verschlüsselte medienkritik per kriminalpsychologie

felix schwenzel, , in wirres.net    

gafferphänomen

im tagesspiegel ist gestern auf der letzten seite eine erstaunlich medienkritische kleine infobox erschienen. es geht um die berichterstattung über die ereignisse in amstetten. der autor zieht es allerdings vor, statt von „journalisten“, „aasgeiern“ oder „witwenschüttlern“, von „gaffern“, „sensationssuchenden“ und „schaulustigen“ zu sprechen. damit man das anliegen besser erkennt, habe ich den originaltext mal entschlüsselt:

JOURNALISTENPHÄNOMEN
Die Sensation suchen

Hunderte Unbeteiligte reisen dieser Tage nach Amstetten. Sie fühlen sich vom dort Geschehenen einerseits abgestoßen, andererseits angezogen.
„Faszination des Abscheulichen“ heißt das Phänomen in der Psychologie, „Boulevard“ in der Medienwissenschaft. Die Journalisten von Amstetten erhoffen sich vom Besuch des Tatorts unbewusst einen selbstreinigenden Effekt, erklärte der Essener Traumatologe und Kriminalpsychologe Christian Lüdke dem Tagesspiegel. „Journalisten suchen die Sensation und wollen sich gleichzeitig selbst von Schuld entlasten.“ In erster Linie gehe es den Journalisten von Amstetten dabei um Emotionen, um die Befriedigung eigener Bedürfnisse. ix

das original:

gafferphänomen