karsten werner:

Etwas unfairer Verriss. Dieses methered Modell, online zwar dicht zu machen, aber die Artikel via SoMe-Links zu "verschenken", fährt die deutsche Wired auch und da regt sich niemand auf. Aus meiner Sicht ist das auch ein sinnvoller Kompromiss und kann mitunter ein guter Nebel sein. Und das Argument von wegen Überzeugung und so: Gerade das halte ich für wohlfeil. Idealismus zählt keine Rechnungen und auf der "Gnade" von Unterstützern, die wie Schwenzel argumentieren, lässt sich kein tragbares Modell aufbauen. Ob es den Supportern nun klar ist oder nicht, de facto handelt es sich hier um ein Abo-Modell und wenn man die Inhalte komplett frei zugänglich lässt, hält man weniger Abonnenten und gewinnt keine neuen. That simple. Wer dieses Projekt also wirklich unterstützt und nicht nur so tut, um sich darüber empören zu können, der sollte den Machern auch mal die vertrieblichen Spielräume und Experimente zugestehen, die woanders auch üblich sind. Alles andere ist "möwig".

woher weisst du denn dass sich mit diesem „metered“ modell ein wirtschaftlich tragbares modell aufbauen lässt?

fällt dir auf, dass du in einem absatz behauptest, idealismus zahle keine rechnungen und im nächsten idealismus und die unterstützung von „vertrieblichen Experimenten“ forderst?

ich wünsche den krautreportern erfolg mit ihrem neuen modell, allerdings konnten mich weder die macher überzeugen warum das funktionieren sollte, noch deine argumente (lieblingsargument: „that simple“, nur noch überbietbar mit „tschaka!“). im studierstübchen eines ökonomen mag das alles sinn ergeben was sebastian esser, philipp schwörbel und du behaupten, aber die praxis zeigt das die okönomische theorie der wirklichkeit und der kundschaft hinterherhinkt. wenn man die kommentare der abonnenten unter der krautreporter-ankündigung liest, inspiriert das neue „konzept“ die abonnenten offenbar eher zum gehen als zum bleiben.

aus meiner sicht stellt sich die neue idee der KR wie folgt dar:

  • man reduziert die leserzahlen (indem man „trittbrettfahrer“ aussperrt)
  • man verliert abonnenten (weil sie das neue modell als dealbreaker sehen)
  • man hofft das die verbliebenen altabonnenten den vertrieb durch artikel-empfehlungen in gang bringen
  • und glaubt so neue abonnenten zu gewinnen

wenn sich mit so einem modell rechnungen bezahlen lassen: toll. aber um das zu glauben braucht man auch ne menge „wohlfeilen“ idealismus.

das was die krautreporter sich da vorstellen ist übrigens auch ein bisschen trittbrettfahrerisch: KR-abonnenten sollen künftig nicht nur zahlen, sondern auch das artikel-marketing übernehmen, mit links die nach 48 stunden faul werden.

ich im letzten jahr habe viele KR-artikel auf meinen kanälen geteilt und tolle inhalte gerne multipliziert. aber mit links, die nach 48 stunden verfaulen, würde ich meine glaubwürdigkeit als artikel-empfehler aufs spiel setzen und mich lächerlich machen. es gibt im netz fast nichts schlimmeres als temporäre links (na gut, clickbait ist noch schlimmer). in aufgeheizten durchlauferhitzern wie twitter oder facebook mag das funktionieren, aber waren die krautreporter nicht genau aus anderen gründen angetreten als durchlauferhitzer-journalismus zu machen?