filme mit augen

felix schwenzel, , in wirres.net    

nachdem ich den labor-dummy für hyperland kürzlich zu aufgeblasener flitzkacke erklärkt habe, erkläre ich diesmal einen weiteren dummy aus dem labor des elektrischen reporters als sehenswert. ich korrigiere: hörenswert. in glasers blauem planeten sitzt peter glaser vor der kamera und tut das was er am besten kann: er erzählt was aus den weiten der welt und den weiten des netzes. ich kann peter glaser stundenlang zuhören, wie er erst vom hölzchen, dann vom stöckchen und danach von irgendwas erzählt. glücklicherweise redet peter glaser in „Glasers Blauer Planet“ aber nur knapp zweieinhalb minuten, so dass man am ende der folge angefixt, aber nicht überzuckert ist und lust auf die nächste folge hat.

nur warum sämtliche sendungen aus der werkstatt des elektrischen reporters einen mit einem nahezu barocken überfluss an bildern, schnitten, splitscreens, transformationseffekten und allem was das schnittprogramm und das bildarchiv hergeben überschüttet werden, das erschliesst sich mir nicht. wozu diese unfassbare ornamentik? ist das das rheinland, dass man dort jeden furz, jedes wort, jede silbe ausschmücken und überbordend illustieren muss? warum ist das einzig minimalistische an den blinkenlichten produktionen die website des elektrischen reporters?

das gute an glasers blauem planeten ist aber, dass man ihn auch einfach nur hören kann, ohne was zu verpassen. radio mit geflacker.

und man kann glasers blauen planeten auch wunderbar für überleitungen nutzen:

screenshot glasers blauer planet
screenshot glasers blauer planet
screenshot boardwalk empire
screenshot boardwalk empire

boardwalk empire ist auch irre bildlastig und fast barock in seiner detailversessenen optik, aber im gegenteil zu den bilderfluten bei den blinkenlichten produktionen nicht beliebig. ansonsten kann ich diesmal peter praschl voll zustimmen, der meint, dass das boardwalk empire so gut sei, „dass es Schaudern macht“. praschl meint: „Scorseses neue TV-Serie könnte das Kino ruinieren.“

nur dass gerade diese serie das kino ruinieren könne, ist meiner meinung nach quatsch. wahr ist, dass es in den letzten jahren mehrere amerikanische fernsehserien gab, die ihre geschichten über 10 oder zwölf stunden erzählen, statt in andertalb und damit neue, faszinierende neue erzählformen gefunden haben. breaking bad, die sopranosm, the wire, the west wing — all diese serien sind als kinofilme unvorstellbar. mir geht es im kino mittlerweile oft so, dass ich am ende des filmes denke „oh, schon zuende?“ und frage warum die geschichte so bruchstückhaft und gehetzt erzählt wurde. kinofilme explodieren einem vor der nase, gute fernsehserien fressen sich, folge für folge in einen rein.

das heisst natürlich nicht, dass gute kinofilme nicht mehr möglich sind, im gegenteil. auch das kino erfindet ständig neue erzählformen. das kino ist noch lange nicht tot, was allerdings ein problem werden könnte ist das überleben von kinos. mit der familie einen film zu sehen, ist mittlerweile ein fast unbezahlbarer luxus geworden. für einen kinoabend zu dritt muss ich mittlerweile fast 40 euro ausgeben. da kauf ich mir doch lieber ne dvd oder leih oder kauf den film online für 20 oder 10 euro.