formel 1 rennen in melbourne

felix schwenzel, , in gesehen    

formel 1 rennen in melbourne

aus unerfndlichen gründen schaue ich gelegentlich gerne formel 1. schon seit einer ganzen weile ist mir schnurz, wer da gewinnt — was natürlich nicht unbedingt förderlich für die spannung ist. es gibt kaum ein geräusch, bei dem ich besser einschlafe, als bei formel-1-lärm aus lautsprechern.

richtig spannend ist die formel 1 schon lange nicht mehr. eher faszinierend. ich wundere mich jedes mal, welchen aufwand die formel-1-macher in diese rennen stecken. in dieser saison gibt’s wohl ein neues feature: 3 oder 4 meter hohe zäune rund um die gesamte strecke, die in den monaten vor dem rennen montiert werden und danach wieder abgebaut werden.

immerhin hat sich in diesem rennen gezeigt, dass sich die zäune lohnen, als sie das auto von alonso aus der luft auffingen. der unfall von alonso zeigte auch, welche fortschritte die formel 1 in den letzten jahren durchgemacht hat: aus einem völlig zerstörten auto kletterte ein unverletzter alonso. dieses primat der sicherheit macht aus der formel 1 dann allerdings eher fernsehen wie in serien oder fernsehfilmen. richtig schiefgehen kann eigentlich nichts mehr, die spannung kommt dann durch die inszenierung oder die qualität der schauspieler zu stande — im besten fall. das durchinszenierte und relativ risikolose spiel macht die formel 1 nicht zwangsläufig langweilig, erhöht aber den bedarf an inszenierung. genau das, der zwingende bedarf an inszenierung, ist in diesem saisonauftakt wieder überdeutlich geworden: die bemühungen das qualifying spannender zu machen, die grössere auswahl an unterschiedlich schnellen und haltbaren reifen, haben die vorberichterstattjng über die formel 1 bestimmt.

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geguckt habe ich die sendung auf tv-now, das fernsehportal der RTL-gruppe, auf dem man live-sendungen und aufzeichnungen sehen kann. einen kostenlosen stream der formel-1-rennen gab es dort, glaube ich, noch nie, seit kurzem kann man sich dort allerdings einen kostenpflichtigen zugang anlegen, mit dem man auch das live-fernsehen im browser betrachten kann. der erste monat ist kostenlos, danach kostet das, sich selbst immer noch „free-tv“ bezeichnende privatfernsehen, 3 euro im monat. die anmeldung fühlte sich sehr 80ziger-jahre mässig an. sie erforderte geschätzte vierhundertdreiundzwanzig klicks, inklusive zwei bestätigungsmailklicks — und trotzdem wurde mir nach angabe meines namen, meiner mailadresse, doppelter bestätigung und angabe meiner zahlungsinformationen, unverdrossen ein kostenloser probemonat für tv-now angeboten und das betrachten des live-streams verweigert. bei solchem technikscheiss hilft oft ein browserwechsel, allerdings funktioniert tv-now (natürlich) nicht auf safari, weil die RTL-mediengruppe sich geistig noch in den 80er jahren befindet und den adobe-flash player, im gegenteil zum rest der welt, für modern hält. erst als ich auf die idee kam, mich nach meiner registrierung und anmeldung im chrome einmal auszuloggen und dann wieder einzuloggen, durfte ich den livestream von RTL betrachten.

kann natürlich auch sein, dass diese katastrophale anmeldeprozedur ein versuch ist, die zuschauer vom laptop zurück an den HD-fernseher zu treiben oder dass das eine art test ist: um unser werbeverseuchtes free-tv zu betrachten, muss man nicht nur zahlen, sondern auch eine stoische haltung zu technik haben. eine andere vermutung ist, dass entweder amazon oder netflix die RTL-mediengruppe längst heimlich aufgekauft hat und die sender, und deren online-auftritte, durch kundenfeindliche haltung auszutrocknen versucht. mir scheint, auch wenn meine vermutung nicht stimmt, dass RTL den kampf um die kundschaft schon lange aufgegeben hat und in den verbleibenden jahren lediglich versucht noch den letzten tropfen rendite aus dem laden auszuquetschen, bevor man den laden dicht macht.