brownsche molekularbewegung

felix schwenzel, , in wirres.net    

das morgenritual von frda und mir ist beinahe jeden tag gleich. ich stehe auf, sie bleibt noch eine halbe oder ganze stunde (im meinem bett) liegen, während ich in der küche im internet lese und kaffee trinke. sie kennt die geräusche die ich in der küche mache und weiss, da passiert nichts für sie interessantes. spätestens um 7 steht sie aber auf und prüft die lage. wenn ich noch mit dem internet beschäfgtigt erscheine, die spülmaschine ausräume oder weiter kaffee zubereite und in mich rein kippe, legt sie sich wieder zum dösen hin, jetzt aber so, dass sie mich im zweifel im blick hat.

wenn ich morgens nicht in gang komme versucht sie mich durch intensives anstarren dazu zu bringen mal langsam in gang zu kommen.

das erste zeuchen dass es langsam los geht ist, wenn ich den kühlschrank öffne und den maasdammer raushole und in kleine würfel schneide (ihr leckerchen für den morgenspaziergang). sobald ich mit den leckerchen anfange steht sie auf streckt sich genüsslich und sehr laut und beobachtet mich (zurückhaltend) beim leckerchen zuschneiden.

wenn die leckerchen geschnitten sind, startet die nächste eskalationsstufe wenn ich mich umziehe. das ist das signal für frida dass es jetzt bald losgeht und damit fangen (wahrscheinlich) die botenstoffe bei ihr an zu zirkulieren. sie läuft im flur auf und ab und dreht kreise um mich, um mich subtil zur tür zu ziehen.

heute gab es eine klitzekleine störung im betriebsablauf. beim käseschneiden fiel mir auf, dass die biomülltonne voll war und stellte sie in den flur. frida begleitete mich in den flur und beschnupperte noch ein bisschen die biotonne. während sie abgelenkt im flur schnupperte warf ich ihr ein käsestückchen in ihren fresnapf und schnitt weiter käse. frida stiess wieder zu mir in die küche und beobachtete mich ruhig beim käseschneiden.

weil geruchsmoleküle ihr zeit brauchen um sich durch die luft zu bewegen („der mittlere quadratische Abstand von ihrem Ausgangspunkt“ wächst proportional zur Zeit) dauerte es auch 30-40 sekunden bis sie bemerkte, dass nicht nur auf der arbeitplatte käse lag, sondern auch in der nähe des bodens. als hätte sie jemand an der seite angetippt, riss sie ihren kopf richtung futternapf und fand und verspeiste den käse.

diese langweilige geschichte ist im vergleich zu dem was frida sonst mit ihrer nase macht völlig unspektakulär, ich wollte es aber trotzdem aufschreiben, weil es mich heute früh fasziniert hat. viel faszinierender ist natürlich, dass frida personnen finden kann, die über hunderte von metern durch die stadt gelaufen sind (wenn man ihr eine geruchsprobe der zielperson zeigt) oder einen tannenzapfen in einem haufen tannenzapfen finden kann, den die beifahrerin vorher kurz angefasst hat.