htc incredible s

felix schwenzel, , in wirres.net    

es wird mir fehlen, das htc-incredible s. gerade lösche ich die SD karte und gleich setze ich das handy zurück. seit mitte april war es mein täglicher begleiter und ich habe mich an android gewöhnt. meine erfahrungen mit android habe ich bereits kurz zusammengefasst:

android ist ganz schön scheisse. aber auch ziemlich gut.

das gute an android (im gegenteil zu webOS): die apps. viele apps. sehr viele apps. dass es fast alle apps für android gibt und das jeder hansel apps für android (und iOS) baut. und eben nicht für webOS.

bestes beispiel wie glatt app-mässig alles bei android laufen kann: bei john gruber las ix kürzlich, dass es sich lohnen würde, den fortune artikel „inside apple“ von adam lashinsky für $0,99 als „kindle single“ zu kaufen. also die kindle-app installiert (1 minute), grubers link auf die „kindle single“-version des artikels gefolgt und auf der amazon-mobile-site gekauft (2 minuten) und dann den artikel in der kindle-app auf dem htc-incredible gelesen (20 minuten). die anderen beiden bücher die ix mal für den kindle gekauft habe, waren auch gleich da. das lesen mit der kindle-app war äusserst angenehm, aber viel angenehmer fand ich, dass alles einfach funktionierte. völlig schmerzfrei.

mir haben es übrigens innerhalb von 24 stunden übrigens 1230 andere daringfireball-leser gleich getan und gruber $91 in die affiliate-kasse gespült und fortune wohl auch ein kleines vermögen. sag nochmal einer dass bezahlwände nicht funktionieren — mit der einschränkung, dass diese bezahlwände nicht vom verleger selbst gebaut werden dürfen. fortune selbst wollte nämlich $4,99 für den einzel-artikel haben. amazon, wie gesagt, $0,99.

wo war ich? achja. was ich vermissen werde:

  • die google-translate-app
  • die google-maps-app, die auf android ungefähr hundert mal schneller startet und läuft und 400 mal mehr features als die auf dem pre bietet
  • die vorinstallierten navigationsprogramme („google navigation“ und die route66 basierte „premium-navigation“) die sich beide hervorragend über die „auto bedienfeld“-app steuern und benutzen liessen und mich zuverlässig und schnell durch unsere osterreise durch die deutsche provinz führten. tatsächlich kannte die „premium navigation“ wege, die mich teilweise ernsthaft überraschten. so führte uns unser weg von hamburg nach karken (bei heinsberg, bei mönchengladbach) über einen längeren schlenker durch die niederlande. gegenüber der normalen, rein deutschen strecke haben wir damit knapp 40 kilometer gespart. mit der navigation hatte ich im gegenteil zum simyo-netz nicht einmal ein problem gehabt. die vorbildlich in android integrierte „premium navigation“ muss man nach einem monat übrigens lizensieren: DACH kostet für einen monat knapp 5 euro, für ein jahr 20 euro und „unbefristet“ 30 euro. westeuropa jeweils 8, 30 und 40 euro. die (kostenlose) google-eigene navigation funktionierte aber auch einwandfrei.
  • angry birds (läuft zwar auch unter web os, aber auf dem bildschirm und mit dem prozessor des htc machte das mehr spass — und die vollversion gibts für android auch kostenlos)
  • barcoo.de und google goggles
  • das htc-startseiten-wetterwidget dass es tatsächlich schaffte sich stets aktuell zu halten und auch auf bahnfahrten den korrekten ort angemessen schnell anzuzeigen (nämlich immer genau dann, wenn ich draufsah)

was ich weiter auf dem pre benutzt habe, waren

  • foursquare, das auf android zwar schneller und flüssiger, aber dafür noch unzuverlässiger und holpriger als auf dem pre lief
  • die grossartige bahnfahren-app für webOS. öffi soll zwar auch toll sein, hab ich aber so gut wie nie genutzt.
  • der wlan hotspot, was aber nicht so sehr am htc, bzw. android lag, denn zumindest in der mir vorliegenden betriebssystem-version funktionierte der wlan hotspot genauso reibungslos und hack-frei wie auf dem pre, sondern am simyo netz.
  • das telefon. ich ruf eh nur die beifaherin an und die war äusserst irritiert, als ich sie einmal mit der simyo-nummer anrief. immerhin funktioniert das mit dem telefonieren auch bei simyo, kostet aber glaub ich auch was.

enttäuschend ist auch beim htc-incredible die akkuleistung. im gegenteil zum pre — dessen akkuleistung indiskutabel ist — ein schritt nach vorne, statt einen tag ohne benutzung, hielt der htc-akku teilweise sogar einen ganzen tag mit benutzung, aber das ist eindeutig immer noch zu wenig. manchmal war der akku auch innerhalb von zwei stunden alle, was an androids intransparentem applikations-management liegt. welche programme noch laufen, oder welche hintergrundprozesse, war mir stets komplett unklar. zumal man programme auf android nur in ausnahmen überhaupt beenden kann. irgendwann beenden sich die programme zwar selbst, bzw. werden von android beendet, aber normalsterblichen benutzern ist nicht erkennbar was wann wo läuft. immerhin konnte man den ganzen hintergrund-app-spuk mit einem neustart begegnen (dauert beim htc ca. 30 sekunden, beim pre ca. 30 minuten).

apropos programme beenden. so elegant und wirklich intuitiv, beinahe haptisch wie beim pre habe ich das bisher auf noch keiner plattform gesehen. die spielkarten-metapher des pre, bzw. webOS ist wirklich ein killer-feature. muss man einfach mal festhalten, da kann selbst apple nicht mithalten.

apropos apple: mit der neuesten android version die mir per over-the-air-update seit anfang mai zur verfügung stand, war auch flash dabei. ich plädiere nach zwei wochen flash auf dem handy dafür, „flash“ in „flacker“ umzubenennen. flash ist und bleibt völlig indiskutabel.

was mich auch entäuschte war der android webbrowser. selbst google webapps hatten ernsthafte darstellungsfehler, der wechsel zwischen offenen tabs zwang mich zu jeweils mindestens zwei taps und einem wisch, beim pre geht das mit zwei (intuitiven) wischs.

was mir auch nicht gelang: eine per email (von einem iphone) erhaltene vcard ins adrssbuch zu übertragen. die vcard wurde zar runtergeladen und auf der SD-karte gespeichert, aber das android adressbuch konnte nichts damit anfangen. beim pre mergte sich die adresse mit einem klick ins adressbuch.

an die bildschirmtastatur habe ich mich wider erwarten schnell gewöhnt. selbst komplizierte buchstaben wie ein „ë“ erzeugt man intuitiv und einfach. mit dem pre gelingt das auch, allerdings benötigt man dafür mindestens zwei klicks und einen tap. auf dem macbook habe ich es bis jetzt noch nicht rausgefunden, wie ich ein „ë“ erzeuge (mit dem handy eine email mit dem betreffenden buchstaben schreiben und per copy ins desktop-dokument kopieren geht aber).

bis auf den akku hat das htc-incredible kaum schwächen. es ist irre schnell, sensibel und solide, die kamera ist wirklich gut und unfassbar schnell, der bildschirm fast ein bisschen zu gross, aber brilliant und bis auf die rückseite ist es auch gar nicht mal so hässlich. was nervt ist (hin und wieder) android. da mangelt es noch massiv an eleganz, stringenz und klarheit. diese mängel macht android aber mit den schieren anzahl der teilweise genialen (aber auch grottigen) apps wett.

bevor man zu simyo geht, empfiehlt es sich mal auszuprobieren ob man zuhause überhaupt empfang hat und die grossstadt in der man lebt nicht zu verlassen. für die provinz ist simyo nur zu gebrauchen wenn man einen portablen wlan-hotspot eines anderen providers dabei hat.

und jetzt setze ich das handy zurück (auch bekloppt, wo google das versteckt hat: einstellungen/SD-karte & telefonspeicher/auf werkszustand zurück). mich wird es danach vergessen haben (hoffe ich). ich werde es vermissen.

[das htc-handy und eine simyo-SIM habe ich von simyo zur verfügung gestellt bekommen, ebenso wie ein guthaben von ich glaube 10 euro und einer viermonatigen „Flat Internet Optimum“-option. die prepaid-sim darf ich behalten (sollte ich sie jemals wieder aus dem handy rausbekommen), das handy nicht.]