„viel gelobtes design“

felix schwenzel, , in wirres.net    

alexander von streit:

Markus Rindermann hat das viel gelobte Layout der deutschen WIRED entwickelt. Er wird die Optik des Magazins auch weiterhin als Art Director verantworten.

echt? „viel gelobte Layout“? ich hatte das gefühl, die rezensionen der ersten deutschen wired ausgabe einigermassen verfolgt zu haben. im gedächnis blieb zumindest mir wenig lob für das design. was mir im gedächnis blieb war massive kritik am design, durch das der redaktionelle und der werbeteil mitunter nicht voneinander unterscheiden zu waren. ich hab also nochmal nachgesehen. eine suchanfrage nach „deutsche wired design“ ergab nicht allzuviele treffer.

an den ersten trefferstellen fand ich eine rezension der sz. die schrob:

Optik und Design sind gelungen. Der Rest übt noch.

OK. das ist lob. aber nicht viel. obwohl es kommt noch etwas nach:

Das Layout hat nicht nur was, es ist nicht bloß neu, es ist richtig schön.

christoph kappes schrob für die wuv:

Das Design stört allerorten meinen Lesefluss und beschießt mit penetrantem Aktionismus den Sinn der Texte, als hätte man Dutzenden von Freelancern gesagt: Los, macht es schön. Und schön ist es dann auch geworden. Menschen mit Sinn fürs Detail sollten einmal jeden Pfeil verfolgen und versuchen, seine Bedeutung einem Gegenüber in einer Kommunikationsform auszudrücken, die vor Internet, Buchdruck und Schrift prägend war.

viel mehr hab ich auf den ersten paar trefferseiten von duckduckgo oder google nicht finden können. also hab ich mal auf die ersten „medienreaktionen“ geschaut, die thomas knüwer damals im wired.de-blog gesammelt hat: nichts zum design bei etwas lob off the record:

Denn spätestens ab der Mitte des Heftes gewinnen Layout und Illustrationen eine gewisse Leichtigkeit, Verspieltheit und auch Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit.
Da setzt das Heft wirklich optische Akzente. Dazwischen wunderbare Bildideen, Fotostrecken und kleine, feine inhaltliche Sprengsel […].

ein bisschen, etwas zurückhaltendes lob bei dradio wissen von thomas knüwer himselbst, nichts über design oder gestaltung in einer weiteren blattkritik bei der wuv.

stefan winterbauer meckert (zu recht) im interview mit moritz von laffert auf meedia, dass die gestaltung „die Grenzen zwischen Redaktion und Werbung“ verwische. die blattkritik von stefan winterbauer auf meedia sagt auch nichts zur gestaltung oder dem design ausser:

Man hat aber offensichtlich die Strecken so gestaltet, dass sie exakt so aussehen, wie der redaktionelle Teil.

nichts zur gestaltung bei turi2.

also nochmal nachgesehen was ix selbst schrob:

gestalterisch trägt das heft für meinen geschmack ein bisschen zuviel ornament. möglicherweise wurde aus dem guten vorsatz opulenz im eifer des gefechts schnörkel.

die verschnörkelte heftgestaltung ist gleichzeitig irre trend-fixiert. das führt bedauerlicherweise dazu, dass zum beispiel die aktuelle lenovo-kampagne die gleiche visuelle sprache spricht, wie viele redaktionelle seiten. durch das ganze heft hinweg sind werbung und inhalt kaum voneinander zu unterscheiden.

hört sich auch nicht nach lob an. unter meiner blattkritik hab ich ein paar andere blattkritiken verlinkt. mal sehen ob da das viele lob zu finden ist. christian stöcker:

"Wired" ist auf mattes, handschmeichelndes Papier gedruckt. Man fasst das Heft gerne an.

und

Das Layout ist verspielt bis chaotisch, und wenn es auf Papier schon nicht blinken und flackern kann, dann kann man doch wenigstens an jeder zweiten Ecke noch ein kleines grafisches Element plazieren, typografische Spielereien à la M.C. Escher einbauen. Das Heft quillt über vor Fotos und teils zauberhaften Illustrationen, die Aufmachung wechselt häufig von einer Seite zur nächsten.

ist das lob?

nix bei ole reißmann, dafür aber leises lob bei dominik schottner:

Das Layout hingegen ist, welch Glück, nur leicht ans Original angelehnt, nicht so zerfasert-fusselig, sondern aufgeräumt im besten Sinne, mit wohldosiertem Weißraum und einleuchtender Leserführung.

ah, gaaanz viel lob bei michalis pantelouris:

Beim ersten Blättern fallen mir – neben der guten Gestaltung – zwei Dinge negativ auf: Das Heft hat wenig Rhythmus, zu viele kleine Geschichten und letztlich keine große Geschichte, die bei mir hängenbleibt.

auch der medienberater dirk engel ist extrem begeistert vom design:

Der erste Teil bestehe hauptsächlich aus kleineren Elementen und Gadgets. Im zweiten Teil wirkten die deutschen Artikel eher wie in einer klassischen Zeitschrift, etwas länger als sonst bei "Wired" üblich und das Design der Seiten ist "etwas konventioneller". Wobei Engel dies begrüßt: "Denn zu viel Design macht das Magazin unübersichtlich."

möglicherweise bin ich nicht so klug, aufmerksam und belesen wie alexander von streit. aber viel mehr von dem vielen lob für das design der deutschen wired konnte ich nicht finden. vielleicht kann mir ja jemand helfen?

[nachtrag, 22:32h]
ich habe dem text noch lob hinzugefügt, das ich beim ersten durchscannen in einigen der verlinkten artikel übersehen hatte. aber viel oder gar viel uneingeschränktes lob konnte ich nicht finden. oder bin ix zu negativ?