fritz joussen versucht die kommunikationshoheit zu wahren

felix schwenzel, , in wirres.net    

faz.net über die vodafone kampagne und vodafone-chef fritz joussen:

Joussen hält unterdessen an der von der Werbeagentur Scholz & Friends entwickelten Kampagne fest. „Bei den Kritiken im Blog reden wir über 500 Beiträge, wir machen aber Produkte für 40 Millionen Kunden“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Solange der Aufschlag bei denen glücke, sei ihm die Kritik der Hardcore-Blogger egal. „Ich diskutiere mit ihnen gerne über unsere Produkte - aber nicht über meine Weltanschauung“, stellt Joussen fest.

ich habe von vodafone selbst noch nichts konkretes gehört zu den diskussionen die sich um die aktuelle vodafone-kampagne ensponnen haben. ausser dass doch alles super sei mit vodafone-produkten („Unser Daten-Tarife deckt derzeit schon eine breite Masse an Nutzungsszenarien ab.“) oder das ende des jahres mal über neue produkte nachgedacht werde und ein „eforum“ eingerichtet werde. antworten? ausser genervtem, jaja, wir hören ja zu keine. nicht eine.

und warum will joussen nur über „produkte“ reden, nicht über vodafones lobbyarbeit und die verbindungen zur politik? warum nicht auch über gross angekündigte und dann komischerweise im sande verlaufaufene halbherzige jugendschutzinitiativen die offenbar eher der profiierung als dem jugendschutz dienen? warum nicht über das offenbar zu schlappe netz reden, dass es weder erlaubt VOIP oder echte flatrates anzubieten?

jörg-olaf schäfers sah übrigens eine interessante parallele zu joussens argumentation oben:

#vodafail auch rhetorisch auf Zensursula-Linie: „Bei den Kritiken [ ] reden wir über 500 Beiträge, wir machen aber Produkte für 40 Mio.“ #faz

genauso wie joussen, argumentierte von der leyen in einem interview mit der welt. motto: alles wo nicht alle 40 millionen internetnutzer hinterstehen kann ich getrost ignorieren.

weiter im FAZ-text:

Dabei sind die Menschen, die 24 Stunden am Tag im Internet aktiv sind, eine heiß umkämpfte Zielgruppe, besonders für technologielastige Unternehmen. „Dort, wo sie sind, werden in ein paar Jahren auch alle anderen sein“, sagt Joussen. Wer diese Avantgarde für sich begeistern kann, wird als Folge auch die Masse der Konsumenten gewinnen, lautet die Strategie.

tolle strategie. echt. nur wie genau lautet sie nochmal? wie genau will vodafone „diese avantgarde“ denn gewinnen? mit youtube-upload-wettbewerben, die auf so geringes interesse stossen, dass die filme mittlerweile von einem sogenannten „vodafone street team“ erstellt werden, statt von dem uploader von nebenan? mit getürkten, flächendeckenden happy-people werbespots und plakaten? mit pressemitteilungsabwurfstellen bei facebook, twitter und myspace? mit pampigen bemerkungen über „hardcore-blogger“ oder „Kritiken im Blog“ die einem egal sind? mit arschkriechen in CDU-politiker-ärsche schulterschlüssen mit CDU-politikern?

ein ziel ist doch keine strategie.

Diesen Austausch mit den Konsumenten schätzt auch Joussen. „Die Feedback-Kultur finde ich grundsätzlich gut, denn konstruktive Kritik und kreative Ideen können uns helfen, viel schneller und zielgerichteter Produkte zu optimieren“, sagt er. Zumindest in dieser Hinsicht scheint es kein Missverständnis zu geben.

genau: wir hören zu. aber wir nehmen uns die freiheit nur das zu hören, was wir hören wollen und direkt oder konkret antworten wollen wir eigentlich auch nicht. da müssten wir ja plötzlich verbindlich und ehrlich werden oder gar auf irreführende werbeaussagen verzichten.

das problem mit der aktuellen vodafone-kampagne ist und bleibt, dass vodafone den dialog mit den nutzern nur simuliert. daran ist nichts mutiges.