apple keynote vom 21. märz 2016

felix schwenzel, , in gesehen    

apple keynote vom 21. märz 2016

ich habe mir die keynotes von steve jobs immer gerne angesehen. die sachen, die er auf diesen keynotes vorstellte wollte ich, kurz nach der jeweiligen keynote, meist gleich haben. er konnte spontane kaufanreize in seinen zuschauern herauskitzeln. als er 1999 das damals neue plastik-ibook vorstellte, rief er eine assoziation hervor, die leider sehr gut haften blieb: die dinger seien so schön, dass man sie ablecken wollte. dieses bild bin ich seitdem nicht mehr losgeworden, steve jobs ist quasi gegen meinen willen, in meinen kopf eingedrungen. selbst die blödsinnige idee, an den laptop einen griff zu montieren, hielt ich für genial. natürlich habe ich mir nach steve-jobs-keynotes nie wirklich eins der neuen produkte gekauft. mir fiel immer rechtzeitig ein, dass ich das gedöns meist gar nicht brauchte.

aber eine ganz bestimmte kunstfertigkeit von steve jobs, blieb jedes mal bei mir hängen: er hatte die fähigkeit, dass man sein auf positiv getrimmtes, mit superlativen vollgestopftes PR-sprech überhören konnte und trotzdem die botschaft hängen blieb.

als ich gestern abend die märz-keynote von tim cook überflog, fiel auf, dass tim cook diese fähigkeit nicht mal ansatzweise hat. bei ihm, und seinen kollegen die ihn auf der bühne unterstützten, bleibt das PR-sprech als das hängen was es ist: PR-sprech. ich werde von cook nicht auf eine metaebene gehoben, von der aus ich die PR-sprache ausblenden kann, das gegenteil ist der fall: ich bleibe auf dem boden kleben, weil die sprache so schleimig ist und ich so sehr mit der sprache ringe, dass ich gar keine chance habe, mich auf eine euphorische zwischenebene heben zu lassen.

handwerklich war das alles ok, tolle ausleuchtung, eine intime atmosphäre, alle vorab kursierenden gerüchte bestätigt, also alle erwartungen erfüllt, aber der PR-sprach-schleim, machte das event unerträglich.

interessant war jedenfalls der spin, den cook dem konflikt zwischen apple und der US-regierung, genauer dem justizministerium, gab. er versuchte nicht nur die wir-schützen-die-privatshäre-unserer-kunden-karte, sondern auch die patriotismus-karte zu spielen. im prinzip dürfte das strategisch die richtige richtung sein, die medien werden es dankbar aufnehmen, aber das anzuhören, das unkonkrete und emotional aufgeladene PR-gesülze, war leider an der schmerzgrenze.

den part über die umweltbemühungen apples, habe ich komplett übersprungen, die vorstellung des iphone SE, das ich ebenfalls für eine gute strategische entscheidung halte, hat mich irre gelangweilt (jeder einzelne witz von greg joswiak, ist gegen die wand gefahren). phil schillers ipad-gedöns hab ich auch übersprungen, so dass ich die stundenlange keynote tatsächlich ziemlich flott durch hatte.

ich glaube die apple-keynote-situation kann man gut so zusammenfassen: alles richtig gemacht, aber insgesamt ist das alles ziemlich furchtbar und das pr-speak distortion field von steve jobs fehlt sehr.