der meisterfälscher s02e03

felix schwenzel, , in gesehen    

der meisterfälscher s02e03

In dieser Folge porträtiert der „Meisterfälscher“ Wolfgang Beltracchi den deutschen Humoristen und Schriftsteller Hape Kerkeling in seiner italienischen Wahlheimat Umbrien.

die zusammenfassung von 3sat fasst die sendung schon ganz gut zusammen. die zusammenfassung ist, ganz offensichtlich, das werk eines meisterredakteurs.

in der reihe der meisterfälscher portraitiert der kunstfälscher wolfgang beltracchi (mädchenname wolfgang fischer) prominente im stil von verschiedenen malern. in der ersten staffel, im sommer 2015, zum beispiel harald schmidt oder christoph waltz. ich fand die sendung so mittel unterhaltsam, auch wenn mir die idee ausserordentlich gut gefällt. was ein bisschen nervt ist das ständige, pseudodokumentarische reinschneiden von beltracchis vergangenen heldentaten und die konzentration auf seine arbeit, statt auf die arbeit des gastes. ich habe mir die anderen folgen der reihe (noch) nicht angesehen, aber wenn ich mir jetzt in jeder folge die fälscher-geschichte und beltracchis hang zu engeln ansehen muss, wäre ich schon etwas genervt.

auch die oft überdramatisierende off-sprecherstimme nervt und, natürlich, auch die selbstverliebtheit von beltracchi. hape kerkeling hingegen ist knuffig und liebenswert wie immer. hape kerkeling scheint es gerade ziemlich gut zu gehen (er hat kräftig zugenommen) und auch wenn er einmal anmerkt, dass solche langen sitzungen vor der kamera teuflisch seien, weil man irgendwann vergisst, dass die kameras laufen und man sich potenziell um kopf und kragen reden könnte, merkt man am ende wieder, dass er voll der fernsehmensch ist, als er kurz mit der kamera shakert und subtil in sie rein grimassiert.

in der reihe erfährt man nicht nur, wie prominente auf beltracchis provokationen und selbstverliebtheit reagieren, man lernt auch potenziell etwas über den künstler, den beltracchi jeweils in der folge imitiert. in dieser folge war es toulouse-lautrec. das bild, das beltracchi am ende präsentierte war nicht schlecht, vor allem scheint es aber in rekordzeit entstanden zu sein. aber dem bild fehlte auch ein bisschen die leichtigkeit oder der esprit. es fing hape kerkelings persönlichkeit so effektiv ein, wie ein extravaganter instagram-filter.

der fehlende esprit des bildes ist sicherlich auch dem tempo der aufzeichnung geschuldet, aber auffällig war, wie uninteressiert beltracchi an hape kerkeling war. das ist auch der entscheidende unterschied zwischen beltracchis selbstwahrnehmung als kunstfälscher, der sich, wie er in der sendung behauptet, in die zeit und denkweise des zu fälschenden malers einarbeitet und zurückversetzt, als sei er dabei gewesen. so sehr seine analyse von lautrecs arbeiten auf den punkt war, nämlich dass ein grossteil der kraft seiner bilder daraus resultierte, dass er quasi im moulin rouge und den bordellen lebte, dass er sich brennend für seine subjekte interessierte, so sehr scheitert er genau daran; hape kerkeling ist für ihn nichts, als ein weiterer zu grosser kopf, den er irgendwie zu papier auf die leinwand bringen muss.

(in der 3sat mediathek, mp4-link, weitere sendungen „der meisterfälscher“-sendungen in der 3sat mediathek)