wettbewerberverzerrung in der faz

felix schwenzel, , in wirres.net    

screenshot „Weltmacht Google ist Gefahr für die Gesellschaft“

robert m. maier, der gründer eines shopping-portals, dass mittlerweile zu axel-springer gehört, durfte im feuilleton der faz einen text veröffentlichen, der offenbar von niemandem gegengelesen wurde (wie bei mir übrigens auch).

man kann google von sehr vielen seiten aus kritisieren, aber aus der ecke eines sich benachteiligten fühlenden, direkten wettbewerbers verliert kritik sehr schnell an überzeugungskraft. erst recht wenn die kritik so unpräzsise, unstrukturiert und arm an argumenten verfasst wird, wie in diesem fall. anbei ein paar stellen, die mir beim lesen besonders ins auge fielen.

Google baut auf den Suchergebnisseiten immer mehr und immer prominenter Werbung für eine Produkte ein (Google AdWords, Google Shopping).

das mag schon stimmen, aber was sind „eine Produkte“?

So zahlt Google an die Herstellerfirma des wichtigen Ad-Blockers Eyoe, damit diese bestimmte Werbungen nicht mehr blockt. Das ist sicherlich nicht zum Wohle aller Nutzer.

die firma heisst eyeo, der adblocker adblock plus und wenn man sich die mühe macht an adblock plus rumzukonfigurieren, kann man „diese bestimmten Werbungen“ durchaus blocken. beeindruckend finde ich jedenfalls, dass robert m. maier adblocker in der faz als weg zum benutzerwohl bezeichnet und ihm firmen, die gegen adblocker vorgehen, angst machen.

am rande bemerkt, faz.net macht sowohl werbung für adblocker („Fazit: Adblock IE ist eine gelungene Antwort auf Dauerwerbung im Netz“), als auch dagegen.

Über die Einhaltung der Google Guidelines scheint hingegen Google ganz allein zu entscheiden, wie es aussieht, hinter verschlossenen Türen, ohne anderen Website-Betreibern die Chance zu geben, sich zu verteidigen. Was für ein Satz: sich vor Google verteidigen!

finde ich gut, wenn man sich über seine eigenen formulierungen freuen kann. ich frage mich nur, wie sich das mit den journalistischen qualitätsstandards der faz vereinbaren lässt, über die soweit ich weiss auch hinter verschlossenen türen entschieden wird. aber vielleicht gelten die standards bei werbebeiträgen von unternehmern in eigener sache nicht. auch bezahlte werbung redigiert die faz ja nicht, warum sollte sie dann unbezahlte werbung redigieren?

Und wenn sich jemand im Google-Kalender einen Termin mit mir einträgt, kann es wissen, wen ich wann wo treffe, ohne dass ich den Google-Kalender nutzen muss. Damit wird das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ausgehebelt.

das ist harter tobak, scharf an den grenzen menschlicher und juristischer logik. denn die „informationelle Selbstbestimmung“ würde nach dieser logik möglicherweise auch verletzt, wenn „jemand“ einen termin mit robert m. maier in sein icloud-synchronisiertes iphone oder outlook oder eine klowand einträgt. so gesehen sind adressbücher und kalender wohl unvereinbar mit der informationellen selbstbestimmung.

erstaunlich jedenfalls, eine so fundamentalistische datenschutzansicht in einem blatt zu lesen, dass ganz gut vom adresshandel lebt und dafür kräftig mitlobbyiert hat.

Die Steuern, die Google gegenüber seinen deutschen und europäischen Wettbewerben spart, nutzt es, um in mehr Mitarbeiter, mehr Forschung und Entwicklung sowie mehr Unternehmenszukäufe zu investieren. Dies schwächt die europäischen Firmen, Staaten und letzten Endes Bürger.

mehr mitarbeiter, mehr forschung, entwicklung und unternehmenszukäufe schwächen europa? ich vermute der implizite vorwurf von robert m. maier ist hier, dass google legale steuerspartricks aus den suchergebnissen filtert um die wettbewerber, europa und die bürger zu schwächen.

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nur mal so aus interesse und apropos verschlossene türen. kennt jemand die qualitätsstandards der frankfurter allgemeinen zeitung? sei es beim rausredigieren von fehlern oder dem streichen von sätzen, die so tun als enthielten sie argumente. und kann neuerdings tatsächlich jeder unternehmer einen unredigierten text in der faz unterbringen, wenn er grob in die politische agenda der herausgeberschaft passt?

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nachtrag:

angeblich ist das eine antwort auf robert m. maiers artikel von eric schmidt („Der Google-Verwaltungsratschef antwortet auf alle Kritiker.“): „Die Chancen des Wachstums