arbeitsbedingungen - oder steckdosen müssen gerechter verteilt werden!

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich jammer ja gerne rum, deshalb werde ich das jetzt mal ausgiebig tun. auf hohem niveau. weil eigentlich bin ich ganz zufrieden damit wie die SPD mit mir umgegangen ist: zwei persönliche einladungen zum parteitag in dresden, eine einladung zum „vorwärts presseabend“, eine einladung zu einem „hintergrundgespräch“ und die aussicht auf ein weiteres und das wahrscheinlich nie in erfüllung gehende versprechen mich mit 100 euro bestechen mir eine unkostenerstattung von 100 euro zahlen zu wollen.

als ich gestern am hauptbahnhof dresden ankam, habe ich zuerst den fahrer der mich mit einem „SCHWENZEL“-schild am zug erwartete arg vermisst. stattdessen musste ich mir mit hilfe von google-maps den weg zu fuss durch die dresdner fussgängerzonen, die altstadt in die neustadt zu meinem hotel durchkämpfen. das hofgarten 1824-hotel liegt zwar verkehrsgünstig gelegen und man könnte es gut mit der strassenbahn und der s-bahn erreichen, aber das sagt mir ja keiner. andererseits wollte ich auch ein bisschen was von dresden sehen, also waren die 3,2 km fussmarsch vom hauptbahnhof schon in ordnung.

nicht ok fand ich, dass das hotel kaum zu finden war, der hotelname stand zwar über der hofeinfahrt, war aber unbeleuchtet. günstig wars zwar, 39 euro, aber dafür ging weder das kostenlose WLAN in meinem zimmer noch war das zimmer vorgeheizt. dafür pikobello neu udn sauber. witzig finde ich, dass das hotel damit wirbt, dass „alle Zimmer“ ein eigenes bad mit dusche und wc haben und „Anschluss an die Sat-TV-Anlage“ besitzen. das mag richtig sein, was allerdings fehlt, ist der fernseher. davon gibt es nur ein paar und die die es gab waren bereits vergeben. was mir allerdings gut gefiel, war, dass die steckdosen voll mit strom waren. auch die lage war hervorragend. zum maritim, wo am donnerstag abend die der vorwärts presseabend stattfand waren es 10 minuten fussmarsch, zur messe kommt man auch in ein paar mehr minuten.

heute früh an der messe wieder das übliche spiel am presse-schalter. ich so: „felix schwenzel, ich müsste auf der blogger-liste stehen.“ er so: „ich brauch nur ihren namen und ihren presseausweis.“ ich so: „hab ich nicht, ich bin aber persönlich eingeladen worden.“ die pappnase fragte dann spitzfindig: „von wem denn?“ die namen „björn böhning“ und „sebastian reichel“ überzeugten ihn nicht, denn die seien ja schliesslich nicht in der SPD-pressestelle und könnten deshalb auch gar niemanden einladen. vor allem könne sich im internet ja jeder anmelden, deshalb bräuchte man auch nen presseausweis, sonst könne da ja jeder kommen. auf die diskussion, dass sich jeder so nen verkackten presseausweis kaufen kann und dass es vielleicht gar nicht schlecht wäre, wenn jeder kommen könnte, wollte ich mich nicht einlassen und vor allem war eine weitere diskussion gar nicht nötig, denn er druckte mir mein akkreditierungs-ding dann, wohl in einem anfall von grosszügigkeit, wortlos aus.

im plenum merkte ich dann, dass es vielleicht wirklich nicht so gut ist, wenn „jeder“ kommen kann, es war picke-packe-voll.

plenum: eher voll
plenum: eher voll

die journalisten mit ihren ausweisem reservieren sich ihre arbeitsplätze auf solchen veranstaltungen immer schon um 7 uhr morgens mit handtüchern köfferchen, zettelchen und laptops. auch die arbeitsplätze mit strom im pressezentrum waren alle besetzt.

pressearbeitsplätze: alle weg!
pressearbeitsplätze: alle weg!

in allen anderen steckdosen die ich fand, steckten bereits iphones, laptops und kaffeemaschinen (in allen laptops steckten übrigens umts-karten oder sticks und kartenlesen, WLAN ist sowas von out). in den etwas knapp bemessenen presse-bereichen war also nicht an arbeiten zu denken. also hab ich mir nen anderen arbeitsplatz gesucht:

DB-lounge im hauptbahnhof dresden
DB-lounge im hauptbahnhof dresden

hier gibts strom im überfluss, einwandfreien UMTS-empfang und ruhe. vor allem, der live-stream vom parteitag funktioniert auch prima.

ich weiss nicht ob die SPD auf parteitagen das bier bis 18 uhr sanktioniert, um die leistungsfähigkeit ihrer mitglieder aufrecht zu halten oder ob man das aus (gesundheitlicher) sorge um die anwesenden journalisten tut. andererseits stopft man die journalisten ja auch tagelang mit schweinebraten und kuchen voll und lässt die zigaretten-lobby nach wie vor zigaretten auf dem parteitag verschenken, da ist dann vielleicht eher als die sorge um die gesundheit, die sorge um nüchterne berichterstattung der grund für diese arbeitserschwerung (was journalisten sich alles so bieten lassen).

trotzdem. es ist fast rührend zu sehen, wie sich ein paar leute in der SPD um blogger bemühen. zehn blogger wurden eingeladen, heute nachmittag wurde ein hintergrundgespräch mit björn böhning, kaffee, keksen und obst organisiert, zu dem zwar nur drei blogger und ein „vorwärts“-redakteur kamen, aber immerhin der wille zum dialog betont wurde. später, je nach strom-situation, mehr dazu.