an seiner rede nichts. dafür gab’s soliden, pathosfreien und vernünftigen verfassungspatriotismus und eine freundliche aufforderung die konsruktiven debatten der letzten jahre fortzusetzen. hängen blieb ein testimonial satz, der die trockene sprödigkeit der rede steinmeiers ganz gut subsummiert: „nicht etwa die digitalisierung der demokratie, sondern die demokratisierung des digitalen ist aus meiner sicht die drängenste aufgabe.“

notiert habe ich mir auch, dass steinmeier meinte, dass es in der politik um verbundenheit gehe, und eben nicht nur um vernetzung. jetzt wo ich das nachträglich in meinen notizen lese, regt es mich fast ein bisschen auf, weil es ein falscher gegensatz ist, wenn man vernetzt und verbunden als unterschiedliche kategorien darstelt, wenn vernetzung doch eigentlich eine voraussetzung für verbundenheit und gemeinsamkeit ist

danach sprach nanjira sambuli und der platz um die liveübertragung lichtete sich. immerhin, so sah man es im livestream, blieb steinmeier noch im publikum sitzen und hörte nanjira sambuli grinsend zu. ich hörte ihr eher fasziniert zu, weil ihr englisch so präzise war und sie mich an emilia clarke erinnerte. oberflächlich hörte sich nanjira sambuli rede im ersten teil leicht algemeinplatzig an, aber wenn man konzentriert zuhörte und sich auf ihre beobachtungen einliess, hatten sie etwas augenöffnendes; nämlich dass wir unsere haltung zur digitalisierung, zu den verwerfungen der digitalisierung oder wem wir expertise in diesen feldern zuordnen, gründlich überdenken müssen. algorithmen nannte sie „merchants of convenience“ und auch wenn es eigentlich eine selbstverständlichkeit sein sollte, ist es gut dass sie es nochmal so deutlich sagte: technologie (und regierungen) müssen der gesellschaft dienen. dieser grundsätzlichere, tiefere blick auf die digitalisierung, die digitalisierte gesellschaft und die mechaniken dahinter, wäre etwas gewesen, was die rede des bundespräsidenten gut statt mittelgut gemacht hätte. so war es aber auch gut, weil es zeigte, dass wir die gestaltung der digitalisierung (und ihrer demokratisierung) weder alten weissen männern, noch ihren jüngeren weissen redenschreiberïnnen und erst recht nicht jüngeren amerikanischen CEOs allein überlassen dürffen.

später, auf bühne 4 sagte sina kamala kaufmann, auf einem von geraldine de bastion moderierten panel (sinngemäss), dass sie überhaupt nicht einsehe, warum sie sich von alten weissen männern auf bühne eins ratschläge für die zukunft geben lassen sollte. de bastion, die den bundespräsidenten vorher mit anmoderiert hatte, ja,-aber!-te das elegant, indem sie darauf hinwies, dass nach dem alten weissen mann eine junge, schwarze afrikanerin geredet hätte und dabei die hälfte des publikums den saal verliess.

um 12:30 fiel mir auf der bühne 3 zum erste mal auf, dass die republica sich dieses mal mit semikolon statt doppelpunkt schreibt, was mir, wie überhaupt die ganze #rp19-gesteltung, sehr gefiel.

was mich dann aber langweilte war das panel. christoph keese referierte dort über die geniale online-srategie des springer verlags, dass sich die balken bogen. der moderator ralf glaser war im harmoniemodus und machte keine anstalten keeses weihrauch zu stoppen oder zu wenigsten ein bisschen zu fächeln. auch susanne hahn beweihräucherte lediglich ihren arbeitgeber daimler, wenn auch etwas weniger ausladend als der business kasper keese. nach 15 minuten verliess ich das panel, weil ich die hoffnung, dass es noch kontrovers werden würde oder dass erkenntnisgewinn abfallen würde aufgab. was ich hätte mitnehmen können, aber lieber liegen liess: wir müssen die business-strategien aus dem silicon valley kopieren.

danach wurde ich kurz in den schlussakkord von mikael colville-andersens vortrag gespült, dessen vortragsstil mir ein bisschen zu jung für sein alter war, aber neben dem zu häufigen „it’s cool man, yeah, cool“ wirklich gut und substanziell war. definitiv ein kandidat für späteres youtube-nachgucken. hängen blieb aber schon aus dem schlussakkord einiges: wenn man viele, sehr viel und gute daten hat, lassen sich radwege und autofreie zonen auch gegen rechtspopulisten und rechtspublizisten wie poschard durchsetzen. städte, aktivismus in und daten aus städten können und werden einen urbanen wandel zu mehr klimaschutz vorantreiben.

danach habe ich mich erstmal, im sinne von christoph keese, mit dem ersten bier selbst disruptiert. dankenswerter weise gibt es dieses jahr auf der republica nicht nur ekel-bier, sondern auch weizenbier. mit diesem bier habe ich mich dann zu einem meiner lieblingsnetzmenschen kosmar (der vor zehn jahren schon mal gepeakt hat) und herrn braun gestellt. dabei standen noch ein anderer brite und tim pritlove, die aber lediglich über den krieg redeten. kosmar und ich wurden dann noch fotografiert.

danach habe ich mir mads pankow (ja, aus berlin) angesehen, wie er mit seinem laptop kämpfte und über arbeit als simulation sprach. das war interessant, steile thesen gespickt und inspirierend, aber auch ein bisschen frustrierend, weil er relativ schlüssig nachwies, dass die arbeit von vielen menschen eigentlich überflüssig ist. wenns ich mich irgendwann mal zu euphorisch oder zufrieden erwische, google ich einfach bullshit jobs und lese mir alle suchergebnisse durch.

als ich die bühne 4 verliess, wurde ich auf die bühne eins gespült, auf der markus beckedahl gerade das letzte jahr netzpolitik zusammenfasste, steinmeier zitierte und den boden für sein streitgespräch mit axel voss heute früh bereitete. ich glaube ich muss mich jetzt sputen mit der zusammenfassung des ersten #rp19-tages, weil das gespräch mit voss live wahrscheinlich amüsanter ist, als aus der youtube-konserve.

nach dem (sehr guten) mitagessen dann mit don dahlmann gelaudert und gemerkt, welchen enormen redebedarf ich eigentlich bei dem thema, dass ich dieses jahr für die #rp19 einreichen hätte wollen, habe. den vorgezogenen call for papers hatte ich dieses jahr verpasst, meine bitte um nachnominierung habe ich dann aber aus irgendwelchen gründen bis in den märz aufgeschoben, wo ich mir dann dachte, dass eine republica ohne vortrag von mir doch auch entspannend wäre (für mich). hätte ich mich beworben, hätte ich nämlich über meine erkenntnisse zur heimautomatisierung gesprochen, ein feld in dem ich seit über zwei jahren intensiv forsche und von dem ich glaube, dass es nicht nur enormen spass macht, sondern auch politisch und gesellschaftlich so viele rlevante fragen aufwirft, dass ich zum ersten mal wirklich eine stunde (statt immer nur einer halben stunde) darüber sprechen kann. nächstes jahr dann.

danach habe ich vor der bühne eins einen intensiven mittagsschlaf gemacht, während sybille krämer redete. ich hoffe sehr, dass mich dabei niemand fotografiert hat, aber der schlaf war sehr erholsam und der vortrag von sybille krämer war auch nicht schlecht — soweit ich das beurteilen kann.

danach war ich dafür im panel Designing Tomorrows - Science Fiction as a Method relativ hellwach. das panel war hervorragend von geraldine de bastion moderiert, die technik sponn auch hier ein bisschen, aber ich habe einiges zur späteren vertiefung mitgenommen: die four futures method als werkzeug zum voraussehen oder imaginieren von zukunftsszenarien will ich unbedingt nochmal nachlesen, das buch von sina kamala kaufmann will ich unbedingt lesen und das konzept des madhome (statt smarthome) werde ich irgendwann auch auf michelle christensens website (oder anderswo) zur vertiefung finden.

aber richtig interessant wurde es eigentlich erst nach den kurzen impuls-präsentationen und fragen in kleiner runde, als die diskussion geöffnet wurde und mein geheimtipp aus 2018, den ich mir schon damals auf eine grössere bühne gewünscht habe, eden kupermintz, auf die bühne kam. er fasste mal eben, ganz nonchalant die essenz von science fiction zusammen und zwar so gut, dass ich das jetzt nicht ad-hoc selbst wieder zusammenbekomme. aber sein auftritt im panel erinnerte mich dann daran, dass er auch noch einen vortrag halten würde, und zwar um viertel nach sieben auf bühne acht: heavy metal und klimawandel (mein titel). wie auch im letzten jahr war sein vortrag herrlich unkonventionell, mit herz und viel weitherholen. hängen geblieben ist: heavy metal is „in your face“, konfrontativ, disharmonisch und läuft nicht weg. ausserdem hatte er die beste, rationale panikmache im angebot: die welt wird nicht untergehen, aber viele teile der welt werden es. das thema rationale panikmache war am ersten tag sowieso das vorherrschende thema, sascha lobo beliess es in seinem vortrag auch nicht bei einem „tut was, verdammt“ wie in den letzten drei jahren, sondern wies auch darauf hin, dass er sich späer nicht von seinen enkeln vorwerfen lassen würde wollen, damals (heute) keine ordentliche panikmache verbreitet zu haben. und auch sascha lobo überliess es nach einem eher zähen anfang, einem furiosen mittel- und end-drittel, einer jungen frau das eigentliche thema der republica zu setzen:

* * *

bild von der prebulica
bundespräsident liveübertragung ins aussengelände des technikmuseums
das ist ein laptop der re;publica 19.
from smarthome to madhome
das ende
google ohne internetverbindung

...

stand beim ikea #växer speisekammer-garten nach 9 wochen: der langsame salat ist langsam reif, der mangold spriesst und nimmt mir die ständige entnahme von blättern nicht übel, die neuen mangolds sind nach 3 wochen doch noch aufgegangen, die rauke spriesst mit unfassbarem wurzelwachstum und am erstaunlichsten, die pak choi’s auch. ich warte noch auf lebenszeichen von brunnenkresse und koriander . dem ahorn-setzling aus dem wald gehts ok.

gestern roastbeef gebacken, heute salat gegessen.

gestern roastbeef gebacken, heute salat gegessen.

* * *

ein kilo roastbeef habe ich, nachdem ich fett und sehen entfernt habe einfach bei 140° eine stunde im ofen und danach 30 minuten in alufolie gestellt. am nächsten tag habe ich das roastbeeff 10 minuten in sojasosse mariniert und kurz nochmal angebraten.

im salat ist eine dreiviertel gurke und eine halbe mango, jeweils in dünnen streifen, mit koriander und tomaten gemischt.

unten im salat befinden sich konjak-nudel aus dem asia laden, die kohlenhydratarm und ballaststoffreich sein sollen und ähnlich wie glasnudeln schmecken. vorteilhaft: sie brauchen nicht mehr gekocht zu werden. ich habe sie einfach 10 minuten in 80° warmen wasser aufgewärmt.

danach wurden nudeln, die mango, gurke, tomaten und koriander-mischung auf teller geschichtet, oben das roastbeef und dadrüber ein dressing aus roten, entkernten und gewürfelten roten chilis, 3 esslöffeln fischsosse und dem saft eine limette. die beifahrerin fand das sehr lecker — und ich auch.

(aus low carb! das goldene von GU)

werkseinstellungen

felix schwenzel, , in artikel    

gegen drei uhr gestern früh kurz aufgewacht und gesehen, dass im flur licht brannte. das bedeutet nie etwas gutes, also entschied ich mich lang aufzuwachen und der sache nachzugehen. tatsächlich war die automatische wohnung kaputt, nichts ging mehr automatisch, kein nachtlich im flur, auf dem klo, in der küche. die batteriebetriebenen lichtschalter gingen nicht mehr (ausnahme: die genialen ikea-tradfri-fernbedienungen, die direkt mit den birnen sprechen). das wlan war weg und die esp8266-mikroprozessoren blinkten immer wieder auf, weil sie sich offenbar nicht mehr mit der zenttrale verbinden konnten und immer wieder neustarteten.

mir fiel ein, dass anfang mai der DSL-anbieter-wechsel angesetzt war. vorgestern abend ging noch alles, eine umschaltung mitten in der nacht? hut ab.

die fritzbox lief, aber keins meiner geräte konnte sich mit ihr verbinden. weil das wlan nun wirklich so gut wie nie ausfällt, fiel mir als einzige erklärung ein: irgendwer, irgendwas hatte die fritzbox auf die werkseinstellungen zurückgesetzt. mit dem hinten auf die fritzbox gedruckten wlan-kennwort konnte ich mir tatsächlich wieder wlan-zugang verschaffen und per knopfdruck das DSL und die telefonie vom neuen anbieter (telekom) automatisch neu einrichten lassen.

als ich wieder internet hatte, trudelten auch meine mails ein, unter anderem diese:

„Die Einstellungen der FRITZ!Box [wurden] auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt.“

WTF? das mein „Internet-Anbieter“ meine fritzbox zurücksetzen kann ist bereits beunruhigend, aber das er das auch tut ist eine extreme schweinerei. schliesslich ist auf meiner fritzbox nicht nur der internet-anschluss des „Anbieters“, sondern alle möglichen anderen daten: telefon-bücher, -blacklists, meine komplette heimnetzwerkkonfiguration, alle langwierig konfigurierte IP-adressen und hostnamen meiner geräte, internetzugangssperrungen für hubs und andere geräte die potenziell nach hause telefonieren möchten und persönlich relevante anruf-historien und sicherheitsrelevante aufzeichnungen (logs). mein „Internet-Anbieter“, ich vermute mein alter anbieter (o₂), meint allen ernstes er könne darüber verfügen und das ungefragt alles löschen?

mir kommt das ungefähr so vor, als würde ein verleger nach der kündigung eines abos bei mir in die wohnung kommen und die zeitungen per flammenwerfer „zurücksetzt“. mitten in der nacht und ohne rücksicht auf kollateralschäden.

klar: backups der fritzbox-konfiguration hatte ich auch, allerdings waren die ein paar wochen alt und ich entschied mich das mal eben alles schnell neu aufzusetzen. gegen halb sieben war ich fertig, die automatische wohnung funktionierte wieder automatisch, das lokale netzwerk und der fernzugriff waren wieder korrekt konfiguriert und die telefone und anrufbeantworter und rufumleitungen und ein telefonbuch, mit den wenigen menschen die uns noch auf dem festnetz anrufen, waren eingerichtet.

aber die tatsache, dass einerseits ein „Internet-Anbieter“ in meiner privatshäre, an meiner informations-infrastruktur rumfummeln kann, log-dateien, einstellungen, filligrane konfigurationen einfach löschen kann und das dann auch noch tut, lässt mich sprachlos zurück. mir fehlen zwar nicht die worte, im gegenteil, aber die spare ich mir, weil diese worte justiziabel sein könnten.

(ich vermute sehr, dass das eine aktion von o₂ war, wobei es natürlich auch möglich ist, dass die fritzbox sich selbst zurücksetzt, wenn der konfigurationsserver des alten anbieters verschwindet, bzw. den anschluss für erloschen erklärt. das wäre dann ein veritabler bug in der fritzbox firmware von avm. dass die telekom das zurücksetzen veranlasst haben könnte ist nahezu auszuschliessen, der anschluss war ja noch nicht eingerichtet und damit auch kein zugriff für die telekom möglich. 100%ig auszuschliessen ist das natürlich nicht. aber aus vergangenen schlechten erfahrungen mit o₂ richte ich meinen ärger jetzt zunächst voll auf o₂.)

mich würde natürlich interessieren ob das anderen auch schon beim DSL-anbieterwechsel passiert ist, ob das ein standard-vorgehen ist oder ob das gar eine art digitaler hausfriedensbruch sein könnte. von mir aus kann mein „Internet-Anbieter“ alle daten löschen, die er über mich gesammelt hat, aber doch nicht meine daten und meine von mir vorgenommenen einstellungen.

* * *

ein kitzkleine recherche hat ergeben, dass zumindest die sätze:

Durch Ihren Internet-Anbieter wurden die Einstellungen der FRITZ!Box auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt. Dabei wurden die bisherigen Einstellungen gelöscht

nur im zusammenhang mit o₂ im netz zu finden sind. in diesem strang diskutieren nutzer, denen o₂, teilweise mehrfach, bei der ersteinrichtung die fritzbox zurückgesetzt hat. unter dem werkseinstellungsreset liegend ist, soweit ich das verstehe, das TR-069-protokoll, dass „Internet-Anbietern“ erlaubt, bestimmte konfigurationen an kundenroutern vorzunehmen. und offenbar „Internet-Anbietern“ auch erlaubt, kundendaten auf fritzboxen nach belieben zu löschen.

avm dokumentiert zwar das implementierte TR-069-protokoll — und auch wie man das deaktivieren kann — dass „Internet-Anbieter“ diese funktion aber auch nutzen können, um alle persönlichen daten und einstellungen von der fritzbox zu löschen, ist dort nicht erwähnt.

Eine FRITZ!Box, die von einem Internetanbieter zur Verfügung gestellt wird, ist so eingestellt, damit der Anbieter die Erstkonfiguration vornehmen und Updates von FRITZ!OS einspielen und Ferndiagnosen durchführen kann.