paul van dyks universallösung: arbeitsgruppen

felix schwenzel, , in wirres.net    

paul van dyk so auf die frage, ob uns die piraten auf dauer erhalten bleiben:

Die Grünen haben zwar auch als wilder Haufen angefangen, aber die wollten wirklich was, nämlich Umweltschutz. Aber zum Internet gibt es in den etablierten Parteien längst große Arbeitsgruppen. Deshalb glaube ich, wir brauchen die Piraten nicht.

das ist mal ein schönes piraten-wattebäuschchen-bashing von einem SPD-fan. wobei mich so eine die-arbeitsgruppen-da-oben-untertanen-haltung auch ein bisschen traurig macht.

andererseits ist das auch prima stoff zum weiterspinnen:

  • wir brauchen keine neuen musiker. die ausgebildeten musiker mit viel erfahrung machen das doch viel besser als blutige anfänger. es gibt auch schon sehr viel schöne musik.
  • universitäten sind überflüssig, da es schon sehr viele kluge menschen gibt.
  • wozu eigentlich bloggen? es gibt doch grosse medienhäuser?

klar ist das zitat oben aus dem zusammenhang gerissen. das ganze, auf zwei seiten zerrissene interview gibts auf tagesspiegel.de. das interview wird aber nicht besser wenn man den rest von van dyks antworten liest. im gegenteil. er sagt auch diese vor weisheit und differenzierungsvermögen strotzenden sätze:

Tagesspiegel: Treibt es Sie als Musikproduzenten um, dass mit den Piraten jetzt die Freunde des freien Downloads im Abgeordnetenhaus sitzen?

Paul van Dyk: Persönlich trifft mich das nicht, aber ich habe ein anderes Demokratieverständnis. Wenn ich in ein Taxi steige, möchte ich, dass der Fahrer das Ziel kennt. Der soll nicht erst losfahren und unterwegs dauernd sagen, dass er sich nicht auskennt. Ich sehe hinter dem Erfolg der Piraten eher einen Pseudo-Protest. Nehmen wir das Acta-Abkommen, mit dem einfach deutsche Gesetze in EU-Recht umgesetzt werden sollen. Es geht dabei nur ganz am Rande darum, ob einer einen Hollywood-Film oder ein Musikstück runterlädt. Worum es geht, ist Kriminalität, um Datenklau. Wenn einer alle Verschlüsselungen knackt, würde unsere Zivilisation zusammenbrechen. Ich weiß nicht, ob das im Interesse von Herrn Lauer ist. Der sieht mir jedenfalls aus wie ein Besitzstandswahrer.

ich verstehe das argument einfach nicht. wenn ACTA gar nichts am status quo verändert, warum soll man es dann umsetzen? ist das EU-recht irgendwie besser? leckerer? knackiger? wirksamer? ach es geht um datenklau, um kriminalität? wie der name ACTA schon sagt: Anti-Counterfeiting Trade Agreement, was auf deutsch übersetzt Anti-Datenklau und -Kriminalitäts-Abkommen bedeutet. klar van dyk.

wobei der satz „wenn einer alle Verschlüsselungen knackt, würde unsere Zivilisation zusammenbrechen“ tatsächlich ein super argument gegen pseudo-proteste und die piraten und überhaupt dieses ganze netz-dings ist.

ich finde paul van dyk hat sich mit diesem interview eine ehrendoktorwürde der universität des takka-tukka-lands verdient. einen ehrenplatz im SPD-online-beirat sowieso.