links vom 29.03.2015
felix schwenzel,
,
in wirres.net
faz.net: Germanwings-Absturz: Jeder ist ein Medienkritiker #
stefan niggemeier zur kritik an der medienkritik:
Es hat aber sicher auch damit zu tun, dass es die erste „Tat“ dieser Dimension ist, die im Zeitalter der Allgegenwart sozialer Medien geschieht. Jeder ist plötzlich ein Medienkritiker, kann auf Facebook und Twitter oder in den Kommentarspalten der Medien seinen Widerspruch formulieren, seinen Dissens sichtbar machen, seiner Empörung ungehemmt Ausdruck verleihen. Diese kritischen Äußerungen mögen für viele Medien im Zweifel weniger entscheidend und überzeugend sein, als es die klare Sprache von Einschaltquoten, Klickzahlen und Auflagenmeldungen ist. Aber sie entwickeln eine Wucht, die sich schwer ignorieren lässt. Und die sich nicht mit Appellen, doch bitte den Ball flach zu halten, wie sie in der Kritik der Medienkritik formuliert werden, bremsen lassen werden.
Teilweise ist eine erstaunliche Rollenumkehr zu beobachten: Früher, zum Beispiel nach dem Amoklauf von Winnenden 2009, galt das Internet in der Berichterstattung noch als der gefährliche Ort, an dem irgendwelche Leute einfach - unsortiert und ungeprüft - Gerüchte verbreiteten, Fotos oder den vollen Namen des Täters. Jetzt verteidigen professionelle Medien das Recht, Fotos und den vollen Namen des Kopiloten zu veröffentlichen, gegen viele kritische Stimmen im Netz. (Auch wenn das, auf der anderen Seite, natürlich nach wie vor der Ort ist, an dem die abwegigsten Spekulationen und die übelste Hetze zu finden sind.)
ich war in den letzten tagen in einer für mich ungewohnten lage; ich war mehr oder weniger fünf tage offline. am dienstag habe ich das letzte mal zeitung gelesen, in der aber noch nichts über das germanwingsunglück stand. ein oder zweimal pro tag habe ich kurz spiegel-online überflogen, am mittwoch abend habe ich mal kurz in den fernseher geguckt, ansonsten habe ich mir lediglich stuttgart und basel angesehen und ausschliesslich mit leuten geredet, die den nachrichten eher nebenbei folgen.
durch diese abgeschnittenheit von meinem üblichen nachrichtenkonsum, war ich zwar über die grobe nachrichtenlage informiert, habe aber von den empörungswellen, rechtfertigungen, spekulationen und ritualen, die stefan niggemeier hier beschreibt, so gut wie gar nichts mitbekommen. wie übrigens auch die 20 leute mit denen ich in den letzten fünf tagen meine zeit verbracht habe. von den diskussionen in den sozialen netzwerken, den meta-diskussionen, der medienkritik, hat niemand von denen etwas mitbekommen. für sie — und für mich — fühlte sich das unglück an, wie jedes andere unglück in den letzten 40 jahren.
im prinzip haben die medien, wie immer, aus den ereignissen eine wurst hergestellt und sie im fernsehen oder der zeitung präsentiert. im verlauf der tage, als sich neue erkenntnisse ergaben, änderte sich die wurst die präsentiert wurde, aber über die herstellung der wurst hat sich niemand den ich in den letzten tag sprach gedanken gemacht. in den sozialen netzwerken, online, scheint das anders gewesen zu sein. hier wurde neben der eigentlichen wurst ausführlich über die herstellung der wurst und ihre rezeption diskutiert. es wurde sogar die wurstherstellung an sich in frage gestellt.
insofern ist die überschrift über stefan niggemeiers artikel („Jeder ist ein Medienkritiker“) natürlich falsch. richtig wäre zu sagen, dass die zahl der medienkritiker oder quasi-journalisten in den letzten jahren, dank vernetzung und durch die nutzung sozialer netzwerke, sehr stark erhöht hat. aber ich vermute, dass die zahl derjenigen die sich nicht für die wurstherstellung interessieren — aus welchen gründen auch immer — nach wie vor auch sehr gross ist.
washingtonpost.com: Why Americans Overwhelmingly Prefer Fake Maple Syrup #
leider wird in diesem artikel, ausser dem preis, kein grund genannt, warum amerikaner lieber den synthetisch hergestellten sirup konsumieren, als den „echten“ ahorn-sirup. ich kann das aber aus eigener anschauung beantworten: ahorn-sirup ist lecker, die fakes von aunt jemima oder mrs. butterworth aber auch. das kind geht sogar so weit zu sagen, dass die fakes besser schmecken.
leider kosten die fake-sirups in deutschland aber fast so viel wie echter ahorn-sirup. falls jemand weiss, wo man in deutschland aus mais-sirup hergestellte pan-cake-sirups für weniger als sechs euro bekommen kann: bitte bescheid sagen.
splitsider.com: Inside The Secret Technology That Makes 'The Daily Show' And 'Last Week Tonight' Work #
im prinzip schreibt nicole dieker hier auf wie fernsehproduktionen wie the daily show oder last week tonight arbeiten, bzw. ihre fernsehausschnitte finden. aber eigentlich macht sie vor allem appetit auf im volltext durchsuchbare fernsehsendungen, bzw. videos. wenn man darüber nachdenkt, befinden wir uns eigentlich noch in der internet-steinzeit: wir können einen grossteil der inhalte im netz und äther noch nicht durchsuchen.