was regt ihr euch denn so auf?

felix schwenzel

auf­re­gung, mich über ir­gend­et­was zu är­gern, über dum­mes zeug was ich ir­gend­wo ge­le­sen habe, war ei­ner der grün­de war­um ich an­ge­fan­gen habe zu schrei­ben. vor ziem­lich ge­nau 20 jah­ren. da schrieb ich mit 16 jah­ren ei­nen le­ser­brief. weil ir­gends­o­ein stof­fel in den aa­che­ner nach­rich­ten mein­te von der da­ma­li­gen do­cu­men­ta ge­lang­weilt ge­we­sen zu sein und das den aa­che­nern im kul­tur­teil mit­tei­len woll­te. wenn ich auf ko­mi­schen ge­gen­stän­den her­um­kau­en muss­te, nur weil ich mir tief­ge­kühl­te fer­tig­ge­rich­te kauf­te, spuck­te ich die ge­gen­stän­de aus, kleb­te sie mit te­sa­film auf brief­pa­pier und schrieb dem her­stel­ler des fras­ses ei­nen brief. ein­mal habe ich so­gar mei­nem fran­zö­sisch-leh­rer ei­nen brief (auf deutsch) ge­schrie­ben, an­statt ei­ner klas­sen­ar­beit. ich schrieb ihm ei­nen drei­sei­ti­gen brief, auf deutsch, war­um ich fran­zö­sisch scheis­se fän­de. da­für gabs eine wohl­ver­dien­te sechs, aber da­für war mein frust weg. ich wie­der­hol­te die neun­te klas­se we­gen di­ver­ser sech­sen auf mei­nem ver­set­zungs­zeug­nis und wur­de plötz­lich ein gu­ter schü­ler.

im ja­nu­ar 1997 schrieb ich ei­nen be­schwer­de­brief an den ufa-pa­last stutt­gart, weil ich mich furcht­bar dar­über auf­reg­te, dass der film ver­spä­tet an­fing, zwi­schen­durch an­hielt und 20 mi­nu­ten spä­ter mit­ten im film wie­der an­fing. der ufa pa­last war so frei mich und mei­ne be­schwer­de zu igno­rie­ren. also sam­mel­te ich be­schwer­den an­de­rer auf mei­nem blog mei­ner home­page und nann­te die sei­ten „ufa pan­nen­pa­last sei­ten“. goog­le führ­te die ge­schäfts­füh­rung auf mei­ne sei­te und kurz da­nach fan­den ein paar frei­kar­ten den weg in mei­nen brief­kas­ten.

seit­dem är­ge­re ich mich öf­fent­lich. über al­les mög­li­che. är­ger ist der grund war­um es die­ses blog gibt (und die wit­zel­sucht).

in letz­ter zeit meh­ren sich aber die klug­scheis­ser die mei­nen man sol­le sich doch im in­ter­net nicht so auf­re­gen und bit­te­schön, zum bei­spiel, jour­na­lis­ti­sche grund­sät­ze be­ach­ten beim auf­re­gen oder mit dem­je­ni­gen über den sich man sich auf­regt mal eben te­le­fo­nie­ren. pe­ter schink mein­te das zu­letzt wie­der­holt.

oder jo­chen, der reg­te sich dar­über auf, dass blogg­ger sich über je­man­den auf­reg­ten, der sich dar­über auf­reg­te, dass sich an­de­re über sei­ne „ge­mein­nüt­zi­ge“ ar­beit auf­re­gen wür­den oder gar kri­ti­sie­ren. dar­über reg­te ich mich selbst­ver­ständ­lich auch auf.

statt je­man­dem der sich, bei­spiels­wei­se in sei­nem blog, über ir­gend­et­was auf­regt zu sa­gen, er sol­le sich nicht so auf­re­gen, wird dem­je­ni­gen in letz­ter zeit auch oft ger­ne ge­sagt, er (oder man) sol­le sich nicht so ernst neh­men. das ist na­tür­lich ein ganz per­fi­des vor­ge­hen, über das ich mich un­end­lich auf­re­gen könn­te.

die fra­ge ist letzt­end­lich, was sind das für arme schwei­ne, die mei­nen an­stän­di­ge leu­te soll­ten sich nicht öf­fent­lich auf­re­gen und nicht so nen wind um al­les mög­li­che ma­chen? ri­i­ich­ti­ig: das sind leu­te die sich irre ernst neh­men. re­ak­tio­nä­re arsch­lö­cher über die ich mich irre auf­re­gen könn­te. über was die sich al­les auf­re­gen!