eisensack

felix schwenzel, , in notiert    

eier aus mango (symbolbild)
eier aus mango (symbolbild)

ich hatte immer den eindruck, dass englisch als vorherschende sprache in der populärmusik vor allem einen zweck hat: die peinlichkeit der texte zu kaschieren. spätestens wenn man liedtexte auf deutsch übersetzt, fällt einem ihre schwachsinnigkeit auf. über den umweg der fremdsprache lässt sich auch auf den grössten quatsch souveränität projezieren. über den umweg des denglischen, können wir sachen sagen, die uns in der muttersprache peinlich wären.

andererseits ist das auch unsinn: mit einer gewissen haltung oder souveränität, lässt sich grosser quatsch auch muttersprachlich ausdrücken — ohne allzu peinlich zu wirken. udo lindenberg zeigt das bereits seit gefühlt zweihundert jahren.

aber trotzdem flüchten wir, egal ob gesungen, geschrieben oder gesprochen, immer gerne ins denglische um profanes, langweiliges aufzupeppen: wir machen aus dem betrachten von leinwänden oder grossbildschirmen ereignisse, indem wir von public viewing sprechen. statt jemanden zu schmähen, dissen wir, abstimmen hört sich als voten viel digitaler und moderner an.

und wenn wir männer dafür loben wollen, dass sie ihren beruf ganz gut ausüben, sagen wir balls of steel, weil sich verhärtungen im geschlechtsbereich einfach nicht so beeindruckend anhört.

weil ich aber auch ein grosser freund der akkuratesse bin, habe ich überlegt, wie man balls of steel übersetzen könnte. eier aus stahl liegt nahe, zeigt aber gleich warum das ausser jan böhmermann niemand sagt: ohne ironischen bruch spülen die eier aus stahl viel zu viel pathos nach oben. und pathos bei der beschäftigung mit männlichen geschlechtorganen möchten die meisten männer nach kräften vermeiden, weshalb die ausflucht ins englische logisch erscheint.

stahlnüsse fände ich ganz niedlich, aber gegenüber bällen sind nüsse natürlich auch eine herabsetzung, aber gerade das macht dieses lob sympatisch.

enthielten der hodensack tatsächlich testikel aus gehärtetem eisen, wäre das fraglos sehr unpraktisch, aber so richtig fällt einem dieser umstand erst auf, wenn man die situation im schritt mit eisensack beschriebe.

ganz abgesehen davon habe ich mich beim schreiben gerade gefragt, ob man auch aus der metalisierung anderer männlicher körperteile vermeintliche komplimente konstruieren könnte. schon die ersten versuche zeigen — eher nicht:

anus aus stahl, eisenfinger, metallkopf, silberohr, blechzunge, kupferschwanz.

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achso, ich bin abgeschwiffen. eigentlich wollte ich nur dieses video verlinken: