alle zeit-blogs angeguckt

felix schwenzel, , in wirres.net    

gero von randow, chefredakteur von zeit online kürzlich hier in den kommentaren:

Ja hallo, hab ja nun mittlerweile verstanden, dass Dir *eins* unserer 28 Blogs nicht gefällt. Aber ist es nicht das Besondere an dieser Form, dass ihre Verwendung so extrem unterschiedlich ausfallen kann? Und deshalb gilt „eins gelesen, alle gelesen“ nun einmal nicht, weder für die Blogosphäre als Ganze noch für das, was sich auf www.zeit.de/blogs tut, IMHO.

na gut, hab ich mir gedacht. guck ich mir die 28 blogs mal an:

blog.zeit.de/jubilaeum
eine einsame, fünf tage alte frage. sonst nix.

blogg.zeit.de/online
ok. hier steht immer topaktuelles aus der redaktion. zum beispiel gestern, am späten mittag, dass bei der zeit online ein tag der offenen tür stattfände. weitere informationen, bis wann, wo genau: nada, nix. könnte ja noch jemand kommen. ansonsten find ichs gut. sollte eigentlich jede grössere webseite haben, so ein metablog, mit neuem direkt aus der feder des chefs.

blog.zeit.de/meckern
klasse ding, auch wenn der meckerer nen albernen namen hat („onkel brumm“) und anonym ist. aber er scheint kein insider zu sein und macht seine aufgabe ganz gut. ein bisschen wenig los ist dort trotzdem. es gibt doch wohl mehr an der zeit online zu meckern?

blog.zeit.de/blogruf
platitüden galore, vom zeit.de-redaktionspraktikanten (der stets das wort „praktikant“ rauszensiert). indiskutables, extrem verkrampftes sprachliches niveau.

blogg.zeit.de/fundsachen
autoren die sich in einem blog „zeitredaktion“ nennen find ich äusserst albern. besonders viel findet die zeitredaktion aber offensichtlich nicht. flog bei mir schon nach anderthalb jahren aus dem feedreader.

blog.zeit.de/kosmoblog
ulrich speck zitiert immer wieder gern clemens wergin vom tagesspiegel. clemens wergin zitiert immer wieder gern ulrich speck. was ich im kosmoblog lese ist alles nicht dumm, vor allem nicht so flach wie das von clemens wergin, aber mich interessiert intellektuelles wortgewichse das die eigene ratlosigkeit kaschieren soll einfach überhaupt nicht. und ratlos sind und bleiben diese journalisten mit nahost-faible auch mit ihren ellenlangen analysen und noch längeren zitaten. öde.

blogg.zeit.de/bittner
ich wollte wie beim kosmoblog schreiben, dass mich dieses bemüht intellektuelle und auf kluges erscheinungsbild achtende geschreibsel unendlich langweilt. musste mich aber nach kurzem rumlesen korrigieren; obwohl ich ihn schon vor ein paar jahren aus meinem feedreader warf, bittner schreibt ohne arroganz, regelmässig und kann offenbar auch mal den standpunkt wechseln und einen damit überraschen. gar nicht so schlecht.

blog.zeit.de/herdentrieb
„so funktioniert kapitalismus“. kannste selber lesen. ähnlich interessant wie eine abhandlung über algorithmische informationstheorie. mag ich noch nichtmal kurz anlesen, ganz abgesehen davon, dass ich grosskotzige ankündigungen im stile von „so funktioniert …“, „in 10 minuten zum perfekten …“ oder „alles über …“ mehr als albern finde.

blogg.zeit.de/geldseligkeiten
scheint ganz bemüht zu sein, interessiert mich thematisch aber nicht die bohne. über geld schreibt man nicht, geld hat man (oder nicht).

blogg.zeit.de/googleblog
wenn bei boingboing oder the register, im google-blog höchstselbst oder auf einschlägigen gadget-sites etwas über google steht, kann man sicher sein es hier 3-4 tage später auch zu lesen. toller service.

blogg.zeit.de/weiss
bei geo heisst das geoskop (oder so) und findet sich am ende des hefts. habe ich immer gerne gelesen. auch wenn es in „weiss“ meist nur abgeschriebene pressemeldungen sind, immerhin steht am ende immer ne quellle. frag mich nur, warum „parvinsadigh“ nicht unter klarnamen bloggt?

blogg.zeit.de/hammaburg
es soll leute geben die gerne über ausgrabungen lesen.

blogg.zeit.de/zeitwissen
zeitwissen-log. so ähnlich wie das weiss-log und die fundsachen. nur bunter, mit mehr kaputten links (alle links zu „zeit wissen“ sind im arsch) und verschiedenen autoren. wohl beim redesign inner ecke liegen geblieben.

blogg.zeit.de/weilerswunderland
sog. online „tagebuch“ eines autoren der an der schlimmen „weiterlesen“-link-krankheit leidet. ich halts mit malorama und klicke „weiterlesen“ nicht. kaminer schreibt kürzere und witzigere texte über die deutsche provinz. habe nach 10 minuten aufgegeben nach witz und ironie zu suchen.

blog.zeit.de/design
wieder so ein pseudonyms-blogger. till bortels nennt sich till b. und schreibt sich im blog briefe mit clara ott die sich irgendwie um design drehen. die beiden feuern sich mit lustigen sprüchen wie „oder wie siehst Du das..?“, „ich finde die Bilder wirklich sehr gelungen!“ gegenseitig an. sandra-valeska bruhns durfte kürzlich einen gastbeitrag schreiben, einen eigenen login bekam sie nicht, sie musste unter dem namen clara ott schreiben. nette design-fundstücke, leider komplett unlesbar. zielgruppe sind wahrscheinlich grundschüler.

blog.zeit.de/berlinjournal
zwei autoren sind schon rausgeflogen, ich erinner mich nur noch an den langweiligen schreibstil, nicht mehr an die namen. dann übernahm jochen reinecke, änderte den unsäglichen sub-titel „hier tanzt der bär“ in „hier groovt der bär“ und füllte das blog mit wirklich lesenswertem zeug, teilweise aus seinem reichen oeuvre (archivtexte). ein wenig später stiess don dahlmann als sporadischer autor hinzu, von der berlinale berichtete ksenia vasilyeva, lesenswert, sogar mit eigenem login! insgesamt leidet dieses blog unter der gleichen krankheit wie meine zweit- und drittblogs oder blogbeteiligungen: zeitmangel, mangel an inspiration und mangelndes feedback wegen leserarmut. sollte man trotzdem auffer rolle haben.

blogg.zeit.de/jemen
tolles blog. vermutlich. ix les es nicht. sollte ich aber vielleicht mal. eigentlich ist es das was blogs wie das lawblog oder den shopblogger ausmacht: berichte aus einer fremden welt, aus erster hand. dieser eintrag zeigt: das blog hat was.

blogg.zeit.de/kairo
wieder ein anonymes blog („mumie13“ oder „kairo“), wieder naher osten. liest sich nett, wirkt authentisch, aber weder der jemen, noch kairo sind meine tagtäglichen kerninteressensgebiete.

blog.zeit.de/sex
als gero von randow das sexblog ankündigte dachte ich: „wie peinlich!“. man muss sigrid neudecker das wohl als verdienst anerkennen, dass es nicht peinlich geworden ist. so richtig begeistert mich das blog trotz gelegentlicher perlen zwar nicht, aber ich bin ja auch nicht so leicht zu euphorisieren. abonniert hab ich es aber.

blog.zeit.de/fussball
fussball. gähn. das siebentausenddreihundertvierungzwazigste blog zur fussball wm. wer soll das alles lesen? gibt es wirklich leute die das interessiert?

blogg.zeit.de/hartz
ein blog einer arbeitslosen schauspielerin die sehr viel kaffee trinkt. wow. wie originell. 70% aller blogger sind arbeitslos. oder? nett geschrieben, aber ich kenne fröhlichere und lustigere harzIV empfänger. vielleicht sagt mir jemand bescheid ob das lesenswert ist. ich konnte mich nicht so recht festlesen.

blogg.zeit.de/nachgesalzen
klasse. hatte schon vor monaten mal das verlangen in einem küchen-backstage blog zu lesen. klink, blauel und fuchs schreiben zwar nicht allzuviel über das was sich hinter den kulissen abspielt, aber von denen heisst ja auch keiner anthony bourdain. so liest man halt übers ziel (essen) und nicht den weg (kochen, küchenalltag), das ist nett, und ix freut sich dass die überhaupt schreiben.

blogg.zeit.de/clara
ich habe es im laufe von einem jahr fünfmal probiert. aber ich kann das nicht lesen, vor allem nicht wenn jeder blogeintrag mit „Eure Clara“ unterschrieben wird. kreuzlangweiliges loft-geschwafel.

bordeaux.blogg.de
scheuermann, das cholerische weinfass ist prinzipiell unlesbar. ich glaube es schreiben auch andere, aber statt über wein lese ich dann doch lieber über fahrradhygiene oder das sexualleben der blindschleiche.

blogg.zeit.de/elternzeit
wieder so ein blog mit einem thema das mich null interressiert mit der „weiterlesen“-krankheit. man wecke mich, wenn dort etwas passieren sollte.

blogg.zeit.de/texterblog
„weiterlesen“, „weiterlesen“, „weiterlesen“. ich habe doch noch nichtmal angefangen zu lesen und schon soll ich „weiterlesen“. pageview-geilheit törnt mich einfach ab. ebenso wie der blog-teaser:

Unglaublich, auf wie viele Wahnsinnigkeiten man an nur einem Redaktionstag stößt. Die wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.

ok. einmal hab ich dann doch „weiterlesen“ geklickt und mich zu tode gelangweilt. einen schlechten witz über 540 worte ausdehnen? geht. muss man aber doch nicht!

blogg.zeit.de/leserblog
sprblck.com gibts auch, da kann man seinen senf aber ohne zensor redaktion veröffentlichen. wie zum beispiel auch im eigenen blog.

blogg.zeit.de/trungfengmei
irgendwas mit asien.

blogg.zeit.de/wichtig
der zwilling vom leserblog?

„Wichtig“ ist das Diskussions-Weblog des Zuenders. Die Meinungen, die hier veröffentlicht werden, müssen nicht die Meinung der Redaktion sein. Mitreden ist erlaubt und erwünscht solange die Beiträge nicht beleidigend oder diskriminierend sind.

äh? war das nicht bei allen blogs und allen artikeln auf zeit.de so? und ist das wort „praktikant“ eine beleidigung oder diskriminierung? ich les das sobald mir jemand erklärt warum.

fazit
das hört sich alles ein bisschen negativ an, was ich über die zeit-blogs schrob. muss an der überdosis liegen, 28 (oder 29) blogs auf einmal, davon gefühlte 20 über den nahen osten, viele mit schwerer „weiterlesen“-krankheit und 15 mir komplett unzugänglichen themen auf einen haufen ist auch hart. aber man muss halt auch mal festhalten dass dort tatsächlich auch etwas passiert. die blogs von stern liegen ja mittlerweile komplett brach, ebenso wie die von der brigitte. da ist die zeit noch könig unter den blinden.