wolf hall s01e04

felix schwenzel, , in gesehen    

einerseits kann ich der geschichte mit ihren vielen zeitsprüngen und ortswechseln, die nie erklärt werden, sondern einfach passieren, nicht richtig nachvollziehen, es fehlt der rhytmus, die auswahl der spielorte und geschehnisse folgt einer mir nicht nachvollziehen logik. andererseits ist die erzähllogik von wolf hall manchmal extrem durchsichtig. gleich am anfang wird diese infotafel gezeigt, die nochmal den hintergrund der letzten 3 folgen zeigt:

wolf hall tafel 1

heinrich der VIII. trennt sich von seiner frau und von der römisch katholischen kirche um anne boleyn zu heiraten, in der hoffnung dass sie ihm einen männlichen nachkommen zur welt bringt. anne wird schwanger und kehrt mit ihrem neugeborenen zurück nach whitehall:

wolf hall tafel 2

an dieser stelle ist auch ohne historisches hintergrundwissen klar, was als nächstes auf der tafel stehen wird. und tatsächlich:

wolf hall tafel 3

abgesehen davon dass die serie deutlich zeigt, was die gesellschaft damals von frauen oder mädchen hielt, nämlich entweder gar nichts, oder dass sie als lästiger balast angesehen wurden, die dooferweise für die reproduktion benötigt werden, muss man der serie hoch anrechnen, dass sie die zeit zwar als rau und sehr gesundheitsschädlich zeigt, aber nicht als völliges irrenhaus. auch wenn in gesellschaft und politik (aber-) glaube und irrsinn durchaus eine grosse rolle spielen, spielt in der gezeigten zeit das parlament und das „common law“ — und seine befolgung — bereits auch eine grosse rolle. gerechtigkeit nach unseren massstäben ist das noch nicht mal ansatzweise, aber menschlichkeit, mitgefühl und vernunft hatten durchaus ihren platz in der zeit unter heinrich dem VIII. — und cromwell ist in der serie das symbol dafür.

auch wenn mir die erzählstruktur und geschwindigkeit missfällt, gefiel mir in dieser folge, dass sie sich um die entwicklung und zuendeführung eines konkreten politischen vorhabens drehte. ganz so wie damals bei the west wing. wen ziehe ich wie auf meine seite, wem könnte ich etwas ins ohr flüstern um eine entwicklung in gang zu bringen, wie gehe ich mit den konsequenzen um, falls der plan scheitert?

am ende driftet die serie, wie ich schon vor ein paar tagen ausversehen sah, etwas ins konfuse ab, aber ich gebe trotzdem nochmal 4 sterne, weil mir der scheiss irgendwie gefällt.

dc’s legends of tomorrow s01e01 und the x-files s10e01

felix schwenzel, , in gesehen    

dc’s legends of tomorrow musste ich nach 13 minuten beenden, weil es so bescheuert und stumpf war, dass mir der die galle hochkam. ich vermute die legenden-genese in den ersten 15 minuten sollte rasant und spannend sein und die zuschauer auf eine schwungvolle serie einstimmen, aber auf mich wirkte das alles abgeschmackt, wichtigtuerisch und dümmlich. andere superhelden-serien oder -filme bekommen das besser hin, ihre wichtgtuerei und dümmlichkeit unter einigermassen interessanten geschichten zu verbergen — so gut zu verbergen, dass ich sie mir sogar gerne ansehe.

den reboot von the x-files hab ich knapp 25 minuten ausgehalten. die konsequente abwesenheit auch des geringsten hauchs von ironie oder subtilität beleidigte mich als zuschauer. ja, ich bin wirklich beleidigt, dass x-files exakt der gleiche scheiss, wie vor 14 jahren geblieben ist. ich muss dazu sagen, dass ich akte-x schon damals scheisse fand, aber bei diesem neustart einen etwas zeitgenössischeren ansatz erwartet habe. schliesslich hat gillian anderson in der zwischenzeit ja respektable sachen gemacht.

die ironie mag irgendwo, unsichtbar, tief im inneren der x-akten verborgen sein, unsichtbar für alle, ausser leuten, die das wort kult im zusammenhang mit serien wie knight rider, baywatch oder den alten mission: impossible folgen benutzen.

auch wenn ich den scheiss jetzt gar nicht gesehen habe, ordne ich es mal in die kategorie gesehen ein.

jetzt überleg ich, ob ich mal ein buch lesen sollte.

schulz und böhmermann s01e03

felix schwenzel, , in gesehen    

(mit axel petermann, samuel koch, katrin bauerfeind, dem langen tünn (anton claaßen), micaela schäfer, oli p., willi herren und nem kölner hai)

am anfang dachte ich: super, endlich mal sowas wie das bemühen um gesprächsführung, übergänge, konzentration, ein paar versuche nicht nur fragen zu stellen, sondern auch antworten auszuhalten. im laufe der sendung ging das dann aber leider wieder im metaebenengequatsche der moderatoren unter. besonders krass fiel das beim umgang mit samuel koch auf. bevor er etwas länger zu wort kommen durfte, fühlten sich olli schulz und jan böhmermann bemüssigt, erst mal darüber zu referieren, wie schwer es doch für sie sei, sich für ein gespräch mit ihm, samuel koch, „frei zu machen“ und nicht in die „lanz-falle“ zu tappen.

hi samuel, schön dass du da bist, leider fürchten wir, dass wir uns nicht frei machen können von dieser „betroffenheitsebene“ und einfach ein „cooles gespräch“ mit dir führen können. wir haben da intern sehr intensiv drüber geredet … — so, jetzt erzähl du mal was lustiges!

dieses metaebenen-gedöns liegt wie ein schleier auf der ganzen sendung — was einerseits ja auch die qualität von allem was böhmermann und schulz tun ausmacht, aber bei überdosierung unerträglich wird.

wirklich ärgerlich fand ich einen späteren einwurf von katrin bauerfeind, in dem sie samuel koch die schuld für die verklemmte gesprächsführung in die schuhe schieben wollte. sinngemäss sagte sie: die behinderten, die sie kennt, würden auch mal witzchen über sich selbst machen, um es ihrem gegenüber leichter zu machen mit ihnen umzugehen. was für ein blödsinn. als katrin bauerfeind ihr fernseh-praktikum bei tim mälzer machte hat der es ihr auch nicht leicht gemacht, im gegenteil, da stand sie kurz vor ihrem rauswurf, weil sie die ihr gestellten aufgaben nicht ernst nahm und mälzer davon tierisch genervt war. mit mälzers aktiv-aggressiver art konnte sie als moderatorin richtig umgehen (indem sie sich stärker anstrengte). einer eher passiv-aggressiven art, meint sie offensichtlich, müssten nicht etwa die moderatoren gewachsen sein, sondern der interviewte solle sich doch bitteschön zurücknehmen oder entgegenkommen zeigen.

was ich übrigens an katrin bauerfeind ganz grossartig finde: ich kann sie in einem moment total scheisse finden und im nächsten moment, oder eher, in der nächsten sendung, wieder ganz grossartig. obwohl das eventuell weniger mit ihr zu tun hat, als mit meiner rezeption. in die gleiche kategorie fällt übrigens sibylle berg. vieles von dem was sie schreibt, finde ich totalen mumpitz, manches finde ich ausgezeichnet — und als ich ihren text über den ex-zuhälter „de lange tünn“ (anton claaßen) hörte, wollte ich eine ode auf sie und ihre grossartigkeit verfassen. aber statt die grossartigkeit ihrer kleinen texte über die gäste der sendung zu besingen, lass ich sibylle bergs worte über herrn tünn für sich sprechen (youtube-version):

Bevor es den Rap gab, also damals™, führte der Weg aus dem Elend junge, von der Welt gekränkte Männer, ins Rotlichtmilieu. Mit anderen geilen Typen raufen, viel Geld, schnelle Autos, Bodybuilding, Goldketten und die Frauen hatten ihren Platz: an der Bar und nackig an Kletterstangen, als Schlampen oder herzensgute Huren. Heute hat Herr Tünn, der sehr drollig einen Dialekt nachahmt, der vermutlich Friesisch ist, sich von diesem Leben verabschiedet, in einen anderen Bereich, der Männern ohne Eigenschaften Heimat ist, den Fußball. Vielleicht als Kommentator, oder Trainer, oder, pfft, egal, denn es geht die Legende, dass Herr Tünn Legenden aus seinen Lebensgeschichten macht, was wieder sehr sympathisch ist — man kann nicht genug lügen in diesem kurzen Leben. Und bestimmt ist er ein netter Kerl, denn nett sind sie ja alle, im Fernsehen.

die texte von berg sind nicht immer auf den punkt, aber immer präzise und aufs wesentliche kondensiert. das ist ein sehr schöner kontrast zu den relativ unkondensierten plauderwellen, die aus den beiden moderatoren herausbrechen.

nett war herr tünn dann zwar nicht, wohl aber nervig. aber nervig sind sie ja auch irgendwie alle, im fernsehen. obwohl eigentlich war nicht der herr tünn/claaßen nervig, sondern die redezeit, die ihm gewährt wurde und die vielen fragen die an ihn gerichtet wurden. bei deren beantwortung konnte er dann sein leben, seine zuhälterei und gewalt in schönsten relativierendem kölsch weisswaschen. über seinen umgang mit den frauen, die für ihn anschaffen gingen, sagte er zum beispiel sinngemäss:

jeschlagen hab isch die fast nie, jedroht fast jeden tag.
wenn se jelaufen sind, dann gabs aber rambazamba! die gehn ja nich weg um abzuhauen, die gehen weg, wenn se nen anderen typen kennenjelernt haben. die müssen dann aber abstand bezahlen!

und zack, bin ix in die schulz-und-böhmermann-falle getappt! ich habe dem typen redezeit gegeben. jetzt entziehe ich ihm das wort und vor allem, ich vergesse ihn wieder.

eine ganz besondere fähigkeit hatte der kriminalist axel petermann, der ein bisschen wie werner herzog redet und wie bernhard paul aussieht: er schaffte es mehrfach in der sendung, dass sowohl olli schulz als auch jan böhmermann sehr ernst guckten und länger als 30 sekunden schwiegen. ausserdem konnte axel petermann ironie, was jan böhmermann völlig aus dem konzept brachte und seine ironiedetektoren deaktivierte. der platz auf dem axel petermann sass, vom zuschauer aus vorne links, ist jetzt schon in der zweiten sendung in folge der platz, auf dem jemand sitzt, der länger hätte reden sollen. witzigerweise ist das nicht nur meine ansicht, sondern auch das was olli schulz und jan böhmermann in ihrer nachbesprechung sagten.

die nachbesprechung, wenn gäste und publikum gegangen sind, wurde in dieser sendung von larissa rieß verwässert. sie ist im abspann als „assistenz“ gelistet und sonst offenbar radiomoderatorin. auch larissa rieß schloss sich der moderatoren-protektion von katrin bauerfeind an, als sie jan böhmermann’s klage, dass samuel koch ihn auflaufen liess, assistierte (sic!) und sagte: „das ist auch gemein, weil er wusste, dass du nicht zurückschiessen kannst.“

immerhin ein gutes hat diese absurde böhmermann-verteidigung: in dieser sendung hat jan böhmermann mehr mitleid abbekommen, als samuel koch.

olli schulz wird übrigens immer besser. er greift böhmermann in schwachen momenten gnadenlos an, kann mit einer winzigen geste, ohne worte, ohne rumgekasper grossartige witze machen (siehe oben, in der sendung bei minute 53:39) und er bezieht deutlich stellung, wenn er es für nötig hält. zweimal brachte er seine ansichten über die relativierung und mythologisierung des rotlichtmilieus deutlich und ohne ironiesicherheitsnetz zur sprache.

in der sendung gabs übrigens noch 4 extra-gäste (micaela schäfer, oli p., willi herren und nen kölner hai). die idee finde ich gut, micaela schäfer durfte einen brust-witz machen („ich verkaufe nicht mein gesicht in mallorca, ich verkaufe meine brüste!“), aber ich finde in der durchführung sollte man mehr konsequnz und härte zeigen und den ersatz-gästen nur dann mehr als 3 minuten geben, wenn ein anderer gast dann auch endgültig gehen muss. oder anders gesagt: statt nach der sendung respektlos über die gäste her zu ziehen, lieber gleich in der sendung haltung zeigen und gäste oder moderatoren, die nerven, einfach austauschen.

(in der zdf-mediathek gesehen, .mp4-datei und hier noch ein teaser zur sendung)

sendung mit der maus vom 24. januar 2016

felix schwenzel, , in gesehen    

schon in der vorschau zeigt armin eine kleine sachgeschichte zur funktion des kölner pegelstandanzeigers in der altstadt. in der sendung selbst geht’s um hochwasserschutzmassnahmen vor elbhochwassern in sachsen (in lödderitz). armin erklärt wie deiche gebaut werden und wie deiche funktionieren. man sieht sehr viele bagger, viel sand und viele LKWs. und alles wird wunderbar anhand von filmaufnahmen und modellen erklärt.

deichmodel aus der sendung mit der maus vom 24. januar 2016

so muss das sein, ganz klassich, ganz toll erklärt. was mir bisher noch nie auffiel: die musik in den sachgeschichten. diesmal ist mir die musik aber aufgefallen, vielleicht weil sie nen tacken zu schmissig und, hm, unpassend war.

auch beim kleinen maulwurf gab’s hochwasser. eine kleine lektion in gemeinschaftssinn und am ende gabs für alle erdbeermarmeladebrot. bei dem maulwurffilm fiel mir auf, dass alle tiere den gleichen synchronsprecher haben.

bei shaun das schaf gab’s nen wasserrohrbruch. auch nett, wie fast immer.

(auf wdrmaus.de gesehen)

* * *

[nachtrag 17.04.2016]
ich bin nicht sicher, seit wann die ARD sachgeschichten bis 2099 in die mediathek stellt, aber hier steht es: „Verfügbar bis 30.12.2099“

und weil die .mp4-datei verlinkbar ist, ist sie natürlich auch einbettbar.

deichbau in der sendung mit der maus vom 24.01.2016

the graham norton show s18e15

felix schwenzel, , in gesehen    

(mit ice cube, kevin hart, hugh laurie, olivia colman, sir david attenborough und elle king)

man vergisst ja immer wieder, dass talk-sendungen, oder wie graham norton das sagt, „chat shows“, immer in erster linie werbesendungen sind. werbesendungen deren deal lautet, dass stars in die sendung kommen und dafür ihren neuesten film, ihr neuestes buch, platte, sendung oder was auch immer sie gerade gemacht haben, promoten. das war in dieser sendung natürlich nicht anders, aber dieses mal recht angenehm, weil ausschliesslich für sachen werbung gemacht wurde, die mir gut gefallen würden. eine echte verbraucherinformationssendung sozusagen. ha, wäre verbraucherinformationssendung nicht ein guter eingedeutschter name für talkshows?

[wie kommt das eigentlich, dass wir nach so vielen jahren deutschen fernsehens immer noch keine guten, eingedeutschten namen für talkshow haben? schon klar, dass redesendung nicht schön ist. hätten die fernsehmacher in den 50er jahren solche sendungen plauderschau genannt, hätten wir uns vielleicht an das wort gewöhnt, so wie wir uns mittlerweile an tagesschau (aka daily show) gewöhnt haben.]

olivia colman (die eine alte, goldene quarzuhr zu tragen schien) und hugh laurie kamen, um werbung für die BBC miniserie the night manager zu machen. das ist die verfilmung eines john le carré romans und könnte allein schon wegen des ensembles sehenswert sein. der trailer sieht jedenfalls ganz vielversprechend und gut produziert aus (auch wenn er etwas dick aufträgt). olivia colman und hugh laurie sind auf dem sofa einer plauderschau aber sehr unterhaltsam und alles andere als dick auftragend.

genau wie ice cube und kevin hart, die allerdings auf eine amerikanischere art unterhaltsam sind (lauter, sehr viel lauter). die beiden promoteten ihren neuen ride along 2-film (trailer), in dem auch ken jeong mitspielt, der mir bei der letzten jimmy fallon plauderschau sehr positiv auffiel. nebenbei sagte ice cube noch ein paar worte über die jüngste oscar-diskussion, als ihn norton danach fragte, ob er die auch boykottieren wolle. sinngemäss sagte ice cube, dass er nichts boykottieren könne wo er eh nicht hingehe und dass preise und auszeichnungen zwar nett seien, aber man shows und filme ja für das publikum und nicht für gutachter mache.

was ich nie verstehen werde, ist die auftrittsreihenfolge und paarungspolitik auf dem sofa von graham norton. mal kommen zwei gäste, die dann verschwinden wenn die nächsten zwei kommen, mal kommen alle gemeinsam aufs sofa. andererseits: wozu soll ich etwas verstehen wollen, was immer ausnehmend gut funktioniert? in dieser sendung kam nach 20 minuten sir david attenborough dazu. der wird demnächst 90 und ist für seine fast 90 jahre erstaunlich mobil, witzig und schlagfertig. und interessant sowieso. solche menschen möchte ich übrigens viel öfter im fernsehen sehen. sie helfen einem ungemein, die angst vorm altern zu überwinden.

die musikalischen auftritte schalt ich bei graham norton eigentlich immer weg, bzw. überspringe sie. die youtubeversion der sendung erledigt das meisten gleich für mich mit, weil die uploader die musik rausschneiden, vermutlich aus angst vor youtube’s content-id-mechanik, die die musik identifizieren könnte und die musikverlage dann zum löschen des videos inspirieren könnte.

in dieser sendung habe ich ausversehen die musik weiterlaufen lassen — und mir gefiel was ich da hörte. graham norton gefiel das (natürlich, wie immer) auch: „i love that song“. das lied (ex’s & oh’s) war von elle king, die ihre platte nach einem sex-shop in florida benannt hat: lovestuff.

(hier das offizielle video von ex’s and oh’s)

nach ihrem auftritt durfte elle king auch nochmal auf dem sofa platz nehmen und komplimentierte gleich ice cube („big fan!“), was deshalb witzig war, weil kevin hart so tat als sei das kompliment für ihn gedacht. elle king inspirierte david attenborough dann noch dazu, von einer begegnung mit einer ratte auf einem indischen klo zu erzählen und, was mich sehr beruhigte, ellen king verstand, wie ich, kein wort der geschichte des kandidaten auf dem roten schleuderstuhl.

(auch auf youtube)

wolf hall s01e03

felix schwenzel, , in gesehen    

eine folge in der cromwell die ganze zeit ans ficken denkt und nebenbei ein paar besorgungen und deals für den könig macht. ein paar seiner privaten intrigen scheitern und er kann einen seiner freunde nicht vor dem scheiterhaufen bewahren. parallel fängt cromwell an, vom empfänger von drohungen, zum sender für drohungen zu werden.

insgesamt bin ich nach wie vor leicht verwirrt. in einer szene fängt cromwell an, an lady ann, der künftigen königin rumzufummel. offenbar ein kurz eingeschobener tagtraum, eine botschaft des regisseurs an den zuschauer: cromwell denkt die ganze zeit ans ficken. die botschaft kam an, aber ich war erstaunt wie schlecht diese szene inszeniert war. auch die zeitsprünge sind undeutlich inszeniert — eigentlich gar nicht inszeniert, sie passieren einfach. man kann sich nach dem schnitt von der krönungszeremonie auf die schwangere lady ann schon vorstellen, dass da jetzt ein paar monate zeit vergangen sind, aber vielleicht könnte man das auch einfach, nunja, inszenieren? ein bisschen wenigsten?

ansonsten altert cromwell jetzt kräftig, vielleicht ist sein aussehen aber auch nur ein zeichen dafür, dass er einen freund nach dem anderen verliert und trauert? andererseits scherzt er ständig mit den leuten, mit denen er redet.

so recht weiss ich nicht, woran ich bei dieser serie bin. ein, zwei folgen schau ich mir jetzt noch an, dann entscheide ich mich, ob mir das zu langweilig, zu langsam oder stockend zum weitersehen erzählt ist.

ausserdem ist mir noch ein detail aufgefallen, eine möglicherweise kleine, historische inakkuratesse: viele fassaden der häuser die man sieht, sind aus nacktem sandstein. wenn ich mich recht erinnere ist das ihr heutiger zustand. beim bau, zur damaligen zeit, liebte man es, diese fassaden zu verputzen und zu bemalen. dafür hat das produktionsbudget wohl nicht mehr gereicht.

limitless

felix schwenzel, , in gesehen    

ein bisschen vorhersehbar, wenn man ein paar folgen der serie gesehen hat: loser probiert ne neue neuro-droge (NZT), findet die wirkung super, will mehr, gerät in kalamitäten, löst die kalamitäten mit seinen fähigkeiten, die ihm die droge gibt, es geht ein bisschen hin und her (action, faustkämpfe, messer), der loser ist am ende ein winner, fertig, abspann.

umgekehrt, wer den film zuerst gesehen hat, dürfte von den ersten folgen der serie gelangweilt sein, weil sie dem gleichen muster folgt, nur etwas mit etwas weniger special effects und faustkämpfen.

der film ist nicht schlecht, ganz unterhaltsam, sauber produziert und, wie die serie, ein bisschen verspielt in schnitt und zoom. robert de niro ist wie immer brilliant und bradley cooper haben sie die augen schön blau gemacht — wenn er auf NZT ist. sonst, ohne die droge, sind seine augen trüb.

NBC democratic presidential debate (17.01.2016)

felix schwenzel, , in gesehen    

ich mag es gerne, anderen leuten beim debattieren zuzuschauen, insbesondere das amerikanische format der debatte, das meist einen klaren rahmen vorgibt und stark moderiert wird. vor allem wollte ich mir aber mal selbst ein ein ungefiltertes bild machen, wie die demokratischen präsidentschaftskandidaten sich präsentieren. ungefiltert ist das natürlich nicht wirklich, einerseits wegen des rahmens, in dem das ganze stattfindet und andererseits, weil die kandidaten natürlich nicht mal ansatzweise wirklich offen reden können; all ihre aussagen sind auf eine positive wirkung für ihre jeweiligen kampagnen optimiert.

trotzdem kann man in so einer stunde, die in diesem fall ständig sowohl von NBC-werbepausen, als auch von youtube-werbepausen unterbrochen wird, ein paar ganz gute eindrücke von den kandidaten gewinnen.

youtube-video
youtube

bei den demokraten sind noch drei kandidaten übrig.

  • vermutlich relativ chancenlos und so unbekannt, dass er sich in seinem eröffnungsstatement selbst mit namen vorstellte, martin o'malley, bis 2015 gouverneur von maryland.
  • hillary clinton, ehemalige aussenministerin und senatorin, nennt noch nicht mal die adresse ihrer website, wenn sie davon redet, dass dieses oder jenes auf ihrer website dokumentiert sei.
  • senator bernie sanders, der sich als „demokratischen sozialisten“ bezeichnet und nie von seiner website spricht.

zu den themen, die in der debatte besprochen wurden, werde ich wahrscheinlich nicht viel sagen, deshalb habe ich die debatte auch nicht geguckt. einerseits sind die positionen der kandidaten ja auch mehr oder weniger bekannt (wenn man den kandidaten kennt) und andererseits wird auch nicht wirklich über themen gesprochen, auch wenn alle debattenbeteiligten, die kandidaten, ihre teams, die fernsehsender, alles tun, um diesen eindruck zu erwecken. in echt geht es, glaube ich, vor allem um das fabrizieren von eingängigen, zitierbaren soundbites, die positionen grob vereinfachen und zuspitzen, also kommunizierbar machen. und natürlich geht es darum, format zu zeigen. jedem der kandidaten war anzumerken, dass (präsidiales) format, haltung und das austrahlen von souveränität das hauptziel dieser auftritte sind.

martin o’malley hat das mit seinem team ganz besonders eifrig vorbereitet. er versuchte über den dingen zu schweben, das grosse bild zu zeichnen, verständlich zu sprechen und emotionen zu zeigen, ohne schwach zu wirken. das ging meiner meinung nach voll daneben. er wirkte auf mich wie das abziehbild eines fernsehserien-kandidaten: viel zu gutaussehend, zu schlechte darstellerische leistungen, schlechte texte — aber alles sehr ambitioniert und ernst vorgetragen. ausserdem konterkarierte er seinen drang über den dingen zu stehen, durch andauernde bettelei um redezeit: „please, just 10 seconds, please …“

o’malley sagte keine unvernünftigen sachen und hat okaye rhetorische fähigkeiten, aber auf mich wirkt er unecht, gemacht, aufgesetzt und unaufrichtig.

das genaue gegenteil ist bernie sanders. trotz seiner langen politischen karriere wirkt er echt. auch er wird ständig emotional, aber bei ihm wirkt das nicht kalkuliert, sondern weil ihn die missstände wirklich zu nerven scheinen. seine emotioanlität könnte ihm auch schaden, dachte ich immer, als ich sah. die emotionen wirken nämlich auch unsouverän, gerade im kontrast zu hillary clinton, die ruhig, bedacht, abgebrüht und fast eiskalt auftritt. aber vielleicht ist es genau das, was viele an bernie sanders mögen, dass er sich nicht (zu sehr) um die wirkung seiner auftritte schert, sondern eben um die „ischuhzzz“, wie er es ausdrückt, um die sachthemen, bzw. missstände in den USA.

bernie sanders wirkt auch sehr alt und erschöpft. auch das sollte ihm eigentlich minuspunkte einbringen, die amerikaner lieben ja agil-wirkende präsidenten zu haben, die sportlich und gesund sind, und am besten keine grauen haare haben. so wie damals ronald reagan, der bis an sein lebensende edelholzfarbenen haare trug. aber auch das kann sanders wohl zu seinem vorteil ausspielen: er strengt sich wirklich an, er kämpft und auch wenn er schwach wirkt, er bleibt standhaft, in jeder hinsicht.

hillary clinton wirkt so professionell, dass es einen beinahe umhaut. sie redet und gestikuliert, als wäre sie bereits gewählt. ihr dampft präsidiale haltung aus jeder pore. sie setzt auch emotionen ein, aber ganz punktuell, als kontrolliertes, rhetorisches stilmittel, das sie abrufen kann, ohne wirklich emotional (und damit angreifbar) zu werden. wohlgemerkt, das wirkt alles immer noch schlüssig und präsidial, nicht stümperhaft und schlecht gespielt, wie zum beispiel von frank walther steinmeier, wenn er versucht gerhard schröder zu imitieren. hillary wirkt so professionel, so geschliffen, so unangreifbar, dass einem angst und bange wird. sie wirkt dabei sogar sympathisch, freundlich und sogar ein bisschen lustig. aber — und das dürfte ihr grösstes problem sein — sie wirkt wie eine maschine. gut geölt, perfekt in schuss, tut genau das was man von ihr erwartet, aber sie arbeitet um zu arbeiten, nicht um etwas zu verändern.

sanders schreit die ganze zeit heiser krächzend, dass er dieses und jenes „radikal“ verändern wolle, hillary will optimieren. hillary steht für das bewährte, garantiert, wie damals adenauer, „keine experimente“, sanders schwingt die sozialistische faust.

ich glaube sanders wird ganz gut abschneiden, vor allem bei progressiven, aufgeklärten und jungen wählern, aber clinton wird am ende trotzdem demokratische kandidatin (und präsidentin), weil sie für einen soliden mittelweg steht (der zwar auf viele rechte immer noch radikal wirken mag), ohne allzu viele blätter von den bäumen zu schütteln. und vielleicht treibt sanders sie ja noch ein bisschen in die progressive, reformerische ecke, mit seinen zu erwartenden erfolgen.

ich lag bisher mit meinen einschätzungen der us-präsidentschaftskandidaten immer ganz gut. wenn ich das gefühl habe, einer der kandidaten habe das format und die nervenstärke zum präsidenten, hatten die meisten amerikaner ein ähnliches gefühl. bei (bill) clinton war ich mir aus diesem grund bereits vor der wahl sicher, dass er gewählt würde, ebenso bei obama. bei george w. bush hat mein bauchgefühl völlig versagt. er wurde gewählt, obwohl ihm format, nervenstärke und hellsichtigkeit ganz offenbar fehlten. aber bei (hillary) clinton hab ich wieder dieses gefühl: sie kann es und sie wird es.

(auf youtube gesehen)

limitless s01e13

felix schwenzel, , in gesehen    

etwas zu verspielt für meinen geschmack, diese folge. irgendeine kindheitserinnerung bringt brian finch dazu alle schlimmen wörter mit harmlosen wörtern zu ersetzen, was theoretisch lustig sein könnte, auf dem bildschirm aber eher nervt. aber ich bin sicher im writers room hat der einfall für gelächter gesorgt.

ansonsten mag ich es, wenn brian finch in einer folge einfach mal genre-untypisch vier fälle löst, nebenbei, während er sich hauptsächlich um den rote faden der geschichte kümmert, senator edward morra und hier konkret, die verschleier dessen NZT-nutzung.

überhaupt, die verspieltheit der serie ist ein bisschen hoch dosiert. das merkt man von der ersten folge an, aber ich kann es trotzdem ertragen.

den film, der die vorgeschichte der srie erzählt hab ich mir auch gerade im itunes-store geliehen und werde ihn in den nächsten tagen ansehen. mal schauen wie und ob der kontrastiert.

wolf hall s01e02

felix schwenzel, , in gesehen    

ich bin verwirrt, diese folge wurde am ende etwas fiebrig. cromwell war plötzlich zu sehen, wie er fieberte und ein, zwei kleine visionen hatte — um kurz danach wieder putzmunter einen brief zu diktierten und einen weiteren augenblick später irgendwo mit heinrich hinzureiten (der beim reiten seinen hut verlor). zwischendurch wurde auch noch jemand geköpft, von dem ich leider keine ahnung hatte, wer das war.

hört sich verwirrend an, war aber noch verwirrender anzusehen. vielleicht hatte der cutter, der die letzten 15 minuten dieser folge zusammenschnitt, ebenfalls fieber. oder ich habe eine schlechte kopie der folge erwischt oder nicht ordentlich aufgepasst.

[nachtrag 21.01.2016: es stellt sich raus, dass der cutter keinesfalls fieber hatte, sondern ich einen groben bedienungsfehler gemacht habe und mir die letzten 15 minuten der folge 4, statt die letzten 15 minuten der folge 2 angesehen habe.]

sonst war die folge aber genauso super wie die erste, wobei ich in dieser folge gemerkt habe, dass die musik im mittelalter zum nervigen tendiert. leider ist die ganze sendung mit dieser leicht nervigen mittelaltermusik unterlegt, was mir aber beim zuschauen selbst kaum auffiel, wohl aber, wenn die beifahrerin nebenan wolf hall guckt und die musik durch die wand trötet.

cromwell scheint es innerhalb von zwei folgen geschafft zu haben, die gunst von könig heinrich viii zu erlangen, was ich ihm gönne, weil er sich wirklich geschickt anstellt und eine sehr treue seele ist — und sich immer noch für seinen kardinal einsetzt. neben dem fieber sieht man auch ein zwei mal, wie sich cromwell weniger geschickt anstellt und in fettnäpchen tritt und wie er mehrfach ausdauernd ins leere schaut. dieses leere, wartende starren fühlt sich sehr mittelalterlich an, weil damals die zeit ja bekanntlich viel langsamer vergingt, bzw. gar nicht ordentlich gemessen werden konnte.

ich weiss jetzt auch, warum cromwell, obwohl er laut wikipedia politisch eher ein arschloch war, so sympathisch wirkt: einerseits wegen dem sympathischen maffay-gesicht und andererseits, weil cromwell ein aussenseiter ist, der sich gegen alle widerstände nach oben manövriert — in den ersten beiden folgen offenbar auch ohne selbstgesponnene intrigen, sondern nur mit kluger rhetorik und geduld. glaubt man der wikipedia, ändert sich das aber bald.

[nachtrag 21.01.2016]
so, jetzt habe ich auch folge 2 zuende geschaut, nicht nur das ende der folge 4. gut erzählt und man merkt, wie sich in cromwell langsam rachegefühle für den tod seines kardinals zusammenbrauen. alles subtil und doch nachvollziehbar erzählt, die langsame wandlung von cromwells gutmütigkeit, die annäherung cromwells an den könig, bzw. umgekehrt, cromwells einsamkeit und aussenseiterrolle. macht spass weiterzugucken. 4 statt ursprünglich 3 sterne.