bin ix energiesparer?

felix schwenzel, , in wirres.net    

ix auf watchberlin über die bekloppte lichtaus.info-aktion von springer/bild, greenpeace und pro7 (siehe auch stefan niggemeiers brief an greenpeace dazu) — diesmal neben rosacea auch noch mit heftigen kompressionsartefakten im gesicht.

ich bin energiesparer

film bei watchberlin gucken.

(flv-direktlink)

[nachtrag 04.12.2007, 20:30]
hübscher artikel inner taz zum thema. am besten selber lesen, dann brauch ich nichts dazu zu schreiben.

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manuskript

ich mache jede nacht das licht für 5 bis sechs stunden aus. jede nacht. bis jetzt habe ich das nie an die grosse glocke gehängt, ja eigentlich sogar für ganz normal gehalten.

greenpeace will jetzt in einer grossen koalition mit der „bild“-zeitung, pro7 und ein paar anderen aus diesem einfachen vorgang einen symbolischen, politischen akt machen indem sie ihre leser, zuschauer und mitglieder dazu aufrufen am 8. dezember um 8 uhr für 5 minuten das licht auszumachen.

die „bild“-zeitung meint, man solle das Licht ausmachen, damit allen ein Licht aufgehe. das sei gar eine sensationelle aktion, die es in berlin noch nie gegeben habe. am 8. Dezember werde für fünf minuten das licht am brandenburger tor abgeschaltet! mit ausrufezeichen.

5 minuten lang das licht auszuschalten und gleich danach wieder einzuschalten, meint der springer verlag auf der webseite http://www.lichtaus.info/, solle ein Zeichen an den zeitgleich stattfindenden weltklimagipfel auf bali senden, sich konsequent für bessere klimaschutzmassnahmen einzusetzen.

5 minuten dunkelheit sollen eine eindringliche mahnung sich für mehr klimaschutz einzusetzen sein?

warum 5 minuten dunkelheit eine eindringlichere mahnung sein sollen als täglich 5-8 stunden dunkelheit in deutschen wohnungen, wenn die deutschen schlafen, erklären weder die bild noch greenpeace. kai diekmann war aber so freundlich mit seinen eigenen worten zu erkläen was für ein blödsinn solche aktionen sind: „Selbst wenn ganz Deutschland nachts im Dunkeln auf die Toilette ginge, hätte das nicht den Hauch eines Einflusses auf den Klimawandel. (…)“

klar. es soll ein symbolischer akt sein, dessen hauptaussage allerdings nicht der verzicht ist, sondern die unkontrollierte gier. nicht das abschalten ist der symbolische akt, sondern das wiederanschalten nach nur fünf minuten. die aussage dieser aktion ist nicht, wir können verzichten, sondern wir sind abhängig.

mich erinnert das an einen junkie, der sich seinen schuss nicht um acht, sondern um fünf nach acht setzt. oder an einen prügelnden ehemann der seine frau als zeichen seiner gutmütigkeit mal an einem tag 5 minuten lang nicht prügelt (und dann weiterprügelt).

diese politik der symbole, die die gefühle ansprechen soll und voller theatralischer gesten ist, hat auch einen namen: „als-ob politik“.

das böse, das unheil wird eindringlich an die wand gemalt, ängste werden bis zur hysterie geschürt um sich dann mit einem symbolischen akt zu erleichtern.

so kann man heutzutage die armut und die ungerechtigkeit in der welt bekämpfen, indem man auf ein konzert mit bono oder bob geldof geht. den terror bekämpfen wir indem wir soldaten nach afghanistan schicken.

in den achtzigern gabs mal einen aufkleber: „ich bin energiesparer“. ich hatte den auch als kind. er klebte bei mir am bett, hielt mich aber nicht davon ab das licht ständig anzulassen, mit angeschalteter heizung das fenster zu öffnen.

in den achtzigern baute man dreckschleudernden autos um sie umweltfreundlich zu machen keinen katalysator ein, sondern klebte ihnen einen aufkleber auf auf dem stand „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, daß man Geld nicht essen kann.“

fehlt eigentlich nur noch, dass man mit in china gefertigten schuhen auf die strasse geht und gegen die globalisierung demonstriert, seinen müll trennt um den wald zu retten oder sein abendessen in den müll schmeisst um den hunger zu bekämpfen.

wir waren schon mal weiter. es gab in deutschland autofreie sonntage, was natürlich auch ein symbolischer akt war, aber wenigstens einer mit einer echten botschaft: wir müssen verzichten lernen und anfangen unser leben zu verändern.

nur das will keiner hören. und das wissen die populisten von der „bild“-zeitung und von greenpeace. und sagen es deshalb niemandem.