am liebs­ten aber von hin­ten

felix schwenzel

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der ta­ges­spie­gel be­rich­tet über „die ge­schich­ten­ma­cher“ von der bild-„zei­tu­ning“ (ups, typo). fa­zit: bild ist am ende, chef­re­dak­teur diek­mann und un­ter­hal­tungs­chef mar­tin hei­de­manns sind ge­schei­tert:

sprin­ger scheint die schwä­chen von „bild“ er­kannt zu ha­ben. so­wohl, was die po­li­tik der be­richt­erstat­tung als auch die re­dak­tio­nel­le qua­li­tät an­geht. diek­manns stell­ver­tre­ter wal­ter may­er hat im auf­trag des vor­stands­chefs ge­ra­de die jun­ge, hand­li­che bou­le­vard­zei­tung „neue“ ent­wi­ckelt. „bild“ sucht zu­dem jour­na­lis­ten für das un­ter­hal­tungs­re­sort, was sich als äus­serst schwie­rig er­weist.

das un­ter­hal­tungs­res­sort der bild habe of­fen­sicht­lich ge­ra­de zu den jun­gen, er­folg­rei­chen künst­lern den zu­gang ver­lo­ren und müs­se „oft“ aus an­de­ren me­di­en zi­tie­ren.

aus­ser­dem das üb­li­che und be­kann­te: bild er­presst, fälscht (ob aus man­geln­der jour­na­lis­ti­scher sorg­falt oder bö­sem wil­len sei hier of­fen­ge­las­sen) und ver­wech­selt jour­na­lis­mus stän­dig mit mar­ke­ting und wer­bung für freun­de, ver­wand­te und seil­schaf­ten.

als eins von vie­len bei­spie­len für den bild-er­pres­sungs-jour­na­lis­mus führt der ta­ges­spie­gel das bei­spiel char­lot­te ro­che an. we­ni­ge wo­chen nach­dem drei brü­der von char­lot­te ro­che bei ei­nem un­fall ums le­ben ka­men ruft „je­mand“ von der bild re­dak­ti­on bei ihr an:

der jour­na­list habe ge­sagt: „ent­we­der du gibst uns ein in­ter­view, oder wir ma­chen eine ge­schich­te, die nicht gut ist für dich. in der art »so tief ist ihre trau­er«, da­ne­ben eine la­chen­de char­lot­te ro­che“. sie bleibt ei­sern, schweigt und hat glück: „bild“ hat ge­blufft, das foto als druck­mit­tel be­nutzt, es aber nicht ver­öf­fent­licht.
„die ha­ben mich ei­sen­hart er­presst“, sagt ro­che im früh­jahr dem ma­ga­zin „big ulys­ses“.

wie von mir be­reits mehr­fach ver­mu­tet, nach dem gol­de­nen bä­ren an si­bel ke­kil­li, wur­den die räu­me der bild-re­dak­ti­on ih­rer ur­sprüng­li­chen be­stim­mung über­ge­ben: dem sich­ten von por­nos.

[...] „bild“-re­dak­teu­re er­in­nern sich, wie die kol­le­gen fast täg­lich neu­es fo­to­ma­te­ri­al aus den por­no­fil­men sich­te­ten und im­mer hung­ri­ger dar­auf wur­den, die ge­schich­te aus­zu­schlach­ten. ke­kil­li ver­wei­ger­te „bild“ ein in­ter­view und ris­kier­te da­mit, dass die zei­tung ih­ren va­ter und ihre schwes­ter be­fra­ge­te. der „frank­fur­ter all­ge­mei­nen sonn­tags­zei­tung“ sag­te sie: „ich lass mich ganz be­stimmt nicht von de­nen er­pres­sen“.

auch die bei­den spre­chen­den müll­ei­mer, ker­ner und beck­mann, pro­fi­tie­ren von bild — und um­ge­kehrt: nicht sel­ten wer­den in­for­ma­tio­nen vor­ab an die bild-„zei­tung“ wei­ter­ge­reicht, die dann auf­la­ge und ein­schalt­quo­ten boos­ten. be­son­ders krass bei ker­ner, des­sen re­dak­ti­ons­lei­ter mar­kus hei­de­mann der jün­ge­re bru­der des bild-un­ter­hal­tungs-cheft mar­tin hei­de­mann ist.

sprin­ger-spre­cher oli­ver san­ten sagt dazu nur: „die un­ter­stel­lun­gen des ta­ges­spei­gels ge­gen­über »bild« sind so haar­sträu­bend, dass sich dar­auf eine ant­wort ver­bie­tet. ge­nau­so wie beim ta­ges­spie­gel sind dies auch für »bild« kei­ne üb­li­chen ar­beits­me­tho­den.“ kei­ne üb­li­chen? wohl nur in aus­nah­men. und die be­stä­ti­gen sich in der re­gel. oder so. qua­si.

auch ins schwar­ze tref­fend:

am liebs­ten be­rich­tet „bild“ über sei­ten­sprün­ge, be­lei­di­gun­gen, be­trü­ge­rei­en, prü­ge­lei­en, krank­hei­ten, auf­ge­spritz­te lip­pen und ver­grös­ser­te bu­sen. dazu zeigt sie be­vor­zugt fo­tos mit viel nack­tem fleisch — mal vor­teil­haft zur schau ge­stellt, mal un­vor­teil­haft, am liebs­ten aber von hin­ten.

[sie­he auch bild­blog]