oliver bithoff

felix schwenzel, , in wirres.net    

ich bin immer wieder hinz und kunz hin und weg von ihrer makellosen schönheit, von ihrem zeitlosen, klassischem design. eine bilderbuch-blondine (und designerin); filigran und wohlproportioniert gebaut, ein samtiges, unrasiertes und spärlich gezupftes gesicht mit einem meist zauberhaft lächelnden mund und heute auch noch professionel geglättetes, offenes haar. sie kam gerade von einem „dreh“, einem werbespot-dreh für bitburger und sah eben nicht nur wie immer bezaubernd, sondern auch noch gestylt aus. ich hielt ihr meine unrasierte, welke wange hin, dann die andere, bussi, bussi.

eigentlich wollten k., dd und ix uns regelmässig dienstags treffen, der letzte „jour fixe“ lag nun aber auch schon wieder drei oder vier wochen zurück. heute hatten wir uns im pan asia verabredet, weil dd „bock auf asiatisches“ hatte und der laden irgendwie günstig für uns alle liegt und mir nix besseres eingefallen ist.

dd kam heute etwas zu später, ihre prachtvollen, schwarzen locken waren heute mit hilfe einiger fast unsichbarer spangen an den kopf geklemmt und hinten zu einem pferdeschwanz verdrillt. das macht sie weil es praktisch ist und ihre attraktivität etwas abschwächt, was ihr wiederum die benutzung des öpnv erleichtert. dd sieht nicht nur prächtig aus, sie ist auch noch prall, von vorne bis hinten, im besten wortsinne. prall im sinne von wohlgefüllt, nicht zuviel und nicht zu wenig, genau richtig, wie eine bio-fleischtomate oder eine aubergine. dd hat die klassischen stiefel-schenkel. dürre waden wirken in sandalen oder auch hohen schuhen ganz wunderbar, aber in stiefeln, wennn die stiefel schlaff um die waden umherschlabbern, höchst unangemessen. stiefel wurden für pralle schenkel geschaffen. wenn die stiefel fest sitzen, sich nach aussen sogar ein bisschen halbmondförmig wölben, wenn man das gefühl hat gerade noch eine scheibe papier oder eine reitgerte in den stiefel stecken zu können, dann haben stiefel ihre aufgabe erfüllt: sie passen. die stiefel von dd passen so gut, dass sie wahrscheinlich auch darin schläft. ihre augen sind riesig, nicht zu gross, gerade richtig, wie ihr arsch, der einen schmalen, drallen oberkörper hält.

ich gleite ab, bewege mich auf schmierigem, unbekannten terrain, weg von der sache. schlimmer noch, ich weiss gar nicht, was sache ist. also zurück an den tisch, zum essen. da sassen wir nun, in diesem poser-laden in dem lauter typen sitzen die abgemagerte frauen wie trophäen umherführen, spackos die meinen die fäden der republik (oder ihres startups) in den händen zu halten aber nicht bemerken, dass die fäden ihre eigenen sackhaare, übrigbleibsel vom rituellen eierkratzen sind. solche läden sind der grund warum ich mein abgewetztes, innen völlig zerissenes und am revers von der laptoptasche speckig geriebenes jacket so mag: es wirkt wie ein panzer gegen das posen. es verbessert die wirkung der damen die mit mir am tisch sitzen. es macht mich unsichtbar. quasi.

über all das habe ich natürlich im pan-asia gart nicht nachgedacht. ich dachte wieder nur ans essen, konnte mich nicht entscheiden was ich nehmen sollte und ob ich überhaupt hungrig war. nachdem wir uns irgendwann entschieden hatten, erzählte k. von ihrem job als statistin. oliver bierhoff spielte gerade unter der regie von sönke wortmann einen bierkenner, für einen werbespot für bitburger. sie müsse da im hintergrund rumsitzen, gut aussehen, ab und zu die lippen bewegen und so tun als ob sie sich unterhalte und das für 2-3 tage. ich hatte nicht den leisesten zweifel, dass sie das sehr gut machen würde. bierhoff wirke nett erzählte sie und ich musste ihr zustimmen, denn bierhoff stand plötzlich in 2 meter entfernung vor mir und half seiner frau oder freundin in den mantel. bierhoff wirkt nicht nur „nett“ sondern unglaublich normal. so normal, dass er fast so unposig rüberkam wie ich mir in meinem abgefuckten outfit einbildete rüberzukommen. aber bierhoff beherrscht die kunst sich noch normaler zu machen als er ohnehin schon ist, indem er sich eine dunkelblaue basecap aufsetzt und einen sehr langen schal 30 mal um den hals wickelt. damit wirkt er so normal, dass ihn wahrscheinlich noch nichteinmal seine eigene mutter erkennen würde. das einzig auffällige an ihm ist seine begleitung gewesen, irre lang und irre schlank und ungefähr dreimal grösser als er und seine leicht debil wirkende und mit lackschühchen abschliessende schlag-jeans.

vor dem essen erzählte k. die ein, zweimal pro woche ehrenamtlich in der arche arbeitet noch davon, dass pomp duck und circumstances eine ziemlich dicke spende an die arche gegeben habe: nämlich einen abend (nachmittag?) für 300 kinder und 100 betreuer im „pomp duck und circumstance“, mit komplett-fütterung und unterhaltung. irgendwie finde ich das eine so nette geste, dass ich das selbst wenn das ein knallhart kalkulierter pr-stunt sein sollte, gut finden müsste. das kann aber auch daran liegen, dass ich die arche und ihre arbeit einfach prinzipiell so gut finde (die webseite nicht, flashalarm!), dass ich jeden der sie unterstützt gut finden muss. jeden.

jetzt bleibt eigentlich nur noch eins zu hoffen, nämlich dass ich bis morgen noch ein, zwei interessantere geschichten zum vorlesen finde als diese, bzw. dass die anderen herren unterhaltsamer sein werden.

[dieser eintrag ist ein update zu lars windhorst]