chef’s table

felix schwenzel, , in gesehen    

chef’s table

die erste folge chef’s table hab ich glaube ich vor nem jahr auf netflix gesehen. sie handelte von massimo bottura, einem italienischen koch und seinem restaurant osteria francescana. aber eigentlich handelte sie von etwas ganz anderem, von massimo bottura leben und seiner einstellung zum leben, seinen krisen und seinen erfolgen — aber eben auch über das was er kocht. ich fand diese erste folge sehr beeindruckend und auch ein bisschen bewegend, weil dieses portrait beinahe intim und schön differenziert war. ich erfuhr etwas über den koch selbst, über das was ihn antreibt, und beinahe nebenbei, was er so kocht.

nachdem ich nun die fünf anderen folgen der ersten staffel von chef’s table gesehe habe, wurde klar, dass das die idee hinter der serie ist. es geht nicht um den tisch, sondern den oder die, die den tisch deckt. dass dabei inszenatorische mittel zum einsatz kommen, bei denenn ich bei fiktionalen formaten schreiend weglaufe, also übermässiger einsatz von zeitlupen, emotionsmanipulierende musik, ausufernde landschaftsaufnahmen, störte mich in diesem format fast gar nicht.

tatsächlich kommt diese dokumentationsreihe inhaltlich gut gemachten fiktionalen formaten recht nahe. fast jede ausgabe handelt von einem menschen, der oder die sich auf den weg macht ihren traum zu erfüllen und dabei auf widerstände oder widersacher trifft und sich am ende dann doch durchsetzt. jede folge hat ein happy beginning (ein gut gehendes spitzenrestaurant) und happy end: ein spitzenkoch, von dessen leben man ein bisschen erfahren hat, mit einem, oder mehreren, gut gehenden spitzenrestaurants. aber auf dem weg dahin, erfahrt man, was es bedeutet dort zu landen, welche arbeit und mühe dahinter steckt, welche krisen und welche hindernisse aus dem weg geräumt werden müssen.

die botschaft beinahe jeder einzelen folge lautet: finde zu dir selbst und tue das, was du am besten kannst, auf deine weise und so gut du kannst. also — theoretisch — wie bei jedem actionfilm.

ein paar der köche fand ich wahnsinnig sympatisch, andere unerträglich unsympathisch, einige der köche wirken unglaublich prätentiös, andere geerdet und rustikal. was die serie aber jedes mal mit erstaunlicher leichtigkeit schafft, ist die motive der köche nachvollziehbar zu machen, zu verstehen, warum das, was die köche tun, jeweils folgerichtig ist.

besonders gut hat das bei francis mallmann und magnus nilsson funktioniert. der eine wuchs am südlichen arsch der welt in patagonien auf, der andere am nördliche arsch der welt in schweden. beiden gemein ist die scheinbar widersprüchliche, gleichzeitige misachtung von konventionen und grosser wertschätzung von traditionen. beide haben einen grossen freiheitsdrang und den unbedingten willen, ihren eigenen weg zu gehen. während nilssons detailversessenheit und perfektionsdrang sehr ausgeprägt und augenscheinlich ist, hat mallmann seinen drang zur perfektion (scheinbar) überwunden und kocht eher lakonisch und urig.

wenn köche über ihre philosophie haltung zum kochen, essen oder nahrungsmittel reden, kann das gehörig in die hose gehen. witzigerweise ging das aber bei keinem der portraitierten köche in die hose, im gegenteil. ich fand das nachvollziehbar bis überaschend interessant und klug. was ich faszinierend finde — aber überhaupt nicht nachvollziehbar — ist die detailversessenheit und der perfektionsdrang der portraitierten. ich bin da eher rustikal und dränge aus prinzip nicht nach perfektion. etwas gut bis sehr gut zu machen ist schon anstrengend genug — das dann perfekt zu machen, erfordert dann mindestens nochmal genausoviel bis doppelt so viel aufwand. ich weiss, dass ich es mit dieser haltung nie in die spitze von irgendwas schaffen werde — aber um so faszinierender finde ich es, andere dabei zu beobachten.

chef’s table läuft auf netflix, mittlerweile gibt’s auch schon ne zweite staffel, von der ich erst eine folge gesehen habe, die das niveau der ersten staffel auch nochmal übertrifft.

youtube-video
youtube