abmahn-olympiade

felix schwenzel, , in wirres.net    

anwälte und deren auftraggeber versetzen mich immer wieder in erstaunen. der deutsche olympische sportbund lässt das saftblog (mit ziemlicher wahrscheinlichkeit kostenpflichtig) abmahnen und setzt mal eben einen streitwert von 150tausend euro an. manche meinen das da eine unerlaubte nutzung der ringe vorläge, mancher wundert sich und der pressesprecher des deutschen olympischen sportbundes, michael schirp, äussert sich auf drängen von frank herold im marketing-blog.biz und wortgleich in diversen kommentar-strängen. da liest man dann u.a.:

Da gibt’s Trittbrettfahrer - die gibt’s gar nicht. Wir meinen nicht die Schule, die Sommerspiele ausrichtet. Oder den Gastwirt, der den Olympiaspieß grillt. Vielleicht auch nicht den guten Walther-Saft - aber leider konnten unsere Anwälte das noch nicht beurteilen. (im weiterlesen)

ich weiss nicht genau was das jetzt genau bedeutet was ich da rauslese, entweder sagt herr schirp über seine anwälte, dass sie schneller abmahnen als sie beurteilen, dass sie ziemlich lange brauchen um bestimmte dinge zu beurteilen aber präventiv schonmal abmahnen oder das abmahnenden anwälte ganz bestimmte dinge nicht ohne hilfe beurteilen können. olympische laien, safthersteller, restaurantbetreiber die die lage nicht beurteilen können werden von herrn schirp jedenfalls nicht so grosszügig mit nachsicht bedacht wie seine eigenen anwälte. die nämlich müssen die lage ad-hoc beurteilen können, sonst haben sie die anwälte (die die lage auch nicht so schnell beurteilen können) am hals. eine logik die vor arroganz nur so wabert.

die rechtfertigung mal eben flott zur waffe zu greifen lässt sich ja auch weiterspinnen: man stelle sich vor, der deutsche olympische sportbund sei ein hässlicher aber reicher kleiner junge der ab und zu mal von seinen mitschülern böse verprügelt wurde. dieser hässliche kleine junge fühlt sich nun ständig von allen seiten bedroht und denkt sich, er müsse etwas unternehmen. also kauft er sich einen schlagstock und schlägt jedem der ihm zu nahe kommt damit erst mal in die fresse. denn nähe, das hat er gelernt, führt offenbar zu prügel. als er nun einmal einem kleinen mädchen mit dem schlagstock den schädel spaltet, rechtfertigt er sich vor dem schul-direktor folgendermassen: „brutale schläger gibts — das glauben sie gar nicht. natürlich schlage ich keine rollstuhlfahrer und rentner und eigentlich wollte ich auch das mädchen nicht schlagen, aber der schlagstock war nun mal in meiner hand und die hat halt auch so komisch gezuckt. und jetzt regen sie sich nicht so auf, ich muss erst mal die lage beurteilen, kann ja sein, dass das mädchen mich verprügeln wollte.”

es ist ja lobenswert, dass schirp, bzw. teile des deutschen olympischen sportbundes jetzt das gespräch suchen und versuchen ihre sicht der dinge darzulegen. nur warum erst die scharfen hunde loslassen, dann behaupten die wüssten eigentlich gar nicht so genau was sie da tun und dann das gespräch suchen? don dahlmann fragt folgerichtig nach soetwas wie dem gesunden menschenverstand:

Was ist eigentlich aus der guten alten Tradition geworden, dass man erst einmal mit einander redet, bevor man sich irgendwas an den Kopf wirft?

aber vielleicht sollte man von funktionären und anwälten nicht zu viel erwarten.