late night with jimmy fallon (vom 9. juni 2016)

felix schwenzel, , in gesehen    

jimmy fallon und barack obama

auf facebook habe ich dieses video von barack obamas musikalischem promo-auftritt zigmal geteilt gesehen, meist enthielten die kommentare zum geteilten video die worte „cool“, „unfassbar super“, „hammer“, „coole socke“, „wow“, „lässig“ oder ähnliche lobpreisungen. und natürlich zu recht; obamas auftritt ist witzig, nicht die spur selbstverliebt und lässig. vor allem nicht peinlich.

aber natürlich ist es (politische) werbung, für TTIP TPP etwas arg platt, etwas geschickter für hillary clinton und gegen donald trump.

youtube-video
youtube

dieses slow-jam-the-news-dings hat jimmy fallon natürlich nicht zum ersten mal gemacht. vor ein paar monaten hat er das mit jeb bush gemacht, als der sich noch um das amt des präsidenten bemüht hat. ausserdem mit brian williams oder mit mitt romney.

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ich habe mir dann noch den rest der sendung angesehen, das slow-jam-the-news-dings war am anfang der sendung, danach unterhielten sich obama und fallon noch auf dem sofa und später trat madonna auf.

ich fand das gespräch der beiden auf der couch dann (natürlich) sehr viel aufschlussreicher, als das slow-jam-the-news-dings. obama zeigte auf der couch dann nämlich seine eigentliche superkraft. die ist eben nicht (nur) lässigkeit oder coolness, sondern dass er es tatsächlich versteht, spontane witzigkeit und lässigkeit, mit dem ernst seines amtes zu verbinden. als fallon obama fragte, ob er glaube, dass die republikaner glücklich mit ihrem künftigen präsidentschaftskandidaten trump seien, antwortete er zuerst „well, we are“ und erntete eine runde lacher — um gleich danach hinterherzuschieben: „that was too easy“ und die sache etwas ernsthafter zu differenzieren.

fallon hat seinen job als witziger stichwortgeber ziemlich gut gemacht. weil er weiss, dass er obama nicht journalistisch oder thematisch konfrontieren kann, konfrontierte er ihn mit witzvorlagen. aber fallon war auch gut vorbereitet und kramte ein zitat von obama raus, das der bei einer abschlussrede auf der howard university gesagt hatte:

Democracy requires compromise, even when you are 100 percent right.

das zitat gefällt mir sehr und es fasst auch ganz gut die politische linie zusammen, die obama in letzter zeit verstärkt nach aussen kommuniziert: in einer demokratie müssen wir miteinander reden und uns verständigen, politische überzeugungen, seien sie (vermeintlich) noch so richtig, lassen sich nicht übers knie brechen, erfordern langwieriges aushandeln und abwägen und kompromisse:

And finally, change requires more than just speaking out -- it requires listening, as well. In particular, it requires listening to those with whom you disagree, and being prepared to compromise.

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was ich unterm strich ein bisschen witzig fand: obama kritisierte donald trump indirekt (und natürlich zu recht) als unseriösen reality-tv honk, dem die ernsthaftigkeit und fähigkeiten präsident zu sein fehlten — in einer zotenreissenden, grösstenteils gescripteten unterhaltungsshow. obama:

the main role i’m going to be playing in [the process of the presidential election], is to remind the american people, that this is a serious job. this is not reality-tv, i have seen the decisions that have to be made and the work that has to be done.

jimmy fallon und barack obama

am ende von obamas auftritt, schrieben er und jimmy fallon gemeinsam thank-you-notes. das ist einer meiner lieblingsteile der sendung und auch diesmal ganz witzig. am ende trug fallon für meinen geschmack aber einen ticken zu dick auf, als er obama, ganz unironisch, in den himmel lobte:

thank you, president obama, for serving our nation with dignity, class, patience, eloquence, optimism and integrity. thus marking the first time, anyone has sincerly said, thanks obama.

aber OK. jimmy fallon darf das.

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nach obama trat madonna auf und sang, von den roots begleitet, borderline. ich fands schrecklich und mir fiel auf, dass madonna auf mich wirkt, wie eine weibliche version von karl lagerfeld. witzig fand ich, dass madonna sich am ende ihres auftritts auf den boden fallen liess.