immortal

felix schwenzel, , in wirres.net    

immortal

was braucht ein guter science-fiction-film heutzutage? die erfolgreicheren hatten alle das zentrale thema eines oder einer „auserwählten“ mit göttlichen kräften, einen antihelden der am ende des filmes mit zerschliessenem unterhemd und ramponiertem körper gegen die scheinbar übermächtige macht eines megakonzerns oder eines über-wesens triumphiert und rote und blaue pillen. ganz wichtig sind auch eine durchgestylte architektur und sets, risikolos an fritz lang’s metropolis angelehnt, mit irre hohen und vielen hochhäusern, ein bisschen düster gestylt und ganz vielen durch die luft flitzenden fahrzeugen. das ganze muss dann abgeschmeckt werden mit einer liebesgeschichte die eigentlich unmöglich ist, weil der eine teil „auserwählt“ ist, der andere aber nicht und beide aus ganz verschiedenen welten kommen.

wenn das ganze noch mit stars und aufwändigen special-effects garniert wird, die ganzen sets am besten auch noch komplett digital und günstig am computer erzeugt werden, haben wir einen blockbuster, einen kassenerfolg. zumindest hat das bei „bladerunner“, „das fünfte element“, „skycaptain and the world of tommorrow“, „matrix“ und „star wars“ funktioniert (und wird es wohl auch bei „sin city“ und „den 13 1/2 leben des käpt’n blaubär“).

bei „immortal“ von enki bilal hat das nicht geklappt. schon seine bildgewaltigen comics, insbesondere die „die nikopol trilogie“, haben es zwar zu einem gewissen ruhm gebracht, sind aber zum grossen teil nur noch antiquarisch zu haben und verstauben in den bücherregalen von ein paar wohlinformierten science-fiction-fans. so wie die existenz der grandiosen comics von enki bilal der mehrheit der menschheit verborgen blieb, blieb nun auch die kunde der verfilmung der nikopol-trilogie beinahe eine geheimsache.

fast könnte man ein prinzip dahinter vermuten, den versuch bilals werk abseits des mainstreams zu halten und deshalb den film nur in ein paar schuhkarton-kinos laufen zu lassen in die nicht mehr als 40 zuschauer auf einmal passen. leider völlig zu unrecht. „immortal“, für das bilal das drehbuch schrieb, regie führte und vier jahre arbeit steckte, verdient den mainstream. zumindest seine zuschauerzahlen.

die story ist, wie es mittlerweile bei science fiction zum guten ton gehört, ziemlich banal und undurchsichtig, voller widersprüche, aber grandiose bilder und klassische heldensagen-motive übertünchen das ausreichend. ausserdem durchzieht den film ein ausgesprochen sarkastischer, beinahe brutaler, hintergründiger humor. am ende droht der film — handwerklich durchaus solide — ins tränendrüsenmassierende elend abzugleiten, fängt das aber elegant mit einem blutigen massaker des kitschig aufsteigenden schwarms weisser tauben ab. allein wegen der blutigen schlusssequenz, aber auch wegen der wirklich gelungenen fusion von echten und computergezeugten darstellern und bildern, ist der film eine echte perle, die es eigentlich verdient in grösseren kinos zu laufen und von klügeren geistern rezensiert zu werden.

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